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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2024

Toller Regency Roman

Dangerous Relations
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Als Lady Viktoria ganz unverhofft heiraten soll, ist sie zwar nicht wirklich begeistert von der Idee, muss aber einwilligen, denn ohne einen Ehemann an ihrer Seite, würde ihre Familie ihr Anwesen verlieren. ...

Als Lady Viktoria ganz unverhofft heiraten soll, ist sie zwar nicht wirklich begeistert von der Idee, muss aber einwilligen, denn ohne einen Ehemann an ihrer Seite, würde ihre Familie ihr Anwesen verlieren. Kurzerhand reist sie nach London zur Ballsaison und kann sich auch kaum vor Verehrern retten. Doch in ihrer engeren Auswahl kommen nur zwei, der äußerst charmanten Mr. Carmichael und ihr ehemals bester Freund Tom. Während die Männer um Vicky buhlen, passiert aber noch unheimlich viel mehr.
Dieser Roman klang einfach nur schön und da ich zwischendurch gerne in die Regency Zeit versinke, brachte er noch gleich die passende Atmosphäre.
Den Schreibstil der Autorin mochte ich sehr, sie schafft es, die Waage zu halten zwischen der damaligen Zeit und deren Redensweise und doch so modern zu bleiben, dass man es flüssig lesen kann. Damit schafft sie einfach ein lebendiges Kopfkino, bei dem die Bälle der damaligen Zeit genauso lebendig wurden, wie alle anderen Handlungen und Charaktere.
Die Geschichte beginnt recht spannend. Der Leser wird hier schnell in die Handlung geworfen, bei der man erste kleine Eindrücke von den Protagonisten erhält.
Die Spannungskurve ist zu Beginn also hoch, flacht dann leicht ab und nimmt dann wieder immer mehr Fahrt auf. Es gibt hier unterschiedliche Konflikte, die immer wieder für Plottwists sorgten und das Lesetempo recht hoch hielten.
Was mir gut gefallen hat, ist die glaubwürdige Darstellung der Zeit, insbesondere auch wieder die Stellung der Frau. Was mich nur wieder denken lässt, dass diese Zeit zwar sehr romantisch wirkt, aber ich doch froh bin, nicht mit all diesen Vorurteilen kämpfen zu müssen oder eher nicht so kämpfen zu müssen wie damals.
Vicky fand ich klasse, man merkt schon auf den ersten Seiten, dass sie einen eigenen Kopf hat und sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Mir hat es unheimlich gut gefallen, wie sie mutig ihren Weg geht. Schmunzeln ließen mich ihre Schlagabtäusche und ihre daraus resultierenden schlagfertigen Art. Zwar versucht sie sich gedanklich zusammenzureißen, indem sie daran denkt, wie wohl die Hauptfiguren in ihren geliebten Jane Austen Romanen handeln würde, wirklich gelingen tut ihr das aber nicht. Aber genau das machte sie für mich umso liebenswerter.
Die beiden Herren Tom und Carmichael wirken ein wenig vorhersehbar für mich. Während Tom ein scheinbar dunkles Geheimnis verbirgt, schmeichelt sich Carmichael gerne ein. Also so ein bisschen Bad Boy und Sonnyboy, doch die Autorin schafft es durchaus ihre Sympathien passend zu verteilen.
Mein Fazit: Ein schöner, spannender und zwischendurch auch zum Schmunzeln bringender Roman aus der Regency Zeit, der gut zu unterhalten weiß und viel Spaß macht beim Lesen. Gerade durch die Protagonistin Vicky, mit der man sich schnell verbunden fühlt, wird diese Geschichte noch lebendiger. Wer Regency Romane mag, wird um Dangerous Relations nicht drumherum kommen.

Veröffentlicht am 26.05.2024

Spannend mit tollen Charakteren

Die Sehenden und die Toten
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Auf einer Bank mitten im Wendland wird die Leiche des achtzehnjährigen Justus Libermann gefunden. Die Tat an sich ist schon grausam, doch die Leiche des jungen Mannes wurde noch zusätzlich verstümmelt. ...

Auf einer Bank mitten im Wendland wird die Leiche des achtzehnjährigen Justus Libermann gefunden. Die Tat an sich ist schon grausam, doch die Leiche des jungen Mannes wurde noch zusätzlich verstümmelt. Als Ermittlerin wird Clara Seidel hinzugezogen, die sich bereits vor zwei Jahren aufgrund von persönlichen Erlebnissen von Hamburg ins Wendland hat versetzen lassen. Doch ihre Erfahrungen als Ermittlerin sind unabkömmlich bei der eh schon knapp besetzten SoKo. Doch Carla hat selbst noch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, häusliche Gewalt und ein ständiges Herabwürdigen haben sie dazu gebracht, zu Alkohol zu greifen und Panikattacken zu erleben. Auch ihr Verhältnis zu ihrer hochsensiblen Tochter Lana ist seitdem etwas angespannt.
Allein der Titel dieses Krimis hat mich unheimlich neugierig gemacht und schon der Einstieg fiel mir sehr leicht. Einen kurzen Blick im Prolog auf den Täter und dann steigen wir auch umgehend in die Ermittlungen ein. Der Schreibstil liest sich sehr angenehm und flüssig. Die Umgebung des Wendlands wird hier wunderbar beschrieben, so dass man ein wenig Sehnsucht nach dem Norden und dessen Ruhe in diesem Gebiet bekommt.
Doch ganz so ruhig ist es derzeit im Wendland natürlich nicht. Der Fall rund um den gerade einmal achtzehnjährigen Justus erweist sich als wesentlich komplizierter als gedacht, denn Justus selbst hatte einiges zu verbergen. Mir hat das Tempo und die Wendungen die dieser Krimi aufgenommen hat, richtig gut gefallen und ich fand alles insgesamt wirklich unterhaltsam und spannend. Die Ermittlungen und die dabei entstandenen Dialoge waren gelungen und auf die Lösung des Falls wäre ich letzten Endes gar nicht gekommen.
Wie ich schon sagte, haben mir auch die Beschreibungen der Umgebung sehr gut gefallen, es hatte ein bisschen was von kleinem Dorf mitten im Nirgendwo. Kein Wunder also, dass Carla hier einen Neuanfang starten wollte.
Ungewöhnlich war hier, dass neben Carla auch ihre Tochter Lana, natürlich ohne das Wissen der Mutter, heimlich mit ermittelt.
Clara hat durch ihre Vergangenheit jede Menge Ecken und Kanten, reagiert schnell über und kämpft immer wieder gegen ihre inneren Dämonen. Das macht sie aber wiederum äußerst menschlich und glaubhaft und ich fand sie auch sehr sympathisch, denn sie ist ein grundehrlicher, loyaler Mensch.
Auch Lana fand ich unglaublich gut gezeichnet, ihre Besonderheiten waren wirklich fein ausgefeilt und machten sie auch dadurch zu jemand ungewöhnlich. Mit ihrer Art schafft sie es immer wieder, ihre Mutter bei ihren Ermittlungen in die richtige Richtung zu schubsen.
Alle weiteren Nebencharaktere waren, zwar teilweise stereotyp, aber trotzdem glaubhaft und sie sorgten für Abwechslung und spannende, manchmal auch witzige Dialoge.
Mein Fazit: Mit Die Sehenden und die Toten konnte mich Autorin Sia Piontek durchweg sehr gut unterhalten. Die Spannung war eigentlich durchweg hoch und die Charaktere authentisch und sympathisch. Ich freu mich auf weitere Ermittlungen für Carla und ihr Team. Lesenswert!

Veröffentlicht am 26.05.2024

Der zweite Fall für die WaPo Cuxhaven

Die Tote am Kai (WaPo Cuxhaven 2)
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Als Agatha die Nachricht erhält, dass ausgerechnet ihr Kollege Ingmar, der für sie den Dienst bei der WaPo, der Wasserschutzpolizei Cuxhaven, übernommen hat, angeschossen wurde, ist sie fassungslos. Ob ...

Als Agatha die Nachricht erhält, dass ausgerechnet ihr Kollege Ingmar, der für sie den Dienst bei der WaPo, der Wasserschutzpolizei Cuxhaven, übernommen hat, angeschossen wurde, ist sie fassungslos. Ob der Schuss eigentlich ihr gegolten hätte? Kurze Zeit später findet Agathas Vater in einem Krabbencontainer am Hafen, die Leiche einer jungen Frau. Ebenfalls bei ihr befindet sich ein Zettel mit Name und Anschrift. Alle Spuren führen zu einem Restaurant, dass nicht nur Essen in seinem Angebot hat. Als sich dann noch herausstellt, dass die Tote keinesfalls Selbstmord begangen hat, wird es brisant. Kann es sein, dass der Schuss auf den Kollegen etwas mit der Toten zu tun hat?
Mit Die Tote am Kai erschien der bereits zweite Fall für die WaPo Cuxhaven. Allerdings denke ich, dass man, was den Fall betrifft, keine Verständnisprobleme bekommen wird, auch wenn hier ein wenig auch das Privatleben der Ermittler mit einspielt.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und liest sich leicht und flüssig. Da hier viel Lokalkolorit mit einfließt, fühlte man sich mitten im Krimi. Sowohl der Dialekt, als auch die Landschaft kommen hier zur Geltung. Wer also kurz mal gedanklich in den Norden reisen möchte und kein Problem mit einer Leiche hat, bekommt hier gelungenes Kopfkino.
Der Fall ist spannend aufgebaut, die Ermittlungen schlüssig und glaubhaft. Es geht, wie so oft, um Betrug und Lügen, die Ermittler befinden sich so manches mal in der Zwickmühle, was das Geschehen nochmal spannender werden lässt. Durch kurze Kapitel und immer wieder wechselnden Perspektiven kommt man dann auch schnell durch die Seiten. Was mich allerdings etwas störte, waren die recht typischen Krimiklichees, wie ein Rezept, was alles reingehört, ein paar Plottwists, etwas Liebe und facettenreiche Charaktere. Trotzdem war es natürlich gute Unterhaltung.
Die Ermittler sind dieselben wie schon aus dem ersten Band. Sowohl Agatha Christensen von der WaPo als auch Hauptkommissar Viktor Carvalho sorgen auch hier wieder für interessante Ermittlungen. Insgesamt sind sie facettenreich. Ich konnte mir hier die Charaktere wirklich gut vorstellen und habe sie gerne bei ihren Ermittlungen begleitet.
Mein Fazit: Auch der zweite Fall für die WaPo Cuxhaven liest sich leicht und fesselnd, die wechselnden Perspektiven bieten dem Leser einen guten Rumdumblick und sorgen für Abwechslung. Das Ende des Buches lässt auf eine Fortsetzung schließen, die ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde. Ein Krimi mit Lokalkolirit für unterhaltsame Lesestunden.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Dramatische Familiengeschichte

Das Waldhaus
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Nach vielen Jahren kehrt die siebenunddreißigjährige Hannah zurück in ihr Elternhaus, nach außen hin scheint es, als wolle sie sich um ihren mittlerweile schwer an Demenz erkrankten Vater kümmern, doch ...

Nach vielen Jahren kehrt die siebenunddreißigjährige Hannah zurück in ihr Elternhaus, nach außen hin scheint es, als wolle sie sich um ihren mittlerweile schwer an Demenz erkrankten Vater kümmern, doch im Prinzip ist es ihr einfach nicht gelungen, auf eigenen Beinen zu stehen. Als ihr Vater eines Nachts die Treppe herunterstürzt und Hannah im Krankenhaus für ihre Mutter hält, die er um Verzeihung bittet, wird Hannah stutzig. Denn es ist nun dreiundzwanzig Jahre her, dass ihre Mutter angeblich Selbstmord begann. Nachdenklich geworden, beginnt Hannah nun doch nachzuforschen. Sie erhofft sich Hilfe von ihrem älteren Bruder, der jedoch ist mittlerweile erfolgreicher Schauspieler und möchte damit nichts zu tun haben. Kann es wirklich sein, dass ihr Vater, der damals schon einmal in Verdacht geriet, ihre Mutter getötet hat?

Das Cover und der knallige Buchschnitt lockten mich, das Buch in die Hand zu nehmen und bei Familiengeschichten werde ich so gut wie immer neugierig.
Der Einstieg fällt sehr leicht, denn Autorin Liz Webb schreibt sehr locker und flüssig, allerdings auch hin und wieder etwas weit ausholend. Trotzdem hat sie es immer wieder mit kleineren Andeutungen geschafft meine Neugierde zu entfachen.
Gleich vorweg, das Waldhaus ist nicht unbedingt ein klassischer Thriller, vielmehr geht es hier um eine dramatische Familiengeschichte, in der es sich um ein Geschehen in der Vergangenheit dreht. Immer wieder gab es Passagen, die mir zu langatmig wurden und doch gibt es auch kleine Anspielungen, bei denen ich innehalten musste, Nachbarn die sich irgendwie komisch verhielten, verschwundene Fotos oder ein Treffen mit einem ehemaligen Detective, der damals für den Fall zuständig war, brachten immer kleine Aspekte ein, die die Spannung wieder anheizten. Wer also ein eher schwaches Nervenkostüm hat, aber trotzdem gerne Spannungsromane liest, kann hier zugreifen. Insgesamt gab es auf jeden Fall unvorhersehbare Wendungen, die Spannung steigt kontinuierlich an und zum Ende hin gibt es dann auch noch den Showdown.
Die Atmosphäre des Buches ist ruhig, aber leicht düster und mysteriös, hier wird ganz geschickt mit Themen wie menschliche Beziehungen und Ereignissen der Vergangenheit gespielt, die ebenfalls neugierig auf mehr machen.
Als Leser begleitet man Protagonistin Hannah und diese lernt man wirklich sehr intensiv kennen. Tatsächlich ist sie keine allzu große Sympathieträgerin, doch letzten Endes muss man sie doch für ihren Mut bewundern, den damaligen Ereignissen unbedingt auf den Grund gehen zu wollen. Sie entwickelt sich innerhalb der Geschichte auf jeden Fall immer weiter, obwohl sie mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat.
Neben Hannah trifft man hier auf unterschiedlichste Nebencharaktere, bei denen mich doch schon der ein oder andere sehr neugierig machte, allen voran die Nachbarn. Die Zeichnung der unterschiedlichen Charaktere fand ich durchaus gelungen.

Mein Fazit: Mit Das Waldhaus hat Autorin Liz Webb ein insgesamt spannendes Familiendrama geschrieben, dass mich durchaus gut unterhalten hat. Hin und wieder gab es kleinere Längen und doch wollte ich unbedingt wissen, welche Wahrheit sich hier verbirgt. Die Charaktere waren glaubwürdig gezeichnet und die Protagonistin, die viele eigene Probleme mit sich herumschleppt, zwar nicht unbedingt sympathisch, aber doch authentisch. Wer spannende Familiendramen mag, ist mit diesem Buch definitiv gut aufgehoben.

Veröffentlicht am 16.05.2024

Sehr bewegend

Zeit der Schuldigen
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Sommer 1981, die siebzehnjährige Nina Markowski genießt das Leben und verbringt gemeinsam mit ihren Freundinnen ein paar schöne Stunden auf dem Hambüchener Zelt. Als einer der Jungs zudringlich wird, eilt ...

Sommer 1981, die siebzehnjährige Nina Markowski genießt das Leben und verbringt gemeinsam mit ihren Freundinnen ein paar schöne Stunden auf dem Hambüchener Zelt. Als einer der Jungs zudringlich wird, eilt der fast doppelt so alte Volker März Nina zur Hilfe. Die beiden freunden sich an, doch Volker ist Nina einfach zu alt und als sie einen Jungen aus ihrer Stufe näher kennenlernt, gibt sie Volker zu verstehen, dass es mit ihnen keine Zukunft hat.
Kurz darauf wird Nina bestialisch ermordet aufgefunden und Volker gerät unter Verdacht. Aber niemand kann die Tat eindeutig ihm zuweisen und so wird er frei gelassen. Doch vierzig Jahre später schwört die Polizistin Anne, die Wahrheit herauszufinden und geht ihre eigenen Wege, um März zu einem Geständnis zu bewegen.
Dieses Buch hat mich unheimlich durch sein düsteres Cover angesprochen und als ich las, dass es sich um eine fiktive Geschichte mit realem Hintergrund handelte, wollte ich mehr wissen.
Schon der Einstieg fällt leicht, denn der Autor wirft den Leser umgehend mitten in die Handlung. Dabei erzählt er sehr bildgewaltig und größtenteils fesselnd und als Leser möchte man einfach wissen, was damals geschah.
Die Handlung findet auf zwei Zeitebenen statt, als Leser wird man Zeuge des damaligen Geschehens Anfang der Achtziger, aber auch der in der Gegenwart, in der die Kommissarin Anne, die zur Tatzeit selbst noch ein kleines Kind war, mit aller Gewalt die Wahrheit aus Volker März herausbringen. Was sich als gar nicht so leicht darstellt.
Neben den Zeitebenen gibt es noch wechselnde Perspektiven, vor allem in der Vergangenheit. Der Leser bekommt hier einen guten Gesamteindruck und einige Momente zum Miträtseln. Dabei fand ich die Geschichte zu einem großen Teil sehr spannend, allein wieder zu lesen, wie schwierig, bzw. zeitaufwändig es vor vierzig Jahren noch war, z. B. Fasern zuzuordnen. Hin und wieder wurde es mir ein wenig zu ausschweifend, aber keineswegs langweilig. Die Parallelen zu einem realen Fall wurden gut recherchiert und machen betroffen. Im Nachwort erhält man hierzu noch interessante Details.
Die Charaktere werden vielschichtig angelegt und man bekommt ein klares Bild über Täter, Opfer und Ermittler. Insgesamt ist die Zeichnung der einzelnen Personen glaubhaft und authentisch und auch vorstellbar.
Mein Fazit: Ein spannender Roman rund um einen furchtbaren Mord an eine junge Frau, der auf wahren Begebenheiten beruht. Spannend, bildhaft und fesselnd führt der Autor den Leser mitten in die achtziger Jahre und man hat fast Gefühl, eine Zeitkapsel zu betreten. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung für diesen gelungenen Roman.