Profilbild von NaddlDaddl

NaddlDaddl

Lesejury Star
offline

NaddlDaddl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit NaddlDaddl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2019

Nicht bloß ein seichter Liebesroman!

Das Leben fällt, wohin es will
0

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf dieses Buch gefreut habe. Seit ich letztes Jahr "Glück ist, wenn man trotzdem liebt" gelesen habe, bin ich ein Fan von Petra Hülsmann und habe bisher alle ...

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf dieses Buch gefreut habe. Seit ich letztes Jahr "Glück ist, wenn man trotzdem liebt" gelesen habe, bin ich ein Fan von Petra Hülsmann und habe bisher alle ihrer Romane gelesen. Gut, das waren dann insgesamt drei, aber hey, ich hab sie trotzdem alle gelesen. Ob ich mir "Das Leben fällt, wohin es fällt" kaufe, stand also außer Frage, denn natürlich habe ich es vorbestellt.
Obwohl die Vorfreude groß war, hatte ich gar nicht mal so hohe Erwartungen an das Buch. Ich dachte, es würde eine unterhaltsame, aber nicht sehr tiefgründige Lektüre werden. Ein typischer Sommerroman eben. Aber da hab ich mich getäuscht, meine Erwartungen wurden übertroffen!
Die Geschichte dreht sich, wie der Klappentext schon sagt, um Marie, deren Leben plötzlich ganz anders ist. Denn als sie von der Krankheit ihrer Schwester Christine erfährt, muss sie Verantwortung übernehmen. Nicht nur soll sie bei ihrer Schwester einziehen, um auf deren Kinder aufzupassen, auch soll sie Christines Posten in der Werft übernehmen, in der Geschäftsleitung. Chaos ist also vorprogrammiert und es war unglaublich interessant und witzig zu verfolgen, wie Marie dieses neue Leben meistert. Die Story hat eigentlich immer etwas Interessantes geboten und das ohne große Dramen heraufbeschwören zu müssen. Auf mich haben die Handlungen meistens authentisch gewirkt, wie etwas, das einem auch im echten Leben widerfahren kann. Vor allem Christines Krankheit und welche Folgen das für alle um sie herum hat, wurde nicht beschönigt, was mir richtig gut gefallen hat. So gab es zu den lustigen Momenten und denen, die für ein bisschen Kribbeln gesorgt haben, auch berührende Stellen im Buch.
Petra Hülsmanns Schreibstil hat das sehr schön widergespiegelt. Die Autorin hat einfach Talent. Sie schreibt so flüssig und angenehm, dass das Buch einen richtigen Sog entwickelt und einen nicht mehr loslässt. Dauernd habe ich zu dem Buch greifen müssen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht, und dann hing ich wieder eine ganze Weile daran fest. Das ist auch der Grund, warum ich nur wenige Tage für den Roman gebraucht habe.
Außerdem steckt in den Dialogen viel Wortwitz und auch sie könnten direkt aus dem echten Leben kommen, so natürlich wirken sie.
Und etwas, das ich einfach genial fand: In "Das Leben fällt, wohin es will" wird an manchen Stellen Plattdeutsch geredet! Wer die anderen Bücher der Autorin kennt, weiß, dass sie gerne Dialekte in ihre Geschichte einbaut, vor allem das Hamburgerische (ist ja klar bei einer Hamburger Autorin) kommt immer wieder vor. Aber dass sie Plattdeutsch mit einbaut, damit hätte ich nicht gerechnet, und das hat mich nochmal mehr gefreut. Und für alle, die nicht alles Plattdeutsche verstanden haben (wie mich zum Beispiel) wurde das im Anhang nochmal 'übersetzt'.
Auch die Charaktere in dem Buch haben mich überzeugen können, besonders auch die Nebencharaktere, was ja nicht unbedingt bei jedem Roman der Fall ist. Ich hatte es zum Beispiel schon oft, dass die Protagonisten super vielschichtig waren, die Nebenfiguren jedoch im Vergleich dazu sehr blass. Nicht so hier. Gut, manche der Personen im Buch lernt man nicht so richtig kennen, aber Christine fand ich toll beschrieben, genau wie ihre Kinder Toni und Max. Hanna, Maries beste Freundin, wurde mir im Laufe der Zeit ebenso sympathisch, bei Maries beiden anderen Freunden, Ebru und Hector, bin ich mir nicht so ganz sicher, auch wenn ich beide ganz interessant fand.
Und die beiden Protagonisten waren natürlich wieder sehr cool. Marie, der Freigeist, war mir von Anfang an sympathisch und je weiter die Geschichte fortschritt, desto mehr Facetten lernte ich von ihr kennen, die sie mir noch mehr ans Herz wachsen ließen und sie außerdem noch authentischer haben werden lassen. Und Daniel, den ich am Anfang noch nicht wirklich mochte, lernte man ebenfalls besser kennen und auch bei ihm findet man Seiten, die man vielleicht nicht vermuten würde. Dazu kommt noch, dass keiner der Charaktere wirklich perfekt wirkte, sie machten Fehler und manchmal sagten oder taten sie Dinge, die echt unsympathisch waren, aber genau das hat mich dann auch wieder überzeugt, eben dass hier niemand perfektioniert wird.
Außerdem kommt auch wieder ein alter Bekannter aus den Petra-Hülsmann-Büchern vor, nämlich Knut, der Taxifahrer. Das Treffen mit ihm hat mich echt gefreut, weil, ganz ehrlich, was wäre ein Buch der Autorin ohne Knut? Und auch die Protagonisten der vorherigen Romane von Petra Hülsmann wurden erwähnt, sodass man immer auf dem Laufenden bleibt, was denn grob bei denen noch passiert.
Das Einzige, was mich ein wenig gestört hat, war das harmoniebedürftige Ende, um das man hier nicht herumkommt. Es ist schon sehr Friede-Freude-Eierkuchen, aber gut, damit komme ich aus, genau wie mit der ziemlichen Vorhersehbarkeit der Geschichte, die natürlich zu erwarten war. Es handelt sich nunmal um einen 'seichten' Liebesroman und als solchen hat er mich wirklich positiv überrascht.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Wenn's einfach passt

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
0

So, bevor ich etwas zur Handlung sage, will ich nur kurz etwas zur Buchgestaltung anmerken. Denn ganz getreu dem Titel macht es sich der Verlag mit den Büchern von Petra Hülsmann nicht einfach. An sich ...

So, bevor ich etwas zur Handlung sage, will ich nur kurz etwas zur Buchgestaltung anmerken. Denn ganz getreu dem Titel macht es sich der Verlag mit den Büchern von Petra Hülsmann nicht einfach. An sich mag ich das Cover. Die pastelligen Farben und die Symbole darauf gefallen mir, sie passen zum Buch. Wobei mir hier etwas Musikalisches fehlt, eine Note zum Beispiel oder ein Klavier. Aber das nur am Rande.
So, komme ich zu meinem Aber. Denn ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, wieso das Design der Petra-Hülsmann-Bücher schon wieder geändert wurde. Ganz am Anfang, also bei den ersten beiden Büchern, war die Covergestaltung noch recht kindlich, mit einem ziemlich einfarbigen Cover und einen Stricktierchen, das auch ein bisschen flauschig war. Die zwei darauffolgenden Bücher kamen dann im neuen Design, gestreift mit jeweils einer anderen Farbe und zum Buch passenden Elementen. Die älteren Bücher wurden dann auch neu aufgelegt in diesem Design. Wieso das hier dass wieder unterbrochen wurde, ist mir ein wenig schleierhaft. Klar, "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" fällt nicht ganz so aus dem Rahmen wie bei der ersten Umgestaltung, aber es ist eben doch noch einmal anders und das finde ich eben ein wenig unnötig…

Na gut, zum Cover habe ich nun genug gemeckert, komme ich nun zum Buch an sich. Da gibt es von mir viel weniger zu bekritteln, denn ich mag die Geschichte unheimlich gerne!
Die Geschichte hört sich ein bisschen nach "Fack ju Göhte" an, wie ich finde. Eine Lehrerin wird an eine Problemschule versetzt und muss dort mit aufmüpfigen Schülern klarkommen. Außerdem gründet sie eine Musical-AG, mit der sie einen Preis gewinnen möchte. Doch, ich sehe da schon Parallelen, besonders zum ersten FJG-Film. Aber die waren jetzt auch nicht allzu ausgeprägt, das Buch war schon sehr anders, die Parallelen haben mir sogar gefallen, eben weil die Geschichte trotzdem nicht kopiert wirkte.
Zu der "Ich komme an eine ganz schreckliche Schule"-Situation kommt natürlich noch eine große Portion Liebeswirrungen dazu und eine noch größere Portion Humor.
Man könnte also sagen, dass das Buch wieder sehr typisch ist für Petra Hülsmann, die ihre Protagonistinnen ja gerne aus der ihnen bekannten Umgebung reißt und sie mit viel Humor und Herz auf neue Wege schickt.
Dass die Geschichte vorhersehbar ist, kann ich da gar nicht abstreiten. Sie ist vorhersehbar. Ich konnte mir das grobe Ende schon sehr bald denken. Doch darauf kommt es mir bei einer so leichten Liebesgeschichte wie hier auch gar nicht an, da ist Unvorhersehbarkeit nun mal kein ausschlagendes Kriterium. Wobei ich finde, dass dieser Roman im Einzelnen doch auch noch Überraschungen birgt und nicht ganz so ausgeht, wie man es erwartet. Also ein etwas unvorhersehbarerer vorhersehbarer Roman. Aber was das Buch für mich so gut und besonders macht, ist der Humor, die liebevollen Charaktere und der Schreibstil von Petra Hülsmann.
Fangen wir mal beim Humor an. Es gibt sooo viele witzige Szenen in diesem Buch, dass ich ein paar Mal laut lachen und noch viel öfter beim Lesen schmunzeln musste. Etwas, das ich von einem leichten Liebesroman erwarte, das allerdings leider nicht auf jeden zutrifft. Hier ist der Humor einfach großartig. Ich sage nur Prinz William. Und Heaven-Tanita. Und...ach, ich lass das lieber, die Liste ließe sich noch unendlich fortsetzen!
Gleichzeitig wirkt die Geschichte aber nicht wie eine Aneinanderreihung gewollt komischer Momente. Nein, es werden auch ernstere Themen angesprochen wie Mobbing und die Probleme der sozialen Unterschicht. Vor allem hat es mich berührt, wie aussichtslos Jugendliche aus schwierigeren Verhältnissen ihr eigenes Leben betrachten, wie sehr sich bei ihnen das Denken verfestigt hat, sie hätten ja sowieso keine Chancen.
Der Schreibstil ist dann ganz so, wie man es von Petra Hülsmann gewohnt ist. Locker und leicht, fluffig, genau so, dass man einfach immer weiter lesen könnte, quasi durch das Buch fliegt. Dadurch hat sich bei mir besonders so ab der Mitte des Buches ein regelrechter Sog entwickelt, ich konnte mich kaum noch von den Seiten losreißen. Petra Hülsmann hat die Gefühle so schön zu mir rüber gebracht, dass ich richtig mitgefiebert habe.
Am meisten mag ich allerdings die Dialoge, die die Autorin so authentisch schreibt. Wenn sich zum Beispiel Annika und Nele unterhalten, wirkt das echt, nicht aufgesetzt. Aber ganz besonders war für mich die Sprechweise der Jugendlichen der ALS. Hier musste ich wieder stark an FJG denken, vor allem Heaven-Tanita hat mich, was das Reden angeht, stark an Chantal denken lassen (aber auch hier wieder: nur die Sprechweise ähnelt sich stark, vom Charakter her sind die beiden sehr unterschiedlich). Und das ist doch wirklich eine Leistung, wenn man während des Lesens eine so klare Stimme im Kopf hat, sich das so eindeutig vorstellen kann. Genau so erging es mir hier.
Und auch was die Charaktere angeht, kann ich nur loben. Zum Einen erschafft Petra Hülsmann wirklich tolle Nebencharaktere. Ich konnte mir Nele, Sebastian, Kai und Tristan so gut vorstellen, genau wie die Schüler wie Heaven-Tanita, Meikel, Mesut, Maryam, Hamed und Jo. Und sie waren mir alle so unheimlich sympathisch. Gut, vielleicht nicht durchgehend, manchmal hätte ich den ein oder anderen Charakter wirklich schütteln können, aber generell mochte ich sie alle.
Mit Annika, der Protagonistin hingegen hatte ich einen etwas holprigeren Start. Mein erster Eindruck von ihr war positiv, schon allein dadurch, dass sie als Bücherwurm dargestellt wurde. Aber ich merkte auch schnell, wie bequem sie es sich gemacht hatte, wie sehr sie ihren einfachen Alltag schätze und wie wenig sie diesen aufgeben wollte. Das war schon einmal das Erste. Aber viel mehr hat mich gestört, wie abfällig sie zu Anfang über das Problemviertel Hamburgs und insbesondere über die ALS denkt. Sie wirkte da regelrecht arrogant und wurde mir etwas unsympathisch. Allerdings hatte sie genau dadurch ein großes Entwicklungspotential, das die Autorin auch super genutzt hat! Denn die Entwicklung, die Anni im Laufe der Geschichte durchgeht, ist einfach nur schön zu beobachten und noch dazu realistisch geschrieben, sodass Anni mir später nur noch sympathisch war und ich ihr ihr Happy End gönnte.
P.S.: Wer auf ein Wiedertreffen mit altbekannten Charakteren hofft, der wird hier auch glücklich werden!

Mit ihrem neuesten Liebesroman hat mich Petra Hülsmann also wieder einmal auf ganzer Linie überzeugen können und ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der noch eine schöne, leichte, humorvolle Lektüre für den Sommer sucht, die ans Herz geht und auch mal ernstere Themen anspricht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 01.11.2017

Wunderbare Geschichte mit interessanter Thematik

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt
0

Mhairi is back! Nachdem ich von ihrem ersten Roman "Wir in drei Worten" unglaublich begeistert war, mir die letzten zwei jedoch nicht gaaanz so gut gefallen haben, hat die Autorin es mit "Irgendwie hatte ...

Mhairi is back! Nachdem ich von ihrem ersten Roman "Wir in drei Worten" unglaublich begeistert war, mir die letzten zwei jedoch nicht gaaanz so gut gefallen haben, hat die Autorin es mit "Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt" wieder geschafft, mich vollends zu überzeugen.
Man muss natürlich dazusagen, dass das Buch ein Frauenroman ist und die Handlung doch ziemlich vorhersehbar ist. Zumindest in Teilen. Aber dazu gleich noch was. Vorhersehbarkeit gehört bei diesem Genre nunmal immer dazu, genauso wie ein gewisses Schema, dem sich auch dieser hier bedient. Denn die Liebesgeschichte spielt sich wieder einmal so ab: Mann und Frau treffen aufeinander und können sich erst mal nicht leiden. Nachdem sie sich besser kennengelernt haben, werden sie Freunde und verlieben sich langsam ineinander. Dazu kommen dann noch gewisse persönliche (meistens beziehungstechnische) und arbeitsbezogene Probleme, die gelöst werden müssen. Also ja, "Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt" ist ein typischer Frauenroman, aber gleichzeitig auch anders und einzigartig. Ich finde es schon allein sehr sympathisch von dem Buch, dass die Probleme nicht überdramatisiert und überladen daherkommen. Wie man sich vorstellen kann, bekommt Edie Probleme, nachdem sie auf einer Hochzeit den Bräutigam küsst ohne die Braut zu sein. Vor allem, da Braut und Bräutigam auch noch Kollegen von Edie sind. Doch der Shitstorm, der daraufhin losgetreten wird, wirkt nicht übertrieben, es werden nicht mehr Probleme, Krisen und Co. in das Buch gequetscht, die man eigentlich gar nicht mehr braucht. Dazu kommt, dass ich die Themen, die hier behandelt werden, unglaublich interessant finde. Es geht viel um Social Media und wie die sich auf das Leben auswirken, was man am Beispiel Edie richtig gut erkennen kann. Menschen, die sie eigentlich gar nicht kennen, hassen sie plötzlich, sie ist der Buh-Mensch und es wurde so realistisch dargestellt, was für Auswirkungen ein Fehler haben kann, was ein wütender Mob im Internet bewirken kann. Damit verbunden ist ja auch die Problematik Schauspieler-Dasein. Mit Elliot Owen hat man eine Figur, die sich nicht nur auf der Sonnenseite der Berühmtheit aufhält, man erfährt auch viel von den negativen Auswirkungen, die Berühmtheit mit sich bringt.
Ich mochte also die gesamte Handlung, die Thematik und die Entwicklung der Geschichte, weil es auf mich viel authentischer wirkte als bei anderen Romanen des Genres. Und vor allem das Ende konnte mich überzeugen, weil es nicht ganz nach dem Schema ablief, nicht ganz so vorhersehbar war und mich berührt hat.
Ein weiterer großer Pluspunkt im Buch sind die Charaktere. Schon allein Edie als Protagonistin hat mir unglaublich gefallen. Das fängt mit ihrem Namen an, den ich richtig schön finde. Edie als Abkürzung von Edith. Ich mag diese alten Namen. Ich mochte vor allem aber auch ihre Persönlichkeit beziehungsweise, wie sich diese wandelt. Wie sie von der Frau, die in der Großstadt ihre Freiheit genießt unweigerlich nach Hause in die kleinere Stadt ziehen muss und sie langsam merkt, was wirklich wichtig ist, nämlich nicht die vielen Bekanntschaften und Partys. Diese Entwicklung lässt auch einen selbst mal nachdenken.
Noch viel mehr mochte ich Elliot, den Superstar, den allseits bekannten Schauspieler. Mit ihm hatte man jemanden, der seine Arbeit liebt, aber nicht den Rummel darum herum und ich fand es schön mit Edie die Ehrfurcht vor dieser Berühmtheit abzulegen und die Person dahinter kennenzulernen. Das Einzige, was mich echt irritiert hat ist sein Aussehen. Ich kann nämlich nicht umhin zu denken, dass sich Mhairi McFarlane da an einer gewissen realen Person orientiert hat, einem Schauspieler aus dem echten Leben. Schauspieler. Um die 30 Jahre alt. Spielt in einer mittelalterlichen Serie den jungen Prinzen, der zufällig mit Wölfen in Verbindung gebracht wird. Dunkle, leicht lockige Haare. Markantes Kinn und volle Lippen. Na, klingelt's da bei dem ein oder anderen? Bei mir haben die "Game of Thrones"-Sirenen sofort losgeschrien, haben geheult "Das ist Robb! Robb Stark!". Ich habe natürlich auch gleich mal Bilder von Richard Madden gegoogelt und bin zu der Entscheidung gekommen, dass Mhairi McFarlane sich den Schauspieler als Vorbild für Elliot genommen haben muss, denn wie sonst kann man sich diese Ähnlichkeit erklären?
Und auch die restlichen Charaktere finde ich ziemlich interessant. Es gibt ein paar, die man einfach ins Herz schließen muss, ein paar, an die man sich gewöhnen muss, manche kann man nicht ganz so gut einschätzen und andere mag man von Vornherein nicht, woran sich auch später nichts mehr ändert.
Der Schreibstil gibt dem Buch dann noch den letzten Schliff. Die Autorin hat es einfach drauf so locker und leicht zu schreiben und dabei noch eine große Portion Witz mit reinzubringen. Ich musste ein ums andere Mal lachen, weil die Situation einfach so witzig oder auch komisch war, etwas, das ich bei den seichteren Liebesromanen immer sehr wichtig finde. Außerdem bekommt Mhairi McFarlane es hin, auf eine interessante Art zu beschreiben, sodass es nicht langatmig wird. Bei Personen zum Beispiel verwendet sie oft Vergleiche mit Stars und ich saß des Öfteren da und hab die dann gegoogelt, um mir die Leute besser vorstellen zu können. Überhaupt gibt es einige Anspielungen, ob auf Personen, Filme oder Songs, alle paar Seiten findet man eine Anspielung und auch wenn ich sie oft nicht verstehe, finde ich es interessant sie zu sehen. Das einzige, was ich an dem Schreibstil zu meckern habe - wenn man das meckern nennen kann - ist die Perspektive, denn der Roman wird zwar aus Edies Sicht geschrieben, aber in der dritten Form und ich denke, wäre aus der ersten Perspektive geschrieben worden, ich wäre noch einen Tick mehr mitgerissen worden als sowieso schon.
Insgesamt hat mich das Buch aber nicht enttäuscht, eher positiv überrascht und ich kann es guten Gewissens als eines meiner Lieblingsbücher bezeichnen.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Unterhaltsam und charmant

Emma
1

Mit „Emma“ habe ich den dritten Roman, den ich mir von Jane Austen vorgenommen habe.
Die Handlung ist eigentlich ziemlich leicht erklärt: Emma ist die Tochter eines wohlhabendes Mannes in einem kleinen ...

Mit „Emma“ habe ich den dritten Roman, den ich mir von Jane Austen vorgenommen habe.
Die Handlung ist eigentlich ziemlich leicht erklärt: Emma ist die Tochter eines wohlhabendes Mannes in einem kleinen Ort, ist unglaublich lebhaft und denkt ein Talent dafür zu haben, Menschen zu verkuppeln, da sie das bei ihrer Erzieherin Miss Taylor schon geschafft hat. Ihr neues Ziel ist die junge Harriet und Emma verbringt einen Großteil ihrer Zeit damit, Harriets Leben zu beeinflussen und eben vor allem einen passenden Ehemann für sie zu finden. Dass hier nicht alles so verläuft, wie Emma sich das vorstellt, erklärt sich von selbst und es kommt zu einigen Missverständnissen.
Ich finde die Geschichte unglaublich interessant und denke, wenn ich nicht durch die Verfilmung schon ungefähr gewusst hätte, wie alles endet, wäre ich bestimmt überrascht worden. So habe ich mich über kleine und größere Andeutungen gefreut, die im Buch verstreut zu finden sind und konnte mir die Zusammenhänge schön ausmalen. Die Handlung an sich macht vielleicht auf den ersten Blick nicht viel her, es sind die typischen Gesellschaften und ab und zu ein Ball oder ein Ausflug, aber der Roman wird durch seine Charaktere und deren Verhältnisse zueinander, die Dialoge einmalig.
Aber erst einmal zum Schreibstil. Hier ist mir mal wieder aufgefallen, wie toll der Stil ist. Meist schreibt die Autorin aus Sicht von Emma, der Protagonistin, aber manchmal bekommt man auch einen Einblick in die Gedanken anderer Charaktere, was es noch spannender macht. Immer wieder kommentiert Jane Austen ihre Figuren, macht sich lustig und so weiter und hat mich damit zum Schmunzeln gebracht. Ich kann zwar nicht sagen, dass sich ihr Stil sehr leicht lesen lässt wie ich es zum Beispiel bei aktuellen Liebesromanen gewöhnt bin, aber das heißt nicht, dass ich nicht gefesselt war und unbedingt weiterlesen musste.
Dann mal zu den Charakteren. Ich bin wirklich selten so toll ausgearbeiteten Charakteren wie in "Emma" begegnet. Das fängt mit Emma an, die ich als Hauptfigur einfach nur toll finden kann. Gut, sie ist nicht unbedingt die Sympathischste, zumindest am Anfang nicht, aber sie hat eine lebhafte Art, ist intelligent und humorvoll. Außerdem sind ihre Versuche, in die Leben anderer Menschen zu griffeln, sehr amüsant, auch wenn sie vielleicht nicht immer die besten Ideen hat. Emma macht zudem eine tolle Entwicklung durch und wird einsichtiger, etwas, das ich sehr gut beschrieben finde. Genauso klasse finde ich die Wandlung von Harriet Smith, vor allem, wie sich Emmas Einfluss auf sie auswirkt.
Andere Charaktere wurden mir von Anfang an sehr sympathisch. Allen voran Mrs. Weston, sie kommt mir wie die gute Seele im Buch vor und ich konnte mir ihre liebenswürdige und nette Art gut vorstellen. Aber auch Mr. Knightley, der Einzige, der Emma auch mal Kontra gibt, oder Frank Churchill mit seiner offenen Art sind Charaktere, die mir einfach ans Herz gewachsen sind.
Andere hatten es ein bisschen schwerer, zum Beispiel Mr. Woodhouse. Er wurde zwar als umgänglicher Mensch beschrieben, aber mich hat sein ständiges Gerede über Krankheiten und "Oh nein, haben Sie sich auch keine Erkältung geholt?" oder "Mr. Perry empfieht bla bli blub" ziemlich genervt und das hat sich ja bis zum Ende durchgezogen.
Wen ich als Charakter an sich mehr oder weniger schrecklich fand, aber von der Darstellung her super, sind Miss Bates und Mrs. Elton. Miss Bates ist ja noch in Ordnung, sie kam mir einfach wie eine einsame Frau vor, die sich unabsichtlich darauf verlegt hat, andere Menschen mit ihren Redeflüssen zu langweilen, "nicht wahr?". Aber Mrs. Elton... ooooh Gott, diese Frau! Schon allein wenn ich mir nur vorstelle, mit ihr in einem Raum zu sein, bekomme ich Zustände, aber von ihr zu lesen, war einfach göttlich, ich musste oft laut loslachen, weil Mrs. Elton wieder mal wie ein Wasserfall ihren Quatsch verzapft hat. "Ich bitte Sie, Miss Woodhouse, genau gleich", "Mr. Suckling hier und Maple Grove da" und natürlich immer wieder dieses "ich bitte Sie"... Die Frau hat ganz besonders dazu beigetragen, dass mir "Emma" als unglaublich unterhaltsam in Erinnerung bleiben wird.
Das Einzige, was mich an der Geschichte ein wenig mehr gestört hat, ist, dass es zwei Kapitel gibt, die sich ausschließlich mit den Hintergründen einer Person beschäftigen. Gut, die paar Seiten über die Charaktere sind wohl nötig, um sie zu verstehen, aber es hat mich in dem Moment einfach ein wenig genervt, dass es nicht mit der Handlung vorangeht... Ansonsten kann ich "Emma" mit "Stolz und Vorurteil" auf eine Stufe stellen.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Komplexer Thriller, der mich komplett fesseln konnte

Im Traum kannst du nicht lügen
1

Ich habe schon oft ein Buch gelesen, von dessen Cover ich wirklich fasziniert, aber dessen Handlung an sich nicht so gut war. Hier ist das auf jeden Fall anders herum!
Das Cover finde ich eher unspektakulär ...

Ich habe schon oft ein Buch gelesen, von dessen Cover ich wirklich fasziniert, aber dessen Handlung an sich nicht so gut war. Hier ist das auf jeden Fall anders herum!
Das Cover finde ich eher unspektakulär und auch nicht so passend zur Geschichte, da hätte ich mir etwas Zusammenhängenderes gewünscht. Doch die Geschichte hat mich dann richtig packen können, deswegen bin ich froh, dass ich sie über die Lesejury entdeckt habe.
Aber um was geht es eigentlich in dem Jugendthriller? Maja steht in Stockholm vor Gericht. Sie wird angeklagt, an einem Amoklauf in ihrer Schule beteiligt gewesen zu sein, bei dem ihre beste Freundin, ihr Freund, ein Lehrer und zwei weitere Mitschüler ums Leben kamen. Das ist also die Ausgangssituation, das weiß man gleich zu Anfang. Und damit breitet sich ein Prozess aus, der immer mehr von den wahren Geschehnissen enthüllt. Nicht nur im Rahmen der Gerichtsverhandlungen, es gibt auch viele Rückblenden, in denen von den Vorfällen vor dem Amoklauf erzählt wird, in denen die Hintergründe ans Licht kommen, wie alles zusammenhängt. Alles in allem hat man also einen komplex gestrickten Thriller, der aus seeehr vielen kleinen Puzzlestückchen besteht, von denen man anfangs nur sehr wenige besitzt. Erst mit dem Laufe der Zeit erhält man ein klareres Bild, das sogar erst ganz am Ende komplett aufgelöst wird. Die Frage, ob Maja schuldig ist, ob sie eine Mörderin ist, zieht sich durch das gesamte Buch und hat mich so komplett fesseln können, denn ich war mir bis zum großen Finale ziemlich unsicher, auch wegen der vielen Wendungen, die die Handlung nimmt.
Der Schreibstil macht die Handlung dann nochmal um einiges interessanter. Warum? Weil das Buch aus Majas Sicht geschrieben ist, aus ihrer Ich-Perspektive. Dann weiß man ja sofort, ob sie es getan hat oder nicht, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Aber nein! Die Autorin schafft es, aus der Sicht eines Charakters zu erzählen und gleichzeitig dessen Gedanken so unklar zu lassen, dass man sich über dessen Beweggründe nie sicher sein kann. Trotzdem hat man dieses "Ich bin direkt dabei"-Gefühl. Das Buch hat mich von Anfang an gepackt, ich liebe den Schreibstil, den Malin Persson Giolito da verwendet. Er wirkt wie echte Gedanken und vor allem wie die Gedanken einer 18-Jährigen, was es einfach sooo authentisch macht. Ich liebe die Gedankengänge, die Denkweise. Wie die Autorin es schafft, so einfach zu schreiben, dass man das Buch verschlingt, aber auch die wichtigen Themen nicht außen vor lässt. Durch die Gedankengänge Majas wurde ich immer wieder zum Nachdenken angeregt.
Es hängt natürlich alles mit der Protagonistin zusammen, dass mich sowohl Handlung als auch Schreibstil so gut gefallen haben. Denn Maja, aaah, Maja...von ihr weiß man wirklich nicht, was man halten soll. Die Ausgangssituation sagt einem, dass sie eine Mörderin ist. Ist sie das wirklich? Keine Angst, die Frage beantworte ich jetzt nicht. Die Frage beantwortet auch Maja nicht, zumindest nicht sofort. Besonders am Anfang wirkt sie unglaublich distanziert, als würde der Prozess sie nicht betreffen. Das lässt sie kalt wirken. Aber mit der Zeit merkt man, dass sie mit dieser Distanz, mit ihrem Sarkasmus ihre Gefühle verbirgt. Ist das Hass? Trauer? Scham? Man weiß es nicht. Aber diese Gefühle sind da, lauern hinter den Mauern, die Maja aufgebaut hat, sie brodeln und brodeln und drohen überzukochen und es ist einfach nicht abzustreiten, dass Maja eine tolle Protagonistin darstellt. Nicht so einfach gestrickt. Nicht so toll und perfekt und nett. Nicht mal unbedingt sympathisch. Nein, jemand der eindeutig schlecht über andere denkt und sich zum Beispiel für fast jeden, den sie trifft, einen verächtlichen Spitznamen ausdenkt. Jemand, der die Geschichte noch lesenswerter macht. Und fast noch lesenswerter sind Majas Beziehungen zu anderen Personen. Sebastian, Amanda, Samir, Majas Eltern... Und immer, wenn man denkt, man hat eine Beziehung durchschaut, wenn man denkt, man wüsste wohin die Reise geht, dreht sich alles und es entwickelt sich nochmal ganz anders. Auch bei den Nebencharakteren an sich ist es eben nicht so einfach, sie einzuordnen. Selbst die, von denen man denkt, sie wären nett und sympathisch, haben ihre dunklen Seiten und die von denen man anfangs vielleicht eher schlecht denkt, wachsen einem zum Ende hin vielleicht doch ans Herz.
Deswegen kann ich nur sagen, Hut ab. Wirklich. Denn „Im Traum kannst du nicht lügen“ hat mich komplett gepackt und überzeugt, eben weil der Thriller so undurchschaubar ist und mit einiges zum Nachdenken gegeben hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Atmosphäre