Profilbild von Hilou

Hilou

Lesejury Star
offline

Hilou ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Hilou über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2025

Ungewohnter Teil der Reihe

Todesspur
1

Zum Inhalt:
Terroranschläge erschüttern Deutschland und ein Ende ist nicht in Sicht. Die nächste Generation der extremistischen Gruppe RAF plant noch eine Reihe von weiteren Anschlägen. Ein Hauptverdächtiger, ...

Zum Inhalt:
Terroranschläge erschüttern Deutschland und ein Ende ist nicht in Sicht. Die nächste Generation der extremistischen Gruppe RAF plant noch eine Reihe von weiteren Anschlägen. Ein Hauptverdächtiger, Paul Conrad, entgeht ganz knapp seiner Festnahme durch das BKA-Ermittlerteam von Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez. Während die beiden herauszufinden versuchen, was die Terrorgruppe weiterhin plant, rückt die zunächst eher unbeteiligte Lea Fuchs immer mehr in den Fokus der Ermittlungen. Doch die verfolgt wiederum ganz andere Pläne...

Meine Leseerfahrung:
Im deutschsprachigen Raum ist Andreas Gruber bereits eine bekannte Größe unter den Thriller-Autoren, für mich sogar einer der Besten. Ich habe fast alle Teile der Sneijder/Nemez-Reihe gelesen und wurde bisher nie enttäuscht. "Todesspur" weicht allerdings deutlich von den Vorgängern ab. Zum Einen steht diesmal organisierte Kriminalität auf politischer Ebene im Vordergrund, was bereits für sich genommen eine heikle und komplizierte Thematik in sich birgt; zum Anderen ist das Setting mit Urlaubsfeeling auf Mallorca diesmal sehr ungewohnt. Es gibt zudem zwei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Bis der rote Faden erscheint, wird es leider etwas langatmig.

Die Story bekommt nach und nach mehr Spannung, indem die ersten Morde auf Mallorca stattfinden. Damit nehmen die Ermittlungen auch mehr Fahrt auf. Sneijder und sein Team befinden sich zu diesem Zeitpunkt als Undercover-Beamte im Hotel. Die Geschehnisse überhäufen sich plötzlich nacheinander und dermaßen verstrickt, dass ich einige Leseabschnitte erneut lesen musste, um den Überblick behalten zu können.

Ein wenig Struktur hat mir tatsächlich in diesem Teil schließlich doch gefehlt, weswegen ich "Todesspur" zu den eher schwächeren Bänden der Reihe zähle. Nichtsdestotrotz war es ein Lesegenuss für mich, einer neuen Ermittlungsarbeit des Teams beizuwohnen, wobei ich mir ein wenig mehr Präsenz von Nemez gewünscht hätte. Im Großen und Ganzen ist das Buch aber absolut unterhaltsam gewesen. Ich würde diesen Teil auch Neulesern empfehlen, die noch eine Möglichkeit suchen, in die Reihe reinzuschnuppern. Klar sollte man die anfänglichen Teile gelesen haben, um die Charaktere besser einschätzen zu können. Hintergrundwissen schadet hierbei nie. Allerdings kann der 8. Teil der Reihe auch völlig unabhängig von seinen Vorgängern gelesen werden.

Fazit:
"Todesspur" vereint politisch motivierte Kriminalität, ungewohnte Undercover-Ermittlung und ein sommerliches Urlaubsfeeling mit einer Prise Humor. Anders als gewohnt und mit leichten Schwächen, aber immer noch durch und durch unterhaltsam!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2024

Seiner Zeit voraus

Carmilla
0

Zum Inhalt:
Laura lebt mit ihrem Vater recht bescheiden in einem abgeschiedenen Schloss in der Steiermark. Ihr Leben ist einsam, Besuch empfangen sie eher selten. Eines Nachts bei einem Spaziergang taucht ...

Zum Inhalt:
Laura lebt mit ihrem Vater recht bescheiden in einem abgeschiedenen Schloss in der Steiermark. Ihr Leben ist einsam, Besuch empfangen sie eher selten. Eines Nachts bei einem Spaziergang taucht eine Pferdekutsche auf, die in der Nähe des Schlosses in einen Unfall gerät. Aus der Kutsche wird die junge Carmilla bewusstlos geborgen. Ihre Mutter muss nach eigenen Angaben die Reise, bei der es um Leben und Tod geht, aber fortsetzen und Carmilla auf Grund ihres Zustandes zurücklassen. Zur Freude von Laura bietet ihr Vater an, Carmilla im Schloss als Gast aufzunehmen. Zwischen den jungen Frauen entsteht eine tiefe Freundschaft, die bald ihre Opfer fordert...

Meine Leseerfahrung:
"Carmilla" ist 26 Jahre vor Bram Stokers "Dracula" erschienen. Und wenn man beide Geschichten gelesen hat, kann man deutlich erkennen, dass Stoker sich hiervon hat beeinflussen lassen. Mir war dieser Klassiker lange Zeit tatsächlich völlig unbekannt, obwohl ich eine Phase hatte, wo ich mich durch sämtliche Vampirromane hindurchgearbeitet habe. Als ich ihn dann endlich doch entdeckt habe, hatte ich auf Grund der altbackenen Buchcover kaum Anreiz, das Buch mal in die Hand zu nehmen. Nun hat die Hobbitpresse endlich mal ein überaus ansprechendes Exemplar herausgebracht, das mit einem sehr einprägsamen Buchcover glänzt.

Erwartet habe ich bei "Carmilla" eher einen zähen Erzählstil, war dann doch überrascht über den sich flüssig lesenden Text. Wie bei "Dracula" handelt es sich hierbei auch um einen Briefroman, der aus Lauras Sicht geschrieben ist. Das ist deswegen so interessant, weil Laura eine tiefe Bindung zu Carmilla aufbaut und im weiteren Verlauf die Veränderungen in der beinahe toxischen Freundschaft allmählich erkennt. Zudem wird sie nachts von Alpträumen geplagt, die wie Vorboten der aufkeimenden Gefahr wirken. Ihre eigenen Schilderungen zu den Geschehnissen wirken aus ihrer Feder sehr authentisch und glaubwürdig.

Die Atmosphäre ist und bleibt durchgehend düster und beklemmend. Zwischen den beiden Mädchen mutet es zuweilen leicht erotisch an, so dass man sich ständig fragt, ob es tatsächliche starke Anziehungskraft ist oder eine Art manipulierende Hypnose seitens Carmilla, die nach und nach einzelne Vampirfähigkeiten aufblitzen lässt. Wenn man bedenkt, in welcher Zeit dieser Roman geschrieben wurde, verwundert es mich schon ein wenig, dass hier eine sexuelle Spannung zwischen zwei weiblichen Figuren derart frei und offen erzählt worden ist.

Mir hat an der Geschichte nur noch etwas mehr Hintergrundwissen zu Carmilla gefehlt, was die Story sicher mehr gefüllt hätte. Trotzdem ist dieser Klassiker sehr lesenwert und eine willkommene Abwechslung zu all den aktuellen Vampirromanen, die lediglich Lesertrends bedienen und nichts Innovatives mehr zu bieten haben.

Fazit:
"Carmilla" ist eine kurzweilige Vampirgeschichte über eine toxische Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen, die schaurige Lesestunden garantiert. Ein Muss für Vampir-Fans!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2024

Pechschwarzer Humor, ordentlich Brutalität und jede Menge Spice

Butcher & Blackbird - Selbst die dunkelsten Seelen sehnen sich nach Liebe
0

Zum Inhalt:
Sloane und Rowan sind zwei Gleichgesinnte mit dunklen Seelen. Beide sind Serienmörder auf der Jagd nach anderen Serienmördern. Als die beiden aufeinander treffen, beginnt eine außergewöhnliche ...

Zum Inhalt:
Sloane und Rowan sind zwei Gleichgesinnte mit dunklen Seelen. Beide sind Serienmörder auf der Jagd nach anderen Serienmördern. Als die beiden aufeinander treffen, beginnt eine außergewöhnliche Freundschaft, die sich über Jahre hält. Einmal im Jahr treten sie gegeneinander an und jagen die übelsten Mörder Amerikas. Doch die freundschaftlichen Gefühle zwischen den beiden werden mit der Zeit intensiver und leidenschaftlicher. Und am Ende haben sie mehr zu verlieren, als sie gegen ein wahrlich böses Monster antreten. 

Meine Leseerfahrung:
Ich lese viel Thriller und Fantasy. Darin darf auch hin und wieder mal eine Romanze vorkommen. Aber reine Liebesgeschichten sind mir zuwider. Eine Dark RomCom hatte ich noch nie und wollte damit ein wenig aus meiner Komfortzone kommen. Abwechslung ist gut, dache ich. Ich hatte ja keine Ahnung.

Gereizt hat mich eigentlich eher die Tatsache, dass es um zwei rivalisierende Serienkiller geht, die gleichgesinnt sind und Jagd auf andere Serienkiller machen. Da ich aktuell die Serie "Dexter" durchsuchte, habe ich angenommen, dass dieses Buch genau das Richtige für mich wäre. Dann habe ich die vorangestellten Triggerwarnungen gelesen,... und ja, die sollte man wirklich ernst nehmen. Inhaltlich hätte ich mir ehrlich gesagt mehr Morde gewünscht, auch wenn das etwas makaber klingt. Schließlich sind hier Serienmörder am Werk. Die Handungsebene erschien mir daher leider etwas zu seicht. Aber es ist ja eigentlich eine Liebesgeschichte, wobei man diese in Anführungsstriche setzen kann. 

Da es meine erste Dark Romance ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich das Buch insgesamt bewerten soll. Aber weil ich im Ergebnis sehr unterhaltsame Lesestunden hatte und auch nur so durch die Seiten geflogen bin, gibt es von mir gute 4 Sterne. Allerdings spricht mich der schwarze Humor auch an und heikler Content ist für mich persönlich auch kein Thema, da ich von Thrillern schon so Einiges gewöhnt bin. Was mich allerdings etwas kalt erwischt hat, war die absolut detailliert dargestellten Sexszenen. Von zarter Romanze kaum ne Spur, hier geht es direkt ins Eingemachte. Aber was kann man auch Anderes von zwei Serienkillern erwarten?

Ab Januar folgt bereits der zweite Teil und ich werde sicherlich wieder mit dabei sein. Ich brauche in diesem Genre definitiv noch mehr Vergleichsmöglichkeiten. 

Fazit:
"Butcher & Blackbird" von Brynne Weaver kombiniert schwarzen Humor und Serienkiller-Vibes mit Düsternis und extremen Spice. Nichts für schwache Nerven, aber auf seine verstörende Art sehr unterhaltsam!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2024

Was zum Gruseln...

Das flüsternde Haus
0

Zum Inhalt:
Harry Adams ist alleinerziehende Mutter und arbeitet als Haushaltshilfe für einen berühmten Filmregisseur namens Javier Castillo, der bekannt ist für seine Horrorfilme. Eigentlich ein Traumjob, ...

Zum Inhalt:
Harry Adams ist alleinerziehende Mutter und arbeitet als Haushaltshilfe für einen berühmten Filmregisseur namens Javier Castillo, der bekannt ist für seine Horrorfilme. Eigentlich ein Traumjob, denn Harry ist ein großer Fan des Genres und das Haus steckt voller Requisiten und Kostüme aus den bisher produzierten Filmen. Doch die gruselig wirkende Villa hat ein verschlossenes Zimmer. Manchmal klopft es hinter der Wand und manchmal hört Harry Hilferufe...

Meine Leseerfahrung:
Die Bücher von Christina Henry lese ich deswegen gerne, weil sie abwechslungsreiche Geschichten zu bieten hat. Mit "Das flüsternde Haus" beglückt Sie uns mit einer soliden Gruselgeschichte, die absolut halloweentauglich ist. Die gesamte Atmosphäre ist unheimlich und düster. Es knistert vor Spannung. Man ist gespannt, was als Nächstes passiert. Doch Henry zieht die Situation oft in die Länge und strapaziert unsere Nerven. Auch wenn es einige langatmige Stellen gibt, insbesondere wenn man viel über Harrys Vergangenheit erfährt, hat das Buch durchaus Potenzial, um Gänsehaut zu erzeugen.

Ich bin allerdings selbst Fan von alten Horror-Klassikern und kann die Begeisterung von Harry und ihrem Teenie-Sohn gut nachvollziehen. Die Gruselvilla konnte ich mir dank der bildhaften Erzählweise von Henry sehr gut vorstellen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und konnte die Auflösung kaum abwarten.

Das Ende war stimmig, nicht besonders neu, aber dafür ziemlich kreativ geschrieben. Insgesamt kann ich sagen, dass dieses Buch trotz einiger kleiner Schwächen eher meinen Geschmack getroffen hat. Ich finde spannende Geistergeschichten allerdings auch sehr ansprechend, insbesondere wenn das Setting in einer gruselig anmutenden Villa oder einem Schloss etc. angesiedelt ist.

Fazit:
"Das Flüsternde Haus" von Christina Henry bietet eine solide Geistergeschichte mit Spannung und Grusel. Insbesondere Fans von Horrorfilmen kommen hierbei voll auf ihre Kosten. Gute Unterhaltung in der gemütlichen Herbstzeit!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2024

Tiefe Einführung in die japanische Kultur

Das alte Japan. Sagen, Mythen, Märchen, Bräuche
0

Zum Inhalt:
Der Diplomat Algernon Bertram Mitford verbrachte als Attaché der britischen Gesandtschaft einige Zeit in Japan und trug 1871 Kurzgeschichten, Märchen und Sagen dieses geheimnisvollen Landes ...

Zum Inhalt:
Der Diplomat Algernon Bertram Mitford verbrachte als Attaché der britischen Gesandtschaft einige Zeit in Japan und trug 1871 Kurzgeschichten, Märchen und Sagen dieses geheimnisvollen Landes in seinem Buch "Tales of old Japan" zusammen. Teilweise suchte er die Erzählungen aus diesem Sammelband aus sehr seltenen alten japanischen Quellen zusammen. Dieses Standardwerk ist nun in einer Neuauflage im Anaconda Verlag als Hardcover mit 560 Seiten erschienen und beinhaltet neben Volkstraditionen, Erzählungen von berühmten Persönlichkeiten und Schilderungen japanischer Gebräuche und Riten, auch sehr anschauliche Illustrationen in schwarzweiß.

Meine Leseerfahrung:
Kein anderes Land hat eine dermaßen komplexe Kultur wie Japan, was mich schon seit meiner Jugend sehr faszinierte. Das Standardwerk von Mitford war mir daher bereits ein Begriff. Allerdings hatte ich mich wegen der beträchtlichen Seitenzahl bisher nicht an dieses Buch herangewagt. Die Neuauflage hat mE das bisher beste Buchcover, was ebenfalls ein Anreiz dafür war, das Buch mal endlich in die Hand zu nehmen.

Vorab muss ich anmerken, dass man viel Zeit fürs Lesen einplanen sollte. Der stellenweise etwas zähe Schreibstil ist anfangs noch sehr hinderlich. Ich habe etwas gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Sehr hilfreich waren allerdings die enthaltenen Fußnoten, die bestimmte Begrifflichkeiten näher erläutern. An einer Stelle füllt der Text einer Fußnote sogar die halbe Seite und geht sogar noch auf der darauf folgenden Seite weiter. Das kann durchaus irritieren, meinen Lesefluss hat es allerdings nicht gestört.

Ganz besonders gefielen mir die Märchen, die nebenbei viel Lebensweisheiten weitergeben, sowie der Abschnitt über Sagen, Mythen und Aberglauben, die ebenfalls voller tiefer Bedeutungen stecken. Insgesamt kann man sagen, dass fast jede Erzählung belehrend ist und zur Selbstreflektion dient. Dass dabei oft die Geisterwelt eine Rolle spielt, war für mich sehr faszinierend, zumal die japanische Kultur stark geprägt ist von Geistern der Vergangenheit. Die übernatürliche Ebene der Geschichten war sicherlich zur Zeit der Veröffentlichung des Buches etwas grundlegend Neuartiges; auch heute noch haben sie nichts von ihrem Zauber verloren. Die Erzählungen entführen uns in eine fremdartige Welt voller kurioser Begebenheiten und einer sehr facettenreichen Kultur.

Ich habe sehr viel Neues über die Kultur und Historie der Japaner lernen können und hatte oft nachhallende Denkanstöße nach einigen Leseabschnitten. Trotz der zähen Erzählweise ist das Buch absolut lesenswert und auch zum Nachschlagen ideal.

Fazit:
Mitford hat mit seinem Standardwerk "Das alte Japan" einen Grundstein in Sachen japanische Literatur gesetzt und die erlesensten Erzählungen, Märchen und Sagen zusammengetragen. Das Buch gibt einen umfassenden Einblick in die japanische Kultur, sowie auch in die Vergangenheit des Landes und die Mentalität seiner Menschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere