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Veröffentlicht am 14.01.2018

Ergreifender Nachkriegskrimi

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Wir befinden uns im Hungerwinter 1947. Die Menschen kämpfen nach dem Krieg ums Überleben. In der Eifel beobachtet der kleine Peter Assmuß, ein Flüchtlingskind aus Ostpreußen, wie in einer Scheune ein Mann ...

Wir befinden uns im Hungerwinter 1947. Die Menschen kämpfen nach dem Krieg ums Überleben. In der Eifel beobachtet der kleine Peter Assmuß, ein Flüchtlingskind aus Ostpreußen, wie in einer Scheune ein Mann erschlagen wird. Es handelt sich um den Alteisen- und Schrotthändler Küppers, der durch seinen Schwarzhandel bekannt ist. Die Polizei und die britische Militärpolizei übernehmen den Fall. Polizeiassistentenanwärterin Friederike Matthée wird mit hinzugezogen, da sie gut mit Kindern umgehen und Englisch sprechen kann. Für Friederike ist es eine Chance in den Polizeidienst aufgenommen zu werden, denn ihre Vorgesetzte Gesine Langen hat sich bisher gegen eine Festanstellung ausgesprochen. Friederike Matthée und Lieutenant Richard Davies versuchen gemeinsam den Mörder zu überführen, müssen aber gleichzeitig gegen die Schatten ihrer Vergangenheit ankämpfen.

Bisher kenne ich Beate Sauer nur von ihren Mittelalterromanen. Hier führt sie den Leser in die Nachkriegszeit. Schon auf den ersten Seiten gelingt es der Autorin, die äußerst deprimierende und verzweifelte Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen. Die Menschen leben auf engen Raum zusammen, die Kälte kriecht durch alle Ritzen, die Lebensmittel reichen vorne und hinten nicht und so mancher muss mit einer schweren Schuld leben. Die Geschichte wird in einer sehr bildreichen und lebendigen Schreibweise erzählt, so dass ich mich glücklich schätze, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben. Ich spürte den Hunger von Friederike und ihre Angst, entlassen zu werden.

Neben der Kriminalgeschichte haben mir besonders die Beschreibungen der damaligen Lebensumstände gefallen. Da dies der erste Fall um Friederike Matthée ist, bin ich auf eine Fortsetzung gespannt.

Veröffentlicht am 29.12.2017

Reise in die Vergangenheit

Das Leuchten der Erinnerung
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Obwohl alle dagegen waren, Ärzte und ihre Kinder, wollen Ella und John ihre letzte Reise mit dem alten Wohnmobil antreten. Beide haben nichts mehr zu verlieren. Ella ist schwer an Krebs erkrankt und John ...

Obwohl alle dagegen waren, Ärzte und ihre Kinder, wollen Ella und John ihre letzte Reise mit dem alten Wohnmobil antreten. Beide haben nichts mehr zu verlieren. Ella ist schwer an Krebs erkrankt und John leidet an Alzheimer. Ella bezeichnet sich als Wärterin der Straßenkarten und der Erinnerungen von John. Auch wenn sich sein Geist langsam verabschiedet, ist er noch ein ausgezeichneter Fahrer. Sie starten von Michigan auf der Route 66, die sie bis zum Ende in Kalifornien befahren wollen. Es wird eine Reise in die Vergangenheit voller Erinnerungen, aber auch voller Abenteuer und dem Gefühl der Freiheit.

Michael Zadoorin erzählt die Geschichte einer großen Liebe, die bestehen bleibt, selbst wenn man sich nicht mehr erinnern kann. Es zeigt auch auf, was es heißt in guten und in schlechten Tagen füreinander dazu sein.
Wunderbar sind die Charaktere von Ella und John beschrieben. Sie zeigen eine Authentizität, die nichts beschönigt. Einerseits wirken sie schwach, dann sarkastisch, voller Selbstzweifel und im nächsten Moment tritt eine Stärke hervor, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Wobei ich auch manchmal hin- und hergerissen war zwischen Verständnis für diese Fahrt und den Ängsten, dass sie vielleicht anderen Personen Schaden hätten zufügen können.
Ich habe Ella und John durch die zehn Bundesstaaten, die sie durchfahren haben, gern begleitet. Es war eine sehr emotionale Reise, die ein regelrechtes Gefühlskarussell in mir auslöste.

Veröffentlicht am 23.12.2017

Krimi mit Lokalkolorit

Mordskunst im Elbtal
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Der bayrische Exilkommissar Leo Reisinger ermittelt im Fall einer unbekannten jungen Frau, die im Bahnhof von Bad Schandau schwer verletzt aufgefunden wird und anschließend im Krankenhaus verstirbt. Schnell ...

Der bayrische Exilkommissar Leo Reisinger ermittelt im Fall einer unbekannten jungen Frau, die im Bahnhof von Bad Schandau schwer verletzt aufgefunden wird und anschließend im Krankenhaus verstirbt. Schnell findet Leo den Namen der jungen Frau heraus und somit sollte dieser Fall abgeschlossen sein. Doch irgendwie lässt ihm diese Sache keine Ruhe.

Seine Kollegin Sandra Kruse ist befasst mit dem Mord an dem Restaurator Gottlöber, der durch seine Spielsucht hoch verschuldet ist. Alles deutet auf russische Schuldeneintreiber, nur Leo Reisinger ist anderer Meinung. Keiner seiner Kollegen will einsehen, dass der mysteriöse Todesfall der jungen Frau auf irgendeiner Weise mit dem Mord an dem Restaurator Gottlöber zusammenhängt. Stur verfolgt Leo seine Spur, die ihn in die Kunstszene führt. Ein weiterer Mord führt die Ermittler an ihre eigenen Grenzen.

Dies ist der 3. Teil der Dresdner Regionalkrimireihe von Thea Lehmann.
Obwohl ich die ersten beiden Bände der Reihe nicht kenne, bin ich gut in die Geschichte hinein gekommen. Die Spannung setzt langsam ein und steigert sich dann kontinuierlich, dieses wird noch unterstützt durch viele Perspektivwechsel, die mich zu Beginn etwas verwirrten, doch Stück für Stück waren die Zusammenhänge erkennbar für mich.
Die Charaktere der Ermittler und der übrigen Personen sind gut herausgearbeitet, so dass ihre Handlungen nachvollziehbar waren. Im Fokus steht zwar der Kriminalfall, aber auch das Privatleben der Ermittler wird in das Geschehen mit eingebunden. Gefallen haben mir auch die regionalen Beschreibungen, so dass ich mich an den Ort der Ermittlungen versetzt fühlte. Es fehlte auch eine Prise Humor nicht, die mir des Öfteren ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberte. Eine Empfehlung für Leser die Krimis mit Lokalkolorit lieben.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Ermittlungen auf Guernsey

Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser
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Der Kriminalroman spielt auf der Kanalinsel Guernsey. Detective Chief Inspector Cyrus Doyle und seine Kollegin Detective Inspector Patricia Holburn kommen nach einer Verhandlung aus dem Gerichtsgebäude, ...

Der Kriminalroman spielt auf der Kanalinsel Guernsey. Detective Chief Inspector Cyrus Doyle und seine Kollegin Detective Inspector Patricia Holburn kommen nach einer Verhandlung aus dem Gerichtsgebäude, als ein Fremder sich vor ihm hin kniet und ein Clameur de Haro an Cyrus Doyle richtet. Es handelt sich um das Recht eines Menschen, dem Unrecht getan wird und der keine andere Möglichkeit mehr sieht, als sich mit der Bitte um Hilfe an jemanden zu wenden. Bei dem Unbekannten handelt es sich um Julian Prideaux, dessen Sohn Cameron angeblich zu Unrecht wegen Mordes an seiner Freundin Anne Corbin verhaftet wurde und lebenslänglich im Gefängnis sitzt. Bis zum Schluss hat Cameron die Tat geleugnet.

Cyrus Doyle ist ein echter „Guernseyman“, der nach über zwanzig Jahren wegen der Krankheit seines Vaters zurückgekommen ist. Er fühlt sich moralisch verpflichtet dieser Bitte nachzugehen. Nach Durchsicht der alten Akten wird klar, dass der Fall sehr schnell abgeschlossen wurde und die Indizien sehr schwach waren. Von höchster Stelle wird Cyrus Doyle untersagt den Fall neu aufzurollen. Eine Einbruchserie kommt ihm zur Hilfe, so dass er weitere Nachforschungen anstellen kann.

Dies ist der zweite Band um den Detective Chief Inspector Cyrus Doyle, obwohl ich das erste Buch nicht kannte, bin ich gut in die Geschichte hinein gekommen. Der Hauptprotagonist Cyrus Doyle war mir sympathisch: Endlich mal ein ganz normaler Ermittler, ohne Schrullen oder traumatischer Vorgeschichte.

Der Schreibstil von Jan Lucas ist leicht und flüssig, aber auch eine Prise Humor fehlt nicht. Beim Lesen kann man nicht nur den Ermittlern über die Schulter schauen, sonder erfährt auch viel über Guernsey und die malerische Landschaft, so dass man Lust verspürt, dort seinen Urlaub zu verbringen.

Die Krimihandlung ist unblutig, ruhig und lebt in erster Linie von den Ermittlungen sowie den bildhaften Beschreibungen. Der Autor hat es geschafft, mich von der ersten Seite in das Geschehen einzubinden und es wurde auf keiner Seite langweilig. Die Zeichnung der unterschiedlichen Figuren hat mir gefallen. Der Spannungsbogen war gut gewählt und regte mich zum Weiterlesen an. Ich freue mich schon auf weitere Fälle von dem sympathischen Ermittler Cyrus Doyle und einer Reise nach Guernsey.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Psychologischer Krimi

Stille Wasser
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Tessa Ravens hat eine Praxis für Psychotherapie und arbeitet ehrenamtlich in Hamburg beim Kriseninterventionsteam. Hier setzt sie ihre psychologischen Fähigkeiten ein, um Menschen zu helfen, die gerade ...

Tessa Ravens hat eine Praxis für Psychotherapie und arbeitet ehrenamtlich in Hamburg beim Kriseninterventionsteam. Hier setzt sie ihre psychologischen Fähigkeiten ein, um Menschen zu helfen, die gerade Opfer oder Augenzeuge eines schrecklichen Unglücks geworden sind.

Ein Anruf der Polizei reißt sie aus der sommerlichen Idylle. Es gibt eine Bombendrohung auf einem Kreuzfahrtschiff im Hafen und Tessa sowie weitere Mitglieder des Teams sollen sich um die Passagiere kümmern, die vom Schiff schnellstens evakuiert werden. Im Terminal trifft Tessa auf einen ihrer Patienten, Walter Petersen, der unter Todessehnsucht leidet. Er hat sich gemeinsam mit seiner Frau Christa einer Besuchergruppe angeschlossen, die das Schiff besichtigte.

Doch am vermeintlichen Fundort der Bombe, den der anonyme Anrufer genannt hatte, findet die Polizei die Leiche von Claudia Spiridon, erste Hausdame auf dem Kreuzfahrtschiff und einen Rucksack, der große Mengen Drogen enthält. Torben Koster, der Freund von Tessa Ravens und sein Kollege Michael Liebetrau, genannt Liebchen, beide vom LKA, beginnen mit den Ermittlungen.

Dies ist bereits der dritte Band um die Hamburger Psychotherapeutin Tessa Ravens, obwohl ich die beiden ersten Bände nicht kenne, hatte ich keine Probleme in die Geschichte hineinzufinden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und bildhaft. Während des gesamten Krimis fließt das Fachwissen von Angélique Mundt mit ein, dieses geschieht geschickt, aber maßvoll. Es taucht immer wieder die Frage auf: Wie weit geht ein Mensch, um seine Liebe zu retten? An verschiedenen Personen werden unterschiedliche Verhaltensweisen dargestellt, die teilweise sehr ergreifend sind. Dies macht das Buch aber nicht zu einem spannungsarmen Krimi, sondern gekonnt wird der Spannungsbogen aufgebaut, der sich durch überraschende Wendungen weiter steigert und den Leser lange im Unklaren lässt, wer die Hausdame Claudia Spiridon getötet hat.

Ein besonderer Krimi, der sich durch den zusätzlichen psychologischen Blickwinkel abhebt.