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Veröffentlicht am 06.10.2018

Groschenroman

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
1

Louisa Cannon ist achtzehn, als die Geschichte beginnt, und lebt in ärmlichen Verhältnissen mit ihrer Mutter, die als Wäscherin arbeitet, und ihrem Onkel, der nicht nur gewalttätig ist, nichts zum Lebensunterhalt ...

Louisa Cannon ist achtzehn, als die Geschichte beginnt, und lebt in ärmlichen Verhältnissen mit ihrer Mutter, die als Wäscherin arbeitet, und ihrem Onkel, der nicht nur gewalttätig ist, nichts zum Lebensunterhalt beiträgt, aber von ihr verlangt, dass sie sich zu seinen Gunsten prostituiert. Durch einen Zufall ergattert sie die Stelle als Kinder- und Anstandsmädchen bei den Mitfords und entkommt damit diesem Schicksal. Zur selben Zeit wird Florence Nightingale Shore umgebracht; der Mord sorgt für Aufruhr und kommt auch Louisa und Nancy Mitford, der ältesten Tochter der Familie, zu Ohren. Sie waren am selben Tag mit dem Zug gefahren, wo die Tat passierte, außerdem war die Ermordete eine Bekannte der älteren Nanny des Hauses. Ein Railway-Polizist namens Guy Sullivan sowie Loisa und Nancy machen sich daran, den Fall zu lösen.

Oder auch nicht. Denn wer sich hier eine interessante Mordermittlung in den aufregenden Zwanzigern erwartet, der wird schwer enttäuscht. Stunde um Stunde zieht vorbei, in welchem man mit belanglosen und auch nicht wirklich spannenden Informationen zugetextet wird. Dazu kommt, dass vieles an dem Fall äußerst unlogisch daherkommt und mit Widersprüchen aufwartet. Möglicherweise liegt einiges davon an der Kürzung des Hörbuches; das tat dem Buch von vornherein nicht gut. Vieles ist aber das Problem der Autorin, die schlechtes Handwerk betreibt. Sie wechselt gern innerhalb eines Satzes die Perspektiven und neigt zu schrecklichen Groschenromanklischees. Schlimmstes Beispiel: Am Ende "sinken sie sich in die Arme". Nicht zu vergessen die vorhersehbare Sache mit den beiden Soldaten, für die alle, einschließlich der Polizist, ewig gebraucht haben, um das herauszufinden, was jeder, der auch nur schon mal die drei ??? gelesen hat, sofort wusste. Richtig schlimm fand ich die Protagonistin Louisa. Selten habe ich eine unsympathischere Person erlebt. Sie stiehlt, sie lügt, sie stiftet Leute zu irgendwelchen Taten an, nur um sie hinterher in die Bredouille zu reiten, und sie ist so furchtbar dumm. Allein wie sie eine Sache zum Schluss verpatzt hat, löste bei mir so starkes Augenrollen aus, dass ich nahezu zu schielen anfing. Nein, abgesehen von der starken Sprecherin (+ 1 Punkt) und dem Cover (+ 0,5) gibt es an dem Buch nichts, das ich positiv bewerten kann. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Blue blue eyes

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit, Band 1
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June, die nichts lieber will, als in Oxford zu studieren, um Menschenrechtsanwältin zu werden, wird das letzte Schuljahr in England absolvieren. Zum Glück stammt ihr Vater von da, und sie hat einen Onkel ...

June, die nichts lieber will, als in Oxford zu studieren, um Menschenrechtsanwältin zu werden, wird das letzte Schuljahr in England absolvieren. Zum Glück stammt ihr Vater von da, und sie hat einen Onkel samt Herrenhaus und zwei megaheißen Fastsöhnen, wo sie wohnen kann. Bald schon findet sie heraus, dass mit den Fastsöhnen was nicht stimmt. Mal davon abgesehen, dass sie so megaheiß sind, dass sowohl Jungs als auch Mädchen permanent in Ohnmacht fallen, sobald sie auftauchen. Sie besitzen ungewöhnliche Gaben und nach einem Ausflug zu einem Steinkreis entdeckt auch June an sich Fähigkeiten, die ein bisschen ungewöhnlich anmuten.

Zwei Sätze in diesem Buch haben mir gut gefallen. Einmal fragt Preston June in etwa sinngemäß: Warum fallen Mädchen auf die größten Ar... cher rein? In diesem Moment hoffte ich so sehr, dass das Mädchen mal mit Reflektieren anfängt, aber warum? Der Typ ist heiß, passt schon. Und zum Schluss fragt sie sich das sogar selbst - natürlich nur, um die Antwort zu finden: Er ist heiß, passt schon. In diesem Buch wimmelt es vor Wiederholungen. Blaue Augen auf jeder Seite (leider niemals im Zusammenhang damit, dass mal einer was drauf kriegt), es werden Blicke geworfen oder ausgetauscht, Luft geholt und genickt, dass man damit ein eigenes Buch füllen könnte. Nicht zu vergessen die muskulösen Arme oder Brustkörbe, den berauschenden Körpergeruch (der sogar so intensiv ist, dass man ihn auf einem Motorrad unter einem Helm riechen kann - da kommt man schon ins Grübeln, vielleicht wäre Duschen mal eine Option?) und die Tatsache, dass Blake nicht nur das ungehobelste A...ch diesseits und jenseits des Kanals ist, sondern ständig fordert. Halte dich fern, halte dich raus, tu dies, tu jenes und June massiv zu Dingen zwingen möchte, die ihr widerstreben. Scheint aber alles in Ordnung zu sein, weil er ja heiß ist, passt schon. Dieses Mädchen verliert in seiner Gegenwart jegliche Würde und jeden Verstand, aber das ist bestimmt total romantisch. Ach, egal, die beiden Typen sind so heiß, dass die Trilogie nur ein Megaerfolg werden kann. Alles richtig gemacht. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Im Loch gelandet

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 15
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Wilde & Holmes haben einen neuen Fall. Dieses Mal müssen sie nach Übersee, auf der Spur eines Betrügers, der die königliche Familie ein bisschen über den Tisch gezogen hat. Ausgerechnet zum Klondike hat ...

Wilde & Holmes haben einen neuen Fall. Dieses Mal müssen sie nach Übersee, auf der Spur eines Betrügers, der die königliche Familie ein bisschen über den Tisch gezogen hat. Ausgerechnet zum Klondike hat er sich verzogen, und er ist zu einem berüchtigten Gangster aufgestiegen. Als die beiden Sonderermittler der Krone in Alaska eintreffen, werden sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen, dafür mit einer oder zwei Fallen, die ihnen gestellt werden. Und plötzlich müssen sie nicht nur um ihr eigenes Überleben kämpfen. Zum Glück haben sie eine betrügerische Prostituierte und einen abgehalfterten Revolverheld an ihrer Seite.

Im Loch gelandet sind hier nicht nur Wilde und Holmes, sondern auch der Plot. Die Logiklöcher sind dieses Mal so groß, dass ganze Planeten darin verschwinden können. Fängt schon damit an, dass ausgerechnet Holmes sich auf den langen, beschwerlichen Weg nach Amerika macht. Warum sollte er? Ihm stehen genügend Männer und Frauen zur Verfügung, davon abgesehen bewegte sich Mycroft nur äußerst unwillig, wie jeder Sherlock Holmes Leser weiß, und selbst dann höchstens mal zum Diogenes Club. Dann denken sich die Verbrecher komplizierte Todesarten aus, anstatt einfach den Revolver zu betätigen. Und anstatt weiterhin alle zu erschießen, benutzen sie Dynamit, damit Wilde seine neuen Erkenntnisse an den Mann bringen können. Übrigens, Wilde. Bisher hatten wenigstens die Sprecher noch Spaß am Ganzen, hätte ich gedacht. Aber das hier war pure Verweigerung. Ja, es ist allgemein bekannt, dass Wilde schwul war, nein, es ist unnötig (und war bis jetzt auch nicht der Fall), dass man das stimmlich so übertreibt. Wozu Wyatt Earp eingeführt wurde, ist mir rätselhaft, genauso wie dieser ganze völlig überflüssige "Fall". Failed. Auf ganzer Linie. 1,5/5 Punkten wegen der meisten Sprecher.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Es war einmal eine Langweile

Die Grimm-Chroniken (Band 1)
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Warum das "Buch" Apfelprinzessin heißt, weiß ich nicht. Es kommt schon mal betreffende Person vor, aber die hat eine Nebenrolle und wird so lahm beschrieben, dass ihr eigentlich überhaupt keine Erwähnung ...

Warum das "Buch" Apfelprinzessin heißt, weiß ich nicht. Es kommt schon mal betreffende Person vor, aber die hat eine Nebenrolle und wird so lahm beschrieben, dass ihr eigentlich überhaupt keine Erwähnung zusteht, geschweige denn die titelgebende.

Eigentlich geht es um Will, einen Jungen, der im Waisenhaus aufwuchs, weil nach dem Tod seiner Mutter sein Vater in der Klapse landete. Der Vater lebt in seiner eigenen düsteren Welt, aus der er selten auftaucht. Die Hälfte der eh schon kurzen Story dreht sich darum, dass Will und seine Freundin Maggie (keine Ahnung, ob ich das richtig schreibe, ist bei Hörbüchern immer ein Problem) den Vater besuchen. In der Charité. Langweilig. Langweilig. Langweilig. Bringt die Story kaum voran. Dann wird ein kurzer Blick auf Wills Wohnverhältnisse geworfen - er lebt mit den Waisen Maggie und deren Bruder Joe und noch wenigen anderen zusammen in einer Art betreuter WG. Rumpelstilzchen kommt zu Besuch und macht allen Angst (aber der Hörer hat keinen Plan, warum die Angst vor einem Einmetervierzigmännchen haben sollten, der auf dem Stuhl sitzt und mit den Füßen wackelt).

So spannend, als würde man eine übelst lange Einkaufsliste vorgelesen bekommen, geht es über zweieinhalb Stunden weiter. Und während man wartet und wartet, dass irgendwas passiert, endet das Teil. Hallo? Das ist nicht mal ein Cliffhanger, das ist eine Frechheit. Ich kann die Begeisterung so vieler Rezensenten nicht verstehen. Die Geschichte ist langweilig ge-, weil ständig BEschrieben. Sie ist schlecht geschrieben, ständig werden die Perspektiven der Beteiligten gewechselt. Sie steckt voller Klischees, nicht nur im erwarteten Märchenteil, auch in der "Realität". Der eine Junge trainiert seit einem Jahr und ist plötzlich vom Loser zum Superheld und total beliebt geworden. Das Mädchen nimmt ständig die Schuld für die Entscheidungen der Typen auf sich und bricht in unkontrolliertes Heulen aus, weil Mädchen das eben so machen. Und Will, eigentlich die Hauptperson ist so farblos, dass man durch ihn hindurchgucken kann. Wo ist das Besondere, was sogar die Autorin anpreist, die Mischung aus Märchen und realer Story? Schon mal was von der Serie "Once upon a time" gehört? Anyone? Für mich enden hier die Grimm-Chroniken, da nicht einmal die Sprecherin etwas rausreißen konnte. Zu schnell, zu geleiert wurde gelesen, hier gibt es sowohl was das Buch als auch das Hörbuch betrifft, sehr wohl Besseres in diesem Genre.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Unsympathischer Säufer

Totengrab
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Es ist wahr, Solomon Grey hat es nicht leicht gehabt. Er ist Polizist, und vor zehn Jahren verschwand sein kleiner Sohn auf einem Rummel. Dann trennte sich seine Frau von ihm, nur um sich fünf Jahre später ...

Es ist wahr, Solomon Grey hat es nicht leicht gehabt. Er ist Polizist, und vor zehn Jahren verschwand sein kleiner Sohn auf einem Rummel. Dann trennte sich seine Frau von ihm, nur um sich fünf Jahre später selbst umzubringen. Grey hat nie aufgehört, nach seinem Sohn zu suchen, er glaubt ihn noch immer am Leben. Als er zu einem Selbstmord gerufen wird, wo ein sechszehnjähriger Junge aus dem Fenster gesprungen ist, hat er ein ganz schlechtes Gefühl. Doch das wird nicht der einzige Tote in den nächsten Tagen bleiben.

Normalerweise habe ich viel Sympathie und Empathie für Protagonisten, die es hart hatten. Aber Solomon Grey ist ein dermaßenes A...loch, das sich jegliches Mitleid für ihn sofort in Luft auflöst. Dass er nicht sympathisch ist, merkte man schon zu Beginn, als sein Sohn verschwunden war, aber dass er so ein widerlicher Wicht ist, hat irgendwann nur noch genervt. Trotzdem nehmen auch nach so langer Zeit immer noch alle Rücksicht auf ihn, was er mit Gehässigkeit, Bosheit und Undankbarkeit vergilt. Der Fall/die Fälle wirken wie zusammengestückelt, ohne einen rechten roten Faden, die Lösung wird nicht kriminalistisch ermittelt, sondern mehr durch Zufall geschafft. Grey säuft wie ein Kamel, das drei Wochen lang in der Wüste unterwegs war, nur eben kein Wasser. Die Übersetzung des Buches ließ manchmal zu wünschen übrig: Echt jetzt, "Kaffeemehl"? Gab mehrerer solcher Böcke, die geschossen wurden. Für mich enden Greys Abenteuer hier, denn mehr wäre unerträglich ärgerlich. 1,5/5 Punkten.