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Veröffentlicht am 26.02.2025

Neri hat bei mir Kultstatus!

Leb wohl, Schwester
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Commissario Donato Neri steht kurz vor der Rente und seine Nachfolgerin Romina Roselli wird schon in der kleinen Carabinieri Station in Ambra eingearbeitet.

Eigentlich wollte er geruhsam in den Ruhestand ...

Commissario Donato Neri steht kurz vor der Rente und seine Nachfolgerin Romina Roselli wird schon in der kleinen Carabinieri Station in Ambra eingearbeitet.

Eigentlich wollte er geruhsam in den Ruhestand hinübergleiten, doch dann wird die Toskana durch eine Mordserie erschüttert. Ein Serientäter, der Liebespaarmörder genannt wird, erschiesst verliebte Pärchen. Erst wird ein junges, deutsches Paar in ihrem Zelt ermordet, dann ein italienisches Paar in ihrem Ferienhaus und zuletzt erschiesst der Mörder den Hausmeister des nahegelegenen Klosters und dessen Frau.


Die Thriller von Sabine Thiesler, die in der Toskana handeln, haben bei mir mittlerweile Kultstatus. Ich mag das italienische Flair, ich mag Commissario Donato Neri und ich mag die spannenden Fälle, die er aufzuklären hat. Die Handlung spielt mitten in der Toskana. Einerseits in Ambra, andererseits in Montebenichi. Mit ihrem hervorragend dosierten Schreibstil bringt Sabine Thiesler eine Menge Landschaftsbeschreibungen in die Handlung. Sehr gut dosiert, weil es nämlich nie Reiseführer-mässig herüberkommt. Sparsam sind italienische Ausdrücke eingeflochten, was das italienische Flair noch verstärkt.

Commissario Donato Neri hat mit seiner Ehefrau Gabriella eine starke Frau im Rücken. Ich hoffe, dass er sich das mit seiner Rente noch einmal überlegt. Denn seine Nachfolgerin Romina Roselli zeigt bei ihrem Auftritt leider nicht das Charisma ihres Vorgängers. Im Gegenteil, sie trifft eigenmächtige Entscheidungen, die arg ins Auge gehen. Aber der Schluss des Buches zeigt, dass sie anderorts noch ein bisschen üben kann und die Frage, die ich mir und auch Herr Commissario sich stellt: Wie geht es weiter mit der kleinen Carabinieri-Station? Ich hoffe ja, dass Neri sich das mit der Rente noch mal gründlich durch den Kopf gehen lässt.

Die Fälle in den einzelnen Büchern der Reihe sind in sich abgeschlossen, nur der private Rahmen des Ermittlers geht nahtlos weiter. Meiner Meinung nach muss dafür kein Vorwissen vorhanden sein und "Leb wohl, Schwester" kann auch ohne die anderen Bände zu kennen, gelesen werden.

Wieder stehen die Ermittlungen des kleinen Polizeipräsidiums nicht im Vordergrund, noch wird ausgefeilt ermittelt. Die beiden Beamten Neri und Roselli stemmen alles alleine... pardon...fast alleine. Denn Neris Ehefrau Gabriella mischt ja ordentlich mit. Sie ist eine typische, italienische Mamma, die ihre Ohren überall hat und ihrem Mann ab und zu wichtige Informationen zuflüstert.

Sehr gefallen hat mir die Präsenz, die die mordende Figur hat. Perfekt charakterisiert wird sie einen Grossteil des Buches in den Mittelpunkt gestellt. Man erfährt einiges über ihre persönlichen Hintergründe zu morden und kann nachvollziehen, weshalb jemand zum Mörder wird.

Sabine Thiesler bleibt ihrem Konzept treu und so ist die Täterfigur dem Leser von Beginn weg bekannt. Was überhaupt nie störend ist oder Spannung wegnimmt. Dies wohl auch, da der Fokus weniger auf den Ermittlungen, sondern auf dem Werdegang der mordenden Figur liegt.

Eine klare Leseempfehlung von mir. Die Serie wird immer besser!

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Veröffentlicht am 20.02.2025

Der etwas andere Roadtrip!

Wir sehen uns zu Hause
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Acht Monate lang mit ihrem Wohnmobil durch Dänemark, Schweden und Finnland reisen, war der Plan von Anne und Peter. Doch das Leben hat andere Pläne mit dem Ehepaar und Anne unternimmt die Reise alleine.

Statt ...

Acht Monate lang mit ihrem Wohnmobil durch Dänemark, Schweden und Finnland reisen, war der Plan von Anne und Peter. Doch das Leben hat andere Pläne mit dem Ehepaar und Anne unternimmt die Reise alleine.

Statt in den Norden zu fahren, begnügt sie sich mit Mecklenburg-Vorpommern. Immer dabei ist die Trauer um ihren Mann Peter und viele Herausforderungen, die ansonsten Peter übernommen hat. Tochter Alina, die in Düsseldorf studiert, macht sich grosse Sorgen um ihre Mutter. Vor allem, als diese beschliesst einige dunkle Stellen in Peters Vergangenheit zu lüften.


Dieses Buch beschreibt einen Roadtrip der anderen Art. Denn Annes Reise ist nicht nur eine Reise mit ihrem Wohnmobil Willy, sondern auch eine Reise der Trauer und ein Eintauchen in Peters Vergangenheit. Peter ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen, Anne im Westen und zum ersten Mal erfährt sie, wie in seiner Kinder und Jugendzeit der Alltag für ihn war. Die beiden haben sich nämlich erst 1989, in der Nacht der Grenzöffnung, kennengelernt. Die Autorin hat etliche geschichtliche Details einfliessen lassen und dadurch wird die Handlung authentisch. Trauer und die Akzeptanz von nun an ohne den Partner durch das Leben zu gehen, spielt eine zentrale Rolle. Die Autorin hat genau die richtige Mischung zwischen Wehmut und Trauer erwischt, ohne dass es kitschig oder rührselig wird.

Annes Reise, die sie von Rügen in Peters Vergangenheit führt, lässt sie jedoch auch Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Menschen machen. Da ist zum Beispiel ein junger Tramper, den sie einen Teilabschnitt mitnimmt oder ein alter Bibliothekar, der die DDR Zeiten miterlebt hat. Dabei ist nicht alles rosarot, denn sie muss sich auch mit unangenehmen Campingnachbarn auseinandersetzen und immer wieder mit dem quälenden Verlust ihres Mannes.

Die Geschichte enthält die Sicht verschiedener Figuren in zugewiesenen Kapiteln. Von Anne, ihrer Tochter Alina und Ronny, einer Schlüsselfigur, bei der ich lange nicht einordnen konnte, wie sie in die Geschichte passt. In wenigen Kapiteln kommt auch Peter mit Erzählungen aus der Vergangenheit zu Wort. Diese verschiedenen Perspektiven machen die Story vielseitig und lebendig und haben mich bestens unterhalten. Die Frage, warum Peter nie mit Anne und Alina über seine Vergangenheit gesprochen hat, bringt die nötige Würze in die Handlung. Tatsächlich ist die Auflösung tragisch und berührend. Die Mischung von Trauer, Familiengeschichte und Geheimnis, sowie geschichtlichen Details hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 27.01.2025

Geheimnisse!

Das Wochenende
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In Cornwall haben sich Max und Annie einen Traum erfüllt. Zusammen mit Adoptivsohn Kip haben sie London den Rücken gekehrt und den Campingplatz Wildernest realisiert.

Kurz vor der Eröffnung laden sie ...

In Cornwall haben sich Max und Annie einen Traum erfüllt. Zusammen mit Adoptivsohn Kip haben sie London den Rücken gekehrt und den Campingplatz Wildernest realisiert.

Kurz vor der Eröffnung laden sie drei befreundete Familien für ein verlängertes Wochenende ein. Was als schönes Treffen unter Freunden gedacht war, entwickelt sich jedoch zum Horrorwochenende. Schon am ersten Abend geraten zwei der Familien aneinander und die Atmosphäre ist geladen. Als eines der Kinder von einem Ausflug nicht zurückkehrt, gibt es noch mehr Schuldzuweisungen. Ein Sturm erschwert die Suche nach dem verschwundenen Kind.


Auf den ersten Seiten des Buches findet sich ein Personenverzeichnis, da vier Familien mit insgesamt acht Kindern das Wochenende gemeinsam verbringen. Die Autorin hat die Figuren jedoch so prägend charakterisiert, dass ich nur zu Beginn ein paar Mal zurückblättern musste. Zudem wurden einige der Kinder in die Protagonistenposition, also für die Handlung wichtige Figuren und andere als Nebenfiguren gestaltet.

Ein Lageplan des Campingplatzes erleichtert das räumliche Vorstellungsvermögen. Es hätte so schön sein können dort auf diesem idyllisch gelegenen Campingplatz. Die Erwachsenen sind, bis auf zwei Ausnahmen, seit der Studienzeit befreundet und kennen sich sehr gut.

Vielleicht zu gut?

Denn nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse ans Tageslicht. Dinge, die in der Studienzeit oder am Geburtstagsfest einer der Frauen geschehen sind und Heimlichkeiten, die einige der Freunde miteinander oder in ihren Beziehungen haben. Immer wieder vergällen diese die gute Stimmung und man kann geradezu zusehen, wie diese kippt. Ganz vorbei mit der Erholung und der Feierlaune ist es, als ein Kind verschwindet. Doch damit nicht genug! Schuldzuweisungen und ein handfester Streit dominieren diese Ausnahmesituation der Gruppe.

Ich benötigte eine Weile, um mich zurechtzufinden. Denn die Geschichte ist nicht chronologisch geordnet und es gibt immer wieder Wechsel der erzählenden Figuren, die kapitelweise im Mittelpunkt stehen. Die Spannung ist in der ersten Hälfte des Buches hoch. Denn lange weiss man als Leser nicht, was genau für ein Verbrechen geschehen ist und wer das Opfer, geschweige denn das Motiv ist. Die Befragung der ermittelnden Beamten geben einige Informationen, jedoch ohne Namen preis.

Hannah Richell hat eine unblutige und spannende Geschichte geschrieben, die teilweise einen regelrechten Sog entwickelt hat. Vor allem die offenbarten und/oder aufgedeckten Geheimnisse geben der Story immer wieder Schwung. Der starke Prolog macht Sinn, ist sehr clever und verbirgt einen Plot - Twist!

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Veröffentlicht am 21.01.2025

... Wenn eines zum anderen kommt.

Mordscoach
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Psychotherapeutin Sophie Stach empfängt eine neue Patientin, die junge Frau ist ihr sofort sympathisch. Weniger sympathisch ist, was die junge Frau nach der Sitzung verrät: Sie ist die Affäre von Sophies ...

Psychotherapeutin Sophie Stach empfängt eine neue Patientin, die junge Frau ist ihr sofort sympathisch. Weniger sympathisch ist, was die junge Frau nach der Sitzung verrät: Sie ist die Affäre von Sophies Ehemann Jakob.

Im Affekt ermordet Psychotherapeutin Sophie Stach die junge Frau und es gelingt ihr den Mord zu vertuschen. Glück gehabt, denkt sich Sophie.

Doch weit gefehlt, denn die Ermordung zieht weitere Vergehen nach sich und Sophie weiss nicht mehr, wo ihr der Kopf steht.




Die Autorin, die unter dem Pseudonym Lilli Pabst schreibt, arbeitet wie ihre Protagonistin als Psychotherapeutin. Den psychologischen Slang hat sie drauf, es wird jedoch nie trocken oder zu theoretisch. Tatsächlich habe ich einige Ausdrücke aus der psychotherapeutischen Behandlung kennengelernt. Ausdrücke wie "Emetophobie" oder "dissoziiere" waren mir nicht geläufig. Solche Wörter werden kurz erklärt. Dass die Autorin ein Pseudonym gewählt hat, kann ich komplett verstehen. Denn ihre Patienten im realen Leben sollen sich ja sicher fühlen. Schliesslich mutiert ihre Protagonistin direkt von der Behandlungscouch zur Serienmörderin. Ihre Taten geschehen eher unabsichtlich und zufällig und machen die Mörderin nicht unsympathisch.

Ja, ganz ehrlich, ich konnte bei einigen Opfern nachvollziehen, weshalb Sophie diese umbringt. Es kommt eines zum anderen und Sophie, die grundsätzlich ein friedliebender Mensch ist, gerät in Bredouille und muss weitermorden.

Viel Raum nehmen die Passagen ein, in denen Sophie ihre Patienten behandelt. Einblick in die verschiedensten Krankheitsbilder inklusive!

Ich habe mich mit Mordscoach sehr amüsiert und gut unterhalten. Es ist faszinierend zuzusehen, wie eines zum anderen kommt und Sophie schlussendlich zur Serientäterin wird. Der Schluss gestaltet sich als offenes Ende und lässt Raum für einen nächsten Teil, zudem dieses Buch mit "Teil 1" gekennzeichnet ist.

Das Cover erinnert an die Achtsam morden von Karsten Dusse. Damit hat es sich auch schon, denn der Humor in Mordcoach ist viel feiner, schwärzer und ansprechender, der Plot interessanter.

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Veröffentlicht am 12.01.2025

Ein Blick hinter die Fassade!

Die Frau des Serienkillers
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In einem kleinen Cottage in Lower Tew leben Beth und Tom Hardcastle mit ihrer kleinen Tochter Poppy. Beth betreibt in dem kleinen Ort ein kleines Café und ihr Leben ist harmonisch.
Beths Entsetzen ist ...

In einem kleinen Cottage in Lower Tew leben Beth und Tom Hardcastle mit ihrer kleinen Tochter Poppy. Beth betreibt in dem kleinen Ort ein kleines Café und ihr Leben ist harmonisch.
Beths Entsetzen ist gross, als Tom eines Abends von der Polizei abgeführt wird. Er wird des Mordes beschuldigt und Beth ist verzweifelt. Denn nicht nur, dass sie ihrer dreijährigen Tochter das Fehlen des Vaters erklären muss, sie sieht sich auch in dem kleinen Dorf mit Hass konfrontiert. Fast niemand kann glauben, dass Beth nichts von den Taten ihres Ehemannes gemerkt hat. Beth zieht sich mehr und mehr zurück, denn schliesslich hat auch sie einiges zu verbergen.


In abwechselnden Kapiteln erzählen Tom und Beth die Ereignisse, die über die heile Welt der kleinen Familie stürzen. An einem Tag ist alles eitel Sonnenschein, am nächsten Tag wird das Ehepaar mit einer Mordanklage konfrontiert. Beth fällt erst aus allen Wolken und zeigt danach die ganze Bandbreite an Gefühlen. Verzweiflung, Scham, Unsicherheit und Panik. Gerade sie als Cafébetreiberin ist den Blicken und dem Getuschel ausgeliefert.

Der Fokus liegt klar nicht auf den Ermittlungen rund um die Verhaftung von Tom, sondern auf den Gefühlen der Angehörigen, insbesondere von Beth und in begrenztem Mass auch von ihrer Tochter. Da Poppy erst drei Jahre alt ist, mehrheitlich jedoch von Beth. Erst hatte ich grosses Mitleid mit ihr, nach und nach hat ihr Verhalten Fragen aufgeworfen. Tatsächlich wartet die Autorin hier noch mit einer besonderen und unerwarteten Ueberraschung auf. Erst im Nachhinein wird klar, wie gut gelungen der Autorin die Charakterisierung von Beth ist.

In weiteren Kapiteln, die eine Zeit 8 bis 9 Jahre vor der Verhaftung umfassen, erzählt das spätere Opfer Katie ihre Sicht auf die Zeit vor ihrer Ermordung. Hier sieht man das wahre Gesicht des Täters und schonungslos wird beschrieben, wie krank er ist.

Da schon durch den Titel "Die Frau des Serienkillers" die Tatsachen klar sind, musste Alice Hunter Spannung anders erzeugen. Das ist ihr sehr gut gelungen, denn sie lässt die Leser erst nach und nach hinter die Maske des Täters blicken. Man merkt schnell, dass da noch was kommt. Was auch der Fall war, wenn ich auch nie die Richtung, die Teilbereiche der Hauptgeschichte nehmen, vermutet habe.

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