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Veröffentlicht am 24.04.2020

Eine Scy-Fy-Story, wie ihr sie noch nie gelesen habt!

Neon Birds
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Dieses Buch hat mich schon seit der Ankündigung wahnsinnig neugierig gemacht; ich dachte immer, dass ich mich an Science-Fiction noch nie herangetraut habe, Marie Graßhoff selbst hat allerdings eine sehr ...

Dieses Buch hat mich schon seit der Ankündigung wahnsinnig neugierig gemacht; ich dachte immer, dass ich mich an Science-Fiction noch nie herangetraut habe, Marie Graßhoff selbst hat allerdings eine sehr spannendes Video zu diesem Genre auf ihrem Instagramkanal gedreht. Wem es also auch so geht und wer deswegen bei "Neonbirds" hadert: wagt es! Hier liegt der Fokus nämlich weniger auf Raumschiffen und fremden Planeten, als mehr auf uns selbst als Menschen und auf das, was uns möglicherweise in der Zukunft erwarten kann.
Erzählt wird die Geschichte von vier Protagonisten, die aus unterschiedlichen Schichten, Regionen und Aufgabenbereichen dieser Zukunftswelt kommen; dabei ist die künstliche Intelligenz KAMI allgegenwärtig, da sie sich wie ein Virus in Menschen eingenistet und weiterentwickelt hat, welche zu hyperfunktionellen Cyborgs - halb Mensch, halb Maschine - mutieren. Doch diese Cyborgs sind nicht die einzige Gefahr, mit der sich die vier Helden auseinandersetzen müssen...
Mich hat quasi alles an diesem Buch begeistert, aber beginnen wir mal beim Worldbuilding - in "Neonbirds" wird sich nämlich auf meiner Meinung nach wahnsinnig reflektierte und innovative Weise mit möglichen Auswirkungen des Klimawandels und der fortschreitenden Technologie auseinandergesetzt. Total gefallen hierbei hat mir, dass nicht alles schwarz und düster war, sondern dass die Autorin quasi Lösungen entwickelt hat, wie zum Beispiel, dass die Menschen für den Besitz von Pflanzen eine Prämie erhalten. Auch die Charaktere sind wunderbar unklischeehaft, greifbar und interessant gezeichnet; ich habe sie alle ausnahmslos in mein Herz geschlossen, auch, wenn jeder seine Ecken und Kanten hat (aber eigentlich stechen meiner Meinung nach vor allem die sehr liebenswürdigen Eigenschaften hervor). Der Schreibstil... es war eine Freude, durch die Seiten zu fliegen. Er ist weder verschnörkelt noch langatmig, aber in seiner Klarheit trotzdem so eindringlich, mit teilweise sehr poetischen Passagen, die sofortige Gänsehaut auslösen. Zusätzlich wirklich toll fand ich die Illustrationen und "Extras" wie Personalakten oder Briefwechsel, die das ganze noch interessanter gemacht haben.
Man merkt sicher, wie restlos begeistert ich von diesem Buch bin, und ich hoffe, ich konnte euch ein wenig damit anstecken. Ich freue mich so sehr auf Band zwei der Reihe!

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Veröffentlicht am 23.10.2017

Gefühlvoll, echt, bittersüß, bezaubernd!

Berühre mich. Nicht.
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Mit ihrem allerersten New Adult Roman hat Laura Kneidl bei mir absolut ins Schwarze getroffen.
Davon abgesehen, dass jegliche Klischees auf den Kopf gestellt werden und die handelnden Charaktere mich mit ...

Mit ihrem allerersten New Adult Roman hat Laura Kneidl bei mir absolut ins Schwarze getroffen.
Davon abgesehen, dass jegliche Klischees auf den Kopf gestellt werden und die handelnden Charaktere mich mit ihrer Echtheit und Nahbarkeit total verzaubert haben, entwickelt sich die Handlung mit viel Sanftheit, in Ruhe - denn die Autorin muss nicht mit Sexszenen catchen, um eine besondere Liebesgeschichte zu erzählen!

Wir steigen in das Leben der Protagonistin Sage ein, als sie einen Neustart weit weg von ihrer Familie beginnt, um zu studieren. Dabei wagt sie einen mutigen Schritt, indem sie ganz auf sich alleine gestellt und mit nur wenig Hab und Gut an der Uni ankommt. Schon direkt auf den ersten Seiten wird klar, dass Sage nicht umsonst die Reißleine aus ihrem alten Leben gezogen hat; eine Angst, deren Ursprung wir im Laufe der Geschichte noch gut kennenlernen werden, ist ihr stetiger Begleiter und bringt sie immer wieder dazu, an ihre Grenzen zu stoßen. Obwohl es ihr schwer fällt, knüpft sie nach und nach Kontakte, und lernt so auch Luca kennen. Luca - über ihn will ich nicht zu viel verraten, auch wenn ich es gerne würde, denn er ist einer der besten männlichen love interests, die ich je "belesen" durfte. Eins nur zu ihm: Wer hier einen Bad Boy erwartet, ist garantiert falsch

Dass sich zwischen Sage und Luca bald eine Beziehung entwickelt, scheint unausweichlich, und doch schafft es Laura Kneidl, dass ich anfangs total gespannt darauf war, wie die beiden nun zusammenpassen mögen. Auch hier ein kleiner Hinweis: Vor allem hinter Luca steckt so viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint!
Das wahnsinnig tolle an der Entwicklung der beiden, und das ist meiner Meinung nach auch bislang relativ einzigartig in diesem Genre, ist die Sensibilität, die dahintersteckt. Sage und Luca fallen nicht bereits in Kapitel drei übereinander her, und Sage bekommt auch nicht jedes Mal einen roten Kopf oder ein brennendes Verlangen tief in ihrem Bauch - ganz im Gegenteil. Und so können wir als Leser mit Sage mitwachsen, nicht nur im Umgang mit Luca, sondern auch mit sich selbst, mit ihren Ängsten, mit den Hürden, die sie immer wieder überwindet, und dabei ist man am Ende sehr stolz auf sie.
Naja - zumindest bis kurz vor dem Ende. Die eigentlichen letzten Seiten stellen nämlich alles noch einmal gehörig auf den Kopf und brechen vielleicht auch einen klitzekleinen Teil im Herzen. Die einzige Hoffnung hierbei: Band zwei, der im Januar erscheinen wird.

Mein Fazit: Diese New Adult Geschichte ist etwas ganz besonderes! Hier liegt viel Gefühl in der Handlung und viel Liebe in den tollen Charakteren. Trotzdem schafft Laura Kneidl mit dem sehr sensiblen Thema einer Angststörung Tiefgang und lässt den Leser damit sehr lebhaft mit der Protagonistin Sage mitleiden - und mitlieben. Eine definitive Empfehlung!

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Veröffentlicht am 24.05.2025

Was es bedeutet, eine Frau zu sein

Hello Baby
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Dieses Buch hat mich aus vielen Gründen neugierig gemacht; zwei der Hauptgründe sind, dass ich feministische Geschichten super gerne lese und zum Thema Mutterschaft bisher noch sehr wenig gelesen habe, ...


Dieses Buch hat mich aus vielen Gründen neugierig gemacht; zwei der Hauptgründe sind, dass ich feministische Geschichten super gerne lese und zum Thema Mutterschaft bisher noch sehr wenig gelesen habe, und dass "Hello Baby" in Korea spielt, was auch noch eine Kultur spiegelt, in die ich bisher ebenfalls wenig Einblick hatte. Es war auf jeden Fall ein besonderes Leseerlebnis!
Die Story ist abwechselnd aus der Perspektive mehrerer Frauen erzählt, die in einer Whatsappgruppe durch ihre Kinderwunschbehandlung verbunden sind und sich gegenseitig unterstützen. Jede dieser Frauen erlebt den bisher unerfüllten Kinderwunsch einhergehend mit unterschiedlichen Erschwernissen; sozialer und familiärer Druck, ihr Alter, finanzielle Sorgen, die eigene Karriere, unsopportive Ehemänner. Als eine der Frauen unerwartet die Geburt ihres Babys verkündet, nimmt die Geschichte außerdem eine spannende Handlung, die eine weitere wichtige Ebene aufmacht...
Was mir besonders gefallen hat, war, wie prägnant in einer verhältnismäßig kurzen Geschichte sämtliche Erwartungen an Frauen* gezeigt werden, und wie es unmöglich ist, sie alle zu erfüllen. Die Headline des Klappentextes, "Wann ist eine Frau eine Frau?" trifft das für mich perfekt: wenn sie heiratet, sich um Mann und (Schwieger-)Eltern kümmert, wenn sie früh/ spät Kinder bekommt, wenn sie trotzdem arbeitet bis zum Entbindungstermin, wenn sie eine/ keine Nanny anstellt, wenn sie Schmerzen/ Fehlgeburten erleidet/ direkt weitermacht, ohne zu jammern, wenn sie die Scham ihres Mannes mitträgt, wenn sie einen Sohn auf die Welt bringt... ich könnte noch sehr lange weitermachen. Einige dieser Punkte scheinen kulturell bedingt in Südkorea schwerer zu wiegen, aber insgesamt beschreibt Kim Eui-kyung einen patriarchalen Kollektivanspruch.
Einzig der Schreibstil hat mich hier und da etwas irritiert, kam mir eher distanziert und "berichthaft" vor, das kann aber auch an der Übersetzung liegen. Alles in allem wirklich lesenswert!

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Veröffentlicht am 01.03.2025

Frustrierend, aber so wichtig!

Alles gut
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In dieser Geschichte begleiten wir Jess bei ihrem Einstieg ins Arbeitsleben und dem navigieren von Job, Familie und Beziehung. Allgegenwärtig hierbei: Sowohl der tiefsitzende und für weiße Menschen komplett ...

In dieser Geschichte begleiten wir Jess bei ihrem Einstieg ins Arbeitsleben und dem navigieren von Job, Familie und Beziehung. Allgegenwärtig hierbei: Sowohl der tiefsitzende und für weiße Menschen komplett unsichtbare Alltagsrassismus (und -sexismus), dem Jess permanent ausgesetzt ist, als auch ihr eigener internalisierter Rassismus, der auch ihr selbst nicht bewusst ist. Ein Buch, das für mich gleichermaßen augenöffnend wie frustrierend war, und dessen Ende mich eher resigniert zurückgelassen hat.
Jess ist eine coole Protagonistin: Sie weiß auch als Berufseinsteigerin um ihren Wert und ihre Fähigkeiten, ist aber gleichzeitig bereit, sich anfangs einiges gefallen zu lassen, in der Hoffnung, dadurch irgendwann im Ansehen und auch im Unternehmen aufsteigen zu können. Ihr enemies-to-lovers-love-interest: Josh, der schon ein paar Monate Vorsprung in der gleichen Firma hat, den sie jedoch aus dem Studium kennt; vor allem für seine privilegierte white-ass Weltsicht. Trotzdem ist er für sie auf irgendeine Weise interessant, und in der sich anbahnenden Beziehung mit Josh wird Jess tagtäglich mit als "nett gemeint"/"stell dich nicht so an" getarnten Rassismen konfrontiert. Als Jess dann in eine Situation gebracht wird, in der sie sich ihrer Familie und ihrer ethnischen Zugehörigkeit stellen muss, beginnt sie schließlich, auch eigene Gedankenmuster zu hinterfragen.
Dieses Buch war augenöffnend, weil ich zwar als Frau (leider) einige der Diskriminierungsformen gut kenne, die Jess durchlebt, andererseits natürlich keine Ahnung habe, wie es ist, eine schwarze Frau zu sein und dadurch direkt mehrfach marginalisiert. Hier fand ich vor allem erschreckend, wie Josh einfach gar nicht zu versuchen scheint, sich auch nur einen Milimeter mit Jess' Perspektive zu beschäftigen und alle seine Zugeständnisse und sein "Verständnis" nur vermeintlich und oberflächlich wirken. Dass Jess mit ihm so lange zusammenbleibt, hat vermutlich viel damit zu tun, was sie als erstrebenswert ansieht, und dass sie gelernt hat, Rassismus auszuhalten, weil de facto gar nichts, das sie sagt oder tut, irgendeine Veränderung zeigt. Frustrierend - und ich habe lediglich das Buch gelesen...

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Moralisch graue Figuren der Extraklasse

Vicious - Das Böse in uns
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1/25 • Vicious (V. E. Schwab)

Technisch gesehen habe ich den Großteil dieses Buches noch im Dezember gelesen, ich möchte es aber dennoch als Anlass nehmen, in die diesjährigen Rezis zu starten - let's ...

1/25 • Vicious (V. E. Schwab)

Technisch gesehen habe ich den Großteil dieses Buches noch im Dezember gelesen, ich möchte es aber dennoch als Anlass nehmen, in die diesjährigen Rezis zu starten - let's go!
Ich war sehr gespannt auf diese villains-Geschichte, vor allem, da mich mein erstes Buch der Autorin nicht so komplett überzeugt hat. "Vicious" hat mir da definitiv sehr viel besser gefallen!
Die Grundstory fokussiert Victor und Eli, die an der Uni eine bahnbrechende Hypothese aufstellen: Superkräfte können in allen Menschen entstehen, die eine Nahtoderfahrung machen. Über dieser bald nicht mehr ganz hypothetischen Idee werden aus den einstigen Freunden Rivalen, nicht zuletzt durch die grundlegende Einstellung dazu, ob "Superhelden" überhaupt existieren sollten...
Ich finde ja grundsätzlich Charaktere interessant, die in dieser moralisch grauen Zwischenwelt leben, deren Handlungen von Überzeugungen angetrieben werden, die über "ich will die Weltherrschaft an mich reißen" hinausgehen. In dieses Muster fallen 90% der Charaktere, weshalb sie mich alle überzeugt haben. Wir als Lesende werden tendenziell eher auf Viktors Seite gezogen, dennoch fand ich die Passagen aus Elis Sicht genauso spannend. Was mir außerdem richtig gut gefallen hat war der Kapitelaufbau; wir haben einen Fixpunkt, Mitternacht, von dem aus wir jeweils in die ferne und nahe Vergangenheit springen, so manche Hintergründe erst nach und nach erfahren und uns Mitternacht immer mehr annähern. Das hat vor allem gegen Ende den richtig coolen Effekt, dass die Zeit immer schneller vergehen zu scheint und es noch spannender wird. Das Ende... tja, ich sag's mal so: ich bin froh, dass ich Teil 2 schon bereit habe!

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