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Veröffentlicht am 14.03.2025

Historischer Krimi aus Hamburg

Der Herzschlag der Toten
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Hamburg, 1887. Hermann Rieker wurde gerade frisch zum Criminalcommissar befördert, da soll er in seinem ersten eigenen Mordfall ermitteln. Sein Chef traut ihm das nicht recht zu und möchte ihm einen erfahrenen ...

Hamburg, 1887. Hermann Rieker wurde gerade frisch zum Criminalcommissar befördert, da soll er in seinem ersten eigenen Mordfall ermitteln. Sein Chef traut ihm das nicht recht zu und möchte ihm einen erfahrenen Kollegen vor die Nase setzen. Aber Rieker setzt sich durch und nun hat er drei Tage, um den Fall zu lösen und den Mörder festzunehmen. In einem verlassenen Kontor ist die Leiche einer jungen Frau gefunden worden, auf brutale Art erstochen. Gewissen Umstände beim Entdecken der Toten erschweren zunächst die Ermittlungen.
Bei diesen trifft er auf Johanna Ahrens, Tochter eines Richters, die heimlich arme Frauen im Gängeviertel unterrichtet. Da Johanna in dem Mordopfer eine ihrer Schülerinnen erkennt, stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an. Dabei lernt sie einen Totenfotografen kennen, dessen Anatomiekenntnisse eine entscheidende Wendung für den Fall bringen. Doch als ein weiterer Mord die Stadt erschüttert, wird klar: Der Täter kann jeden Moment erneut zuschlagen.

"Der Herzschlag der Toten" ist ein wirklich spannender historischer Krimi. Atmosphärisch, düster, fesselnd. Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen, ebenso die Sprache. Ich finde, sie ist der damaligen Zeit angepasst, aber nicht zu altmodisch. Und der Autor lässt Hamburg zu Ende des 19. Jahrhunderts vor den Augen des Lesers lebendig werden.
Sehr interessant finde ich das Thema der Totenfotografie. Es klingt zwar morbide, aber wenn man mal darüber nachdenkt, war das eigentlich eine gute Sache. Es war ja nicht so wie heute, wo von jedem Menschen in allen Lebensjahren ausreichend Fotos existieren, so dass man sich auch nach Jahren noch an die Gesichter erinnern kann. Die Fotografie war in den Kinderschuhen und nur wenige konnten es sich überhaupt leisten. Und erst recht hatten normale Leute kein Geld, von sich Porträts malen zu lassen.

Auch die Charaktere sind sehr interessant. Hermann Rieker kommt eigentlich aus Berlin und im Laufe der Geschichte erfährt man, was er dort hinter sich gelassen. Außerdem kämpft er mit Erinnerungen an den Krieg gegen die Franzosen. In seinem Job will er hundert Prozent geben.
Johanna ist zwar eine Tochter aus reichem Haus, aber sie nutzt dieses Privileg, um anderen Frauen zu helfen. Für sie ist Bildung der wichtigste Schritt, etwas aus seinem Leben zu machen.

Am Ende erfährt man, dass es einen guten Grund gibt, warum das Ganze im Jahr 1887 spielt und diese Wendung finde ich wirklich gelungen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es auf jeden Fall weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

The Housemaid Teil 1

Wenn sie wüsste
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Millie kann ihr Glück kaum fassen, als Nina Winchester ihr die Stelle als Haushaltshilfe inklusive Kost und Logis bei ihrer Familie auf Long Island anbietet. Schließlich hat sie eine Vergangenheit von ...

Millie kann ihr Glück kaum fassen, als Nina Winchester ihr die Stelle als Haushaltshilfe inklusive Kost und Logis bei ihrer Familie auf Long Island anbietet. Schließlich hat sie eine Vergangenheit von der niemand etwas wissen soll. Doch kaum ist Millie eingezogen, zeigt Nina ihr wahres Gesicht. Sie verwüstet das Haus und unterstellt ihr Dinge, die sie nicht getan hat. Ihre verwöhnte Tochter behandelt Millie ohne jeden Respekt. Nur Ninas attraktiver Mann Andrew ist nett zu ihr. Wäre da nur nicht Ninas wachsende Eifersucht. Hat sie Millie nur eingestellt, um sie zu quälen? Oder hat auch sie ein dunkles Geheimnis, von dem niemand etwas erfahren darf?

"Wenn sie wüsste" ist der erste Teil der "Housemaid"-Reihe. Mir wurde das Buch empfohlen, da es überraschende Wendungen und Twists enthalten sollte. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Schon den Prolog fand ich spannend, denn man weiß nicht, wer der Ich-Erzähler ist. Nach Beenden des Buches war mein Verdacht aber falsch. Was natürlich wiederum für die Geschichte spricht.
Im ersten Teil der Geschichte lernen wir Millie kennen. Sie ist Ende Zwanzig und unheimlich dankbar, diesen Job bei den Winchesters zu bekommen, denn die letzten 10 Jahre liefen nicht gut für sie. Da dieser Teil in der ersten Person aus Millies Sicht erzählt wird, ist man als Leser immer nah am Geschehen und auch in den Gedanken der Protagonistin. Die sind teilweise sogar recht amüsant, z. B. als sie zum ersten Mal der Tochter Cecilia gegenüber steht, die immer altmodische Kleider trägt.

Zitat: "Sie trägt ein weißes Rüschenkleid, in dem sie aussieht wie eine kleine Puppe. Und mit Puppe meine ich natürlich die unheimliche sprechende Puppe in The Twilight Zone, die Leute umbringt."

Millie ist hin und her gerissen, denn einerseits ist sie sicher, nichts falsch zu machen und kann die Wutanfälle ihrer Arbeitsgeberin nicht nachvollziehen, andererseits ist sie auf den Job angewiesen. Auch als Leser fragt man sich die ganze Zeit, was das Verhalten von Nina soll. Ist sie wirklich psychisch krank oder steckt etwas ganz Anderes dahinter? Aber das wird erst im zweiten Teil verraten und der hat es in sich. War Teil 1 noch eher ein psychologischer Spannungsroman, so verdient der zweite Teil, der aus Ninas Sicht geschrieben ist, auf jeden Fall die Bezeichnung Thriller.
Der Autorin gelingt es durchweg, die Spannung aufrecht zu erhalten. Der Schreibstil ist flüssig und lebendig. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten und das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen.

"Wenn sie wüsste" ist ein echter Pageturner und ich bin gespannt, was mich im zweiten Teil "Sie kann dich hören" erwartet. Die Messlatte liegt auf jeden Fall hoch.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Ida Rabes dritter Fall

Alter Zorn
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Hamburg, 1949. Auf die Schutzpolizistin Ida Rabe wartet ein neuer Fall, der ihr persönlich sehr nahe geht. Am Strand von Övelgönne wird die Leiche eines Jungen angeschwemmt. Handelt es sich dabei um das ...

Hamburg, 1949. Auf die Schutzpolizistin Ida Rabe wartet ein neuer Fall, der ihr persönlich sehr nahe geht. Am Strand von Övelgönne wird die Leiche eines Jungen angeschwemmt. Handelt es sich dabei um das Kind, das sie und ihre Kollegin Heide bereits vor einigen Monaten in einem Hauseingang aufgegriffen haben? Der Junge war mehr tot als lebendig und sprach kein Wort. Sie nannten ihn Theo und brachten ihn in ein Kinderheim. Ida hat ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nie wieder nach ihm erkundigt hat. Sie ist einfach davon ausgegangen, dass es ihm gut geht. Hat sie sich geirrt? Die erste Spur führt Ida allerdings auf die Elbinsel Waltershof zu einer eingeschworenen kleinen Gemeinde um den selbsternannten Wunderheiler Wilhelm Maurer. Wenn der tote Junge tatsächlich Theo ist, wie ist er dahin gekommen? Ida mischt sich unter die Anhänger des Heilers, was nicht ungefährlich ist, denn eine von ihnen ist eine Frau, die Ida noch von ihrer Heimatinsel Amrum kennt...

"Alter Zorn" ist der dritte Teil der historischen Kriminalromanreihe um die eigensinnige Ida Rabe. Nicht nur ihrer Kollegin Heide macht sie mit ihrer Starrköpfigkeit oft das Leben schwer, dieses Mal hat auch ihr neuer Vorgesetzter die Nase voll von Idas Alleingängen. Was Ida natürlich nicht davon abhält, weiter zu ermitteln, denn die Polizei scheint nicht wirklich interessiert zu sein am Tod des Jungen. Auch die Kriminalpolizei, zu der Heides Vater gehört, beharrt auf Tod durch Ertrinken und stuft das Ganze als Unfall ein. Aber woher hat Theo die vielen Verletzungen?

Mit flüssigem Schreibstil führt Lea Stein durch ihre Geschichte. Hamburgs immer noch zerstörte Straßen werden vor den Augen lebendig, man sieht alles direkt vor sich. Durch Wendungen und Überraschungen wird die Spannung aufrecht erhalten.
Das betrifft zum einen den Fall, aber auch das Privatleben von Ida. Am Ende kommt es zu einer entscheidenden Veränderung und ich frage mich, ob das der letzte Teil war oder ob die Reihe doch weitergeht. Ich würde es mir wünschen.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Spannend und bewegend

Am dunkelsten Tag
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22. Juli 2005. Es ist ein ganz normaler Abend in einem Einkaufszentrum in Portland, Maine. Drei Teenager warten darauf, dass der Film anfängt. Ein junger Mann flirtet mit dem Mädchen am Kiosk. Mütter und ...

22. Juli 2005. Es ist ein ganz normaler Abend in einem Einkaufszentrum in Portland, Maine. Drei Teenager warten darauf, dass der Film anfängt. Ein junger Mann flirtet mit dem Mädchen am Kiosk. Mütter und Kinder kaufen zusammen ein. Doch dann fallen Schüsse. Officer Essie McVee ist zufällig am Tatort und sie handelt sofort: In nur acht Minuten überwältigen sie und ihre Kollegen die Täter. Für viele Besucher ist das jedoch zu spät. Und während die Überlebenden langsam ihr Leben wieder aufbauen, müssen sie erfahren, dass ein weiterer Verschwörer nur darauf wartet, seine Mission zu beenden.

Viele Jahre habe ich nichts von Nora Roberts. Diesen Spannungsroman habe ich letztes Jahr zufällig auf einem Büchermarkt entdeckt und ihn nun endlich von meinem SUB befreit.
"Am dunkelsten Tag" ist kein Krimi oder Thriller, sondern ein sehr komplexer Roman, der einen Zeitraum von 13 Jahren umspannt.
Was macht ein Amoklauf mit den Überlebenden? Wie können sie wieder ins Leben zurückfinden, wie auch mit Schuldgefühlen klar kommen, weil sie überlebt haben und viele andere nicht?
Simone ist 16 Jahre alt, als sich ihr Leben für immer verändert. Dabei wollte sie nur mit zwei Freundinnen ins Kino. Nur die Tatsache, dass sie auf die Toilette muss, rettet sie vor den Schüssen im Kinosaal.
Reed ist nur ein paar Jahre älter und in den Collegeferien zuhause, er jobbt in einem Restaurant und hat gerade Pause, als einer der drei Täter hineinstürmt und alle Gäste erschießt.
Alle versuchen, diesen grauenvollen Tag im Juli irgendwie zu vergessen, aber er wird immer ein Teil von ihnen sein, sie in Albträumen begleiten, ihr weiteres Leben und ihre Entscheidungen beeinflussen.

Eindringlich und emotional erzählt Nora Roberts hier die Geschichten mehrerer Menschen nach dem Überleben eines Amoklaufs. Alles ist sehr authentisch und ich konnte mich sehr gut in die Situationen und Personen hineinversetzen.
Im Laufe der Geschichte wird klar, wer in Wahrheit hinter dem Angriff steckt und Teile werden aus Sicht dieser Person erzählt. Das macht das Ganze noch spannender, denn man fragt sich natürlich, ob sie ihren Rachefeldzug weiter führt und wann sie endlich geschnappt wird.
Ganz toll fand ich später im Buch das Auftauchen von Barney. Er war mein Liebling und ich dachte nur: Egal, wer noch stirbt, der Hund muss überleben!
Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet mit vielen Facetten. Neben Simone und Reed mochte ich CiCi am liebsten.
Auch ist der Schreibstil sehr bildhaft, die Beschreibung der Insel z.B. hat mich alles genau vor mir sehen lassen.

Ich kann "Am dunkelsten Tag" auf jeden Fall sehr empfehlen. Spannend, eindringlich, emotional, aber auch mit Momenten zum Schmunzeln. Aber besonders die ersten Kapitel sind nichts für schwache Nerven.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Spannend!

Das Haus der leeren Zimmer
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1961. Amy arbeitet und lebt bei der Familie Laurent in Frankreich. Julia, Alain und ihre zehnjährige Tochter Viviane sind inzwischen ein Teil ihres Lebens und auch ihre Familie. Aber dann wird Amys Großmutter ...

1961. Amy arbeitet und lebt bei der Familie Laurent in Frankreich. Julia, Alain und ihre zehnjährige Tochter Viviane sind inzwischen ein Teil ihres Lebens und auch ihre Familie. Aber dann wird Amys Großmutter krank und sie muss zurück nach England, um ihrem Vater bei der Pflege zu helfen. Eines Tages erhält sie eine Nachricht von Julia. Sie ist wieder in England in ihrem Elternhaus, nachdem es in Frankreich ein schreckliches Unglück gegeben hat. Amy reist zu ihrer Freundin nach Somerset, um ihr und Viviane beizustehen. Doch in dem düsteren Haus am See ist nichts so, wie es sein soll. Julia ist schwermütig und die kleine Viviane kaum Spielgefährten. Bald beginnt das Mädchen, von einer unsichtbaren Freundin zu erzählen: Caroline. Doch Caroline ist auch der Name von Julias älterer Schwester, die vor dreißig Jahren im Haus der Familie unter mysteriösen Umständen zu Tode kam. Keiner der Dorfbewohner scheint über sie sprechen zu wollen - selbst der hilfsbereite Nachbar Daniel schottet sich ab.

Die Autorin war mir bis zu diesem Buch völlig unbekannt, dabei ist "Das Haus der leeren Zimmer" nicht ihr einziges Buch.
Aus dem Klappentext geht nicht hervor, dass das Buch nicht in der Gegenwart spielt, sondern im Jahr 1961. Mir hat das gut gefallen, denn so hat sich die Geschichte ganz anders entwickelt, als es vielleicht heute der Fall gewesen wäre.
Erzählt wird in der 1. Person aus Sicht von Amy. So ist man immer nah am Geschehen und erfährt ihre Gedanken und Gefühle aus nächster Nähe. Amy ist ein sehr liebenswürdiger und hilfsbereiter Mensch, der für ihre Familie und Freunde alles tun würde. Ungerechtigkeit geht ihr gegen den Strich und so forscht sie in der Vergangenheit nach, da sie sich einfach nicht vorstellen, dass Julias Schwester eine Mörderin war. Sie ist sicher, dass da mehr dahinter stecken muss. Warum schweigt das ganze Dorf und hält hartnäckig die Geschichte aufrecht, dass Caroline böse und falsch war?

"Das Haus der leeren Zimmer" ist eine fesselnde Familiengeschichte mit leichtem Gruseleffekt. Ein altes, düsteres Haus am See, der See selbst mit seinen Geheimnissen, unheimliche Geräusche im ersten Obergeschoss, ein Zimmer, in dem ein junges Mädchen angeblich an einem Fieber gestorben ist. Ist das wirklich alles nur Einbildung oder ist Caroline zurück, um sich zu rächen oder vielleicht sogar, um ihre Familie zu beschützen? Aber wovor?

Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen. Lebendig, anschaulich und mit viel Atmosphäre führt einen die Autorin durch die Geschichte in ein düsteres England Anfang der Sechziger Jahre.
Übrigens würde sich das Buch auch gut für die Lesezeit vor Halloween eignen.

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