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Veröffentlicht am 10.08.2025

Ein Tanz zum Schein

A Dance of Lies
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„A Dance of Lies“ von Brittney Arena fällt zunächst direkt durch sein wunderschön gestaltetes Cover ins Auge. In intensiven Tönen wird hier ein Buntglasfenster dargestellt, das, wenn man es näher betrachtet, ...

„A Dance of Lies“ von Brittney Arena fällt zunächst direkt durch sein wunderschön gestaltetes Cover ins Auge. In intensiven Tönen wird hier ein Buntglasfenster dargestellt, das, wenn man es näher betrachtet, bereits seine eigene Geschichte erzählen kann durch die vielen kleinen Elemente.
Besonders beeindruckt hat mich die liebevoll veredelte Buchschnittgestaltung, die dem Buch einen kostbaren Rahmen verleiht – ich muss gestehen, ich war auf Anhieb hingerissen.


Zum Inhalt:
Vasalie, einst das Kleinod von König Illian, galt als außergewöhnlich begabte Tänzerin und stand im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch eine hinterhältige Intrige beraubt sie plötzlich all ihrer Möglichkeiten. Nach zwei Jahren der Gefangenschaft erhält sie vom König ein einmaliges Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Für ihre Freiheit soll sie die Versammlung der Königreiche infiltrieren und im Auftrag des Königs heikle Aufgaben erfüllen. Stück für Stück offenbart sich ihr dabei das ganze Ausmaß der Verstrickungen, bis Vasalie schließlich vor der Entscheidung steht, was sie wirklich will.


Mein Resümee:
„A Dance of Lies“ hat mich gleichermaßen gefesselt und frustriert – und genau das macht es so schwer, ein einfaches Fazit zu ziehen.
So verwendet die Autorin eine bildhafte Sprache, die einfach nur das Kopfkino bei den Lesenden anregen muss. Besonders in den kraftvollen Tanzszenen, die mit viel Liebe zum Detail beschrieben sind, erschafft sie eine mitreißende Immersion. An diesen Stellen, wünscht man sich einfach eine Verfilmung des Buches.
Doch abseits dieser Glanzpunkte offenbaren sich Schwächen, die meinen Lesegenuss getrübt haben. Die Figuren, allen voran die Nebencharaktere, bleiben in ihren Konturen oft schablonenhaft und eindimensional. Zwar wirken sie an sich sympathisch, doch es fällt schwer, sich von ihnen in den Bann ziehen zu lassen oder wirklich mit ihnen mitzufühlen.
Die angedeutete Liebesgeschichte war zwar schön, hätte meiner Meinung nach aber deutlich mehr Raum verdient, um sich voll entfalten zu können – das allein hätte dem Buch schon mehr emotionale Tiefe gegeben.
Zudem verliert sich die Autorin stellenweise in Nebensträngen: Politische Machtspiele und die Vielzahl an Königshäusern machen den Plot unnötig unübersichtlich.

Beworben wird der Roman als Romantasy, also als Mischung aus Romantik und Fantasy, was bei Fans große Erwartungen aufkommen lässt.
Leider muss ich hier anmerken, dass der eigentliche Fantasy-Anteil verschwindend gering ist.
Auch von den angekündigten Love-Triangle-Vibes habe ich beim Lesen nichts gespürt. Für mich wirkt diese Werbung schlicht irreführend, besonders für LeserInnen, die das Buch gerade wegen dieser Genre-Versprechen in die Hand nehmen.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen.
Frau Arenas einfühlsamer und angenehm fließender Schreibstil erschafft eine liebevolle ausgestaltete Welt.
Besonders gelungen fand ich, wie der Tanz nicht nur als Motiv, sondern fast schon als stille zweite Hauptfigur präsent ist und dem Roman eine fast magische Leichtigkeit verleiht.
Die Autorin bringt interessante Ideen und einige sympathische Figuren ins Spiel, doch es gelingt ihr nicht immer, den Faden gekonnt wieder aufzunehmen und die Geschichte zu Ende zu denken. Daran merkt man vielleicht, dass es ihr Debütroman ist und sie noch größeres Entwicklungspotenzial hat. Vielleicht schafft sie es mich mit einer möglichen Fortsetzung vollständig zu überzeugen.

Schlussendlich empfehle ich diesen Roman all jenen, die sich nach einer leichten Liebesgeschichte sehnen. Wer es schafft die Schwächen des Romans zu verzeihen, wird in diesem Debüt sicherlich einige berührende Lesemomente finden.

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Veröffentlicht am 02.06.2025

Würdest du dein bisheriges Leben ändern, wenn du wüsstest wann es tatsächlich endet?

Vorsehung
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Liane Moriarty ist eine bekannte australische Autorin, die mit ihren Romanen bereits mehrfach internationale Bestsellerlisten anführte. Viele von uns kennen auch die gelungenen Filmadaptionen ihrer Werke, ...

Liane Moriarty ist eine bekannte australische Autorin, die mit ihren Romanen bereits mehrfach internationale Bestsellerlisten anführte. Viele von uns kennen auch die gelungenen Filmadaptionen ihrer Werke, wie zum Beispiel „Big Little Lies“ und „Nine Perfect Strangers“.

Das Cover hat mich sofort an die Theorie des Schmetterlingsflügelschlags erinnert, die vom Meteorologen Edward Lorenz entwickelt wurde und auch in der Philosophie häufig Anwendung findet. Es zeigt einen kleinen, zarten Schmetterling, der durch die sanfte Berührung des Wassers Wellen auslöst.

Und so ergeht es auch den verschiedenen Protagonisten, die alle zur selben Zeit Passagiere desselben Fluges sind. Was zunächst wie ein ganz gewöhnlicher Flug erscheint, entwickelt sich für sie alle zu einer außergewöhnlichen Reise. Denn als eine ältere Dame aufsteht und jedem Einzelnen den erwarteten Todeszeitpunkt sowie die Ursache erklärt, müssen sich die Passagiere fragen: Glaube ich an die Vorsehung? Leben wir in einem deterministischen Universum, in dem bereits alle Ereignisse – auch zukünftige – vorherbestimmt und unabwendbar sind? Oder haben wir unser Schicksal selbst in der Hand?
Als sich die Vorhersagen der Dame zu bewahrheiten beginnen, wird die Situation ernst, und Bewegung kommt ins Spiel.
Den Ansatz, den Frau Moriarty in ihrem neuesten Werk gewählt hat, finde ich sehr interessant. Er hat bei mir die Frage ausgelöst: Würde ich es wissen wollen? Und wie würde ich mich dann verhalten? Stasis - passiv und abwartend oder würde (blinder) Aktionismus verfallen?

Der Schreibstil von Frau Moriarty ist typisch für ihre Romane. Er ist leicht zugänglich, flüssig zu lesen und enthält immer wieder eine kleine Prise Humor, die sowohl aktuelle Themen als auch die Vergangenheit aufgreift. Die Autorin bietet eine abwechslungsreiche Mischung aus den Abgründen ihrer Figuren, Vielschichtigkeit und gut gesetzten Cliffhangern, die die Atmosphäre spannend steigern.

Leider verliert mich die Autorin manchmal durch ihre kurzen, schnellen Kapitel. Das stört den Lesefluss mich erheblich, denn immer wenn ich das Gefühl hatte, eine Figur richtig zu packen, reißt der Text unvermittelt ab und wechselt zur nächsten Figur. Natürlich ist der Wechsel zwischen den verschiedenen Protagonisten lebendig und abwechslungsreich. Allerdings verliert sich dadurch der Text auch manchmal in unwichtigen Details, die eher wie leere Füllmenge wirken.

Für mich war das Leseerlebnis insgesamt gemischt.
Der grundlegende Gedanke hat mich neugierig gemacht und zum Nachdenken angeregt. Dennoch blieben die meisten Figuren zu blass und konnten mich nicht wirklich fesseln.

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Veröffentlicht am 21.02.2025

Mit Vorsicht zu genießen, die prolligen Briten sind unterwegs!

Alles, was ich weiß über die Liebe
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Dolly Alderton ist eine erfolgreiche britische Autorin, Journalistin und Podcasterin.
Ihr Buch „Alles, was ich weiß über die Liebe“ ist besonders in Großbritannien ein grandioser Erfolg geworden und wurde ...

Dolly Alderton ist eine erfolgreiche britische Autorin, Journalistin und Podcasterin.
Ihr Buch „Alles, was ich weiß über die Liebe“ ist besonders in Großbritannien ein grandioser Erfolg geworden und wurde als Fernsehserie verfilmt.
In Deutschland ist es bereits 2019 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen. Heute im Jahr 2025 erhält es eine Neuauflage, welche mit einem rosa Farbschnitt, einem neuem Vorwort und einem neuem Abschlusskapitel aufwartet.

„Alles, was ich weiß über die Liebe“ ist ein autobiografischer Coming-of-Age-Roman, der von Dolly Aldertons frühester Jugend bis zu ihrem 30. Geburtstag erzählt. Darin ist Frau Alderton nicht zimperlich; sie beschreibt ihre ausschweifenden Jahre, die von Alkoholexzessen, Drogenkonsum und Promiskuität geprägt sind, bis sie in ihren späten Zwanzigern (scheinbar) zu sich selbst findet.
Nichts scheint ihr dabei unangenehm. Dabei kommt sie oft rotzig daher, nur um dann wieder so verletzlich und tief verwundbar dazustehen.
Dies ist mit Sicherheit, der bemerkenswerteste Aspekt dieses Buches.
Durch ihre authentische Ehrlichkeit, die ihre eigenen Unsicherheiten, Fehler und Missgeschicke beschreibt, bekommt dieses Buch etwas sehr authentisches.
Der Schreibstil ist dabei gut verständlich und bringt durch einen gewissen Humor immer eine Leichtigkeit mit ins Geschriebene.

Ich selbst bin sehr zwiegespalten nach dieser Lektüre.
Die offene und ehrliche Art der Selbstdarstellung fand ich bewundernswert, vor allem weil es am Ende keine Liebeserklärung an die verschiedenen Männern in ihrem Leben war, sondern an all die Frauen, allen voran ihre beste Freundin Farly, die ihr Leben bereichert und beeinflusst. Das hat mich sehr berührt.
Was mich jedoch mindestens genauso abgestoßen hat, sind die verantwortungslosen und gefährlichen Aktionen, in die sie sich immer wieder begibt. Sei es das Glorifizieren exzessiver alkoholbedingten Abstürze, das unbedarfte Wechseln von Intimpartnern oder das Leben über ihre finanziellen Mittel hinaus. Dolly Alderton scheint alles mitnehmen zu wollen, was ihr geboten wird. Das kann man gut finden oder nicht, das es allerdings immer so glimpflich abgelaufen ist, mag ich zu bezweifeln.

Am Ende liest sich „Alles, was ich weiß über die Liebe“ wie das Tagebuch einer wirklich überdrehten Freundin, bei der man gerne den Kopf schüttelt und liebevoll sagt: „Ach Dolly, echt jetzt?!“. Mit Sicherheit ist es kein Buch für jeden Lesenden, aber es erscheint mir trotzdem als nette Abwechslung auf dem deutschen Buchmarkt zu sein.

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Die Komplexität von Schwesternschaft

Wenn wir lächeln
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Immer mehr Verlage bemühen sich um ein ausdrucksstarkes Cover, welches allein durch seine Intensität die geneigte Leserschaft anzuziehen vermag. So ist es auch bei dem Debütroman von Mascha Unterlehberg ...

Immer mehr Verlage bemühen sich um ein ausdrucksstarkes Cover, welches allein durch seine Intensität die geneigte Leserschaft anzuziehen vermag. So ist es auch bei dem Debütroman von Mascha Unterlehberg „Wenn wir lächeln“.

In „Wenn wir lächeln“ geht es um eine intensive, stellenweise schon toxisch-abhängige Freundschaft zwischen Jara und Anto. Die Autorin flechtet dabei gekonnt Themen wie patriarchale Gewalt, Klassenunterschiede, Sexismus und die eigene Identitätssuche ein. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Jugendlichen Jara und Anto, die sich anfreunden und versuchen, gemeinsam ihre eigene Identität zu finden. Es handelt sich um eine Freundschaft, die über das Gewöhnliche hinausgeht . Manche Leserin wird sich vielleicht erinnert fühlen und wiedererkennen: Es gab in der Jugend diese eine Freundin, die man so sehr mochte, dass man sich eher als Schwestern fühlte. Nichts war tabu, alles wurde geteilt. Doch auch diese ersten Beziehungen im Leben durchlaufen einen Wandel, besonders wenn vieles ungesagt bleibt.

Für mich blieben Anto und Jara schwer greifbar. Vieles fühlte sich so nah an: das Aufwachsen mit Popmusik, Filmen und Serien aus den 2000er Jahren, Cherry Cola und Lipgloss, der erste Alkohol, das Verschweigen, wo man sich aufhält vor den Eltern und über all dem diese verschlungene Schwesternschaft. Doch dann verlor mich das Buch wieder. Vieles blieb für mich nicht nachvollziehbar. Stellenweise fühlte ich mich durch den Text gehetzt. Insbesondere durch die verschiedenen Zeitebenen. So musste ich mich immer wieder neu orientieren. Dabei blieben mir die eigentlich sehr interessanten Figuren Jara und Anto viel zu oberflächlich und in sich gefangen um eine emotionale Verbindung herzustellen.

Insgesamt hatte das Buch für mich einige starke Ideen, leider hat es jedoch unter seiner eigenen Komplexität zu leiden. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Autorin den Charakteren mehr Tiefe verliehen hätte, um die emotionale Resonanz der Geschichte zu verstärken.

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Der äußere Schein kann trügen.

A Song to Drown Rivers
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Ann Laing gibt einer alten Legende mit „A Song to drown Rivers“ ein neues Gewand und erweckt die Geschichte rund um das junge Mädchen Xishi zum neuen Leben.
Aufgewachsen ist Xishi im ärmlichen, vom Krieg ...

Ann Laing gibt einer alten Legende mit „A Song to drown Rivers“ ein neues Gewand und erweckt die Geschichte rund um das junge Mädchen Xishi zum neuen Leben.
Aufgewachsen ist Xishi im ärmlichen, vom Krieg zerrütten Yue, einem Staat im damaligen China. Als eines Tages Fanil, der Minister von Yues König Goujian in ihr Dorf kommt, ändert sich ihr Leben schlagartig.
Es wurde ein Plan geschmiedet, dass sie durch ihre übernatürliche Schönheit den feindlichen König Fuchai ablenkt und schwächt, so dass Yue sich gegen das feindliche Königreich zur Wehr setzen kann.

Was als allererstes bei diesem Buch auffällt, ist die unglaublich stimmige Covergestaltung, welche es in der Erstauflage mit einem aktuell so begehrten farbigen Buchschnitt gibt. Das macht dieses Buch natürlich zu einem Blickfang in jedem Regal!
Durch die poetische Sprache, welche sehr gut das Setting der Geschichte aufnimmt, entstehen eindrückliche Bilder. Es ist ein leichtes in die Erzählung abzutauschen und ihr zu folgen.
Dabei scheut die Autorin nicht davor zurück immer wieder zu moralisieren, wenn es um Krieg und dessen Folgen für beide Seiten geht. Das lässt sie allerdings so geschickt einfließen, dass es den Lesefluss niemals stört.

Leider gab es einige Kritikpunkte für mich an diesem Buch.
Zunächst einmal fand ich, dass die meisten Figuren, allen voran die Protagonistin Xishi, leider sehr schablonenhafte Charaktere sind, ohne Tiefgang oder Entwicklungspotenzial neben ihren fest definierten Rollen.

Auch geht Frau Laing nicht genauer auf die Gebräuche oder den eigentlichen Palastalltag genauer ein. Viele Nebenfiguren werden nur einmalig erwähnt, bekommen aber selbst überhaupt keine Chance das Buch zu bereichern. So verschenkt sie sehr viel Potenzial die Geschichte weiter auszuschmücken und ihr einen verständlicheren Rahmen zu geben.

Am meisten hat mich allerdings folgender Aspekt gestört:
„A Song to drown Rivers“ wirbt damit, dass es eine feministische Neuinterpretation einer alten Legende ist. Meiner Meinung nach ist das allerdings nicht der Fall. Die Protagonistin ordnet sich deutlich in das vorherrschende patriarchale System unter. Die tragisch sehnsuchtsvolle Liebesgeschichte rund um Xishi spielt sich dabei immer wieder in den Vordergrund, lässt sie allerdings wenig eigenständig wirken. Eher wie die Jungfer in Nöten, die immer auf die Rettung durch ihren strahlenden Helden wartet. So bleibt sie bis zum Ende ein Spielball der Männer in ihrem Leben.

Für mich blieb „A Song to drown Rivers“ hinter den Erwartungen zurück. Wer hier Tiefgang oder gar eine überraschende Neuinterpretation sucht, ist hier falsch. Was nicht bedeutet, dass es ein schlechtes Buch ist. Es ist eine leichte Liebesgeschichte, eingebettet in einer Legende aus alten Zeiten. Mehr leider auch nicht.

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