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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2025

Umgang mit einer belasteten Vergangenheit

Unter Grund
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Die angehende Lehrerin Franka besucht in ihrem Referendariat mit einer Schulklasse den NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe. Das Verhalten der Angeklagten katapultiert Franka in ihre eigene Vergangenheit, in ...

Die angehende Lehrerin Franka besucht in ihrem Referendariat mit einer Schulklasse den NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe. Das Verhalten der Angeklagten katapultiert Franka in ihre eigene Vergangenheit, in ihre Kindheit mit der Großmutter, der Fuchsin, mit den Freunden von damals und dem rechtsradikalen Sumpf, in den sie mit Patrick und Janna hineinglitt. Franka sucht nach einem Umgang mit ihrer eigenen Vergangenheit.

Mich hat dieses Buch etwas sprachlos hinterlassen. Frankas Weg in die rechtsradikale Richtung ist sehr nachvollziehbar beschrieben. Es ist aber gleichzeitig sehr schwer auszuhalten, wie Franka ihr Hineinrutschen in die rechte Szene beschreibt; man möchte am liebsten alles tun, um sie davon abzuhalten. Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Zeitsträngen, und es fiel mir nicht immer leicht, auf Anhieb zu erkennen, in welcher Zeit die Erzählung sich gerade befindet. Mutig ist es, wie Franka sich ihrer eigenen Vergangenheit stellt, wie sie ihren eigenen Weg findet, zu ihrer eigenen Vergangenheit zu stehen.

Das Buch ist nicht immer einfach zu lesen, besticht aber darüber, wie intensiv und einfühlsam die Themen Neonazismus und Antisemitismus behandelt werden. Diese Geschichte möchte ich sehr gerne allen ans Herz legen. Ganz klar vergebe ich alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 28.02.2025

Miss Marpelow und Doktor Watschel

»Wenn Ende gut, dann alles«
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Tommi wohnt in seinem ererbten Wohnmobil, wo seine ukrainische Putzfrau Svetlana regelmäßig zur Arbeit kommt. Sie liebt russische Literatur und Detektivgeschichten und hat in jeder Situation eine Lebensweisheit ...

Tommi wohnt in seinem ererbten Wohnmobil, wo seine ukrainische Putzfrau Svetlana regelmäßig zur Arbeit kommt. Sie liebt russische Literatur und Detektivgeschichten und hat in jeder Situation eine Lebensweisheit aus ihrem Land parat. Tommi arbeitet auf seinen Durchbruch als Bestsellerautor hin (allerdings kommt er kaum über die ersten Ideen hinaus). Als Tommi eines Abends mit Svetlana unterwegs sind, treffen sie auf ein kleines Mädchen, das bei Regen allein im Wald unterwegs ist. Svetlana kann nicht einfach an dem Kind vorbeifahren, so dass die beiden das Mädchen auflesen. Damit sind die beiden am Anfang ihrer eigenen Detektivgeschichte, denn die Polizei tut sich schwer, die Mutter des Mädchens zu finden, umso mehr, als das Mädchen nicht spricht. Dass Tommi und Svetlana dabei in größte Gefahr geraten, ist ihnen zunächst noch gar nicht klar, schließlich ist dies eine Geschichte über „eine Putzfrau und ein(en) Schreiberling (...), hineingestolpert in eine Sache, die ein bisschen zu groß für uns war.“ (Seite 304)

Es ist ein recht ungewöhnliches Setting, in das uns der Autor Volker Klüpfel mit seinen beiden Protagonisten hineinwirft. Das Buch sprüht vor Einfällen, eine große Attacke auf die Lachmuskeln des Lesers. Allein die vielen Lebensweisheiten der belesenen ukrainischen Putzfrau sind umwerfend. Insgesamt sind alle Charaktere einzigartig geraten, teilweise so skurril wie die Umstände, in denen sie leben. Doch die Geschichte kann auch sehr ernsthaft bleiben, wenn sie sich ernsten Themen zuwendet, die auch reichlich vorhanden sind. Überhaupt, so komisch viele Szenen geraten sind, letztendlich zeigt sich die Liebe des Autors zu seinen Charakteren, hier darf jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Als Krimi fehlt mir ein bisschen die Spannung, selbst wenn ich die Geschichte als cosy crime einordne. Meiner Meinung nach lebt diese Erzählung von ihren Charakteren, die immer wieder für eine überraschende Wendung sorgen können. Nicht umsonst werden die beiden Hauptcharaktere zwischendrin als Miss Marpelow und Doktor Watschel benannt.

Mich hat das Buch bestens unterhalten können, so dass ich es sehr gerne weiter empfehle. Ich vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Wertvolle Orientierung für den Verbraucher

Gibt’s das auch in Grün?
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Unsere Kaufentscheidungen werden meistens von der Werbung beeinflusst, doch das Greenwashing dahinter zu durchschauen haben wir oftmals gar keine Chance. Dabei wird uns gerne auch so manch pestizid- und ...

Unsere Kaufentscheidungen werden meistens von der Werbung beeinflusst, doch das Greenwashing dahinter zu durchschauen haben wir oftmals gar keine Chance. Dabei wird uns gerne auch so manch pestizid- und schadstoffbelastetes Produkt als ökologisch fair, nachhaltig und klimafreundlich verkauft. Kerstin Scheidecker und Katja Tölle von ÖKO-TEST wollen uns Entscheidungshilfen geben und decken genau die Marketingtricks auf, die zum Greenwashing von Produkten beitragen. Damit geben sie wertvolle Orientierung für den wöchentlichen Einkauf.

Anhand von verschiedenen Themen, die für jeden Verbraucher wichtig sind, arbeiten sich die beiden Autorinnen ab und decken jede Menge Lügen auf. Sei es bei Lebensmittel wie Tomaten oder Erdbeeren, die es bei uns inzwischen ganzjährig gibt, oder Fleisch, bis hin zu Kosmetikartikel und Putz- und Waschmittel, hier wird aufgedeckt, wie so manch tolle Werbeidee sich als schaler Trick erweist. Dabei zeigen die beiden auch Alternativen für den Alltag auf, so dass man diese gut für den eigenen Einkauf umsetzen kann. Das Sachbuch ist flüssig geschrieben und auch für all jene gut zu verstehen, die weder ein Chemie- noch ein sonstiges Studium hinter sich haben.

Dieses Sachbuch wendet sich mit bestens aufbereitetem Hintergrundwissen an den Verbraucher, so dass hier jeder etwas für sich findet, was man in den eigenen Alltag übernehmen kann. Deshalb empfehle ich das Buch unbedingt weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Ein Fehler und seine Folgen

Minus 22 Grad
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An einem kalten Wintertag wird die junge Laura Gehler entführt. Stunden später wacht sie in einem Käfig aus Plexiglas auf. Ihr Entführer gibt ihr die Aufgabe, das Rätsel des Käfigs zu lösen, sonst stirbt ...

An einem kalten Wintertag wird die junge Laura Gehler entführt. Stunden später wacht sie in einem Käfig aus Plexiglas auf. Ihr Entführer gibt ihr die Aufgabe, das Rätsel des Käfigs zu lösen, sonst stirbt sie. Lauras Mutter bekommt zur selben Zeit eine unheimliche Botschaft: eine Barbiepuppe mit Sterbedatum. Kommissar Lukas Johannsen erinnert dies an einen früheren Fall, den eines flüchtigen Mörders. Ganz klar will er den Täter diesmal fassen!

Schon von der ersten Seite an erscheint diese Entführung sehr rätselhaft. Doch wie groß das Rätsel dahinter ist, wird erst nach und nach klar, und umso mehr hat mich diese Geschichte in ihren Sog hineingezogen. Lukas Johannsen lässt nicht locker, er ist ein Kommissar, der jeder nur erdenklichen Spur nachgeht, was in diesem Fall auch unumgänglich ist. Was er dabei ausgräbt, lässt eine schier unaussprechliche Tragik erneut entstehen. „Ein Fehler zieht den anderen nach sich“ ist das Motto dieser Geschichte, und das lässt zum Schluss alles in einem ganz anderen Licht erscheinen. Die Charaktere und ihre Motive sind dabei absolut authentisch, ich konnte ihren Gedanken bis zur letzten Konsequenz folgen.

Mich hat dieser Psychothriller von Anfang bis Ende fesseln können. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Einfach märchenhaft

Ever & After, Band 1 - Der schlafende Prinz
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Rain White stammt aus direkter Linie von Schneewittchen ab. Deshalb soll sie an ihrem 18. Geburtstag, wie alle Nachkommen von Märchenfamilien, den schlafenden Prinz küssen. Denn wenn die Richtige ihn küsst, ...

Rain White stammt aus direkter Linie von Schneewittchen ab. Deshalb soll sie an ihrem 18. Geburtstag, wie alle Nachkommen von Märchenfamilien, den schlafenden Prinz küssen. Denn wenn die Richtige ihn küsst, wird er wieder aufwachen. Rain will sich dem verweigern, doch dann kommt alles ganz anders als geplant. Sie wird gezwungen, den schlafenden Prinzen zu küssen – und weckt damit nicht nur den Prinzen auf, sondern auch einen uralten Fluch. Nun muss sie sich sieben Prüfungen stellen, um die Welt zu retten…

Was passiert, wenn Märchen nach ihrem Ende noch weitergehen, wenn alle zusammen noch nicht zu Ende sind? Stella Tacks Geschichte nimmt sich dieser Frage sehr akribisch an, lässt wichtige Märchenfamilien nach mehreren Generationen agieren und baut darauf eine märchenhafte Erzählung auf. Die Autorin stützt sich dabei auf Grimms Märchen, die bekannten selbstverständlich, es gibt aber auch einige weniger bekannte Figuren, die hier auftauchen. All diese Charaktere scheinen sich für diese Geschichte selbständig zu machen, der Roman entwickelt sich wie von selbst und zieht dabei den Leser in seinen märchenhaften Bann. Ich bin richtig eingetaucht in das Geschehen, habe mit Rain mitgefiebert, habe überlegt, wie sie die Prüfungen bestehen soll, ja, ich war irgendwie richtig mittendrin. Wie gut, dass der zweite Band der Dilogie schon hier liegt, denn da werde ich gleich weiterlesen.

Dieser Fantasyroman mit seiner Verlegung der Märchenfamilien in die heutige Zeit hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert, ich bin schon ganz gespannt auf die Fortsetzung. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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