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Veröffentlicht am 07.10.2024

Wunderbares Familien-Vorlesebuch mit tollen Geschichten und herrlichen Illustrationen

Drachenstarke Geschichten - Von mutigen Prinzessinnen, Piratenschätzen und großen Mäuseträumen
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Prinzessin Tinka findet im Schlosskeller nicht nur einen Drachen, sondern in Patu auch einen wunderbaren Freund und Geschichten-Wächter! Doch das Glück ist getrübt, der 108-jährige Drache fällt kurz vor ...

Prinzessin Tinka findet im Schlosskeller nicht nur einen Drachen, sondern in Patu auch einen wunderbaren Freund und Geschichten-Wächter! Doch das Glück ist getrübt, der 108-jährige Drache fällt kurz vor Sonnenuntergang immer wieder in Schlaf und in dieser Zeit verschwinden immer mehr seiner geliebten Bücher und Geschichten. Mit Tinka an seiner Seite beginnt für Patu nicht nur eine herzerwärmende Serie von Geschichten-Abenden mit seiner neuen und mutigen Freundin, sondern auch die Suche nach dem hinterlistigen Bücherdieb.

Schon die Ausstattung dieses Kinderbuches hat mein Herz höher schlagen lassen: Leseband und liebevoll-durchdacht gestaltetes Vorsatzpapier mit "Lesefortschrittsanzeige", die wie ein Spielplan mit kleinen Badges beklebt werden kann, und auch das wunderbare "Dieses Buch lesen... & ...", das herzlich zum gemeinsamen Verweilen über den zahlreichen tollen Geschichten einlädt.

Die Sprache und der Stil der Geschichten sind durch und durch kindgerecht, nehmen dabei zugleich aber auch Vorleser:innen gekonnt mit auf die verschiedenen Abenteuer. Die Altersempfehlung, ab 5 Jahren, kann ich unterstützen. Für unseren 4-Jährigen waren die Kapitel noch zu lang, während der 6- und 8-Jährige das Buch am liebsten am Stück gelesen bzw. vorgelesen bekommen hätten. Die wunderbaren Illustrationen haben die jeweiligen Abenteuer hervorragend und abwechslungsreich begleitet; die Idee der "Geschichten in der Geschichte" kam bei uns hervorragend an. Durch die Unterteilung war es ein Leichtes, das Buch auf mehrere Abende aufzuteilen und hierdurch ein spannendes Rätselraten in Gang zu halten, wer wohl der gemeine Bücherdieb ist.

Tinka ist eine sehr selbstbewusste, starke Prinzessin, die nicht dem schutzbedürftigen Stereotyp der Prinzessin entspricht - meine Jungs lieben sie!! Es war toll zu sehen, wie egal das Geschlecht ist, wenn die Story es schafft, die kleinen Leser:innen gut abzuholen und das Interesse am Fortgang der Geschichte konstant hoch zu halten.

Für uns ist "Drachenstarke Geschichten: Von mutigen Prinzessinnen, Piratenschätzen und großen Mäüseträumen" das Kinderbuch-Highlight dieses Jahres! Meine Söhne haben noch nie mit so einer Vehemenz eingefordert, dass weitergelesen werden soll, selten so interessiert die Illustrationen unter die Lupe genommen und mit dem Text verglichen und so aktiv mitgerätselt, wie wohl die einzelnen Geschichten ausgehen. Eine absolute Empfehlung für alle großen und kleinen Abenteurer:innen, ganz besonders jetzt, wo der Herbst zum Lesen und Gemütlichmachen einlädt!

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Ein Buch, das unter die Haut geht, nachdenklich und betroffen macht

Die Nacht der Bärin
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Aus dem Nichts gerät Jules Welt aus den Fugen und die bislang so vorbildliche Beziehung zu ihrem Partner bekommt Risse. Ohne es zu ahnen, bringt dieses Erlebnis und ein weiterer Schicksalsschlag Jule auf ...

Aus dem Nichts gerät Jules Welt aus den Fugen und die bislang so vorbildliche Beziehung zu ihrem Partner bekommt Risse. Ohne es zu ahnen, bringt dieses Erlebnis und ein weiterer Schicksalsschlag Jule auf die Fährte eines lange und streng gehüteten Familiengeheimnisses.

Bereits im Vorfeld hatte ich über das Kernthema und die Intensität dieses Buches gelesen. "Häusliche Gewalt" - das klingt schon irgendwie schlimm, aber der Begriff ist schwammig, nicht richtig greifbar. Was Kira Mohn hier geschaffen hat, ist ein unglaublich starker Roman in wunderbarer Sprache, der gleichermaßen betroffen und nachdenklich macht und tief unter die Haut geht. Ohne jemals in brutale Details zu driften, schafft es die Autorin, ein absolut verstörendes Familienleben zu zeichnen, in welchem menschenunwürdige Zustände herrschen und dem Täter wirklich jedes Mittel recht ist.

Das Buch macht betroffen, sehr betroffen. Unweigerlich drängen sich Fragen auf, welche Menschen im eigenen persönlichen Umfeld ebenso betroffen sein könnten und ihr Möglichstes tun, damit die genauen Umstände ihres Lebens bloß nicht ans Tageslicht kommen. Wie schmal der Grat zwischen einem normalen, erfüllten und glücklichen Leben und der schieren Hölle in den eigenen vier Wänden sein kann, wird der Leserin / dem Leser hier eindrücklich vor Augen geführt.

Ein starker, sehr empfehlenswerter Roman, jedoch keine leichte Kost.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Überraschend anders - eine wunderbare Reise mit den Augen einer anderen Frauen-Generation

Lass uns noch mal los
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Zugegeben, ich bin mehrmals an Susanne Matthiessens Buch in der Buchhandlung vorbeigegangen. Klang irgendwie nach Emanzen-/Feminismuskram. Obwohl ich mich als moderne und aufgeschlossene Frau betrachte, ...

Zugegeben, ich bin mehrmals an Susanne Matthiessens Buch in der Buchhandlung vorbeigegangen. Klang irgendwie nach Emanzen-/Feminismuskram. Obwohl ich mich als moderne und aufgeschlossene Frau betrachte, die für gleiche Rechte zwischen den Geschlechtern und ebenbürtige Verhältnisse eintritt, fällt es mir doch schwer, mich in einschlägiger Literatur oder öffentlichen Debatten angemessen verstanden und gut aufgehoben zu fühlen. Allen Zweifeln zum Trotz, irgendwann kam ich einfach nicht mehr an diesem Titel vorbei und habe ihn gekauft.

Der Autorin gelingt es, in wunderbarer Sprache einen ganz besonderen Zeitgeist und ein Lebensgefühl mit der Leserin / dem Leser zu teilen, welches zahlreiche Vertreter:innen der Boomergeneration aus erster Hand kennen und sie geprägt hat. In diesem Buch geht es um wunderbare Charaktere, um Frauen, die ihr Leben selbstbestimmt leben wollen, sich für andere Frauen einsetzen, die nicht laut sein wollen oder es nicht (mehr) können. Und es geht auch darum, wie wenig Ideale, die Respekt und eine gerechtere Verteilung von Macht und Chancen einfordern, in einer Gesellschaft wert sind, die immer noch zu erheblichen Teilen durch harte Euros bestimmt ist. Wenn eine bezahlte Arbeit oder die Rente nicht mehr ausreicht, um die Miete zu bezahlen, wenn allgemein bezahlbarer Wohnraum an Utopie grenzt, was ist dann mit uns, was ist mit unserer Gesellschaft passiert?

Es war eine wunderbare Reise, die Hauptfigur Susanne für einige Zeit durch ihre Augen zu begleiten. Die mit abgedruckten Auszüge aus dem Poesiealbum haben dabei die Geschichte wunderbar eingerahmt und eine Brücke geschlagen zwischen "poetischen" Weisheiten aus Kindheitstagen in das reale (Er)Leben von heute.

Ein tolles Buch für alle Interessierten, die unser soziales, politisches und gesellschaftliches Gefüge einmal durch die Augen einer ganz besonderen Frau der Boomergeneration sehen möchten.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Zackbumm mein Herz drangehängt! – Dieses Buch ist ein absolutes Highlight 2024

Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen
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Gegenwart: Gillian „Gilly“ Sallow ist 30 Jahre alt und hat keine Ahnung, was sie vom Leben eigentlich will. Ihre Mutter, ihre Schwester und viele weitere Menschen, die nicht sie sind, dafür umso mehr. ...

Gegenwart: Gillian „Gilly“ Sallow ist 30 Jahre alt und hat keine Ahnung, was sie vom Leben eigentlich will. Ihre Mutter, ihre Schwester und viele weitere Menschen, die nicht sie sind, dafür umso mehr. Als sie sich nach etlichen Jahren Beziehung trennt und dann auch noch alleine in eine etwas fragwürdige Wohnung zieht, beginnt für Gilly ein nie dagewesenes Abenteuer.

1974: Philippa „Pippa“ St George ist eine 17-jährige Musterschülerin und Vorzeigetochter aus adeligem Hause. Ihr Vater ist angesehener Regierungspolitiker, ihr großer Bruder Digby schickt sich an in die Fußstapfen des Vaters zu treten und die Mutter ist der Inbegriff einer untadeligen Politikergattin und liebevollen Mutter. Pippas Weg scheint vorgezeichnet bis sie eines Tages – gar nicht ihrer Art entsprechend – in einem Londoner Underground-Club auf den Sänger einer Punkband trifft und sich ihr Leben, ihre Überzeugungen und Ideale für immer verändern werden.

Kathinka Engel hat mit „Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen“ eine atemberaubende Geschichte über zwei Frauen und deren jeweilige Lebensrealitäten geschaffen, die ab der ersten Seite durch ihre wunderbar klare, bildhafte und leichte Sprache, hervorragend gewählte Stilmittel, unvergleichlichen Humor und Tiefgang besticht. Wer eine schnöde Lovestory erwartet, deren Handlung sich über zwei Zeitstränge hinweg zieht, dürfte überrascht werden. Neben tiefen Gefühlen widmet sich die Autorin nämlich gleichermaßen brandaktuellen gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen. Und das mit einer Leichtigkeit, die die alles überspannende Liebesgeschichte nicht schmälert oder torpediert, sondern gekonnt einbettet in die jeweilige Zeit und ihr eine Tiefgründigkeit und Bedeutung gibt, wie ich es selten erlebt habe.

Ich lese gerne und viel, aber mein Herz wirklich berühren, das schaffen nur ganz, ganz wenige Bücher. Dieses hier hat es geschafft, tut es noch immer. Noch nie haben mich während des Lesens so viele Gedanken begleitet, haben sich so viele Fragen eingestellt, in welcher Welt wir eigentlich leben und wie diese Welt für andere aussieht, die nicht der vermeintlichen Norm entsprechen. Ich halte mich für tolerant, aber wie tolerant bin ich wirklich? Kathinka Engel hat mit diesem Buch eine Einladung an jede Leserin und jeden Leser ausgestellt, sich auf die Reise zu ihren und seinen eigenen Überzeugungen, Werten, Idealen zu begeben – und im Anschluss vielleicht darüber nachzudenken, wie wir die Welt bislang gesehen haben und wie wir sie künftig sehen wollen.

Ein großartiges Buch und eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 01.03.2025

Wie fühlt es sich an, wenn die böse Stimme in deinem Kopf immer lauter wird? – besonders, erschütternd, tieftraurig und urkomisch

Gute Gründe
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Yael hat da „diese Sache“ gemacht und damit sich und ihre Schwester in ein Vakuum befördert. Die beiden waren sich nie nah, aber im Angesicht dessen, was da fast geschehen wäre, ändert sich Vieles. Die ...

Yael hat da „diese Sache“ gemacht und damit sich und ihre Schwester in ein Vakuum befördert. Die beiden waren sich nie nah, aber im Angesicht dessen, was da fast geschehen wäre, ändert sich Vieles. Die Leserin / der Leser begleitet in diesem Roman die außergewöhnlich intensive Reise von Yael und weiterer denkwürdiger Charaktere.

Im Folgenden finden sich mögliche Trigger und Spoiler für die Handlung des Buches. Es werden keine Details verraten, aber womöglich doch mehr als anhand des Klappentextes erwartet.

Mir fehlen noch immer ein wenig die Worte. Ich habe noch nie so ein Buch gelesen, so viele Ambivalenzen erlebt, die doch so stimmig waren, so gelacht oder geschmunzelt, um im nächsten Moment wieder tieftraurig oder nachdenklich zu sein und umgekehrt. So viele kluge Sätze und so viele dumme Entscheidungen. Das Buch ist inhaltlich mächtig, immerhin geht es um menschliche Urängste wie Tod und Trauer, aber auch Depression und Selbstmord. Und gerade deshalb hat es mich auf eine Art abgeholt und bewegt, wie es bislang nur wenige Bücher vermocht haben.

Die Hauptfigur Yael nimmt die Leserin / den Leser dabei mit auf eine wahnsinnig sprunghafte Reise durch ihre Erlebens- und Gedankenwelt. Mir hat dieses Stilmittel sehr gefallen, da es sofort nah- und greifbar gemacht hat, wie es in Yaels Kopf zugehen muss. Kaum ist ein Gedanke, eine körperliche Empfindung da, schießt von der Seitenlinie eine Erinnerung hinein oder ein Musikstück triggert lange zurückliegende Gefühle. Sicherlich kommt der Stil nicht bei allen Leser:innen gut an.

Die Menschen, die Yael in einer schwer nachvollziehbaren Situation Halt geben, sie begleiten und ihr dabei ermöglichen, wieder zu sich zu finden, sind ebenso liebenswert wie die teils sehr verpeilte Katzenliebhaberin Yael selbst. Gespickt mit diversen Anspielungen und Insider-Kommentaren aus den Kontexten Judentum, Mode, Literatur und auch australischem Lokalkontext, die ich zu großen Teilen überhaupt nicht verstanden habe, geht es traurig-zuversichtlich in so etwas, das eine Perspektive sein könnte.

„Gute Gründe“ ist ein in mehrfacher Hinsicht total verrücktes und sehr, sehr liebenswertes, großartiges Buch, weil es eben gerade Menschen zeichnet. Mit all ihren schönen und weniger schönen Facetten, in all ihrer Angst und Menschlichkeit. Und gerade das macht es aus. Wir sind alle Menschen.

Außergewöhnlich. Sehr lesenswert.

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