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Veröffentlicht am 07.06.2025

sehr skurrile Geschichte, mit der wir nicht warm wurden

Alpakas, Agate und mein neues Leben
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Simon ist 12 Jahre alt und zieht mit seinen Eltern, einem katholischen Diakon und einer Bestatterin, in das Örtchen Augen-zu-und-durch, Nebraska. Dieser Ort ist besonders, da er komplett abgeschirmt von ...

Simon ist 12 Jahre alt und zieht mit seinen Eltern, einem katholischen Diakon und einer Bestatterin, in das Örtchen Augen-zu-und-durch, Nebraska. Dieser Ort ist besonders, da er komplett abgeschirmt von jeglicher elektromagnetischer Strahlung ist, um Wissenschaftlern zu ermöglichen, über große Radioteleskope auf kleinste Signale aus dem Weltraum zu lauschen. Doch Simons Familie hat einen anderen Grund, an einen Ort zu ziehen, an dem es weder Radio noch Fernsehen, Internet oder Handys gibt. Welcher dies ist, kristallisiert sich erst im Laufe der Geschichte heraus: Simon ist der einzige Überlebende eines Amoklaufes an seiner früheren Schule. In Augen-zu-und-durch Freunde sich Simon mit der Autistin Agate und Kevin an, und zusammen hecken sie unter Agates Führung einen Plan aus, um ein Signal von Aliens aus dem Weltraum zu faken.

Der Klappentext und die Auszeichnungen in Amerika haben mich dazu bewogen, dieses Buch mit meinem Sohn (11) zu lesen, doch ich muss sagen, dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte. Die Geschichte ich reichlich skurril und gleichzeitig für mein Empfinden sehr zäh. Auch wenn der ironische Erzählstil von Simon, der in der Ich-Perspektive die Erlebnisse schildert, durchaus humorvoll und unterhaltsam ist und so das Grundthema – Traumabewältigung – auf eine leichtere Ebene gehoben wird, konnten wir mit der Handlung leider nichts anfangen. Auch die Protagonisten blieben uns fremd. Die Altersangabe ab 11 Jahren empfinde ich als nicht ganz passend, ich würde eher Jugendlichen ab 13 Jahren als Zielgruppe sehen.

Man spürt an vielen Stellen stark, dass die Geschichte für den amerikanischen Markt geschrieben ist, und auch die zugrunde liegende Geschichte eines Amoklaufs an einer Schule ist in Deutschland glücklicherweise weit weniger wahrscheinlich. Leider geht diese Thematik nicht aus dem Klappentext hervor, sonst hätte ich das Buch erst gar nicht mit meinem Sohn gelesen, da ich beim ihm keine Ängste in diese Richtung wecken möchte.

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Veröffentlicht am 04.06.2025

zu vorhersehbar

Wut und Liebe
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Nachdem mich bereits Martin Suters letzter Roman „Melody“ nicht recht überzeugen konnte, wollte ich „Wut und Liebe“ nochmal eine Chance geben. Der Plot liest sich vielversprechend: Noah ist ein junger ...

Nachdem mich bereits Martin Suters letzter Roman „Melody“ nicht recht überzeugen konnte, wollte ich „Wut und Liebe“ nochmal eine Chance geben. Der Plot liest sich vielversprechend: Noah ist ein junger erfolgloser Künstler, der mit seiner großen Liebe Camilla zusammenlebt. Diese hat jedoch die Nase voll von einem Leben, in den sie jeden Cent zweimal umdrehen müssen, und sie verlässt Noah, obwohl sie ihn liebt. Sie wünscht sich einen wohlhabenden Mann, der ihr das ersehnte sorgenfreie Leben bieten kann. Noah ist am Boden zerstört, trinkt in einer Kneipe, wo er eine ältere Dame namens Betty trifft, die ihm einen lukrativen, aber höchst kriminellen Deal vorschlägt…
Ich konnte zu keiner der handelnden Figuren eine Beziehung aufbauen. Noah wirkt arg bedürftig, wie er Camilla hinterherläuft, und Camilla ist konsequent, aber durch ihren Wunsch, sich von einem reichen Typen aushalten lassen zu wollen, sehr unsympathisch. Bei Betty hatte ich von Anfang an ein ungutes Gefühl, ihr Handeln war für mich sehr manipulativ und durchschaubar. Überhaupt hatte ich in der durchaus wendungsreichen Geschichte sehr schnell eine Idee, wie sich am Schluss alles auflösen würde, und ich behielt Recht. Da der Plot äußerst vorhersehbar war, kam bei mir keine echte Spannung auf, und alles plätscherte so vor sich hin. Zudem wirkte die gesamte Handlung sehr unecht und konstruiert. Wie auch in seinen weiteren Romanen beschreibt Suter gerne ausführlich diverse Mahlzeiten; darauf könnte ich gut verzichten. Sehr negativ fiel mir zudem wie schon bei „Melody“ der ständige Alkoholkonsum auf, das ist wirklich nicht mehr zeitgemäß und verharmlost Alkoholmissbrauch.
Auch stilistisch hat mich Suter nicht überzeugt. Der Roman ist literarisch gewohnt solide geschrieben, aber auch nicht mehr. Für mich war es wohl das letzte Buch dieses Autors.

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Viel Selbstdarstellung, wenig Innovatives

Natürlich Maria
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Maria Groß kannte ich bisher nicht, aber Cover und Klappentext versprachen genau das, was mir wichtig ist: Einfache, alltagstaugliche und bodenständige Rezepte, mit unkomplizierten, regionalen Zutaten, ...

Maria Groß kannte ich bisher nicht, aber Cover und Klappentext versprachen genau das, was mir wichtig ist: Einfache, alltagstaugliche und bodenständige Rezepte, mit unkomplizierten, regionalen Zutaten, die zum Nachkochen und Genießen einladen.
In mancherlei Hinsicht trifft das auch auf dieses Kochbuch zu, und dennoch hat es meine Erwartungen nicht erfüllt. Gleich beim ersten Durchblättern fällt auf, dass ein Großteil des Buches der Person Maria Groß, ihrem Umfeld, ihrer Philosophie und dem Restaurant „Bachstelze“ gewidmet ist – viel Werbung in eigener Sache, Selbstinszenierung, die mir unangenehm auffällt und mich überhaupt nicht interessiert. Von einem Kochbuch erwarte ich mir vor allem ansprechend bebilderte, ausführlich beschriebene und innovative Rezepte. Viele ganz- oder doppelseitigen Fotos des reich bebilderten Buches drehen sich jedoch ausschließlich um die Autorin. Die außergewöhnlich vielen Bilder verteuern das Buch nicht nur auf stattliche 36 EUR, sondern tragen auch zu seinem sehr intensiven chemischen Geruch bei.
Nur bei wenigen Rezepten bekomme ich Lust diese nachzukochen, die meisten sprechen mich überhaupt nicht an. Viele sind mir zudem zu einfach gehalten, etwa Rindertartar, Blutwurst, Milchreis oder Eierkuchen. Diese sind so simpel, dass ich mich wirklich wundere, diese überhaupt im Buch einer ambitionierten Köchin wiederzufinden. Entsprechend fallen daher auch die Anleitungen aus. Etwas mehr Raffinesse hätte ich mir hier schon erwartet. Die Kartoffelklößchen klingen lecker, sind im Wesentlichen aber simple Gnocchi, die ich schon seit Jahren zubereite. Ausprobieren werde ich demnächst die Rosenkohlquiche, allerdings nicht mit Blätterteig (Maria verwendet TK-Fertigware), da ich diesen nicht mag, sondern klassisch mit Mürbteig.
Insgesamt finde ich leider nicht mehr als 3 oder 4 Rezepte, die mich wirklich ansprechen, und das ist zu wenig.
Ich hatte mir bodenständige Küche mit Pfiff erwartet und wurde leider enttäuscht.

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Hatte mir deutlich mehr erwartet

Sommer ohne Plan
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Cassi befindet sich in einer privaten Krise, hat ihren gutbezahlten Beruf als Restaurantmanagerin hingeworfen und alle Brücken hinter sich abgebrochen. Sie lebt in einer kleinen Kellerwohnung, weiß nichts ...

Cassi befindet sich in einer privaten Krise, hat ihren gutbezahlten Beruf als Restaurantmanagerin hingeworfen und alle Brücken hinter sich abgebrochen. Sie lebt in einer kleinen Kellerwohnung, weiß nichts mit sich und ihren Mitmenschen anzufangen, als sie durch Zufall auf eine Immobilienanzzeige für ein heruntergekommenes altes Haus auf dem Land aufmerksam wird. Kurzentschlossen kauft sie das Haus und zieht dort hin. Durch ein Missverständnis verbreitet sich im Dorf das Gerücht, dass Cassi eine Art Selbsthilfe-Guru ist und ihre Dienste in Sitzungen und Kursen anbietet. Nach der ersten Verwunderung erkennt Cassi die Möglichkeiten, die sich ihr dadurch bieten und spielt mit...

Ich hatte eine humorvolle, mit einem Augenzwinkern erzählte kurzweilige Geschichte erwartet. Leider haben sich meine Hoffnungen nicht erfüllt.  Cassi ist mir von Anfang an äußerst unsympathisch, sowohl was ihr altes, in Rückblenden beschriebenes Ich als Restaurantmanagerin angeht, als auch die neue Cassi im Dorf. War sie früher perfektionistisch, unerbittlich mit sich und anderen, wenig empathisch und bestimmend, so vegetiert sie jetzt ungewaschen vor sich hin, betrügt durch ihre angebliche Erfahrung als Selbsthilfecoach und zeigt noch immer wenig aufrichtiges Interesse an ihren Mitmenschen. Mit einer Ausnahme: Mit Pavel, einem alten Mann, der ihr handwerklich hilft, verbindet sie bald eine Freundschaft, in der Cassi auch selbstlos handeln kann.

Chassis Verhalten in Bezug auf ihrem vermeintlichen Esoterik-Kult und ihre ständiges Geschwafel auf Kalenderspruchniveau war mir selbst beim Lesen peinlich. Ich war eher verärgert als belustigt, und empfand die Geschichte nicht als humorvoll. Der versprochene Witz oder gar Situationskomik stellte sich für mich nicht ein, sondern eher Fremdscham für Cassi. Die Handlung war sehr schnell vorhersehbar, und ich war einfach nur erleichtert, als ich das Buch beendet hatte. Meinen Geschmack hat es leider überhaupt nicht getroffen, und auch das sprachliche und erzählerische Niveau empfand ich als sehr durchschnittlich.  Daher leider nur 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.03.2025

interessante Idee, leider mit deutlichen Schwächen in der Umsetzung

Lichterloh - Stadt unter Ruß
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Mein Sohn hat „Lichterloh“ ganz frisch in der Bibliothek entdeckt, und ich habe mir interessehalber das Buch geschnappt und es ebenfalls gelesen. Die Story beginnt spannend. Nachdem ihre Eltern bei einem ...

Mein Sohn hat „Lichterloh“ ganz frisch in der Bibliothek entdeckt, und ich habe mir interessehalber das Buch geschnappt und es ebenfalls gelesen. Die Story beginnt spannend. Nachdem ihre Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen sind, leben die Schwestern Cleo und Gwynnie gemeinsam am Rande von Rußstadt in einer Welt, in der ohne Kohle nichts geht. Entsprechend dicht hängt der Rauch über der Stadt, und die wichtigste Berufsgruppe sind die Schornsteinfeger. Gwynnie forscht im Verborgenen an umweltfreundlichen Techniken zur Energieerzeugung. Cleo ist ebenfalls eine Tüftlerin und repariert heimlich und verbotenerweise defekte Geräte, obwohl dies allein den Schornsteinfegern vorbehalten ist. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, Schornsteinfegerin zu werden, doch als einfache Fabrikarbeiterin stehen ihre Chancen schlecht. Eines Tages erhält sie ein verlockendes Angebot, doch darf sie diesem trauen?

Die Atmosphäre in Rußstadt ist eindrücklich beschrieben und man kann sich die dichte Rußwolke über der Stadt und den Feinstaub sehr gut vorstellen. Mit der Umweltproblematik und auch der geplanten Obsoleszenz technischer Geräte greift Sarah M. Kempen aktuelle Themen auf, so dass dies ein wirklich gutes Buch hätte werden können. Doch leider hapert es bei der Umsetzung und der Logik gewaltig. Wenn eine Autorin technische Themen aufgreift, erwarte ich, dass sie fundiert recherchiert hat und die technischen Grundlagen korrekt sind, so dass ein schlüssiges Gesamtkonzept entsteht. Leider merkt man sofort, dass die Autorin von den Techniken, über die sie schreibt, überhaupt keine Ahnung hat, was mich als Naturwissenschaftlerin extrem stört. Ein zentraler Punkt ist der Betrieb der allgegenwärtigen Kohlemaschinen, der physikalisch nicht durchdacht wurde. Um eine Waschmaschine oder Lampen mit Kohle zu betreiben, ist ein Wärmekraftwerk erforderlich. Das ist nichts, was sich in einem Gerät unterbringen lässt. Im Buch hat jedoch jedes Gerät sogar einen eigenen Schornstein, was zeigt, dass nicht etwa pro Haus ein Wärmekraftwerk besteht, sondern pro Gerät. Das ist schlichtweg unmöglich. Wie angesichts der technisch eher rückständig wirkenden Zeit und des behaupteten Materialmangels Gwynnie Windkraft mittels Generator in elektrische Energie umwandeln will, bleibt unklar (wenn schon Schrauben Luxus sind…), und woher sie die Seltenen Erden, die zum Bau von Akkumulatoren nötig sind, herbekommt, geschweige denn die Halbleiter für die Photovoltaik, ist mehr als fraglich. Ganz zu schweigen vom physikalischen Hintergrundwissen dazu, vom den völlig unklar ist, woher Cleo oder Gwynnie dieses haben sollen. Wirklich albern wird es, wenn Cleo mit „Schleifwerkzeugen und Lötkolben“ mal ganz flott eigene Schrauben herstellt, die industriell gefertigten aufs Haar gleichen. Klar kann man einwenden, das sei doch Fiktion, wenn diese allerdings jeglicher Logik entbehrt und das ganze Konstrukt in der Luft hängt, wird es schwierig.

Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist die Handlung durchaus spannend geschrieben, und insbesondere Cleo wirkt sympathisch und man kann sich gut in sie einfühlen. Viele Nebenfiguren bleiben aber eher flach, und besonders die Charakterentwicklung von Leander hat mich nicht überzeugt. Ich habe ihm seine Veränderung einfach nicht abgenommen.

Insgesamt ein durchschnittlicher Jugendroman mit klaren konzeptionellen Schwächen. Da gibt es deutlich Besseres.


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