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Veröffentlicht am 11.04.2025

Starke Frauen

Im Wind der Freiheit
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„...Es gibt zwei Arten, in der Welt zu versagen. Die eine ist durch Aktivität, die andere durch Passivität. Beide stiften Unheil, doch wird dem Menschen das Erste bisweilen mehr angerechnet als das Zweite...“

Es ...

„...Es gibt zwei Arten, in der Welt zu versagen. Die eine ist durch Aktivität, die andere durch Passivität. Beide stiften Unheil, doch wird dem Menschen das Erste bisweilen mehr angerechnet als das Zweite...“

Es gibt viele Stellen in Buch, die diese Aussage belegen, auch wenn die Geschichte hauptsächlich von Menschen handelt, sie sich aktiv in der Revolution des Jahres 1848 beteiligt haben.
Die Autorin hat einen gut recherchierten und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift. Er bringt die Zeitverhältnisse auf den Punkt.
Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen. Das ist zum einen die Schriftstellerin Louise Otto, die aus einem gutbürgerlichen Haus stammt und schon nach dem Tod des Vaters eigene Entscheidungen über ihr Vermögen fällt.

„...In den übrigen deutschen Fürstentümern ist die Rechtslage anders, doch in unserem Sachsen hat eine Frau nun das Recht, ohne männliche Vormundschaft über ihr Vermögen und ihr Leben zu entscheiden...“

Zum anderen ist es Susanne, die nach dem Tode des Vaters mit ihrer Mutter bei einem Lehrer untergekommen war. Später arbeitet sie als 15jährige in einer Tuchfabrik in Oederan.
Die beiden begegnen sich im Jahre 1845 das erste Mal. Susanne setzt sich für Doris ein, die in der Fabrik verletzt wurde und keinerlei Recht auf ärztliche Hilfe hat. Louise hilft Doris und schreibt gleichzeitig ein Buch über die Zustände in der Fabrik. Die Umstände sorgen dafür, dass diese Veröffentlichung Susanne und ihrer Mutter den Job kostet.
Erst im Jahre 1848 wendet sich Susanne an Louise um Hilfe.

„...Meine Mutter hustet sich in einem feuchten Dreckloch zu Tode, weil wir uns nichts anders leisten können, seit der Faktor uns beide ohne Zeugnis rausgeworfen hat. Aber ihr Roman ist erschienen...“

Louise verspricht ihr eine Stelle. Ab dem Moment wird Susanne in die Geschehnisse um die Revolution 1948 mit einbezogen. Sehr schnell wird deutlich, dass es völlig unterschiedliche Interessen gibt. Während Louise von einer deutschen Republik träumt oder zumindest einen geeinten Reich, denkt Susanne an Verbesserungen für die Arbeiterinnen.
Doch es gibt ein weiteres Problem. Das zeigt sich im Gespräch von Louise mit Robert Blum.

„...Mir wird derzeit immer häufiger gesagt, die Lösung für das Arbeiterelend sei, den Frauen das Arbeiten zu verbieten, und solche Gesetzesvorlagen seien es, die wir einbringen müsse...“

Mit anderen Worten: Die neuen Freiheiten sollen nur für den männlichen Teil der Bevölkerung gelten, obwohl es viele Frauen sind, die während der Revolution ihr Leben riskieren.
Die Geschehnisse der Zeit werden gut wiedergegeben seien es die Aufstände in Berlin, Wien oder Baden. Deutlich wird auch, warum es zum Scheitern kam.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es beleuchtet die Revolution aus der Sicht der Frauen.

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Veröffentlicht am 06.04.2025

Spannender Kinderkrimi

Noah und der gestohlene Kirchenschatz
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„...Seit ihrem überstürzten Umzug aus Berlin weg aufs Land war nichts mehr wie vorher. Statt bei der Kripo arbeitete sein Dad jetzt stundenweise im Baumarkt und räumte Regale ein...“

Noahs Vater musste ...

„...Seit ihrem überstürzten Umzug aus Berlin weg aufs Land war nichts mehr wie vorher. Statt bei der Kripo arbeitete sein Dad jetzt stundenweise im Baumarkt und räumte Regale ein...“

Noahs Vater musste untertauchen, bis ein geplanter Prozess vorbei ist. Die Geschichte dazu wird im ersten Teil der Reihe erzählt. Den kenne ich zwar nicht, aber ich konnte trotzdem der Handlung folgen.
Die Autorin hat einen spannenden Kinderkrimi geschrieben. Der Schriftstil ist leicht lesbar und kindgerecht.
Auch in der Schule hat Noah Probleme. Derek und seine Freunde haben ihn sich als Mobbingopfer erkoren.

„...Als Noah gerade hindurchgehen wollte, gab der Junge dem Tor einen kräftigen Stoß. Hastig sprang Noah zur Seite. Die schwere Tür rauschte nur Zentimeter neben ihm vorbei...“

Keiner wagt etwas zu sagen, bis Georg erscheint. Er ist ein Jahr älter und nimmt Noah mit. Georg nimmt ihn mit zu seinen Freunden. Dazu gehört auch Jules. Sie ist niedergeschlagen, da Wertgegenstände aus der Kirche gestohlen wurden und ihr Vater als Küster für den Diebstahl verantwortlich gemacht wird. Die Gruppe beschließt, Untersuchungen anzustellen, um den wirklichen Dieb zu finden. Noah ist sich noch nicht sicher, ob er seinen neuen Freunden trauen kann.
Das Vorhaben erweist sich als nicht einfach. Doch Georg, Konsti, Noah, Henri und Jules lassen sich nicht entmutigen. Für Noah ist es auch insofern kompliziert, da er verschweigen muss, dass sein Vater eigentlich Kriminalkommissar ist und ihnen helfen könnte.
Es dauert seine Zeit, bis der Fall endlich aufgeklärt ist.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass auch Derek die Konsequenzen für sein Handeln zu spüren bekommt, denn seine Art des Mobbings war gewollte Körperverletzung.

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Veröffentlicht am 27.03.2025

Wer ist der Dieb?

Der Schrazelschatz
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„...Er ist weg. Verschwunden. Unauffindbar. Ich bin mir sicher, dass ich ihn Mama gegeben habe...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannendes Kinderbuch. Natürlich bekommt Bendix Ärger, weil der Brieföffner ...

„...Er ist weg. Verschwunden. Unauffindbar. Ich bin mir sicher, dass ich ihn Mama gegeben habe...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannendes Kinderbuch. Natürlich bekommt Bendix Ärger, weil der Brieföffner verschwunden ist. Die Ordnung in seinem Zimmer ist ja nicht gerade die Beste.
Die Geschichte spielt in Oberauf, einen kleinen Bergdorf. Sie wird kindgerecht erzählt.
Als die Kinder von der Schule kommen, schimpft der Pfarrer. Ein kostbarer Kelch ist verschwunden. Und das ist nicht der einzige Diebstahl
Bene, Leni und Anton machen sich auf die Suche. Immer mal wieder begleitet sie die zahme Dohle Corax. Anton ist Benes Bruder. Er kennt sich gut mit Vögeln aus. Dadurch werden gekont Informationen in der Geschichte gestreut.

„...Dohlen haben einen festen kleinen Schnabel. Obwohl sie zu den Rabenvögeln gehören, ähnelt ihr Schnabel weder dem von Elstern noch dem der Krähen...“

Sehr schnell kochen die Vorurteile im Ort hoch. Beschuldigt wird Walburga, auch Wald-Walli genant. Sie lebt sehr zurückgezogen. Benes Vater bringt es auf den Punkt.

„...Solche Deppen. Vormittags das Vaterunser sprechen und nachmittags eine Hexenjagd veranstalten. Herrschaftszeiten! Haben die ein Brett vor den Kopf?...“

Die Kinder vermuten, dass die Sachen in sogenannten Schrazellöchern im Wald versteckt sind. Wo aber sind diese Löcher, die angeblich in geheime Gänge führen? Kann ihnen der Köhler dabei helfen? Sie besuchen ihn und erfahren einiges über seine Arbeit. Zu den Löchern aber schweigt er.
Es bedarf einer Menge an Idee, bis die Kinder das Rätsel lösen. Dabei ist es nicht immer ungefährlich.
Das Geschehen wird durch etliche passende Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulicht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht um Zusammenhalt und Freundschaft.

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Veröffentlicht am 20.03.2025

Spuren der ´Vergangenheit

Vor hundert Sommern
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„...Anja lenkte den Wagen durch die Mommsenstraße. Ihr Blick glitt über die kahlen Äste der Bäume, die wie filigrane Skulpturen gegen den grauen Himmel standen. Die kühle Eleganz der Nachbarschaft, gepaart ...

„...Anja lenkte den Wagen durch die Mommsenstraße. Ihr Blick glitt über die kahlen Äste der Bäume, die wie filigrane Skulpturen gegen den grauen Himmel standen. Die kühle Eleganz der Nachbarschaft, gepaart mit der Stille eines ruhigen Vormittags, verlieh dem Ort eine fast unwirkliche Atmosphäre...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein Roman, der die Geschichte dreier Generationen erzählt. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Das widerspiegelt sich sowohl in den detaillierten Beschreibungen der Örtlichkeiten, als auch in der Verwendung passender Metapher.
In der Gegenwart begegne ich als Leser der 94jährigen Elisabeth, ihrer Tochter Anja und den beiden Enkeltöchtern Lena und Anabel. Der Strang der Vergangenheit erhält das Leben von Elisabeths Tante Clara. Ihre Geschichte beginnt mit Jahre 1924.
Elisabeth ist seit wenigen Tagen in einem Seniorenheim. Beim Ausräumen ihrer Wohnung stoßen Anja und die 19jährige Lena auf Dinge aus alter Zeit, die sie sich nicht erklären können. Bisher hat Elisabeth nur wenig über Kindheit und Jugend erzählt. Wie einschneidend die kommenden Wochen sein werden, deutet das folgende Zitat an:

„...Das Schicksal nähert sich lautlos wie ein Schatten und führt seine Veränderungen dann doch mit der Präzision eines Chirurgen durch...“

Claras Leben wird von Elisabeth Stück für Stück aufgeblättert. Als Leser hätte ich mir an der Stelle eine schnelleres Vorgehen erhofft, Immer wieder tritt die Gegenwart in den Vordergrund. Hier werden sehr viele Themen angesprochen, auf die ich aber im Rahmen der Rezension nicht eingehen möchte.
Die Parallelen zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind zum Teil der politischen Situation geschuldet, wirken aber an anderer Stelle leicht aufgesetzt. Bei aktuellen politischen Themen überzeugt die Autorin durch die Vielschichtigkeit der Aussagen. Wertungen überlässt sie ihren Protagonisten.
Durch Clara lerne ich die Arbeitsbedingungen für junge Frauen im Jahre 1925 kennen. Die Rechtlosigkeit macht betroffen. Gleichzeitig ist es eine Zeit der Freiheit. Vieles wird ausprobiert. Das kulturelle Leben in Berlin ist vielfältig. Aleksei, eine russischer Emigrant, sieht das so:

„...Ich habe zwei Nationen in vielen Facetten kennengelernt. Der Glanz und das Elend liegen oft nah beieinander...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Elisabeth hat die Geheimnisse der Vergangenheit gelüftet. Viele ihrer Generation aber haben geschwiegen.

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Berührende Geschichte

Willst du mein Stall sein?
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„...Wenn Jesus aber dich als Mensch fragt, willst du mein Stall sein, ist das etwas ganz anders. Es bedeutet, eine lebendiger Stall zu sein. Ein unmögliches Unterfangen für den Menschen, außer der Herr ...

„...Wenn Jesus aber dich als Mensch fragt, willst du mein Stall sein, ist das etwas ganz anders. Es bedeutet, eine lebendiger Stall zu sein. Ein unmögliches Unterfangen für den Menschen, außer der Herr baut es selbst. Eine Herberge für das Licht, für die Liebe Gottes, für sein Geschenk an uns Menschen – Jesus Christus...“

Diese Gedanken durchziehen wie ein roter Faden die kurze Geschichte. Die Autorin hat darin ihr Leben erzählt, aber nicht nur das. Sie gibt Denkanstöße für ein Leben im Glauben. Außerdem sind in kursiver Schrift Auszüge ihres ersten Buches enthalten. Man muss es nicht kennen, um der Handlung folgen zu können. Ich habe es allerdings vor einigen Jahren gelesen und kann es sehr empfehlen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Während bei der Lebensbeschreibung oftmals Emotionen mitspielen, ist er für die anderen Teile sachlich gehalten.
Das Buch beginnt mit Stimmen zur Geschichte. Dem folgt eine Einleitung, die auf den Impuls für die Entstehung hinweist und einige wenige Zeilen zu ihrem ersten Buch.
Die Autorin wurde mit drei Jahren zusammen mit ihren Geschwistern von Kroatien zu den Großeltern nach Bosnien gebracht. Die Eltern gingen zum Arbeiten ins Ausland.

„...Erst als das Auto langsam anrollte, realisierte ich, dass sie wegfuhren und uns Kinder zurückließen….“

Sie lebt ab jetzt in einer Welt voller Aberglaube und okkulten Praktiken. Sie fühlt sich allein gelassen. Mit drei Jahren hört sie das erste Mal eine Stimme, die sie tröstet. Sie spricht mit niemanden darüber.
Nach diesem Bericht folgt ein Abschnitt, wo es um den Stall geht. Er beginnt mit einer Überschrift und einem Bibelzitate, unter dessen Licht sie ihre Erlebnisse betrachtet. Dabei bezieht sie weiter Aussagen aus der Bibel mit ein.
Danach folgen Fragen an mich als Leser zur Reflexion. Dieser grundsätzliche Aufbau wird auch in den nächsten Kapiteln beibehalten.
Mit sechs Jahren kommt sie zur anderen Großmutter. Dort lernt sie beten.

„...Ich durfte einfach sein und niemand quälte mich. Pila behandelte uns beide sehr liebevoll und bevorzuge keinen von uns...“

Mit neun Jahren holen sie die Eltern in die Schweiz. Die Erzählung endet in der Gegenwart.
Das Buch zeichnet eine Entwicklung auf. Es ist die Glaubensentwicklung der Autorin. Sie verläuft nicht geradlinig, führt aber immer wieder zurück zu den Wurzeln des Glaubens. Dabei versucht sie, mich als Leser mitzunehmen und dazu anzuregen, über den eigenen Glauben nachzudenken.
Die Illustrationen im Buch gefallen mir sehr gut.
Am Ende ändert die Autorin die Frage Jesu. Das beweist, wohin die Entwicklung ging.

„...Willst du ein Ausdruck meiner Liebe sein?...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich berührt und zum Nachdenken gebracht
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