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Veröffentlicht am 08.05.2025

Eine Sammlung humoriger Krimis

Wer mordet schon am Rhein?
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„Wer mordet schon am Rhein?“ ist eine Krimikurzgeschichtensammlung von Barbara Saladin, Nadine Buranaseda und Anne Grießer. Versammelt sind hier elf Geschichten, die am Rhein spielen: beginnend in Calanda, ...

„Wer mordet schon am Rhein?“ ist eine Krimikurzgeschichtensammlung von Barbara Saladin, Nadine Buranaseda und Anne Grießer. Versammelt sind hier elf Geschichten, die am Rhein spielen: beginnend in Calanda, endend bei Duisburg, mit Zwischenhalten am Rheinfall, in Basel, Breisach, Strasbourg, Mannheim, Mainz, der Loreley, Bonn und Köln. Jedem Ort ist eine Kurzgeschichte gewidmet, verbunden werden die Geschichten durch ein Kreuzfahrtschiff, das jeden Ort ansteuert (dementsprechend erkennt man in späteren Geschichten auch einige alte Bekannte aus früheren wieder) – prinzipiell eine interessante Herangehensweise, die viel Lokalkolorit verspricht. Allerdings ist die Umsetzung eher durchwachsen. Teilweise – wie bei der Loreley, Bonn oder Strasbourg – sind die Orte eher Kulissen; Strasbourg z. B. wird gar nicht betreten, die Geschichte spielt ausschließlich auf dem Kreuzfahrtschiff. Andere Orte hingegen (Köln, Mainz oder Mannheim) werden dreidimensional beschrieben und die Figuren interagieren mit/in den Städten. Die Kriminalgeschichten sind meist humorvoll gehalten: Sie leben von ungewöhnlich handelnden Protagonisten, wodurch am Ende meist ein Twist erfolgt (dieser war für mich aber häufig recht vorhersehbar). Durch den Fokus auf den Humor kam für mich leider oft die Spannung zu kurz. Meine Highlights waren dementsprechend die Krimis, die eher spannungsgeladen waren: „Dunkle Wolken“, in der ein Mann schrittweise die Erinnerung an die letzten erlebten Stunden wiedergewinnt; „Herr Kloppstock sucht das Glück“, in der der titelgebende Protagonist (ungewollt) ein Verbrechen aufklärt, sowie „Die Taschen-Leserin“, in der eine Frau einer Serienmörderin auf der Spur ist. Jeder Kurzgeschichte sind Freizeitttipps nachgestellt, die fundiert recherchiert sind. Insgesamt ist „Wer mordet schon am Rhein?“ eine Kurzkrimisammlung, die sich besonders für Fans von humorigen Kriminalgeschichten eignet.

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Veröffentlicht am 08.05.2025

Ein dystopischer Roman, der unsere nahe Zukunft literarisch durchspielt

Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft
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Inhalt: Die 15-jährige Era schaut gerne Streams von zwei Mädchen, die maskiert Dinge auf einer Waldlichtung in die Luft sprengen. Nur Era kennt die Identität der Mädchen: Es handelt sich um ihre Mitschülerin ...

Inhalt: Die 15-jährige Era schaut gerne Streams von zwei Mädchen, die maskiert Dinge auf einer Waldlichtung in die Luft sprengen. Nur Era kennt die Identität der Mädchen: Es handelt sich um ihre Mitschülerin Maja und deren Schwester Merle, Töchter von Momfluencern. Kurzerhand geht Era zur Lichtung, auf der Maja und Merle ihre Sprengungen durchführen, und freundet sich mit beiden an. Doch kurze Zeit später brennt der Wald, bedroht das Haus, in dem Era und ihre Mutter leben, wobei die Brandursache nicht ganz deutlich ist…

Persönliche Meinung: „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und sprengen Sachen in die Luft“ ist ein dystopischer Roman von Fiona Sironic. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive Eras, die meist einen nüchternen, desillusionierten Ton anschlägt. Der Roman spielt einige Jahre in der Zukunft, in einem dystopischen Setting, das gerade aufgrund seiner Realitätsnähe erschreckend ist. Das Klima ist gekippt: Der Asphalt platzt auf den Schulhöfen auf, sodass die Pausen nicht mehr draußen verbracht werden können; generell muss man aufpassen, wenn man rausgeht, da die UV-Strahlung stark zugenommen hat. Viele Tierarten sterben aus (bzw. sind es schon), was insbesondere Era beschäftigt, die diese Tierarten dokumentiert. Auch die Medien zeigen ihre Schattenseiten: Majas und Merles Mütter haben in ihrer Karriere als Influencer alles gefilmt und hochgeladen – somit auch die Kindheit der beiden der Öffentlichkeit preisgegeben, womit besonders Maja stark hadert. Man merkt: Die Welt in „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und sprengen Sachen in die Luft“ ist unserer nur ein paar Jahre voraus, ihre Charakteristika aus heutiger Perspektive nicht undenkbar, wodurch sie für mich sehr eindrücklich war. Neben diesen dystopischen Zügen besitzt der Roman auch Elemente einer Liebesgeschichte: Zwischen Era und Maja entfaltet sich eine Beziehung. Wobei: Der Funke springt hier nicht wirklich auf die Lesenden über – zu lakonisch, nüchtern, ja teilweise kalt sind die beiden. Auf einer Metaebene ist dies aber stimmig, wird doch die Frage berührt, wie in einer lebensfeindlichen Welt Liebe überhaupt möglich ist. Insgesamt ist „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und sprengen Sachen in die Luft“ ein eindrücklicher dystopischer Roman, der literarisch durchspielt, wie unsere (nahe) Zukunft aussehen könnte.

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Veröffentlicht am 08.05.2025

Ein interessant erzählter Roman über eine besondere Freundschaft

Wohnverwandtschaften
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Inhalt: Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten ist Constanze auf der Suche nach einer neuen Wohnung – und wird in der Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat fündig. Hier treffen vier Charaktere ...

Inhalt: Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten ist Constanze auf der Suche nach einer neuen Wohnung – und wird in der Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat fündig. Hier treffen vier Charaktere mit Lebensentwürfen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, aufeinander. Doch als sich einer der vier verändert, müssen die anderen drei überlegen, wie sie in Zukunft weiterleben möchten…

Persönliche Meinung: „Wohnverwandtschaften“ ist ein Roman über Freundschaft von Isabel Bogdan. Dabei ist die Wohngemeinschaft, über die der Roman handelt, bunt zusammengemischt: Der verwitwete Jörg, dem die Wohnung gehört, plant eine große Reise; die Schauspielerin Anke sorgt sich um ihre Zukunft, denn aufgrund ihres Alters wird sie immer weniger für Engagements gebucht; die Zahnärztin Constanze ordnet ihr Leben nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten neu und Murat möchte einfach das Leben genießen. Erzählt wird die Handlung einerseits aus den Ich-Perspektiven der einzelnen Figuren. Dabei nutzt Isabel Bogdan einen Kniff: Mehrere Szenen (z. B. eine Feier) werden aus allen vier Perspektiven erzählt, sodass sich für die Lesenden mosaikartig ein Gesamtbild der jeweiligen Szenen zusammensetzt, das Bewertungen, Gefühle und Sichtweisen aller Protagonisten enthält. Stark beschrieben fand ich insbesondere die Perspektive von Jörg: Dieser leidet zunehmend an Demenz, sucht Wörter und begibt sich dabei auf kognitive Abwege, was eindrücklich und berührend dargestellt wird. Daneben wird auch stellenweise ein neutrales Erzählverhalten benutzt: Wie in einem Drama werden lediglich die Äußerungen der Figuren aufgeschrieben, was ich sehr interessant fand, da man dieses Erzählverhalten wenig liest. Trotz allem konnte mich die Handlung nicht komplett überzeugen: Zwar verändert sich aufgrund unterschiedlicher (z. T. dramatischer) Ereignisse die Gruppenchemie über die Handlung hinweg, allerdings konnte mich dies kaum mitreißen, was möglicherweise daran lag, dass mir die Identifikation mit den Protagonisten schwer fiel. Insgesamt ist „Wohnverwandtschaften“ ein interessant erzählter Roman über eine besondere Freundschaftsgruppe, der eine geeignete Lektüre für zwischendurch ist.

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Veröffentlicht am 30.04.2025

Ein Zamonien-Roman mit gewohnt kreativen Ideen, allerdings auch mit Längen

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Inhalt: Prinzessin Dylia, die selbsternannte „Prinzessin Insomnia“, leidet unter Schlaflosigkeit. Kein Mittel kann ihr helfen, die Mediziner sind mit ihrem Latein am Ende. Eines Nachts steht der alptraumfarbene ...

Inhalt: Prinzessin Dylia, die selbsternannte „Prinzessin Insomnia“, leidet unter Schlaflosigkeit. Kein Mittel kann ihr helfen, die Mediziner sind mit ihrem Latein am Ende. Eines Nachts steht der alptraumfarbene Nachtmahr Havarius Opal in ihrem Zimmer. Dieser hat die Mission, Dylia in den Wahnsinn zu treiben – allerdings nimmt er sie zuvor noch mit auf eine Reise. Zielort: Das Gehirn Dylias, wo sie ihrem Denken und ihren Träumen nachspüren kann.

Persönliche Meinung: „Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr“ ist ein phantastischer Roman von Walter Moers. Es handelt sich um den 7. Band des Zamonien-Zyklus; da die Handlung aber in sich abgeschlossen ist und der Roman auch sonst wenig Querverweise zu den anderen Bänden zieht, kann er auch ohne Kenntnis anderer Teile des Zyklus gelesen werden. Die Struktur der Handlung folgt einem Abenteuerroman: Dylia und Havarius reisen in Dylias Gehirn und bestehen dort verschiedene Missionen. Hier finden sich zwar einige wirklich schöne, fantasievolle sowie kreative Ideen (z. B. die Pfauenwörter, die Dylia finden muss; die Ideenschmetterlinge, der Friedhof des bunten Humors oder der Thalamus, der durch die Egozetten stark bürokratisiert ist), allerdings wirken die einzelnen Episoden austauschbar: Dylia und Havarius stolpern eher von einer Episode zur nächsten, ohne dass ein roter Faden ersichtlich ist. Zudem werden einzelne Episoden sehr ausführlich beschrieben (Havarius erklärt Dylia (und den Lesenden) sehr viel), wodurch der Roman für mich mehrere Längen hatte. Die Sprache des Romans ist wiederum, wie man es von Moers gewohnt ist: farbenprächtig, detailliert und mit Wortwitz. Apropos „Farbe“: Wie andere Zamonien-Romane ist auch „Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr“ reich illustriert. Diesmal aber nicht schwarz-weiß, sondern in schön bunten, zur Handlung stimmigen Aquarellen, die von Lydia Rode stammen. Insgesamt ist „Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr“ nicht der stärkste Zamonien-Roman. Dafür fehlte mir der rote Faden und die gewisse Spannung (kleinere Wendungen am Ende konnten die Längen im Mittelteil für mich nicht wettmachen). Dennoch: Er ist schön fabulierend geschrieben, passend illustriert und strotzt vor kreativen Ideen, sodass er (gerade für hartgesottene Moers-Fans) trotzdem eine Pflichtlektüre ist.

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Veröffentlicht am 28.01.2025

Ein psychologischer Thriller mit einzelnen Längen

Die Frau des Serienkillers
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Inhalt: Beth und Tom leben gemeinsam mit ihrer Tochter Poppy in Lower Tew, einem kleinen, gemütlichen Ort. Er arbeitet bei einer Bank; sie führt erfolgreich ein kleines Café. Kurz: ein perfektes Leben. ...

Inhalt: Beth und Tom leben gemeinsam mit ihrer Tochter Poppy in Lower Tew, einem kleinen, gemütlichen Ort. Er arbeitet bei einer Bank; sie führt erfolgreich ein kleines Café. Kurz: ein perfektes Leben. Doch plötzlich wird Tom eines Mordes verdächtigt – was Beth völlig aus dem Konzept bringt, sorgt sie sich doch darum, ihre Tochter müsse ohne Vater aufwachsen. Allerdings wird dies nicht Beths einzige Sorge bleiben: Der Polizei gelingt es, weitere Beweise für Toms Schuld zu finden – und plötzlich steht Beth im Scheinwerferlicht. Denn: Die Öffentlichkeit kann (und will) einfach nicht glauben, dass Beth nichts von der Tat ihres Mannes weiß. Fatal, denn Beth hat ganz eigene Geheimnisse, die sie behüten will…

Persönliche Meinung: „Die Frau des Serienkillers“ ist ein psychologischer Thriller von Alice Hunter. Es handelt sich um den ersten Band der „Die Familie des Serienkillers“-Reihe. Erzählt wird die Handlung in mehreren kurzen Kapiteln von verschiedenen Ich-Erzählfiguren (die Hauptperspektive bildet Beth). Wie der Titel des Thrillers bereits andeutet, sorgt hier nicht die Frage nach dem Täter für Spannung: Dieser steht recht früh fest, sodass ich befürchtete, dem Thriller würde schnell die Luft ausgehen. Dies ist allerdings nicht der Fall: Spannung wird über weite Strecken insbesondere durch die Frage nach den Opfern, dem „Wie?“ sowie dem „Warum?“ erzeugt. Außerdem gibt es während der Handlung immer wieder kleinere Unstim-migkeiten, deren Bedeutung sich erst zum Schluss gänzlich offenbart. Zusätzlicher Thrill ent-steht auf psychologischer Ebene durch die kreisenden Gedanken Beths, die sich permanent fragt, wie sie Tom vertrauen konnte bzw. wie ihr Leben nach der Anklage weiterverläuft. Zu-dem finden sich mehrere überraschende Wendungen (insbesondere am Ende). Kurz: Eigentlich ein fesselnder Thriller. Das Lesevergnügen wurde für mich allerdings durch die Protago-nisten geschmälert: Diese denken und handeln vergleichsweise destruktiv, kauen viele Gedanken mehrfach durch, wodurch die Figuren eher unsympathisch wirken und die Handlung – auch wenn der Erzählstil flüssig zu lesen ist – für mich recht zäh wurde. Insgesamt ist „Die Frau des Serienkillers“ ein psychologischer Thriller mit einigen Spannungselementen, gleich-zeitig aber auch mit vielen Längen.

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