Ein wunderbar erzähltes Fantasy-Märchen für Erwachsene, das auch weit abseits des üblichen Horrors der King-Romane erstklassig funktioniert.
Beschreibung
Charlie Reade hat einen Packt mit Gott geschlossen, als sein Vater nach dem Tod seiner Frau in die Alkoholsucht rutschte und sein Leben aus den Bahnen warf. Er versprach Gutes zu tun, wenn ...
Beschreibung
Charlie Reade hat einen Packt mit Gott geschlossen, als sein Vater nach dem Tod seiner Frau in die Alkoholsucht rutschte und sein Leben aus den Bahnen warf. Er versprach Gutes zu tun, wenn sein Vater aus den Fängen der Sucht entkommt. Das Wunder geschah und eines Tages war es an Charlie, Mr. Bowditch, den grummeligen alten Herren aus der Nachbarschaft nach einem Sturz von der Leiter zu retten und sein geheimes Erbe anzutreten.
In Mr. Bowditchs Schuppen versteckt sich ein Loch im Boden, welches in eine fremde, magische Welt hinabreicht, die von einem Monster beherrscht wird, welches die gesamten Bürgerinnen und Bürger unterdrückt. Die Menschen sind gezeichnet von einem langsam dahinschreitenden Fluch, der ihrer Haut grau werden lässt, für den Verlust verschiedener Sinne sorgt und die Betroffenen auch optisch entstellt. Als Charlie diese Welt betritt und eine abenteuerliche Reise beginnt, ist er nicht darauf vorbereitet, von den Menschen als der ihnen verheißene Prinz gesehen zu werden, der sie alle rettet…
Meine Meinung
Der neueste Roman aus der Feder des Horror-Schriftstellers Stephen King wird seinem Titel »Fairy Tale« mehr als gerecht und beweist wieder einmal, wie facettenreich der ›King of Horror‹ ist.
Präsentiert bekommen wir in »Fairy Tale« eine kingsche Märchenstunde der Extraklasse, die mit fast 900 Seiten sich zuweilen etwas in die Länge zu ziehen droht, dabei aber immer noch einmal die Kurve bekommt. Stephen King ist einfach ein Erzähler erster Güte und versteht sein Handwerk, was er mit diesem Roman unter Beweis stellt und dabei besonders durch seine Stärken in der Zeichnung von Charakteren und authentischen Beziehungsgeflechten glänzt.
Im Mittelpunkt der Story steht der Jugendliche Charlie Reade, der an der Schwelle zum Erwachsenwerden steht und eine prägende Vergangenheit vorzuweisen hat. In einer ausführlichen Einleitung werden die besonderen Lebensumstände von Charlie beleuchtet. Nach einem schicksalshaften Ereignis entspinnt sich zwischen Charlie und dem grummeligen Nachbarn, Mr. Bowditch, der ein zurückgezogenes Einsiedlerdasein fristet, eine besondere Freundschaft. Wichtiger Bestandteil ist ebenso Mr. Bowditchs in die Jahre gekommene Hündin Radar, welche sich sogleich Charlies gesamte Liebe sichert.
Ich hatte sofort einen Draht zu der besonderen Junge-Alter-Herr-Freundschaft, sodass der Tod Mr. Bowditchs mich tatsächlich genauso berührt hat, wie Radars stetig verschlechternder Gesundheitszustand. Charlie erhält als Gesamterbe nicht nur das Haus und Radar, sondern auch ein Geheimnis, welches sich im Schuppen verbirgt und für ihn das Tor in eine magische Welt aufstößt. Diese Wendung läutet den Fantasy-Part des Romans ein, welcher durch die Einflüsse aus verschiedenen klassischen Märchen und sonstigen literarischen Klassikern das Herz jeden Märchen-Fans höher schlagen lässt. Besonders gut gefallen hat mir der starke ›Brautprinzessin‹-Vibe, aber auch Kings Botschaften zur aktuellen politischen Weltlage und dem Klimaschutz fanden bei mir Anklang.
Kurzum »Fairy Tale« ist ein absolut lesenswertes Werk, dass sich nicht nur an die Horror-Jünger des Autors richtet, sondern an ein breites Lesepublikum, welches für eine fantasievolle Geschichte voller Gefühl und Magie zu haben ist. King ist es hier gelungen einen herrlichen Genremix aus Coming-of-Age, modernem Märchen, Fantasy und Gesellschaftsroman zu kreieren, der auch noch lange nach dem Lesen nachhallt. Eine Geschichte zum Genießen, von der ersten bis zur letzten Seite!
Fazit
Ein wunderbar erzähltes Fantasy-Märchen für Erwachsene, das auch weit abseits des üblichen Horrors der King-Romane erstklassig funktioniert.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 27.10.2022