Cover-Bild Pharma-Crime
16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 15.05.2017
  • ISBN: 9783453201484
Daniel Harrich, Danuta Harrich-Zandberg

Pharma-Crime

Kopiert, gepanscht, verfälscht – Warum unsere Medikamente nicht mehr sicher sind
Die Pharmaindustrie hat die Kontrolle über ihre Produkte verloren: Bereits jedes hundertste Medikament in unseren Apotheken und Krankenhäusern ist gefälscht – und das ist nicht zu erkennen, denn äußerlich handelt es sich um Originalprodukte. Jedes Jahr sterben mindestens eine Million Menschen weltweit an gepanschten Arzneien, weil diese entweder gar keinen oder zu viel Wirkstoff oder giftige Trägerstoffe enthalten. Vor allem lebenserhaltende und stark nachgefragte Arzneimittel sind betroffen. Danuta Harrich-Zandberg und Daniel Harrich decken auf, wie es zu den Manipulationen kommt und welche Rolle die Pharmaunternehmen dabei spielen.
Ein spannender und erschütternder Bericht über Profitgier, die selbst vor unserer Gesundheit nicht haltmacht.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2018

erschreckend

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Dass Medikamente, die man über das Internet kauft, nicht sicher sind, weiß man. Aber, dass sich auch in unseren Apotheken Medikamente ohne Wirkstoff oder mit falscher Dosierung oder mit schädlichen Substanzen ...

Dass Medikamente, die man über das Internet kauft, nicht sicher sind, weiß man. Aber, dass sich auch in unseren Apotheken Medikamente ohne Wirkstoff oder mit falscher Dosierung oder mit schädlichen Substanzen befinden, war mir neu.
Es ist wirklich erschreckend, wie überall aus Profitgier gefälscht und betrogen wird. Von unseriösen Internethändlern, etlichen Zwischenhändlern und Vertreibern von Medikamenten bis zu den großen Pharmafirmen selbst, die im Ausland produzieren lassen, ohne die Reinheit der Wirkstoffe oder die hygienischen Bedingungen der Herstellung zu überprüfen. Viele gepanschte Arzneimittel werden durch etliche Länder hin und her transportiert, sodass man für die Echtheit keine Garantie mehr hat, von einer korrekten Lagerung oder Einhaltung der Kühlkette ganz zu schweigen. Am schlimmsten sind wiedermal die Menschen in der 3. Welt betroffen, die sich die teuren Originalmedikamente nicht leisten können und auf günstige Generika zurückgreifen müssen. Und diese sind fast alle gefälscht, d.h. ohne Wirkung oder sogar mit schädlichen teils giftigen Inhaltsstoffen. Abgelaufene Produkte werden neu etikettiert und in den Handel gebracht und selbst unter den deutschen Apothekern gibt es schwarze Schafe, die gerade beim Anmischen von Zytostatika (Krebsmedikamente), diese verwässern und strecken, um sich zu bereichern. Eine direkte Todesfolge aufgrund unwirksamer Medikamente nachzuweisen, ist nahezu unmöglich. Manchmal sind auch nur einzelne Bestandteile der Originalmedikamente vergiftet, da die Pharmariesen keine Kontrolle darüber haben, woher ihre "Zutaten" genau stammen. Selbst ihnen wird ein Einblick oder ein Kontrollbesuch der indischen oder chinesischen Produktionsstätten verwehrt. Zoll, Interpol, Gesetzesänderungen, Whistleblower, können dem Skandal kaum Einhalt gebieten. Es gibt anscheinend unzählige Wege, wie gefälschte Medikamente in die legale Handelskette eingeschleust werden können. Und selbst, wenn man der illegalen Machenschaften Herr werden würde, blieben immer noch die aus fragwürdigen Quellen stammenden Wirkstoffe für die originalen Medikamente. Kontrollen erfolgen nur stichprobenartig und die Pharmafirmen übernehmen keine Verantwortung. Durch die übermächtige Pharmalobby, bleibt diese Verantwortung nun am einzelnen Apotheker hängen, der unmöglich alle Medikamente prüfen kann, zumal er ja kein dafür notwendiges Labor im Hinterstübchen hat.
Die betroffenen Medikamente sind nicht nur teure Zytostatika, Viagra oder Schlankheitsmittelchen, sondern auch ganz normale Medikamente, für die nicht mal ein Rezept gebraucht wird, wie z.B. Erkältungsmedikamente, Schmerzmittel o.ä. Die Palette geht von Blutdrucksenkern, Herzmitteln, Psychopharmaka, Insulinen und Lipidsenkern über Immunsuppressiva, HIV- Medikamente, Mittel gegen Hepatitis C, Asthmamittel und Kortison bis hin zu Augentropfen, Mittel gegen Schuppenflechte, Magendarnerkrankungen und Heparin. Die Liste ist unendlich und scheint eigentlich alle Medikamente zu betreffen.
Ein sehr erschreckendes Buch, für das jahrelang recherchiert wurde. Die Autoren sind rund um den Globus gereist und haben hinter die Kulissen geguckt, soweit dies möglich war und mit vielen Insidern gesprochen. Es lässt sich gut lesen, allerdings hat mein Interesse im Indienkapitel gegen Ende etwas nachgelassen, da sich alles zu wiederholen scheint. Natürlich müssen viele Beispiele gebracht werden, um zu verdeutlichen, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt und natürlich muß es auch Quellenangaben geben, bzw. aufgeführt werden, mit wem man alles gesprochen hat und welche Firmen und welche Medikamente betroffen sind, aber es wurde dadurch Ende letzten Drittels doch etwas zäh zu lesen. Die Gegenmaßnahmen am Schluß des Buches sind wieder interessant, machen aber nicht wirklich Hoffnung auf baldige Besserung.
Jeder sollte dies Buch lesen oder sich dessen zumindest bewußt sein. Vielleicht lässt sich so etwas Druck auf die Pharmafirmen erzeugen. Aber auch das wird nicht den illegalen Handel mit gefälschten Medikamenten unterbinden.