Cover-Bild Über die Berliner Luft
Band 405 der Reihe "Die Andere Bibliothek"
42,00
inkl. MwSt
  • Verlag: AB - Die Andere Bibliothek
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 08.10.2018
  • ISBN: 9783847704058
Friedrich Luft

Über die Berliner Luft

Feuilletons

Für seine Kritiken ist der Rundfunk-Solitär Friedrich Luft berühmt, seine Feuilletons warten noch auf die Wiederlektüre: Wir wollen die Schätze aus den Archiven heben.

Die Trümmerlandschaft im Berlin der Nachkriegszeit – das war die Umwelt, in der Friedrich Luft unmittelbar nach Kriegsende, zur »Stunde Null«, mit seinem publizistischen Wirken auf allen Kanälen begann, in Tageszeitungen und Rundfunk zugleich. Die empathische Haltung und der ungekünstelte Stil, an die sich Berliner Radiohörer bis heute erinnern, bestimmen gleichfalls die Feuilletonartikel, die Luft zwischen Zweitem Weltkrieg und Wende für etliche Berliner Blätter verfasst hat.

Mit seiner Aufmerksamkeit bedenkt der nimmermüde Journalist die Gewohnheiten und Alltagserscheinungen in einer Stadt nach der Katastrophe, im Wiederaufbau und während der Teilung. Sichtbar wird das Leben in einer Stadt im steten Wandel. Ob der plötzliche Wechsel der Firmenfarbe der Post, das Schlangestehen der Käufer und Konsumenten in jeder Lage oder auch das Ansehen der Ruine der Gedächtniskirche im Staub der Schuttberge: In jedem beobachteten Detail wird ein ganzes zeitgeschichtliches Panorama erfahrbar.

Über die Berliner Luft versammelt die eindrücklichsten, erst noch zu entdeckenden Feuilleton-Texte von Friedrich Luft, der über die Grenzen seiner Stadt hinaus bis heute für eine Art des Journalismus und der Kritik steht, die in der heutigen Medienlandschaft keine Nachfolger hat.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2018

Sammlung von interessanten Kurztexten Friedrich Lufts

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Friedrich Luft ist ein Feuilletonist der alten Schule. Präzise müssen die Texte sitzen. Kein Geschnörkel. Kein Gelaber. Ein einziger Gedanke, der zu Ende geführt wird. Die Texte des Berliner Autors Friedrich ...

Friedrich Luft ist ein Feuilletonist der alten Schule. Präzise müssen die Texte sitzen. Kein Geschnörkel. Kein Gelaber. Ein einziger Gedanke, der zu Ende geführt wird. Die Texte des Berliner Autors Friedrich Luft sind nun in dem Band „Über die Berliner Luft“ gesammelt veröffentlicht.

Friedrich Luft schreibt Texte, die einen mit ihrer zielgenauen Sprache in den Bann ziehen. Luft nutzt die kleine Form – selten hat ein Text von ihm mehr als zwei Seiten. Kein Wunder, denn lange Jahre war das Radio die Heimat von Lufts kreativem Schaffen.

Meist ist es Alltägliches, das Luft aufgreift und betrachtet oder manchmal auch in abstraktere Überlegungen münden lässt. Manchmal ist es einfach nur ein Gedanke, den er ausführt. Zum Beispiel, dass er nur an den Zweifel glaube. Irgendwann landet er dann bei der Frage, wie Zweifel und Glück vereinbar sind, spricht über die Neugier und endet bei den wunderbaren, überraschenden Augenblicken des Glücks.

Nur selten gelingt es Luft nicht, klar und präzise zu schreiben. Wenn er etwa über den Tod Marilyn Monroes sinniert, wirkt es grausig moralinsauer. Aber das ist die absolute Ausnahme. Lufts Texte kommen leichtfüßig daher und haben doch etwas zu sagen. Viele von ihnen könnte man auch heute problemlos in Zeitungen abdrucken, ohne dass sie an Aktualität verloren hätten. Andere, vor allem der 40er und 50er Jahre, sind ein beredtes Zeugnis der Vergangenheit und schildern eindrücklich Zerstörung und Not der Nachkriegsjahre. Diese Texte wirken dicht und intensiv. Daher wirkt es fast enttäuschend, wenn Luft plötzlich die fiktive Figur des Urbanus ins Spiel bringt, zusammen mit einer Frau namens Ella. Ein wenig geht da die Intensität der Texte verloren.

Als wirklich störend empfand ich aber bei der Sammlung, dass die Texte nicht durchgehend chronologisch sortiert sind, sondern nach Themen bzw. Art der Veröffentlichung. So rutscht man beim Lesen plötzlich in die Nachkriegsjahre, die man eigentlich schon hinter sich glaubte. Zumindest die Texte, die sich direkt mit der Nachkriegszeit beschäftigen, hätten zusammengehört.

Das Nachwort von Wilfried F. Schoeller bietet einen guten Überblick über das Leben Lufts. Wie bei manch anderen Werken aus der „Anderen Bibliothek“ wirkt auch hier das Nachwort auf mich etwas zu abgehoben, etwa wenn nach Schoeller die Texte Lufts „einen geistigen Raum bilden, in dem die Gefühle und Stimmungen einander gleichsam berühren“. Solche Sätze findet man bei Friedrich Luft zum Glück nicht.