Cover-Bild Eine Stunde hinter Mitternacht
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diederichs
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 112
  • Ersterscheinung: 22.07.2019
  • ISBN: 9783424350975
Hermann Hesse

Eine Stunde hinter Mitternacht

Hesses erste Schritte als Schriftsteller - neu aufgelegt

In Eugen Diederichs fand der junge Hermann Hesse Ende des 19. Jahrhunderts einen Verleger, der bereit war, sein erstes Buch zu veröffentlichen. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von neun kleinen Prosadichtungen, in denen er beeinflusst vom neuromantischen Trend schwärmerisch märchenhafte und traumähnliche Szenerien beschreibt.

Vor Erscheinen schrieb Diederichs an Hesse: "Also, wenn ich offen gesagt, wenig Glauben an den geschäftlichen Erfolg des Buches habe, so habe ich doch desto mehr Überzeugung von seinem literarischen Wert."

Für den am Schriftsteller interessierten Leser ist dieses Büchlein ein Beispiel seines frühen Schaffens.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2019

Eine literarische Herausforderung

0

Zum Inhalt:

Vor 120 Jahren veröffentlichte einer der bekanntesten Autoren Deutschlands, Hermann Hesse sein erstes Buch beim Verlag von Eugen Diederichs. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von neun ...

Zum Inhalt:

Vor 120 Jahren veröffentlichte einer der bekanntesten Autoren Deutschlands, Hermann Hesse sein erstes Buch beim Verlag von Eugen Diederichs. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von neun kleinen eher skizzenhaften Prosadichtungen, in denen er beeinflusst vom neuromantischen Stil schwärmerisch märchenhafte und traumähnliche Szenerien beschreibt. Damals noch unbekannt, war das Buch nicht wirklich erfolgreich, wurde aber viele Jahrzehnte später neu publiziert. Der Diederichs Verlag würdigt den Schreiber mit dieser Neuauflage in einem wunderschönen Hardcover.


Meine Leseerfahrung:

Die ersten Prosadichtungen von Hesse sind wahrlich keine leichte Kost und lassen sich in einigen Abschnitten sehr schwer lesen und verstehen. Zudem gehen einige schwärmerische Passagen hart an die Grenze der Erträglichkeit, als hätte Hesse sie in einem traumähnlichen Zustand niedergeschrieben oder gar wirklich geträumt. 

Wirklich gepackt hat mich die Euphorie des Autors nicht, allerdings kann das auch an der überaus alten Sprache liegen, was dazu führte, dass ich einige Sätze mehrfach lesen musste und gerätselt habe, wie man es in unserer heutigen Zeit denn ausgedrückt hätte. Dann wiederum sind wunderschöne Sätze enthalten, wie: "Denn ich liebe dich mit der Liebe, welche jeder Verwandlung fähig ist und keine höchste Stufe kennt." So klar und genau formuliert, wie man es auch von Hesse eigentlich kennt. Literarisch gesehen würde ich die ersten Schritte von Hesse nicht meisterhaft nennen, aber es ist interessant zu sehen, in welche Richtung er sich mit der Zeit entwickelt hat. 

Wer sich mit Schriften von Hermann Hesse befasst und seine Erstwerk auch anschaffen möchte, sollte sich für diese Neuausgabe entscheiden. Denn das Hardcoverbuch ist optisch ein kleines Schmuckstück in weiß mit Schrift und Verzierungen in glänzendem Blauton und soll an die Erstausgabe angelehnt sein. 


Fazit:

Für Hesse-Fans ist die Prosasammlung sicherlich ein Lesegenuss, für alle Anderen dagegen keine leichte Kost. Allerdings ein Schmuckstück für jedes Bücherregal!

Veröffentlicht am 14.10.2019

Bitte nur in Häppchen genießen

0

Die Neuauflage von Hesses „Eine Stunde hinter Mitternacht“ durch den Diederichs-Verlag ist ein Schmuckstück für das Bücherregal: das schlichte aber besondere Cover zeichnet sich aus durch das tiefbläulich ...

Die Neuauflage von Hesses „Eine Stunde hinter Mitternacht“ durch den Diederichs-Verlag ist ein Schmuckstück für das Bücherregal: das schlichte aber besondere Cover zeichnet sich aus durch das tiefbläulich glänzende Ornament, das mit dem der Originalausgabe aus dem Jahre 1899 identisch ist. Nicht nur optisch, auch inhaltlich ist dieses Buch ein Diamant – zwar nicht bis zur Perfektion veredelt, aber durchaus wertvoll. Auf 112 Seiten taucht der Leser in neun Prosadichtungen ein, die die ersten Schritte Hesses in die literarische Welt darstellen. Hesse selber sprach von seinen „Prosastudien“, wohingegen der Verleger Eugen Diederichs sie mit „Skizzen“ betitelte. Keiner der beiden war wirklich überzeugt von der Sammlung. Umso interessanter ist es, was das Buch beim Lesenden des 21. Jahrhunderts auslöst. Das Interesse für Klassiker und Sprachen halte ich für wichtige Voraussetzungen, um dieses Buch lieb gewinnen zu können. Es ist eine zum Teil veraltete Sprache mit Wörtern, die heute nicht sehr häufig gebraucht werden (z. B. „Aushau“ oder „ehegestern“). Ich finde das unheimlich interessant, weil diese Sprache hohes dichterisches Potenzial hat. Wörter wie z. B. „Waldstille“ lassen bei mir das Herz höher schlagen. Die für uns unübliche Schreibweise hat ihren eigenen Rhythmus, der mir gefällt, weil er herausfordernd ist. Dementsprechend ist er aber auch ermüdend und man verliert bald die Konzentration, da man an einigen Stellen zweimal überlegen muss, was genau gemeint ist. Aus diesem Grund sollte man das Buch nicht in einem Rutsch lesen.
Hesse erschafft sich in seinen Texten Traumwelten, um der Wirklichkeit zu entfliehen. In diesen wird er nostalgisch und ersehnt seine Vergangenheit, insbesondere seine Kindheit und Jugend. Natürlich sind auch Liebschaften bzw. die Liebe ein beliebtes Thema. Manche Erzählungen haben etwas Märchenhaftes. Einigen Passagen konnte ich kaum was abgewinnen. Vor allem die Überschwänglichkeit und Euphorie waren für mein Empfinden zu viel des Guten. So als hätte ein pubertierender Jungen geschrieben, der sich zum ersten Mal verliebt.
Aber das alles macht diese Sammlung zu einem abwechslungsreichen Lesestoff und man sieht ganz deutlich, wie Hesse damals experimentiert hat.