Cover-Bild Die ethnische Säuberung Palästinas
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Westend
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 22.01.2024
  • ISBN: 9783864892585
Ilan Pappe

Die ethnische Säuberung Palästinas

Ilan Pappe beschreibt, wie der militärische Konflikt in den Jahren 1947 bis 1949 in eine systematische Politik Israels übergegangen ist, die bis heute einen Frieden in Palästina verhindert.
Zwei Monate vor dem Ende der britischen Verwaltung Palästinas im Auftrag der UN, am 10. März 1948, trifft sich im Roten Haus in Tel Aviv, dem Hauptquartier der Untergrundmiliz Hagana, eine Runde hochrangiger zionistischer Politiker. Eingeladen hat David Ben Gurion, später Ministerpräsident Israels. Mit dabei Yigal Allon (später Außenminister), Moshe Dayan (später Verteidigungs- und Außenminister), Yigael Yadin (später stellvertretender Ministerpräsident), Yitzchak Rabin (später Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger). Sie verabreden die Endfassung eines Masterplans zur Vertreibung der arabischen Bevölkerung: „Plan Dalet“ (Plan D). Das Land – nur zu elf Prozent im Besitz der jüdischen Einwanderer, die nicht einmal ein Drittel der Einwohner stellen – soll systematisch freigemacht werden für eine endgültige jüdische Besiedelung, und hierzu ist jedes Mittel recht.

„Wer den Kernkonflikt im Nahen Osten besser verstehen will, sollte das mit viel Herzblut geschriebene Buch von Ilan Pappe lesen.“ Marcel Pott im Deutschlandfunk

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2019

Schwer zu ertragen

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Dieses Buch, wurde von Ilan Pappe im Jahr 2007 geschrieben und vom Westend-Verlag 2019 neu aufgelegt. Es ist, ob der von den Israelis verübten Gräueltaten an der arabischen Bevölkerung in Palästina, nur ...

Dieses Buch, wurde von Ilan Pappe im Jahr 2007 geschrieben und vom Westend-Verlag 2019 neu aufgelegt. Es ist, ob der von den Israelis verübten Gräueltaten an der arabischen Bevölkerung in Palästina, nur schwer zu ertragen.

Bereits in den 1930er Jahren siedeln sich junge deutsche Juden in Palästina an. Sie schaffen „Brückenköpfe“ für den zukünftigen Staat Israel. Während in Deutschland das Nazi-Regime Millionen von Juden ermordet, beginnen auch im Nahen Osten Vertreibung der angestammten Bevölkerung. In den Jahren 1947 - 1949 werden diese, vorerst nur vereinzelten „Umsiedelungen“ der Araber in Massakern münden, deren Folgen auch heute noch spürbar sind und einen dauerhaften Frieden in Palästina verhindert.

Noch vor Ende des britischen Mandats und mit Billigung der UNO, vertreibt die israelische Armee systematisch Abertausende Bewohner aus ihren Wohngebieten, zerstört diese um ja jedwede Möglichkeit der Rückkehr zu unterbinden und verschleppt oder tötet Männer zwischen 10 (!) und 70 Jahren.

In dieser von den Arabern „Nakba“ (arabisch ursprünglich für Unglück, später als Synonym für Flucht), genannten Zeit werden rund 800.000 Arabern vertrieben, verschleppt und ermordet. Die Soldaten machen auch vor der christlichen Minderheit nicht Halt - auch sie fallen der ethnischen Säuberung Palästinas zum Opfer. Elf Stadtviertel und 531 palästinensische Dörfer werden zwangsgeräumt und dem Erdboden gleichgemacht.

Es scheint, als berichte der israelische Autor, der Professor für Konfliktmanagement an der Universität von Haifa lehrt, äußerst einseitig. Das mag auf dem ersten Blick tatsächlich so sein. Doch wir sind immer mit dem tradierten Gründungsmythos des Staates Israel konfrontiert, den wir als wahr annehmen. Zweifel daran und an der Politik von Israel werden sofort als Antisemitismus ausgelegt.

Wenn ich auf S. 273 folgendes lese, habe ich ein Déjà-vu-Erlebnis:

„Und wenn jemandem ein Haus gehört, muss er dann auch ausziehen?“ Der Militärkommandeur antwortete „Alle müssen gehen!“ Die Notabeln erfuhren, dass die Einwohner die Kosten der Zwangsumsiedlung selbst tragen mussten.“

Wenige Seiten später (S. 285) wird berichtet, dass sich ein Sturm der weltweiten Entrüstung erhoben hat, als Araber, in den ihnen zugewiesenen geräumten jüdischen Siedlungen im Gaza, aufgelassene Synagogen abgerissen haben. Über hunderte zerstörte Moscheen oder Kirchen hat sich die Weltöffentlichkeit nicht empört.

Der Autor hat viele Archive durchforstet, die, aus guten Grund wie man sieht, bislang öffentlich nicht zugänglich waren. Er zitiert aus Briefen des späteren Ministerpräsidenten Ben Gurion, lässt Politiker wie Menachem Begin und Yitzak Rabin zu Wort kommen, die als Friedensnobelpreisträger in die Geschichte eingingen.

Sehr interessant sind die zu Beginn jedes Kapitel eingefügten Parallelen zu den ethnischen Säuberungen im ehemaligen Jugoslawien, die sehr wohl als Kriegsverbrechen von der UNO anerkannt sind und den Politikern bzw. den ausführenden Kommandanten der Prozess gemacht wird.

Was Ilan Pappe als Abschluss seines aktuellen Vorwortes schreibt, halte ich für grenzenlos naiv. Er sollte es eigentlich besser wissen:

„Wenn es uns gelänge, im historischen Palästina einen demokratischen Staat für alle zu gründen, dem auch die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge willkommen wäre, könnten wir nicht nur für das Ende des Konflikts sorgen, sondern gleichermaßen für das Ende vieler anderer Konflikt im Nahen Osten. Und vor allem könnten wir sagen, dass die letzten Opfer der Shoa, die Opfer der Opfer, endlich auch die historische Gerechtigkeit erfahren haben, die uns allen ermöglichen wird weiterzukämpfen für eine gerechtere und anständigere Welt.“

Fazit:

Wie schon erwähnt, ist das Buch stellenweise, ob der von Juden verübten Kriegsgräuel an Frauen und Kindern, kaum zu ertragen. Allerdings kann es zum besseren Verständnis der verworrenen Lage im Nahen Osten beitragen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Die Lektüre dieses bewusst einseitig gehaltenen Buches ist nichtsdestotrotz sinnvoll und notwendig, um die Gesamtheit des Kernkonflikts besser zu verstehen

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Ilan Pappe, Die ethnische Säuberung Palästinas, Westend 2019, ISBN 978-3-86489-258-5

Ilan Pappe, Jahrgang 1954, war bis 2007 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Haifa und Leiter des dortigen ...

Ilan Pappe, Die ethnische Säuberung Palästinas, Westend 2019, ISBN 978-3-86489-258-5

Ilan Pappe, Jahrgang 1954, war bis 2007 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Haifa und Leiter des dortigen Instituts für Konfliktforschung. Von ihm stammen zahlreiche Veröffentlichungen zum israelisch-arabischen Konflikt und zur Geschichte des Nahen Ostens. Die massiven Anfeindungen und die Behinderung seiner Forschungsarbeit, denen er seit der Veröffentlichung seines Buchs „Die ethnische Säuberung Palästinas“ 2006 an der Universität ausgesetzt war, haben ihn veranlasst, in Großbritannien zu leben. Dort lehrt er an der Universität in Exeter.

Das nun hier im Westend Verlag wiederaufgelegte Buch, das 2007 beim Verlag 2001 erschien und zu dem Ilan Pappe ein aktuelles Vorwort geschrieben hat beschreibt , wie der militärische Konflikt in den Jahren 1947 bis 1949 in eine systematische Politik Israels übergegangen ist, die bis heute einen Frieden in Palästina verhindert. In der sogenannten Nakba wurden insgesamt 800 000 Palästinenser aus ihren angestammten Gebieten vertrieben und somit nach Pappe die Grundlagen dafür gelegt, dass die Politik Israels bis zum heutigen Tag einen gerechten Frieden in Palästina verhindert.

Die Lektüre dieses bewusst einseitig gehaltenen Buches ist nichtsdestotrotz sinnvoll und notwendig, um die Gesamtheit des Kernkonflikts besser zu verstehen. Über die Position Israels , über die permanenten Gewaltdrohung der Palästinenser und ihrer von Beginn der jüdischen Besiedlung bestehenden Forderung, die Juden ins Meer zu treiben (wird bis auf den heutigen Tag so vertreten von den politischen und militärischen Vertretern der Palästinenser, die ihr eigenes Volk mehr ausbeuten und unterdrücken als die Israelis), kann man sich in anderen Büchern informieren. Auch über die von Anfang an terroristischen Grundhaltung der Palästinenser.

Ilan Pappe schreibt am Ende seines neuen Vorworts:
„Wenn es uns gelänge, im historischen Palästinas e i n e n (sic!)demokratischen Staat für alle zu gründen, der auch die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge (ergänze: 7 Millionen !!) willkommen wäre, könnten wir nicht nur für das Ende des Konflikts sorgen, sondern gleichermaßen für das Ende vieler anderen Konflikte im Nahen Osten.“

Bei allem gebotene Respekt über die Leistung des vorliegenden Buches: ich halte das für naiv.