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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2025

Eine klare Leseempfehlung!

Die Verschwundenen von Londres 38
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Nach seinen Büchern „Die Rattenlinien“ und „Rückkehr nach Lemberg“ widmet sich der bekannte Menschenrechtsanwalt und Bestseller-Autor Philippe Sands einer weiteren Person, deren Namen ihm bei seinen Recherchen ...

Nach seinen Büchern „Die Rattenlinien“ und „Rückkehr nach Lemberg“ widmet sich der bekannte Menschenrechtsanwalt und Bestseller-Autor Philippe Sands einer weiteren Person, deren Namen ihm bei seinen Recherchen zu Rattenlinien aufgefallen ist: Walter Rauff, ehemaliger SS-Offizier, der 1949 nach Chile fliehen konnte. Dort trifft er auf Augusto Pinochet, in dessen Dienst er von 1973 an steht. Im Keller des Hauses Londres 38 haben Pinochets Schergen des Geheimdienstes eine Folterkammer nach Vorbild der deutschen Gestapo eingerichtet. Nur wenige Menschen überleben den Aufenthalt in Londres 38. Die Mehrheit der Verhafteten verschwindet spurlos.

Wer ist nun Walter Rauff (1906-1984)?

Er unterstützt Hitlers Machtergreifung bereits vor 1933, tritt 1937 der NSDAP bei und 1938 der SS. Ab 1941 ist er für die Entwicklung der Gaswagen, in dem Juden sowie Roma und Sinti getötet werden, verantwortlich. Diese Kenntnisse machen ihn später für Diktator Pinochet und seinen Geheimdienst interessant.

So soll Rauff, inzwischen Leiter der Fischmehl-Produktionsanlage Pesquera Auraco, nach dem Militärputsch durch Pinochet und der Übernahme des Betriebes durch die DINA, den chilenischen Geheimdienst, zahlreiche Menschen verschwinden haben lassen. „Macht Fischmehl aus den Gefangenen!“

Parallelen zu den Vernichtungsöfen in deutschen KZs drängen sich hier förmlich auf. Mit der Asche der getöteten Juden hat man u.a. in Auschwitz Felder gedüngt.

Doch die Verbindung Rauff zu Pinochet ist 1998 als der ehemalige Staatschef von Chile Augusto Pinochet (1915-2006) in London verhaftet wird, noch nicht im Detail bekannt. Erst im Laufe der Recherchen, die zur Anklage und dem Prozess von Pinochet führen, entdeckt Philippe Sands zahlreiche Verknüpfungen der beiden.

Warum wird Pinochet überhaupt in London verhaftet?

Hier muss man sich Pinochets Vita ansehen. Zunächst ist er General in der Armee des demokratisch gewählten sozialistisch-marxistischen Präsidenten Salvador Allende (1908-1973). 1973 ist Pinochet am Putsch gegen Präsident Allende maßgeblich beteiligt. Dieser Umsturz wird von der US-Regierung, die einen radikalen Kurs gegen Kommunisten fährt, tatkräftig unterstützt. Pinochet wird von 1793 bis 1990 Chile als Diktator regieren, Menschen, die den Linken nahestehen, verfolgen, verhaften, foltern, rund 2.000 Menschen ermorden sowie Tausende einfach verschwinden lassen. 1988 wird er von den Chilenen abgewählt. Erst 1990 tritt er zurück, nicht ohne vorher ein Gesetz zu verabschieden, das ihm lebenslange Immunität garantiert. Weshalb er Jahrzehnte lang weder angeklagt noch verurteilt worden kann. Praktisch, wenn man selbst Gesetze erlassen kann. Allerdings hat er nicht mit der Hartnäckigkeit von einigen Familien ermordeter oder verschwundenen Personen gerechnet, die ihn und seine Mittäter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor den Internationalen Gerichtshof bringen. Die Präzedenzfälle dafür sind die Nürnberger Prozesse bzw. das Tribunal von Tokio. Der internationale Haftbefehl, den Spanien erwirkt, weil er auch Spanier ermorden hat lassen, lässt 1998 in London, wo sich Pinochet im Krankenhaus befindet, die Falle zuschnappen.

Dort beginnen die Mühlen des Gesetzes anzulaufen. Der Autor wird angefragt, Pinochet zur Seite zu stehen, was er mit Hinweis auf persönliche Interessen ablehnt. Allerdings arbeitet er für die Ankläger. Aus den acht Jahre dauernden Recherchen ist dieses Buch entstanden. Dafür hat er zahlreiche Zeitzeugen sowie Nachfahren der Verschwunden von Londres 38 interviewt.

Warum sich Philippe Sands für dieser Prozess rund um Augusto Pinochet so interessiert?

Zum einem, weil zahlreiche Mitglieder seiner jüdischen Vorfahren von den Nazis getötet worden sind, darunter Herta Gruber, eine zwölfjährige Cousine seiner Mutter in einem von Rauffs Gaswagen. Zum anderen ist die Familie seiner Ehefrau durch die Ermordung von Carmelo Soria betroffen.

Was weiter mit Augusto Pinochet passiert ist? Er wird aus gesundheitlichen Gründen für nicht verhandlungsfähig erklärt und kehrt nach Chile zurück, wo er 2006 stirbt. Anders als einige Mitangeklagte wird Pinochet nie für seine Verbrechen verurteilt werden.

Philippe Sands deckt bei seinen Recherchen auch die Rolle der CIA und jene von Henry Kissinger auf, die maßgeblich am Putsch der (rechten) Militärdiktatur in Chile wie in anderen lateinamerikanische Ländern beteiligt waren. Hier kommen die USA mit ihrem fast schon paranoiden Kampf gegen den Kommunismus nicht wirklich gut weg.

Dass es nach Jahrzehnten doch noch einen Haftbefehl gegen Pinochet gibt, ist dem mutigen spanischen Richter Garcon zu verdanken, der Anklage wegen Genozids und der Ermordung vieler Spanier in chilenischen Gefängnissen erhoben hat. Dass es letztlich nicht zu einer Verurteilung gereicht hat, ist bedauerlich. Hier kommt der Usus, betagte Angeklagte für verhandlungsunfähig zu erklären, zum Einsatz. Besonders wenn es um Genozid handelt, wird diese Finte gerne angewendet. In Österreich hat man spät aber doch, dem NS-Arzt Heinrich Gross, der für Versuche an Kindern und deren Ermordung verantwortlich war, den Prozess gemacht, ihm aber gleichzeitig wegen Demenz die Verhandlungsfähigkeit abgesprochen.

Philippe Sand gibt uns einen interessanten Einblick in das Britische Rechtssystem, das sich von anderen starkt unterscheidet. Dieser Exkurs ist detailliert beschrieben.

Was ist nun die Conclusio dieses fesselnden Buches, das sich wie ein Mix aus Krimi, Detektivgeschichte und Sachbuch liest?

Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden vor dem International Strafgerichtshof angeklagt. Die Verfahren dauern endlos lang. Zahlreiche Angeklagte erleben den Ausgang nicht mehr. Aktuell stehen mit Putin und Netanjahu zwei prominente Staatschefs auf der Auslieferungsliste. Ob sie jemals angeklagt werden können, obwohl die Beweise erdrückend sind, ist ungewiss.

Fazit:

Mit diesem Buch liefert Philippe Sands ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.05.2025

Ein komplexer Krimi

Ägerisee
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Die ehemalige Kriminalbeamtin Sara Jung hat mit Tom Engels und Natalie Krieger eine Detektei gegründet. Obwohl Natalie Krieger es als Tochter einer reichen Familie es nicht nötig hätte, zu arbeiten, ist ...

Die ehemalige Kriminalbeamtin Sara Jung hat mit Tom Engels und Natalie Krieger eine Detektei gegründet. Obwohl Natalie Krieger es als Tochter einer reichen Familie es nicht nötig hätte, zu arbeiten, ist sie Teil des Teams. Natalie leidet an Epidermolysis bullosa (EB), einer genetisch bedingten Hautkrankheit, die es ihr kaum möglich macht, ein normales Leben zu führen, da ihre Haut so empfindlich ist, dass sie bei der geringsten Belastung und sei es nur eine zärtliche Berührung, reißt. Sie ist eine Virtuosin im Aufspüren von Informationen aus diversen Datenbanken und im Darknet. Wie ihr Nachname schon verrat, ist Noemi eine Kriegerin.

Die Detekei erhält von Fabian, einem ehemaligen Schulkollegen Natalies, den Auftrag nach seiner Freundin Noemi, einer jungen Schauspielerin an einem kleinen Theater in Zug, zu suchen. Auch Noemi fühlt sich als Kriegerin. Zum einem, weil sie ihrer Familie trotzt, um Schauspielerin zu werden, und zum anderen weil sie sich Jeanne d’Arc als Vorbild nimmt.

Die Detektive erhalten eine Kostprobe von Noemis Eltern, die sich mehr als despotisch verhalten. Vor allem der Vater, ein ehemalige Militär kann seine alten Gewohnheiten, alle Leute in seiner Umgebung zu schikanieren und herumbrüllen, nicht ablegen. Das schließt sowohl Fabian, als auch Sara und Tom ein.

Je weiter die Detektive in das Umfeld von Noemi eintauchen, desto verworrener wird die Causa. Dann verschwindet Fabians Auto, von Noemis Kreditkarte wird fleißig Geld abgebucht und auch die Leute vom Theater verhalten sich eigenartig. Da ist der Schauspielkollege, der mit Noemi in einem Zwei-Personen-Stück auftreten soll, dessen Text vom Direktor stammt, mehrmals geändert wird und eine Ähnlichkeit mit der aktuellen Wirklichkeit hat.

Meine Meinung:

Monika Mansour schafft es auch in ihrem 5. Krimi aus der Zuger Reihe, ihre Leserschaft lange im Unklaren zu lassen, was eigentlich wirklich passiert ist.

Wie in allen ihren Krimis kreuzen zahlreiche Personen, die nicht unbedingt als Sympathieträger zu bezeichnen sind, unsere Wege. Ein neuer Charakter, hoffentlich bleiben darf ist Elias Tanner, der jugendliche Ziehsohn von Sara, der durch seine unkonventionellen Ansichten, frischen Wind in die Reihe bringt.

Der Schreibstil ist wie immer fesselnd und die Handlung komplex.

Natalies Stehsatz „Ich bin eine Kriegerin“ kann auf doppelte Weise interpretiert werden. Zum einen, dass sich als wahre Kämpferin sich mit ihrem Gesundheitszustand auseinandersetzt, und zum anderen, ist Kriegerin, die in den Alpenländer oft gebräuchlich weibliche Form des Nachnamens. Einen ähnlichen Suffix findet man in Tschechien oder Polen, wo man an Hand der Endung des Familiensnamens erkennt, dass man es mit einer Frau zu tun hat. Die Frau von Anton Tchechov heißt beispielsweise Anna Tchechova.

Fazit:

Wieder ein gelungener Krimi aus der Feder von Monika Mansour, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 16.05.2025

Hier ist wenig, wie es scheint

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins
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Als an der Universität von Oxford ausgerechnet im Büro des Dekans eine unbekannte Frauenleiche gefunden wird, wird DI R. Wilkins an den Tatort geschickt. Blöderweise gibt es diesen Rang und Familiennamen ...

Als an der Universität von Oxford ausgerechnet im Büro des Dekans eine unbekannte Frauenleiche gefunden wird, wird DI R. Wilkins an den Tatort geschickt. Blöderweise gibt es diesen Rang und Familiennamen in der Dienststelle gleich zwei Mal. Die beiden Ermittler haben noch dazu einen sehr ähnlichen Vornamen - Ryan und Ray. Während Ray, ein Sohn einer wohlhabenden nigerianisch-britischen Familie und Absolvent des ehrwürdigen College ist, ist sein Namensvetter in einem Wohnwagen in desolaten Familienverhältnissen und einem alkoholkranken Vater aufgewachsen. Es ist natürlich der ungehobelte Ryan der die ersten Ermittlungsschritte in Oxford einleitet, was zu Irritationen auf beiden Seiten führt.

Dennoch müssen Ryan und Ray, die von ihrer Chefin in ein Team gepresst werden, zusammenarbeiten. Die Aufklärung des Mordes verläuft ziemlich schleppend, zumal es mehrere Verdächtige gibt. Daneben kochen Professoren ihr eigenes Süppchen und der Dekan ist bemüht, einen möglichen Sponsor nicht zu vergraulen.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist weniger ein Whodunit-Krimi als ein fesselndes Psychogramm zweier unterschiedlicher Lebenswelten. Der smarte Ray mit seiner nigerianisch-britischen Herkunft kennt natürlich die Regeln in der universitären Gesellschaft, während Ryan wie ein Elefant im Porzellanladen agiert. Dennoch hat es mir gut gefallen, den beiden über die Schultern zu sehen. Grundsätzlich haben sie ja ein gemeinsames Ziel, nämlich den Mord autzuklären und den Täter dingfest zu machen. Die Ansätze und Methoden sind eben unterschiedlich.

Im Mittelpunkt steht nicht der Mord, sondern die beiden Ermittler. Ryan ist alleinerziehender Vater eines kleinen Sohnes. Die Mutter des Kindes ist an einer Überdosis gestorben. Daher hat Ryan ständig Probleme mit seiner Schwester, die sich um den Kleinen kümmert, denn die Arbeitszeiten eines Detectives sind alles andere als familienfreundlich. Das muss auch Rays Frau zur Kenntnis nehmen, die ihren Mann dauernd und zur unpassenden Zeit anruft.

Interessant finde ich, dass der psychisch auffällige Ryan bei der Polizei arbeitet. Als sein kleiner Sohn von seinem betrunkenen Großvater quasi entführt und bedroht wird, rastet Ryan aus und Ray, der dazukommt, kann das Schlimmste gerade noch verhindern. Dennoch wird Ryan ebenso wie die gemeinsame Chefin aus dem Polizeidienst entlassen.

Ich bin schon neugierig wie es weitergeht, denn Ein Mord im November soll der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe sein. Ob sich Ryan und Ray abermals begegnen werden?

Fazit:

Ein komplexer Kriminalfall, der eher durch seine Milieustudien punktet als durch Ermittlungsarbeit. Gerne gebe ich hier 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.05.2025

Feuer in der Hitze einer Sommernacht

Salzkammerglut
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In diesem dritten Salzkammergut-Krimi von Dagmar Hager geht es heiß zu. Nicht nur, weil die Feiern rund um den Geburtstag von Kaiser Franz Joseph mitten in den hochsommerlichen August fallen, sondern weil ...

In diesem dritten Salzkammergut-Krimi von Dagmar Hager geht es heiß zu. Nicht nur, weil die Feiern rund um den Geburtstag von Kaiser Franz Joseph mitten in den hochsommerlichen August fallen, sondern weil auf der Rettenbach-Alm eine Almhütte in Flammen aufgeht. In den verkohlten Überresten findet man eine männliche Leiche, die sich als Regus Dorninger herausstellt sowie etwas von der Hütter entfernt, seine schwerverletzte Frau Charly. Dorninger hat sich als Immobilienhai jede Menge Feinde gemacht, weshalb Chefinspektor Ben Achleitner vom LKA Oberösterreich eine lange Liste von Verdächtigen hat. Unterstützt wird er dabei von der örtlichen Ärztin Marie Giesinger sowie von seinem Kollegen Peter Neumüller.

Der Fall wird ziemlich komplex, als wenig später Charly abermals attackiert wird und zwei mögliche Täter tot aufgefunden werden.

Die Rolle, die Charly Dorninger in diesem Kriminalfall spielt, wird von Kapitel zu Kapitel undurchsichtiger. Hat sie ihren Mann ermordet und die Überfälle auf sich selbst fingiert?

Meine Meinung:

Dieser dritte Krimi rund um Ben Achleitner und Marie Giesinger ist ziemlich komplex, was mir sehr gut gefällt. Die Handlung besticht durch zahlreiche unerwartete Wendungen und den unaufgeregten Erzählstil. Ein bisserl ermüdend ist einerseits das kalt-warme Gefühlschaos, in dem sich Marie und Ben befinden sowie die Frauen rund um die Ärztin, die häufig mit ihren Halbwahrheiten die Aufklärung behindern. Ich finde es interessant, dass hier zwei beruflich wirklich toughe Personen es nicht schaffen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Dabei hätten beide Zugang zu professionelle Hilfe.

Geschickt sind Land und Leute rund um Bad Ischl in den Krimi eingewoben. Als Leser darf man über Bemühungen des Tourismusbüros, den Geburtstag des Kaisers mit mehr oder weniger gut gelungenen Doppelgängern zu begehen, ein wenig schmunzeln. Die Konditorei Zauner und ihre süßen Köstlichkeiten dürfen auch nicht fehlen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.05.2025

Ein komplexer Polit-Thriller

Echokammer
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Dieser erste Teil einer Thriller-Trilogie spielt wenige Wochen vor der norwegischen Parlamentswahl. Es scheint Einflussnahmen auf den Urnengang zu geben. Von welcher Seite ist nicht ganz klar, weshalb ...

Dieser erste Teil einer Thriller-Trilogie spielt wenige Wochen vor der norwegischen Parlamentswahl. Es scheint Einflussnahmen auf den Urnengang zu geben. Von welcher Seite ist nicht ganz klar, weshalb die beiden Mitarbeiter der Anti-Terror-Einheit Staatsschutz, Martin Tong und Lieselott Benjamin, ermitteln. Sie bewegen sich in einem komplexen Geflecht aus Rechtsextremismus, Machtmissbrauch, Wahlmanipulation und Terrorismus.

Als dann ein zunächst unbekannter Autofahrer bei einen Zusammenstoß mit einem Elch, getötet wird, ergibt sich ein vager Verdacht eines Zusammenhanges mit einem jungen Paar, das plötzlich spurlos verschwunden ist und auf dessen Bauernhof Zutaten für einen Anschlag mit dem Nervengift Rizin gefunden wird.

In einem weiteren Handlungsstrang können wir der Spitzenkandidatin der Arbeiterpartei, der jedes - auch kriminelle - Mittel recht ist, ihre Partei wieder an die Macht zu bringen, über die Schulter sehen. Jens Meidell gerät in dieses Geflecht von Machtmissbrauch und Intrigen. Er muss sich fragen, wie weit kann oder muss er selbst gehen, um seine eigenen dunklen Geheimnisse zu bewahren.

Meine Meinung:

Dieser Thriller beschäftigt sich mit brandaktuellen Themen, die, wenn man sich mit der politischen SItuation in Norwegen nicht auskennt, ziemlich verwirrend wirken. Rechtsextremismus, Machtmissbrauch, Wahlmanipulation und Terrorismus, alles Themen, die an Aktualität kaum zu überbieten sind. Die Handlung selbst, die rund 35 Tage vor dem Urnengang einsetzt, ist einerseits fesselnd, hemmt aber andererseits ob der Fülle der Details aus der norwegischen Innenpolitik, den Lesefluss.

Die einzelnen Kapitel werden mit dem Countdown zur Parlamentswahl eingeleitet. Ein gutes Stilmittel, die Spannung hinauf zu lizitieren. Außerdem erfährt man, wo in Norwegen sich die Protagonisten gerade aufhalten. Diese Angeben helfen, bei dem oftmaligen Perspektivenwechsel die Orientierung nicht zu verlieren.

Es gibt zahlreiche Anspielungen auf die Politik außerhalb Norwegens. Das Buch ist 2023 in Norwegen erschienen, weshalb es die aktuellen politischen Verhältnisse wie Trump keine Rolle spielen. Das ist ein wenig irritierend, da der verhaltensauffällige Präsident der USA die Medien wie kein anderer dominiert. Man muss sich beim Lesen, den Erscheinungstermin des Buches immer vor Augen halten. Da ist es natürlich blöd, dass die deutsche Übersetzung erst im März 2025 erschienen ist. Eine Anmerkung dazu in einem Vorwort wäre hier hilfreich gewesen.

Fazit:

Ein komplexer Thriller, dem ich gerne 3,5 Sterne, vergebe.