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AndyRiedl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2024

Helden im glitzernden Schlaglicht

Nachspielzeiten
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Die besonderen Fußballmomenten entstehen auch dann, wenn man sich mit den Spielern - den Hauptprotagonisten des Spektakels, das für manche sogar mehr ist als nur die schönste Nebensache der Welt - besonders ...

Die besonderen Fußballmomenten entstehen auch dann, wenn man sich mit den Spielern - den Hauptprotagonisten des Spektakels, das für manche sogar mehr ist als nur die schönste Nebensache der Welt - besonders identifiziert. So war es bei mir bei Bastian Schweinsteiger im WM-Finale 2014. Schweinsteiger, schon mit einem blutigen Cut gezeichnet, war sichtlich am Ende. Das Finale war zu seiner persönlichen Leidensgeschichte geworden. Konnte er das Leid überwinden und dieses wichtigste Spiel seiner Karriere gewinnen, nachdem er schon an anderer Stelle entscheidend gescheitert war? Um Schweinsteiger geht es nun in dem Buck von Lucas Vogelsang nicht. Aber um die Verbindung zu den Helden.
Und diese menschliche Verbindung zu den einzelnen Helden schafft Vogelsang auf eine tolle Art und Weise. Er nimmt einen mit auf die Reise der einzelnen Personen von Mehmet Scholl, über Franz Beckenbauer und Pele, bis zu Vinnie Jones und Gazza. Es sind außergewöhnliche Geschichten, die er erzählt. Mit Beckenbauer und Pele in New York. Mit Vinnie Jones an Gazzas Sack. Der Erzählstil ist dabei ruhig, die Spannung kommt aus den Geschichten selbst und das ist mehr als genug.
Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen, und das liegt an unterschiedlichen Aspekten. Einerseits waren die Geschichten für mich neu und ich war von Ihnen nicht gelangweilt sondern sie erzeugten im Gegenteil Spannung in mir. Ich gewöhnte mich an die Erzählweise und fühlte mich ruhig und sachlich, trotzdem mit dem nötigen Witz, immer unter- und nie aufgehalten. Und ich glaube, dass Vogelsang mit seinem Buch die Faszination des Sports und die Verbindung zu seinen Helden treffend einfängt. In Vorfreude auf das Turnier diesen Sommer, lohnt es sich dieses Werk zu genießen, in der Hoffnung, dass wir im Sommer Zeuge neuer Heldentaten werden.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Roman-Schmuckstück mit dem besonderen etwas

Leute von früher
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Kristin Höller ist mit „Leute von früher“ ein besonderer Roman gelungen. Einerseits ist es erfrischend, wie einfach gehalten das Buch daherkommt. Bedrucktes Hartcover ohne Schutzumschlag und die Gestaltung ...

Kristin Höller ist mit „Leute von früher“ ein besonderer Roman gelungen. Einerseits ist es erfrischend, wie einfach gehalten das Buch daherkommt. Bedrucktes Hartcover ohne Schutzumschlag und die Gestaltung von suhrkamp nova gefallen auf Anhieb. Wenn man dann noch anfängt zu lesen, bin ich erfreut, eine Geschichte in einer Erzählebene erzählt zu bekommen, ohne zeitliche Sprünge oder großen Hokus Pokus. Die Sprache ist klar und verständlich, das Buch aber nicht flach.
Die Geschichte von Marlene, die ihren Platz im Leben sucht, und hierfür eine Stelle auf der Insel Strand annimmt, kostümiert in einer Art bewohnbarem Freilichtmuseum, birgt viele Aspekte die spannend sind. Das Leben des Personals in Lokalitäten, wie der dargestellten. Das Leben auf Nordseeinseln im Allgemeinen. Die Beziehung von Marlene zu ihren Eltern. Marlenes Identität und ihre Suche nach derselben. In diesem Zusammenhang kommt es zu spannenden zwischenmenschlichen Beziehungen. Marlenes Beziehung zu Arno, ihrem Chef, ist eine solche, genau wie auch zu Barbara oder anderen Bewohner:innen der Baracken, in denen die Mitarbeiter:innen leben.
Was aber am Ende dem Buch den größten Spannungsschub verpasst, ist die Liebesgeschichte zwischen Marlene und Janne, die sich zwischen Scham und Verletzungen und der Sehnsucht nach Zweisamkeit bewegt und aus diesem Buch eben eine sehr gelungene Gesamtmischung aus Generationenporträt, Sozialkritik und Romanze macht. Eben etwas Besonderes. Absolute Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Ungewöhnlich, spannend und ohne klare Antworten

Der Wald
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Auch nachdem ich nun mit „der Wald“ durch bin, kann ich das Buch immer noch nicht gut einordnen und das gefällt mir. Auf dem Titel heißt das Ganze „Roman“, aber die Romanform wird schon arg strapaziert. ...

Auch nachdem ich nun mit „der Wald“ durch bin, kann ich das Buch immer noch nicht gut einordnen und das gefällt mir. Auf dem Titel heißt das Ganze „Roman“, aber die Romanform wird schon arg strapaziert. Mit ein bisschen gutem Willen hätte man es auch einen Thriller nennen können. Am Ende ist es wohl ein Roman-Thriller-Genremix, der sich um die jeweiligen Grenzen nicht viel schert.
Bei „der Wald“ steht die Geschichte ganz klar im Mittelpunkt. Es gibt einen Bösewicht, der recht früh enthüllt wird, und eine Gruppe junger idealistischer Menschen, die in seinem Umfeld agiert. An Hand dieser Interaktionen schaukeln sich die Geschehnisse immer mehr nach oben, bis es am Ende ganz Thriller-Like zum Grand Finale kommt.
Und trotz der rasanten Geschichte wird den einzelnen Charakteren viel Platz eingeräumt. Mira, Shelley, Tony & Co. dürfen sich entwickeln und ausbreiten und in diesem Zusammenhang orientiert sich Eleanor Cattons Werk eher an den großen amerikanischen Romanen à la Wellness von Nathan Hill.
Insgesamt kommt das Buch so mit einem spannenden Plot und interessanten Charakteren daher. Im Verlauf der Geschichte werden so viele Fragen aufgeworfen und gerade in der jetzigen, diskussionsbeladenen Zeit, werden die Spannungen am Ende nicht aufgelöst. Und ich mag es, dass ich immer noch nicht genau weiß, was ich von dem Ende der Geschichte halten soll. Es macht das Buch in jedem Fall interessanter. Eine schöne Lektüre war es sowieso. Von mir wird es, trotz der ein oder anderen Länge, empfohlen.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Jeder braucht manchmal einen Freund

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
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WOW. Direkt das Cover von „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ einer Co-Produktion von Sibylle Berg und Julius Thesing springt ins Auge und spricht mich an. Berg verfolge ich schon länger und so lese ...


WOW. Direkt das Cover von „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ einer Co-Produktion von Sibylle Berg und Julius Thesing springt ins Auge und spricht mich an. Berg verfolge ich schon länger und so lese ich dieses Buch gerne mit meiner 10jährigen Tochter und versuche ihr Feedback hier mit einfließen zu lassen.
Das Buch hat definitiv seine traurigen Seiten, die bei meiner Tochter ins Mark treffen. Sie kann sich mit der Einsamkeit von Lisa identifizieren und Lisas Probleme und Themen sind nachvollziehbar. Wir mögen auch beide Walter. Walter ist anders und besonders. Walter steht für einen externen Impuls, den Lisa und ihre Eltern benötigen, um die Kurve zu bekommen. Walter steht für die Hoffnung im Leben, die manchmal anklopfen muss. Walter ist toll.
Und so vermittelt das Buch einerseits Hoffnung, dass traurige Lebensphasen und Situationen überwindbar sind. Und andererseits bringt es uns zum gickern und lachen. Der Humor sitzt und als meine Tochter „Arschlöcher“ vorliest und etwas errötet, da finde ich das gut. Der Ton sitzt insofern, als dass traurig eben traurig bleibt, aber Hoffnung in die eigene Kraft und die Möglichkeiten kleiner Änderungen eine umso größere Wirkung haben. Einzige ernsthafte Beschwerde: es ist ja nun wirklich zu kurz. Dagegen konnte ich nichts einwenden.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Trauer auf Sizilien

Noto
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Adriano Sacks Roman Noto ist ein Beispiel dafür, wie ein Roman auf unterschiedlichen Ebenen überzeugen kann. Einerseits überzeugt Sack mit seinen Darstellungen von Sizilien, unterschiedlichen Städten dort ...

Adriano Sacks Roman Noto ist ein Beispiel dafür, wie ein Roman auf unterschiedlichen Ebenen überzeugen kann. Einerseits überzeugt Sack mit seinen Darstellungen von Sizilien, unterschiedlichen Städten dort und macht mir Lust, selbst die Insel zu bereisen und zu entdecken. Dabei schafft Sack es wunderbar die Gegensätze zwischen konservativen sizilianischen Einflüssen und modernen Gentrifizierungstendenzen darzustellen und diese Spannung lebhaft darzustellen. Sizilien wirkt in seiner Darstellung wie eine Insel, die einige Konflikte lösen muss.
Andererseits hat Sacks Roman unterschiedliche soziale Ebenen. Dort ist Konrads Umgang mit seiner Trauer um seinen Lebensgefährten und seine Suche nach einer weiteren Lebensperspektive. Dort ist allerdings auch die Hinterfragung des klassischen Familienbilds in mehreren Konstellation auch mit der Darstellung der weiblichen Teilnahme am Erwerbsleben und der Bindung an die eigenen Kinder. Sack wirft hier wichtige Fragen auf und bringt seine eigene Perspektive auf die Themen ein.
Der Roman ist dabei nicht perfekt. Einerseits hat er Längen. Andererseits ist er mit Details an manchen Stellen überladen, und diese wirken nicht immer zielführend. Dies stört das Lesevergnügen dennoch nicht nachhaltig. Und auch über das Ende könnte man sich beschweren. Dabei findet Sack einen Abschluss, ohne diesem eine zu große Bedeutung zuzumessen. Insgesamt ist so ein Roman gelungen, der vor großen Gefühlen nicht zurückschreckt und zudem nach Sizilien einlädt und den ich insgesamt gerne gelesen habe.

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