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Veröffentlicht am 24.01.2018

Ohne Worte!

Juli im Winter
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Dieses Buch behandelt das Thema Mobbing auf eine grauenvoll realistische Art. Auf dem Internat wollte Juli neu anfangen, jemand anderes sein. Und das klappt auch ganz gut. Sie ist glücklich, sie hat viele ...

Dieses Buch behandelt das Thema Mobbing auf eine grauenvoll realistische Art. Auf dem Internat wollte Juli neu anfangen, jemand anderes sein. Und das klappt auch ganz gut. Sie ist glücklich, sie hat viele Freunde, ihre Noten sind gut und sie liebt es, nach den Ferien zurück ins Internat zu fahren. Alles ist perfekt. Oder? Denn als Nessa neu an die Schule kommt, befindet sich Juli kurz darauf in einer Abwärtsspirale die kein Ende zu nehmen scheint. Doch Juli ist der Sommer, Juli ist stark. Fragt sich nur, wie lange.

Cover:
Absoluter Traum. Dieses Cover hat mich schon in seinen Bann gezogen, als es von dem Buch nur die Postkarten gab. Das Feuer, die verbrannten Stellen, der Baum, der schneeweiße Hintergrund. Der Titel. Zu Beginn konnte ich mir keinen Reim daraus machen, wie dieses Cover in Verbindung zum Inhalt stehen soll, aber nachdem ich es gelesen habe, wurde alles klar. Alles, wirklich alles, taucht im Buch wieder auf. Nachdem ich gesehen habe, wer das Cover gemacht hatte, wusste ich auch wieso. Marie Grasshoff schafft es, jedem Cover die richtigen Inhalte zu geben, Elemente gekonnt in Szene zu setzen und eine Verbindung zum Text herzustellen. Ich liebe es!

Meine Meinung:
Danke. Vielen vielen Dank für dieses außergewöhnliche Buch. Danke, dass ich es lesen durfte. Danke für diese Geschichte. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Am Besten mit dem Inhalt, denn der ist es, der mich so geflasht hat. Mobbing ist kein leichtes Thema und darüber zu schreiben kann oft schwierig sein. Was die Autorin hier geschaffen hat ist Wahnsinn. Kein typisches "Du bist fett, du bist hässlich, du stinkst und auch kein Cybermobbing. Sondern echt. Die Art des Mobbings, die hier thematisiert wird, findet jeden Tag statt. Auch um uns herum, manchmal ohne das wir es merken. Und sie ist die fieseste Art überhaupt. Indirekt und explosiv. Was hier gemacht wird, kann ein ganzes Leben zerstören. Und mitunter nicht nur eines.
Schon die Einleitung hat es in sich und ließ mich einen Moment stutzen. Ein Satz nur, der sich wie ein Schlag anfühlte. Ich hielt den Atem an, bis auf der folgenden Seite die Erklärung kam.
Obwohl es in diesem Buch nicht um sonderbare Wesen oder sogar Zombies geht, ist das Buch Spannung pur. Wie geht Juli mit der Belastung um. Wie wird es enden. Durchgehend lauert diese Frage in den hinteren Ecken meiner Gedanken und drängt sich nach vorne.
A.L. Kahnau schreibt hier auf eine verständliche, flüssige, detaillierte und absolut nachvollziehbare Art über ein Mädchen, dessen Glück zu einem Scherbenhaufen wird. Deren Sommer sich in einen Winter verwandelt, der nicht zu enden scheint.
Wie ein Film zog sich die Handlung vor meinem inneren Auge ab, ich hatte die Bilder so unfassbar klar vor mir. Dann der Break. Als Julis Abwärtsspirale beginnt war sie nicht mehr nur eine Figur. Sie war ich. Und das auf so erschreckende Art. Ich war wie Juli, durch und durch. Denn auch ich habe in meiner Vergangenheit stark mit dem Thema Mobbing zu kämpfen gehabt. Manchmal indirekt, so wie hier. Beste Freunde wandten sich von einen Tag auf den anderen ab. Ohne Grund. Ich weiß bis heute nicht, wieso. Ich war wohl nicht cool genug. Und lasst euch sagen: So etwas nicht zu wissen frisst einen auf. Ständig. Manchmal war das Mobbing auch offensichtlich und nicht weniger schmerzhaft. Wenn alle gegen einen sind und du keine Ahnung hast, was du falsch gemacht hast, zerstört dich das. Ich konnte Juli so gut verstehen. Alte Wunden rissen auf, ich kämpfte mit den Tränen und hielt sie zurück. Weil ich wusste, dass in den S-Bahnen niemand verstehen würde, wieso ich plötzlich weine. Weil ich Angst vor den Reaktionen hatte. Weil ich wie Juli war und eine Fassade aufbaute, sogar beim Lesen. Von Juli zu lesen war wie eine verzerrte Reise zurück und auch wenn sich unsere Geschichte stark unterscheidet, so war es doch auch irgendwie meine. Das war krass. Und es war wichtig.
Die Handlung ist nachvollziehbar, auch wenn man das Glück hatte selbst kein Opfer von Mobbing gewesen zu sein. Hier befindet sich eine Botschaft.
An die Täter: Manchmal geschieht es unbewusst, ohne das ihr jemandem schaden wollt. Macht die Augen auf, nehmt euer Umfeld war und denkt über eure Worte und Taten nach. Natürlich ist es wichtig die Wahrheit zu sagen, doch es gibt viele Arten das zu tun. Denkt darüber nach, welche Konsequenzen euer Handeln haben kann. Was ihr damit zerstören könnt. Und das es euch jederzeit selber treffen kann.
An die Opfer: Lauft nicht weg! Ja, vielleicht kann euch nicht jeder Mensch verstehen. Vielleicht werden manche Menschen falsch handeln und vielleicht wird es am Anfang sogar schlimmer. Aber wenn ihr nicht sprecht, wenn ihr euch keine Hilfe holt, dann wird es nicht besser. Alleine zu sein macht kaputt. Nicht sofort, aber irgendwann. Ich weiß wovon ich spreche! Also bitte, egal wie, holt euch Hilfe!
An alle Menschen: Haltet die Augen und Ohren offen. Geht freundlich miteinander um. Man muss nicht mit jedem befreundet sein, man darf Menschen auch mal nicht mögen, aber denkt über euer Handeln nach und helft euch. Schon ein kleines Lächeln kann für einen anderen Menschen die Welt bedeuten!

Liebe Lena, vielen Dank für diese Geschichte. Auch wenn nicht jeder mit dem Thema zu Tun hatte, hast du hier eine Geschichte geschaffen, die aufhorchen lässt. Die zeigt, wie schnell ein Leben zerstört werden kann durch eine Hand voll Worte. Deine Geschichte regt zum Nachdenken an und genau das sollte sie tun. Es tat weh sie zu lesen, es blutete und eiterte und war kalt und grau. Aber es war wichtig und richtig. Danke, dass ich dieses Buch lesen durfte. Ich hoffe es werden noch viele andere tun!