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Veröffentlicht am 30.07.2024

Im Schlussteil irgendwie abgedriftet...

Die Erbin
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Jess und Finn haben nach dem Tod ihres Vaters dessen Finca auf Mallorca geerbt. Um den Verkauf zu regeln, reist Finn nach Palma, wo er die Frau seines Vaters mit einer Verzichtserklärung zum Auszug bewegen ...

Jess und Finn haben nach dem Tod ihres Vaters dessen Finca auf Mallorca geerbt. Um den Verkauf zu regeln, reist Finn nach Palma, wo er die Frau seines Vaters mit einer Verzichtserklärung zum Auszug bewegen möchte. Als Finn dort ankommt, trifft er nicht nur die Frau seines Vaters, sondern auch ihre Tochter an. Finn ist sofort hin und weg und verliebt sich in sie. Blind vor Liebe ignoriert Finn die Ratschläge seines Anwaltes und versucht nun alles, damit die beiden ihr Zuhause nicht verlieren. Doch als die Polizei auftaucht und Fragen zum Tod seines Vaters stellt, kommt Finn ins Grübeln. Wurde er nur Opfer eines perfiden Plans?

Die Handlung beginnt spannend und wir erfahren direkt, wie es um das Verhältnis zwischen den Geschwistern zu ihrem Vater steht – nämlich schlecht. Einige Ereignisse aus der Vergangenheit haben die beiden so sehr verletzt, dass sie keinerlei Kontakt mehr zu ihrem Vater haben wollten. Deshalb waren beide auch völlig emotionslos, als sie von dessen Ableben erfuhren. Die Story wird hauptsächlich aus Sicht von Finn erzählt, und ich muss zugeben, dass mich seine naive Art wahnsinnig genervt hat. Anfangs noch stark und selbstbewusst, verändert er sich plötzlich komplett und gibt für eine ihm völlig fremde Frau sein ganzes Leben auf. Da kommt selbst Schwester Jess nicht mehr an ihn ran, die er ab einem gewissen Zeitpunkt einfach komplett ignoriert. Ebenso wie seinen Anwalt Tomás.

Der Schreibstil ist typisch Delaney – mitreißend und fesselnd. Ich mochte den Handlungsort Mallorca total gerne und habe mich gedanklich richtig gut auf die Finca teleportieren können. Die Handlung lebt von den Plottwists, die Delaney geschickt eingebaut und mich damit oftmals in die Irre geführt hat. So war ich permanent in der Story gefangen und mein Kopf ratterte auf Hochtouren. Leider ist Delaney im Schlussteil irgendwie abgedriftet, und als Finn dann plötzlich Gespräche mit seinem toten Vater führte, wurde es mir zu unrealistisch. Schade, dass mich das Ende nicht überzeugen konnte, denn die Story hatte durchaus Potenzial.

Fazit: Ein spannender Familienthriller mit mallorquinischem Flair und jeder Menge Überraschungen. Trotz der genannten Kritikpunkte empfehle ich DIE ERBIN gern weiter an Freunde von Spannungsromanen.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Rasant, emotional, überraschend

Keiner liebt mich so wie du
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Reporterin Kiki Holland wird von ihrem Chef mal wieder zu Gericht beordert. Diesmal soll sie über das Verfahren gegen Peter W berichten, der sein Opfer gestalkt und letztendlich erstochen haben soll. Kiki ...

Reporterin Kiki Holland wird von ihrem Chef mal wieder zu Gericht beordert. Diesmal soll sie über das Verfahren gegen Peter W berichten, der sein Opfer gestalkt und letztendlich erstochen haben soll. Kiki saugt die Informationen begierig auf und versucht auf eigene Faust, noch mehr über den Fall und Peters Leben zu erfahren. Als sie ein Foto des Opfers sieht, stellt Kiki fest, diesem sehr ähnlich zu sehen. Das scheint noch jemandem aufgefallen zu sein, denn plötzlich erhält Kiki Liebesbotschaften an ihrem Auto und über anonyme SMS. Es bricht zudem jemand in ihre Wohnung ein und installiert eine Kamera. Kiki bekommt es mit der Angst zu tun, denn je näher sie dem Stalker kommt, umso mehr gerät sie in Lebensgefahr...

Der Schreibstil des Autorenduos ist flüssig und überaus mitreißend. Wie auch im ersten Justiz-Krimi „Mutterliebe“ wird die Story hauptsächlich aus Kikis Sicht erzählt. Ich hatte sie ja damals schon ins Herz geschlossen und mich daher umso mehr auf ein Wiedersehen mit ihr gefreut. Dass Kiki diesmal ungewollt zur Hauptperson der Story wird, hat mir richtig gut gefallen und mich ihr noch näher gebracht. Ich habe enorm mitgefiebert und wäre am liebsten ins Buch gehüpft, um bei der Suche nach ihr zu helfen.

Spannungsmäßig wird dem Leser einiges geboten - gerade weil Kiki selbst in Gefahr war. Dieses nervenaufreibende Katz-und-Maus-Spiel hat mich ordentlich in Schach gehalten und mich die teils langen Kapitel in einem Rutsch verschlingen lassen. Dafür wurde ich dann im Schlussteil mit einer fulminanten Auflösung belohnt. Hier haben beide Autoren all ihr Können gezeigt und für mich den perfekten Abschluss dieser emotionalen Achterbahnfahrt geschaffen.

Fazit: Ein weiterer Justiz-Krimi, der mich überzeugen und bestens unterhalten konnte. Rasant, emotional und voller Überraschungen greifen Silke Porath und Sören Prescher das Thema Stalking auf und hätten es meiner Meinung nach nicht besser umsetzen können.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Sehr emotionale Reihenfortsetzung

Teufelsgabe (Ewert Grens ermittelt 4)
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Nach seinem letzten Fall in "Engelsgabe" war Kommissar Ewert Grens am Ende seiner Kräfte. All die menschlichen Enttäuschungen konnte er psychisch nicht mehr ertragen. Nur langsam kehrt er nun in sein altes ...

Nach seinem letzten Fall in "Engelsgabe" war Kommissar Ewert Grens am Ende seiner Kräfte. All die menschlichen Enttäuschungen konnte er psychisch nicht mehr ertragen. Nur langsam kehrt er nun in sein altes Leben zurück.

Die Story beginnt elf Monate vorher, als noch alles verloren schien.

Zitat Pos. 137:
"An jenem Abend schloss Kriminalkommissar Ewert Grens seine Bürotür von innen ab, drehte die Musik ganz laut, und keine der Stimmen, die draußen auf dem Flur der Mordkommission seinen Namen riefen, drang zu ihm durch."

Die Szene ist schwer zu ertragen und man verfolgt geschockt den Moment und fragt sich, wie diese Reihe hier noch weitergehen soll.
Mühsam kämpft Grens sich zurück in sein altes Leben und bekommt von seinem Chef nur 7 Tage auf Probe, um zu beweisen, dass er dieser Art von Arbeit (psychisch) noch gewachsen ist.

Als dann ein außergewöhnlicher Mord geschieht, sieht Grens darin seine Chance. Doch schnell entpuppt sich die Ermittlung als äußerst kompliziert und Grens rennt die Zeit davon. In seiner Verzweiflung engagiert er seinen alten Freund Piet Hoffmann, der bereits öfter als ehemaliger Krimineller der Polizei geholfen hat. Doch dieses Mal ist es ein Alleingang - ohne offizielle Rückendeckung, und auch für Piet wird es sehr gefährlich.

Der Schreibstil ist spannend und die Mordfälle wirklich außergewöhnlich. Auch hat mir die Beschreibung der 2-Klassengesellschaft und ihre Auswirkungen auf die Kinder, die in diesen Gegenden in Schweden aufwachsen, gut gefallen. Das Thema ist sicherlich weltweit interessant und wichtig.

Das Ende war dann wie ein Abschied und hat mich ein wenig traurig gestimmt. Ob es hier noch einen weiteren Teil geben wird, ist für mich unklar. Ich würde mich jedoch sehr darüber freuen

Fazit: Eine sehr emotionale Reihenfortsetzung, in der die Psyche und Traumata ein großes Thema sind. Mir hat der Krimi gefallen.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Wunderschöne Beschreibungen, kreative Plotideen

When The Moon Hatched
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Raeve hat in Gedanken schon Lebewohl gesagt, da wird sie ausgerechnet von dem Kerl gerettet, den sie eigentlich hasst. Als hätte das Leben es jemals gut mit ihr gemeint, ist sie tatsächlich hin- und hergerissen, ...

Raeve hat in Gedanken schon Lebewohl gesagt, da wird sie ausgerechnet von dem Kerl gerettet, den sie eigentlich hasst. Als hätte das Leben es jemals gut mit ihr gemeint, ist sie tatsächlich hin- und hergerissen, ob der Tod nicht die bessere Variante für sie gewesen wäre. Wie soll sie jemandem vertrauen wie Kaan? Und später dann die viel wichtigere Frage: Wie wird sie ihm jemals wieder entkommen?

Auf der einen Seite hat die Autorin eine sagenhafte Welt geschaffen. Es ist viel Liebe in die Beschreibungen der sozialen Gesellschaft, der Umwelt und der Personen geflossen. Vor meinem inneren Auge sind tolle Bilder entstanden - ohne dass es den Lesefluss gestört hat oder erzwungen wirkt.

Auf der anderen Seite sind für einen ersten Teil viele Fragen offen geblieben. Ich habe nicht so viel über Raeve erfahren, wie ich es gerne hätte. Eventuell kommt dies erst noch in den Folgebänden, und es ist für den Verlauf der Handlung wahrscheinlich nicht wichtig, viele oder alle Details zu kennen. Dennoch bekommt man nur einen groben Überblick über ihre Vergangenheit, vor allem wie und warum sie zur Rebellin geworden ist. Was haben die Königreiche miteinander zu tun, wie sind diese miteinander verbunden?

Die einzelnen Charaktere sind gut durchdacht und haben eine interessante Dynamik miteinander. Raeve, die so viel Wut in sich trägt. Kaan, dessen Bild sich im Laufe der Geschichte wandelt und der tatsächlich sehr vielschichtig ist. Gerade diese beiden Figuren durchleben einige Emotionen und haben mich berührt. Nicht unbedingt Gänsehautfeeling verursacht, denn Raeve mit ihrer großen Klappe wirkt weder bezaubernd noch bemitleidenswert. Doch man kann mit ihr wunderbar lachen und weinen, ihren Zorn spüren oder einfach die Einsamkeit in einer Welt voller Menschen nachempfinden.

Fazit: Starkes Fantasy-Epos mit teilweise wunderschönen Beschreibungen, kreativen Plotideen - und Drachen. Drachen gehen immer! Ich hatte jedoch oft das Gefühl, nur die Spitze des Eisbergs zu erklimmen, und bin deshalb gespannt, welchen Tiefgang die Fortsetzung für mich bereithält.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Kurzweilige Unterhaltung

VIEWS
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Als sich die BKA-Kommissarin Yasira Saad mit ihrem Kollegen auf den Weg aus der Hauptstadt in eine kleine Harzer Vorstadt macht, um das Verschwinden einer Jugendlichen aufzuklären, war ich hellauf begeistert! ...

Als sich die BKA-Kommissarin Yasira Saad mit ihrem Kollegen auf den Weg aus der Hauptstadt in eine kleine Harzer Vorstadt macht, um das Verschwinden einer Jugendlichen aufzuklären, war ich hellauf begeistert! Denn Marc-Uwe Klings neuer Roman spielt in Halberstadt, meiner Geburts- und Heimatstadt.

Die Freude hielt leider nicht so lange, denn mein kleines lokalpatriotistisches Herz war so manches Mal gar nicht mit der provinziellen Darstellung einverstanden. Allerdings muss ich wohl gestehen, dass Kling mit seinen unerhörten Klischees wahrscheinlich gar nicht so unrecht hat. grins

Aber Spaß beiseite! Der Autor inszeniert ein sehr realistisches Setting. Denn tatsächlich sind Themen wie Rassismus und Rechtsextremismus auch in dieser Region keine Fremdwörter. Kling zeigt mit beängstigender Wahrhaftigkeit, wie schnell fremdenfeindliche Parolen zur Eskalation führen können und dank des Internets kaum zu stoppen sind. Dabei scheinen das Verschwinden der 16-jährigen Lena und ein schockierendes Video, welches plötzlich in den sozialen Medien auftaucht, die perfekten Mittel zum Zweck zu sein.

Leider hat Kling mir persönlich zu viele große Klammern gleichzeitig aufgemacht. Einerseits schafft er es zwar so enorm schnell, ein hohes Maß an Spannung aufzubauen und zu halten, weil sich die Ereignisse überschlagen. Andererseits führt das aber zu einer grundsätzlichen Oberflächlichkeit. Dabei wäre es so wichtig, jedem einzelnen Punkt genügend Raum zu geben.

Genau diese Problematik zieht sich durch sämtliche Ebenen des Buches. Auch die Charaktere haben wirklich gute Ansätze. Kling lässt uns letztlich aber nicht wirklich in die Tiefe schauen und verzichtet auf den nötigen Feinschliff.

Auch die finale Lösung des eigentlichen Falls hat mich völlig fertig gemacht. Dieser Twist war mir einfach zu groß und zu weit ab von der ursprünglichen Story. Das ist wohl Geschmacksache. Eines muss man Kling aber lassen: Seinen genialen Witz hat er auch in „Views“ gekonnt eingesetzt. Zumindest meinen Humor hat er stellenweise getroffen.

Ebenso als Sprecher war Marc-Uwe Kling zumindest bei diesem Hörbuch nicht so ganz mein Fall. Ich kann es gar nicht recht an etwas Bestimmtem festmachen, aber ich fand es anstrengend, ihm zuzuhören. Vielleicht war es aber auch einfach den häufigen „sagte sie“-, „sagte er“-Unterbrechungen geschuldet. Normalerweise lausche ich gern seiner Stimme.

Alles in allem konnte mich dieser zunächst vielversprechend klingende Plot, der wirklich coole Ideen vereint, nicht vollständig catchen. Ein paar weniger Twists, die wohl richtig knallen sollten, dafür mehr detaillierte, hintergründigere Erzählstränge wäre vielleicht besser gewesen. Schade!

Fazit: „Views“ ist in jedem Fall ein spannungsgeladener, kurzweiliger Roman, den man trotz seiner Schwächen schmökern kann. Er überzeugt allerdings nicht durch Tiefgang. Fans anspruchsvoller Storys sollten hiervon lieber die Finger lassen. Wer aber einfache Unterhaltung sucht, kommt sicherlich auf seine Kosten.

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