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Veröffentlicht am 24.10.2022

Anders als erwartet und dadurch leider nicht meins

The Witches of Silent Creek 1: Unendliche Macht
3

Ich halte die Idee hinter diesem Buch nicht grundlegend für schlecht - eigentlich sogar für ziemlich gut. Keltische Mythen und Schottland als Setting sorgen immer für diesen automatischen Wohlfühl-Faktor. ...

Ich halte die Idee hinter diesem Buch nicht grundlegend für schlecht - eigentlich sogar für ziemlich gut. Keltische Mythen und Schottland als Setting sorgen immer für diesen automatischen Wohlfühl-Faktor. Was hier dafür gesorgt hat, dass ich nicht mit dem Konzept des Buches warmgeworden bin, war tatsächlich das Marketing. Der Titel "Witches of Silent Creek", das typisch "hexige" Cover. Auch der Klappentext verrät nicht, dass es hier nicht um Hexen geht. Doch statt einer typisch atmosphärischen Hexen-Atmosphäre gab es hier magiebegabte Wesen, die eher in Richtung Elben oder Faefolk gehen, was ja durchaus in das Setting passt. Es wird sogar explizit gesagt, dass die sogenannten Azlata nicht als Hexen bezeichnet werden wollen. Die Art der Magie unterschied sich drastisch von den Erwartungen, die mit Aufmachung und Titel erweckt werden, denn mit einer cozy-scary Hexengeschichte für den Herbst hat das hier nichts mehr zu tun - was wirklich nicht negativ gemeint wäre, wären nicht (absichtlich?) völlig falsche Erwartungen erweckt worden. Natürlich sind Hexen gerade total beliebt, aber wenn nicht daran geglaubt wird, dass Fae sich nicht ebenso gut vermarkten lassen, ist das doch schade.

Der Fantasy-Aspekt ist auch wesentlich brutaler und ekliger, als ich erwartet hatte. Es geht ziemlich in Richtung Gore, und als klassisches Mädchen muss ich kurz anmerken, dass ich stellenweise das Gefühl hatte - auch durch die verwendete Sprache - dass das Buch vielleicht eher eine männliche Zielgruppe ansprechen könnte.

Die Handlung und das Worldbuilding sowie das Magiesystem sind durchaus interessant, blieben aber für mich ziemlich verschwommen und undurchsichtig. Im ersten Drittel des Buches wird nur angeteasert, nichts erklärt. Im zweiten Drittel wird alles auf einmal erklärt, was überwältigend wirkt und auch nicht genug war, um all meine Fragen zu klären. Im letzten Drittel gab es dann sehr viel Action, die mir aber auch oft verworren und kurz abgehandelt vorkam, sodass ich einige Abschnitte mehrmals lesen musste und trotzdem nicht komplett wusste, was gerade passiert. Alles ist irgendwie sehr kurz und wirkt dadurch unvollständig. Viele noch offene Fragen muss ich wohl als Plotholes hinnehmen, da es für meinen Geschmack bei weitem zu viele sind, um sie erst in einem zweiten Band zu erklären. Einen roten Faden gab es irgendwie, aber ich musste schon arg blinzeln, um ihn zu erkennen. Das Ende kam plötzlich und ehrlich gesagt, hätte ich da lieber ein sehr langes Buch anstelle von zwei Bänden, die gefühlt einfach in der Mitte durchgehackt worden sind.

Ebenfalls als kurz habe ich den Schreibstil der Autorin empfunden. Das ist natürlich Geschmacksache, aber für mich waren die Sätze zu kurz, weshalb ich nie richtig in die Geschichte eintauchen konnte. Zwischendurch fand ich auch die Wortwahl eher unpassend, was schade ist, allerdings muss ich auch anmerken, dass ich bei Wortwahl und Satzbau wirklich sehr spezielle Vorlieben und Wünsche habe.

Dass ich mit den Charakteren nicht wirklich warmwerden konnte, lag, glaube ich, eher an einer Kombination aus allen anderen Punkten, durch die ich nicht tief genug in die Geschichte eindringen konnte, um mir wirklich eine Meinung zu den Figuren zu bilden. Ich finde die meisten okay, ein paar sind mir sehr suspekt, aber das war meiner Auffassung nach eine beabsichtigte Wirkung (Stichwort Didre). Alle Hauptfiguren sind ausgereift genug, aber ich war nicht tief genug in der Geschichte drin und habe auch keine emotionale Verbindung zu irgendwem aufbauen können.

Ich glaube, dass diese Geschichte viel Potenzial hat, wenn man mit dem gröberen Charakter und der Art von Fantasy klarkommt. Mein größter Kritikpunkt bleibt, dass ich diese Einschätzung für mich anhand der Präsentation dieses Buches nicht treffen konnte. Zwei gut gemeinte Sterne gibt es dafür, dass ich vermutlich vieles anders gesehen hätte, hätte ich von vornherein wirklich gewusst, auf welche Art von Geschichte ich mich hier einlasse.

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