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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2023

Non-Fiction spannend aufbereitet

Der Spion und der Verräter
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Ich interessiere mich sehr stark für russische Geschichte und gerade aus der Sowjetunion und vom KGB gibt es sehr viel Spannendes (und natürlich Erschreckendes). Ich finde es sehr interessant, wenn ein ...

Ich interessiere mich sehr stark für russische Geschichte und gerade aus der Sowjetunion und vom KGB gibt es sehr viel Spannendes (und natürlich Erschreckendes). Ich finde es sehr interessant, wenn ein berühmter Spionage-Thriller-Autor eine wahre Geschichte aufarbeitet - und dies hat so gut funktioniert! Die Einzelheiten wirken enorm gut recherchiert, nie hatte ich das Gefühl, dass etwas lückenhaft dargestellt wurde. Die Entwicklung des KGB, die Rolle, die Oleg Gordijewski darin spielte und wie er zum MI6 überwanderte, war sehr gut dargestellt. Auch über das Leben außerhalb der Geheimdienste, zum Beispiel in der DDR, gab es viele Informationen

Und dennoch schafft der Autor es, dass es sich nicht trocken liest, sondern sehr flüssig. Ein großes Lob dabei auch an die deutsche Übersetzung, die meiner Meinung sehr gelunden ist. Hat man erstmal angefangen, will man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich plane auf jeden Fall, weitere Bücher von Ben Macintyre zu lesen!

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Durchwachsen

Nichts in den Pflanzen
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Die Berliner Kunstszene, eine verzweifelte Protagonistin und ein fesselnder Schreibstil. Bei "Nichts in den Pflanzen" geht es um die unzuverlässige Erzählerin ("unreliable narrator") Leila, die ...

Die Berliner Kunstszene, eine verzweifelte Protagonistin und ein fesselnder Schreibstil. Bei "Nichts in den Pflanzen" geht es um die unzuverlässige Erzählerin ("unreliable narrator") Leila, die ihren ersten Vertrag für ein Drehbuch unterschrieben hat - ein durchwachsener Roman, bei dem ich mir bis zum Ende nicht sicher war, ob er mir gefällt oder nicht.

Im Zentrum steht die Protagonistin Leila, die Einblicke in ihr Innerstes gewährt: der Druck, ihr Drehbuch zu beenden, ihre von Alkohol gepräften Exzesse, die Unwahrheiten, die sie erzählt. Ich mochte Leila nicht und ich denke, man sollte sie nicht mögen. So was funktioniert aber nur bis zu einem gewissen Grad, denke ich. Mir gefällt, dass Frauenfiguren nicht mehr perfekt und liebenswert sein müssen, aber ein gewisser Grad der Sympathie schadet nicht beim Lesen (siehe bspw. Fleabag, wo die Protagonistin eine Katastrophe ist, aber auch liebenswerte Eigenschaften hat und man so mitfühlt).

Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen, aber die Erzählstruktur und der Plot haben mich unzufrieden zurückgelassen. Es gibt keinen roten Faden und damit keine Befriedigung für die Leser:innen. Das ist etwas schade.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Leider unter meinen Erwartungen geblieben

Männer sterben bei uns nicht
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Ich war hin und weg von der Leseprobe, dem Cover und dem Titel. Alles zauberte beinahe schon eine Atmosphäre wie aus einem gotischen Roman. Die fragmentierte Erzählweise und die Mysterien, die ...

Ich war hin und weg von der Leseprobe, dem Cover und dem Titel. Alles zauberte beinahe schon eine Atmosphäre wie aus einem gotischen Roman. Die fragmentierte Erzählweise und die Mysterien, die das Anwesen der Familie umgaben, sorgten dafür dass ich unbedingt weiterlesen wollte.

Leider blieb der Roman genau das: Bruchstückhaft. Erzählungen aus der Kindheit der Protagonistin und von der Beerdigung ihrer herrischen Großmutter kommen die Frauen aus der Familie zusammen, wobei deren schwierige Beziehung offensichtlich wird. Im Grunde ist das sehr interessant, aber es sorgt auch dafür, dass wir keinerlei Charakterentwicklungen haben. Eine Geschichte muss nicht linear aufgebaut sein, aber was sie dennoch braucht, ist ein Höhepunkt und eine Auflösung. Beides blieb der Roman den Leser:innen schuldig. Dass die Vergangenheit der Großmutter und des Vermögens im Dunkeln bleiben, passt wohl gut, aber dass auch alles andere niemals aufgelöst wird, lässt einen leer zurück. Wirklich schade.

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Veröffentlicht am 15.02.2023

Wow!

Sibir
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"Sibir" von Sabrina Janesch ist ein faszinierender historischer Roman, der auf einer wahren Geschichte basiert und die Reise einer Gruppe deutscher Auswanderer in die unwirtliche Wildnis Sibiriens ...

"Sibir" von Sabrina Janesch ist ein faszinierender historischer Roman, der auf einer wahren Geschichte basiert und die Reise einer Gruppe deutscher Auswanderer in die unwirtliche Wildnis Sibiriens während der Stalin-Ära erzählt. Janesch hat offensichtlich intensiv recherchiert, um die historischen Ereignisse und Umstände dieser Zeit genau darzustellen, und sie schafft es, die Leser:innen mit der Geschichte und dem Schicksal ihrer Charaktere zu fesseln.

Besonders beeindruckend ist die Sprache, die Janesch benutzt. Sie ist poetisch, aber dennoch klar und präzise, und sie verleiht den Beschreibungen der Landschaft und der Charaktere eine außergewöhnliche Tiefe und Schönheit. Die Leser:innen werden mit in die eisige Wildnis genommen und können die harten Lebensbedingungen der Auswanderer hautnah miterleben. Doch auch die zwischenmenschlichen, zarten Seiten werden subtil beleuchtet.

Insgesamt ist "Sibir" ein bewegendes Buch, das nicht nur historisch genau ist, sondern auch eine berührende Geschichte erzählt. Janesch versteht es, historische Ereignisse mit fiktiven Charakteren zu verweben, um ein mitreißendes Werk zu schaffen, das den Leser:innen noch lange im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Benedict Anderson approved

Atlas der Unordnung
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Wenn es um Grenzen - vor allem die Willkürlichkeit von Grenzen - geht, denke ich stets an den Vater der Theorien zu ausgedachten Grenzen, Benedict Anderson. Ich denke, ihm hätte dieses Buch gefallen, auch ...

Wenn es um Grenzen - vor allem die Willkürlichkeit von Grenzen - geht, denke ich stets an den Vater der Theorien zu ausgedachten Grenzen, Benedict Anderson. Ich denke, ihm hätte dieses Buch gefallen, auch wenn ich seinen Namen leider bisher nicht entdeckt habe. Da ich selbst an Orten gelebt und einige besucht habe, deren Grenzen bekämpft und bestritten sind (Zypern, Armenien, Abchasien), und ich einen großen Fokus darauf in meinem Studium hatte, hat mich dieses Buch von Anfang an gereizt. Und es hat nicht enttäuscht! Verständlich und auf Augenhöhe werden spannende Themen kommuniziert und mit Illustrationen angereichert. Mehr als ein Coffeetablebuch, lädt es zum schmökern und blättern ein!

Gerade das Kapitel "umstrittene Grenzen" fand ich sehr spannend und auch die Aufmachung gefällt mir sehr sehr gut. Die Vergleiche verschiedener Karten über die Zeit zeigen anschaulich, wie willkürlich sich menschliche Entscheidungen und Territorialansprüche wohl ändern können.

Laut Biografie sind die Autor:innen beide sehr qualifiziert, dieses Buch zu schreiben - aber mir gefällt es gut, wenn Expert:innen Bücher schreiben, die für jedermann zugänglich sind und nicht nur für andere Expert:innen!

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