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Veröffentlicht am 18.10.2021

Immer Mensch bleiben

Nach dem Tod komm ich
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Sehr direkt und ohne den Leser zu schonen, jedoch mit einem gewissen Schmiss, berichtet der Autor von seiner Arbeit als Tatortreiniger. Dabei erlebt man beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle. Schon Anfangs ...

Sehr direkt und ohne den Leser zu schonen, jedoch mit einem gewissen Schmiss, berichtet der Autor von seiner Arbeit als Tatortreiniger. Dabei erlebt man beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle. Schon Anfangs fand ich es sehr unterhaltsam wie Thomas Kundt erzählt wie er als damaliger Finanzberater zu seinem jetzigen Job, des Tatortreinigers, kam und vor allem unter welchen Bedingungen das alles statt fand. Berührend ist die liebevolle Verbindung zwischen Kundt und seiner Mama, die trotz einer schweren Krebserkrankung seinen ersten Einsatz tatkräftig begleitet. Ich finde es wertvoll, wie viele Überlegungen der Autor zum Thema Leben und das für einander Dasein anregt. So kann man beim Lesen den traurigen und oft auch ekligen Ausführungen folgen, ohne all zu sehr in eine negative Stimmung abzudriften. Hut ab, vor allen die diesen Job machen (können). Lesenswert und aus meiner Sicht eine wichtige Lektüre ist das Buch, um über gesellschaftsrelevante Themen, wie Einsamkeit, Krankheit aber auch Zusammenhalt und Respekt vor dem Leben, zu diskutieren. Nur das Cover gefiele mir besser, wenn Kundt vor dem am Boden ausgebreiteten "Blutfleck" keine Tasse in der Hand halten würde. Zumindest sieht das für mich so aus, als sollte eine relativ entspannte Haltung in einer grausigen Kulisse gezeigt werden. Durch die schwarzen Vorhänge am Fenster, das Bild auf- und die Bücher im Regal, an die der Autor mit seinem Hocker räumlich näher herangerückt ist, schafft er für den Betrachter aber auch die Klarheit, dass es sich bei den "Fällen" immer um Menschen handelt, die eine eigene Geschichte, ein eigenes Leben hatten. Die Gendergerechte Sprache hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Der große Hund

Die Nachricht
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Doris Knecht hat mich mit ihrem Roman erst gegen Mitte der Geschichte erreicht, aber dann intensiv. Vera Teltz liest unaufgeregt und daher angenehm.

Ruth ist in meinen Augen eine starke, moderne Frau. ...

Doris Knecht hat mich mit ihrem Roman erst gegen Mitte der Geschichte erreicht, aber dann intensiv. Vera Teltz liest unaufgeregt und daher angenehm.

Ruth ist in meinen Augen eine starke, moderne Frau. Den Tod ihres Mannes hat sie zwar noch nicht ganz verarbeitet, aber ihr Umgang mit dem Schicksalsschlag, lässt sie im Alltag weiterhin "normal" funktionieren. Sie hat eine nette Stieftochter und gute Freunde.

Zu Anfang wird noch viel in die Vergangenheit geschaut, doch schon bald entwickelt sich die Hauptprotagonistin zu einer Frau, die im hier und jetzt lebt und weiter an ihrer Karriere feilt. Das scheint nicht jedem zu passen, denn sie bekommt eines Tages eine fiese Nachricht auf ihr Handy. Die Beschimpfungen und Verleumdungen häufen sich und nun wird Ruth sogar öffentlich an den Pranger gestellt, denn auch Geschäftskollegen und Freunde erhalten ominöse Nachrichten in Bezug auf Ruth.

Ihr innerer Kampf hat mich total mitfiebern lassen. Am Schluss war ich sehr angespannt und dann vom Ende positiv überrascht.

Ich würde für dieses (Hör)buch gerne 6 von 5 Sternen vergeben, weil ich die Grundthematik so wichtig finde.

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Bewegend und aufwühlend

Rückkehr ins Leben: Mein erstes Jahr in Freiheit nach 33 Jahren Haft
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Jens Söring wurde vor über 33 Jahren zu einer zwei mal lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt, weil er als 18 Jähriger die Eltern seiner damaligen Freundin umgebracht haben soll. Da ich nicht recht weiß, ...

Jens Söring wurde vor über 33 Jahren zu einer zwei mal lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt, weil er als 18 Jähriger die Eltern seiner damaligen Freundin umgebracht haben soll. Da ich nicht recht weiß, was ich von Herrn Söring und seinen Aussagen zur Tat sowie seiner Unschuldsbekundung halten soll, trenne ich für meine Rezension den Autor von seinem Werk.

Söring hat damals als deutscher Diplomatensohn in den USA gelebt und ging auf eine Elite-Universität. In den Vereinigten Staaten sollte er eigentlich bis zum Tod einsitzen, kam jedoch, auch auf Druck der Öffentlichkeit hin, auf Bewärung frei und wurde 2019 nach Deutschland abgeschoben.

In Deutschland erwarteten ihn Mitstreiter und Unterstützer, die auch noch heute an seiner Seite stehen, einige wurden für ihn Freunde. Doch gab und gibt es Menschen, die an seiner Unschuld zweifeln und ihm sein neues Leben nicht gönnen, bzw auf seine Haftentlassung mit Unverständnis oder gar offenen Anfeindungen reagieren.

Jens Söring möchte in diesem Buch darauf aufmerksam machen, was Jahrzehnte lange Aufenthalte in US Amerikanischen Hochsicherheitsgefängnissen mit ihm gemacht haben und was die schlechten und unmenschlichen Bedingungen bei den Inhaftierten aber auch dem Sicherheitspersonal anrichten, psychisch wie physisch.

Seinen Weg zurück ins Leben, erkämpft sich der Autor über Kontakte zu Menschen die an ihn glauben, das Schreiben über das Erlebte und den nicht tot zu kriegenden Willen seinem Leben einen tieferen Sinn zu geben. Dabei lässt er sich von allen up and downs nicht komplett aus der Fassung bringen und kann so aus meiner Sicht ein Vorbild für Menschen sein, die ein Trauma überwinden müssen und sich gefühlt in einem Hamsterrad befinden.

Das Hörbuch hat mich berührt, auch wenn ich nicht klar sagen kann, was ich von den Aussagen des Autors zur damaligen Tat halten soll. Seine Geschichte ist bewegend und aufwühlend zugleich.

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