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Veröffentlicht am 15.11.2016

Abschluss der Familiensaga

Das Versprechen der australischen Schwestern
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Letztes Jahr habe ich Band 2 rund um die deutschstämmige Familie Lessing in Australien gelesen, die mir sehr gut gefiel, aber für mich doch einige Fragen zu viel offen ließ. Mit Band 3 schließt die Geschichte ...

Letztes Jahr habe ich Band 2 rund um die deutschstämmige Familie Lessing in Australien gelesen, die mir sehr gut gefiel, aber für mich doch einige Fragen zu viel offen ließ. Mit Band 3 schließt die Geschichte nun sehr rund ab und hat viele meiner Fragen beantwortet. Ein toller Abschluss der Trilogie, den ich nur empfehlen kann!

Die Autorin erzählt über einen Zeitraum von 20 Jahren die weiterführende Geschichte der Lessings und te Kloots. Diesmal stehen Carola, Elsa und Mina im Vordergrund der Familiensaga. Obwohl sich Carola in Deutschland gut eingelebt und regen Briefkontakt zu ihren Schwestern Elsa und Mina, sowie zu Großmutter Emilia hat, bedrückt sie großes Heimweh. Ihr Platz in der gehobenen Schicht lässt ihr zwar ein viel sorgenfreieres Leben als ihren australischen Verwandten, aber die Sehnsucht nach Down Under bringt sie nah an eine Depression. Mina, die nach langen Jahren des Wartens endlich ihren William Black heiraten darf, zieht zu ihm in die Pfarrgemeinde und Elsa kämpft um ihre Liebe zu Otto. Auch Billy, Elsas kleiner Bruder und der beste Freund Ottos, hat diesmal eine sehr wichtige Rolle.
Während in Deutschland die ersten politischen Unruhen beginnen und der erste Weltkrieg vor der Tür steht, erleben Mina und Elsa ihre eigenen Hochs und Tiefs in Australien. Als jedoch der Krieg ausbricht stehen sich Deutschland und Australien als Feinde gegenüber. Auch die deutschstämmigen Familien müssen sich entscheiden, ob sie kaisertreu sind oder dem Commonwealth angehören wollen. Obwohl Australien nicht unmittelbar am Krieg beteiligt ist, fordert dieser auch Opfer in der Familie Lessing.
Auch die Aborigines und dessen Geschichte sind wieder ein großes Thema. Besonders durch Mina's Handlungen, die sich mit William den Menschen im Reservat annimmt, erzählt uns die Autorin über die geplante Ausrottung der Ureinwohner Australiens. Ein trauriges Kapitel des Kontinents!
Gerne hätte ich etwas mehr über den ersten Weltkrieg gelesen, der für die Familie eigentlich eine große Rolle spielt, vorallem durch Carola, die in Deutschland direkt im Zentrum des Geschehens sitzt. Dieser wird jedoch eher am Rande gestreift, obwohl der Konflikt zwischen den verfeindeten Ländern da gewesen wäre.

Obwohl ich die Protagonisten bereits aus Band 2 kannte, musste ich doch hin und wieder nach vorne zum Familienstammbaum blättern. Die vielen ähnlichen Namen verwirren immer noch. Da es sich aber um reale Charaktere handelt, konnte die Autorin die Namen nicht ändern.
Andererseits war es wieder toll mit den Lessings und te Kloots mitzufiebern und den großartigen Familienzusammenhalt durch die Zeilen zu spüren. Während ich im zweiten Buch das Band zwischen den Geschwistern nicht richtig spüren konnte, sondern mehr das Gefühl hatte lauter Einzelgeschichten zu lesen, war es im Abschlussband ganz anders. Man spürt die tiefe Verbundenheit zwischen den Geschwistern, Tanten und zur Großmutter sehr gut.
Die Autorin hat diesmal auch das Thema Homosexualität aufgegriffen, die Vertreibung bzw. Ausrottung der Aborigines und das damalige Tabuthema Sex vor der Ehe.

Nachdem ich selbst mit Band 2 in diese Familiensaga eingestiegen bin, werde ich mir nun den ersten Band "Die Australierin" zulegen und nachlesen, wie Großmutter Emilia nach Australien gekommen ist....

Charaktere:
Die unterschiedlichen Charaktere und Lebenswege von Mina, Carola und Elsa sind sehr authentisch und vielschichtig beschrieben. Man fühlt ihre Ängste und Sorgen, die Trauer um einen geliebten Menschen oder den Zorn gegen politische Machenchaften.

Schreibstil:
Ulrike Renk hat wahre und fiktive Begebenheiten gekonnt verknüpft. Die Geschichte ist atmosphärisch und sehr dicht und trotzdem fliegt man nur so durch die 600 Seiten und fiebert mit den einzelnen Familienmitgliedern mit. Durch die vielen, aber keineswegs langweiligen, Alltagszenen wirkt die Familie authentisch.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind mit Ort und Datum gekenntzeichnet. So weiß man sofort, ob man sich in Deutschland oder Australien befindet und wie viel Zeit vergangen ist.
Auch die sehr bildhaften Beschreibungen des australischen Hinterlandes, der Kultur der einheimischen Aboriginies und deren Bräuche, sind gelungen.

Fazit:
Der Abschlussband der Familiensaga hat mich absolut überzeugt und die Familie Lessing - te Kloot hat nun einen fixen Platz in meinem Herzen. Eine wunderbare Geschichte, trotz vieler verwirrender Namen, wobei der vorangestellte Stammbaum eine große Hilfe bedeutet. Ich kann diese Trilogie wirklich empfehlen!

Veröffentlicht am 07.11.2016

Was wird aus dem Büchernest?

Wintersonnenglanz
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In Gabriella Engelmanns Weihnachtsroman "Wintersonnenglanz" treffen wir auf alte Bekannte aus ihren Syltromanen "Inselsommer" und "Inselzauber". Die Geschichte ist jedoch abgeschlossen und kann auch ohne ...

In Gabriella Engelmanns Weihnachtsroman "Wintersonnenglanz" treffen wir auf alte Bekannte aus ihren Syltromanen "Inselsommer" und "Inselzauber". Die Geschichte ist jedoch abgeschlossen und kann auch ohne Vorkenntnisse dieser beiden Romane gelesen werden.

Lissy, unsere Hauptprotagonistin in diesem Buch, das uns wieder auf die Insel Sylt und ins Büchernest führt, ist bereits voll im Weihnachtsfieber. Sie liebt diese Zeit ganz besonders, auch wenn sie die Arbeitsintensivste des Jahres ist. Doch dieses Jahr hält ihre kleine Tochter sie zusätzlich auf Trab und ihre Großtante Bea scheint in letzter Zeit etwas vergesslich zu werden. Als dann auch noch ihre berufliche Zukunft auf dem Spiel steht, ist es vorbei mit der Weihnachtsstimmung....

Wer schon eines oder beide Bücher aus der Reihe kennt, freut sich auf ein Wiedersehen mit Lissy, Bea und Nele. Durch das Weihnachtssetting und die wunderbaren Beschreibungen der Insel in der Vorweihnachtzeit stellt sich der Wohlfühlfaktor sofort ein. Natürlich haben unsere Protagonistinnen diesmal wieder jede Menge zu tun, denn Gabriella Engelmann hat ihnen doch einige Steine in den Weg gelegt. Vorallem die Probleme rund ums Büchernest, das wir Leser und Buchliebhaber so lieben, sind groß. Die Charaktere sind liebenswert und aus dem Leben gegriffen. Man teilt die Sorgen und Ängste der Frauen und durchlebt mit ihnen alle möglichen Emotionen.
Einige traditionelle vorweihnachtliche Brauchtümer der Insel wurden von der Autorin ebenfalls mit eingebaut. Und ganz am Ende findet man als kleines Extra noch einen Adventkalender. 24 kleine Geschichten, Gedichte und Rezepte versüßen uns die Vorweihnachtszeit und runden das Buch ab.
Ich hoffe sehr, dass es noch weitere Bücher rund um Larissa, Bea und Nele auf Sylt geben wird.

Schreibstil:
Gabriella Engelmann erzählt wieder wie gewohnt in sehr bildhafter Sprache von Freundschaft und dem Leben auf Sylt. Wie schon in "Inselzauber" (meine Rezi hier) haben mich die Beschreibungen der Insel, seiner Bewohnern und dessen Eigenarten mitgerissen. Als Österreicherin ist die deutsche Nordsee für mich leider noch immer unbekanntes Terrain. Die liebevoll erstellten Charaktere überzeugen und sind direkt aus dem Leben gegriffen.

Fazit :
Ein richtiges Wohlfühlbuch, das Freunde der Autorin und der Reihe lieben werden. Hier wird nicht nur "Friede, Freude, Eierkuchen" gelebt, sondern es wird das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen realistisch dargestellt. Mit den tollen Beschreibungen der Insel und dem winterlichen Setting kommt auch die Weihnachtsstimmung nicht zu kurz! Für Fans ein MUSS!

Veröffentlicht am 07.11.2016

Vom Ende der Einsamkeit

Vom Ende der Einsamkeit
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Dies ist die Geschichte von Jules, der nach dem frühen Tod seiner Eltern gemeinsam mit seiner Schwester Liz und seinem Bruder Marty in einem Internat aufwächst. Getrennt von seinen älteren Geschwistern, ...

Dies ist die Geschichte von Jules, der nach dem frühen Tod seiner Eltern gemeinsam mit seiner Schwester Liz und seinem Bruder Marty in einem Internat aufwächst. Getrennt von seinen älteren Geschwistern, die in einem anderen Trakt der Internatschule untergebracht sind, findet er nur in der Klassenkollegin Alva eine Freundin. Das rothaarige aufmüpfige Mädchen, deren Schwester von einem Tag auf den anderen verschwunden ist, fühlt sich zu Jules hingezogen, da er dieselbe Traurigkeit austrahlt, die sie fühlt. Sie werden beste Freunde, verlieren sich aber nach Jahren aus den Augen. Auch Jules Geschwister sind einsam und jeder auf seine eigene Art gebrochen. Im Laufe der Jahre, die sie erwachsen werden, müssen alle von ihnen einige Höhen und Tiefen durchleben....

Der Einstieg in den Roman ist mir eigentlich sofort gelungen, obwohl dies mein erstes Buch von Benedict Wells ist. Seine wundervolle Sprache und die Beschreibung der Umstände, sowie der Charaktere hat mich sofort gefesselt. Der Roman ist eine Mischung aus Familiengeschichte, Drama und einer Liebesgeschichte. Der Autor schickt seine Figuren auf die Suche nach der eigenen Identität, die nach dem frühen Tod der Eltern straucheln und nicht wissen wohin. Obwohl der Roman sehr ruhig und melancholisch ist, man ab und zu das Gefühl hat, dass er kurz auch mal ein bisschen dahinplätschert, so hat mich die Entwicklung von Jules Leben fasziniert. Es gibt Höhen und Tiefen wie im realen Leben und man verliert sich aus den Augen, auch wenn man denkt, dass man sein ganzes Leben lang befreundet sein wird. So passiert es mit Alva und Jules und viel zu spät erkennt er, dass Sie viel mehr für ihn bedeutet, als er dachte. Und er muss endlich erkennen, dass er seinem Leben einen Sinn geben und er selbst dafür sorgen muss. Aber auch die Geschwister driften auseinander, die generell sehr unterschiedlich sind. Trotzdem finden sie am Ende alle wieder zusammen und geben einander, nicht nur in schweren Zeiten, Halt.


Charaktere:
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und voller Leben. Während Liz schon als Teenager um ihre Ausstrahlung weiß und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, äußerst extrovertiert und ruhelos durchs Leben geht, ist Marty das komplette Gegenteil. Er ist ein Einzelgänger, ein Nerd und Vorzeigeschüler, der sich voll und ganz der Wissenschaft widmet. Mit Elena hat er bald seine große Liebe gefunden, die ein sehr herzlicher und gefühlvoller Mensch ist. Doch auch ihr Leben gestaltet sich nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatten. Jules scheint als Einziger nicht zu wissen, was er eigentlich mit seinem Leben anstellen soll. Er hat einen coolen Job bei einem Plattenlabel, der ihn jedoch nicht erfüllt. Die Fotografie, die er Dank seines Vaters verfolgt hat, hat er nach dem Tod der Eltern aufgegeben. Er ist orientierungslos. Nur das Schreiben gibt ihm ab und zu Halt, doch dazu fehlt ihm oft die Überzeugung, dass er es kann.
Alle Charaktere bilden sich im Laufe der 368 Seiten weiter und runden den Roman hervorragend ab.

Schreibstil:
Der Roman ist aus der Sicht von Jules in der Ich-Form geschrieben. Alle Charaktere sind sehr unterschiedlich Persönlichkeiten und ganz wunderbar beschrieben. Sie werden erst durch die wundervolle poetische und ausdrucksstarke Sprache des Autors lebendig. Obwohl die Geschichte direkt aus dem Leben gegriffen ist und sich ähnlich woanders genauso abspielen könnte, lebt der Roman vorallem durch Benedict Wells Sprachkunst.

Fazit:
Ein sehr ruhiger, aber eindringlicher Roman, der vorallem durch den wunderbaren Schreibstil des Autoren glänzt. Mich hat die Geschichte noch nachhaltig beschäftigt und wer tiefgründige Bücher mit tollem Schreibstil mag, sollte hier zugreifen!

Veröffentlicht am 07.11.2016

Ein Glas Marillenmarmelade

Das Marillenmädchen
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Dies ist mein erstes Buch der Autorin Beate Teresa Hanika. Mit "Das Marillenmädchen" hat sie einen sehr eindringlichen, für mich aber auch teilweise etwas verwirrenden Roman geschrieben. Der Leser begibt ...

Dies ist mein erstes Buch der Autorin Beate Teresa Hanika. Mit "Das Marillenmädchen" hat sie einen sehr eindringlichen, für mich aber auch teilweise etwas verwirrenden Roman geschrieben. Der Leser begibt sich gemeinsam mit unserer Hauptprotagagonistin Elisabetta auf eine Zeitreise - zurück in die Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, und zu ihren beiden Schwestern Judith und Rahel.
Aber auch der Marillenbaum in ihrem Garten in Wien, der von Elisabettas Vater gepflanzt wurde, als sie noch ein Kind war, steht im Zentrum dieser melancholischen Geschichte. Dieser begleitet den Leser wie ein roter Faden durch den Roman. Im Laufe der Jahre werden alle Ereignisse aus Elisabettas Leben in Verbindung mit der Marillenernte und dem Einkochen von Marmelade gebracht. Jedes Glas steht für eines oder mehrere Erlebnisse aus ihrem Leben, was ich sehr gelungen fand.

Elisabetta, die jüngste von drei Schwestern, kämpft schon ihr ganzes Leben lang mit Schuldgefühlen, weil sie als Einzige der Familie den Holocost überlebte. Sie spricht mit ihren im KZ Dachau verstorbenen Schwestern Rahel und Judith, die sie weiterhin durch ihr Leben begleiten. Im großen Haus in Wien, in dem sie lebt, fühlt sie sich sehr einsam. Deshalb vermietet Elisabetta die im Obergeschoß leerstehenden Räume. Dort zieht nach einer Russin eine junge deutsche Tänzerin ein. Elisabetta wird schmerzlich an ihre Vergangenheit erinnert. An ihr schlimmstes Jahr, 1944, als ihre Familie abgeholt und ins Konzentrationslager gebracht wurde und sie alleine zurück blieb. Oder an Franz, ihre große Liebe, der nur Augen für ihre Schwester Rahel hatte. Doch Pola, die junge Deutsche, und die jüdische alte Dame kommen sich langsam ein bisschen näher und Elisabetta ahnt nicht, welches Geheimnis Pola in sich trägt....

Die Geschichte ist sehr leise und man verbringt viel Zeit mit Elisabetta unter dem Schatten des Marillenbaumes oder in ihrer Küche beim Einkochen der Früchte. Dabei spricht sie mit ihren toten Schwestern, bekommt Besuch von Franz, denkt an ihre Schildkröte Hitler und teilt mehr und mehr ihre Erinnerungen mit der jungen Deutschen.
Ganz identifizieren konnte ich mich nicht mit den Protagonisten und obwohl mich die Geschichte berührte, fehlte mir das gewisse Etwas für die Höchstbewertung. Leider hatte ich auch im Verlauf der Geschichte meine Probleme den Faden nicht zu verlieren, denn die Übergänge der verschiedenen Zeitebenen waren verlaufend und nicht gekenntzeichnet. Dadurch muss man wirklich sehr genau aufpassen, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Ich lese sehr viele Romane mit verschiedenen Zeitebenen, doch hier war anfangs vieles für mich sehr verwirrend. So dauerte es einige Zeit, bis ich feststellte, dass es zwei Rahels gab - eine aus der Vergangenheit und eine aus der Gegenwart. Das finde ich nicht gut gelöst, auch falls es Absicht war, zwei gleiche Namen zu verwenden. Erst am Ende ergänzen sich die beiden Erzählstränge und runden das Gesamtbild ab.
Die Geschichte fordert einiges an Aufmerksamkeit und man sollte konzentriert lesen!

Schreibstil:
Die Autorin bedient sich einer sehr poetische Sprache. Man muss sich Zeit nehmen für diese einfühlsame Geschichte, denn es verstecken sich viele Andeutungen und Erklärungen hinter den Zeilen. Einige Fragen bleiben offen und lassen etwas Spielraum für eigene Gedanken.
Die Unterschiede zwischen den Zeitebenen hätte ich mir besser herausgearbeitet gewünscht, denn so verwirrte mich die fließenden Übergänge anfangs doch sehr.

Fazit:
Eine leise Geschichte, die durch ihrem poetischen Schreibstil glänzt und berührt. Jedoch verwirrten mich die fließend ineinander übergehenden Zeitebenen und Erzählperspektiven, die nicht markiert wurden. Man muss sehr konzentriert lesen und hier hätte ich mir eine kleine Angabe zu Zeit/Ort bzw. zum Jahr gewünscht. Ein besonderer Roman, der mich aber trotzdem ein bisschen distanziert zurücklässt.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Venedig im Winter

Das Café der kleinen Wunder
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Wer die Bücher von Nicolas Barreau kennt, der weiß, was ihn erwarten wird. So ist das auch bei "Das Café der kleinen Wunder" der Fall, auch wenn dieser Roman doch einige kleine Schwächen gegenüber "Das ...

Wer die Bücher von Nicolas Barreau kennt, der weiß, was ihn erwarten wird. So ist das auch bei "Das Café der kleinen Wunder" der Fall, auch wenn dieser Roman doch einige kleine Schwächen gegenüber "Das Lächeln der Frauen" oder "Paris ist immer eine gute Idee" aufweist.

Dies beginnt bereits bei unserer Protagonistin Nelly, die für mich als junge Frau anfangs nicht authentisch genug war. Barreau hat zwar immer etwas verträumte und eigenwilligere Charaketere in seinen Romanen, die man einfach lieben muss, aber Nelly war auf der einen Seite zu kindisch und auf der anderen Seite wie eine alte Frau. Dabei ist sie 25, hat furchtbare Flugangst, liebt die Langsamkeit und ist total verliebt in ihren Professor. Sie himmelt diesen heimlich an, wie eine Vierzehnjährige. Dieser schätzt sie zwar, aber weiß nichts von ihrer Schwärmerei. An dem Tag, an dem sie ihre Gefühle endlich offenbaren möchte, erfährt sie, dass er sich mit einer Kollegin verlobt hat und nach Bologna ziehen wird. Für Nelly bricht eine Welt zusammen. Sie verschanzt sich in ihrer Wohnung und entrümpelt eine alte Kiste mit Büchern ihrer geliebten Großmutter. Dabei findet sie einen Roman mit einer geheimnisvollen Inschrift: AMOR VINCIT OMNIA - Die Liebe besiegt alles.
Genau denselben Satz, der auf dem Ring steht, den ihr ihre Nonna geschenkt hat. In ihrer Verzweiflung handelt sie zum ersten Mal in ihrem Leben spontan und geht den Spuren ihrer Großmutter nach. Sie kauft sich ein Zugticket nach Venedig, der Stadt aus dem der Autor des Buches kommt. Und weil sie ihr Leben ändern möchte, kommt auch gleich die neue rote Handtasche, die sie schon monatelang in einem Schaufenster bewundert hat, mit. Etwas naiv denkt sie, dass es im winterlichen Venedig wärmer als in Paris sei, da es doch südlicher liegt, doch auch die Lagunenstadt erwartet sie mit Regen und Wolken. Es ist düster und grau und dann verliert Nelly auch noch ihre neue rote Handtasche....

Die Nelly aus Paris war für mich sehr realitätsfremd und "alt". Sie lebte ein Leben wie eine alte einsame Frau (und ich bin auch nicht mehr jung, aber mein Leben sieht doch ganz anders aus) und war aber auf der anderen Seite naiv wie ein Teenager. Ich konnte mich so überhaupt nicht in Nelly hineinversetzen. Erst als sie den amerkanischen StraßenmusikerSsean kennenlernt und das geheimnisvolle Buch entdeckt, wird sie etwas lebhafter. Und als sie dann selbstständig nach Venedig fährt, wundert man sich plötzlich über die "neue Nelly", die über ihren Schatten springt. Als sie ihre Handtasche verliert und dadurch den attraktiven Valentino kennenlernt, ist eigentlich der Fortgang der Geschichte klar.
Normalerweise gelingt es dem Autor oder wer immer hinter dem Pseudonym steckt, mich mit seinen zwar weniger anspruchsvollen, aber trotzdem zu Herzen gehenden Romanen zu berühren und in der Geschichte zu versinken. Doch diesmal hat mich die kleine Liebesgeschichte kaum ergriffen und auch das Geheimnis, deswegen Nelly eigentlich nach Venedig gereist ist, wird erst kurz vor dem Ende aufgelöst. Es verliert sich als Nebensächlichkeit, um plötzlich auf den letzten Seiten wieder im Mittelpunkt zu stehen.

Gefallen haben mir die wundervollen und bildhaften Beschreibungen der Lagunenstadt. Die kleinen Gässchen und der Flair von Venedig (auch wenn ich KEIN Fan der Stadt bin!), die typischen italienischen Zwischenfälle und die Lebensweise. Das gefiel mir schon in allen anderen Romanen, wobei sich dort aber alles um Paris dreht. Der Szenenwechsel nach Venedig hat mir gut gefallen, denn der Rest des Plots ist ziemlich ähnlich wie in den anderen Romanen von Nicoals Barreau.

Schreibstil:
Wer Barreau kennt, der weiß, was er bekommt....und liebt dies auch. Der Schreibstil ist flüssig und emotional. Die überraschenden Wendungen werden erwartet und eine kleine Vorsehrbarkeit ist auch erwünscht. Vorallem erzählt er sehr bildhaft über eine Stadt, dessen Gerüche und Geschmäcker.....man fühlt und riecht und lebt in seinen Büchern einfach mit. Auch die Romantik kommt nie zu kurz.

Fazit:
Wieder eine nette Geschichte des Autors, jedoch eines der schwächeren Bücher aus seiner Feder. Leider konnte mich diesmal auch die Protagonistin und die Liebesgeschichte nicht richtig "abholen". Nur die wunderbare Atmosphäre konnte wieder voll punkten. 3 1/2 Sterne gibt es von mir dafür!