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Veröffentlicht am 19.04.2017

fesselnder Psychothriller

Seelenfeindin
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Nadja Schönberg will mit ihrer Vergangenheit abschließen, ein Ortswechsel sowie ein neuer Arbeitgeber scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Jetzt arbeitet die Psychiaterin an einer kleinen ...

Nadja Schönberg will mit ihrer Vergangenheit abschließen, ein Ortswechsel sowie ein neuer Arbeitgeber scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Jetzt arbeitet die Psychiaterin an einer kleinen Klinik auf dem Land und versucht, an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen. Ihre Patientin ist die bekannte Fernsehjournalistin Konstanze Friedrichs, die sich freiwillig in Behandlung begeben hat, da sie das Gefühl hat, langsam verrückt zu werden. Sie redet davon verfolgt zu werden, auf den ersten Blick wirkt sie aber nicht verhaltensauffällig.

Nadja lässt sich auf Konstanze ein, erfährt in den Therapiegesprächen viel über ihr Leben, auch, wie wichtig ihr ihre Karriere ist. Doch im Verlauf verliert Nadja ihre Distanz, immer mehr drängt sich ein Fall aus ihrer eigenen Vergangenheit an die Oberfläche und hindert sie daran, sich voll zu konzentrieren. Was stimmt nicht mit Konstanze, bildet sie sich alles nur ein oder wird sie tatsächlich verfolgt? Nadja spricht mit Menschen aus Konstanzes Umfeld um sich ein umfassendes Bild zu machen.

Der Schreibstil lässt sich super lesen, er ist kurz und knapp, eher nüchtern und passt perfekt zur Handlung. Aus Nadjas Ich-Perspektive wird die Geschichte erzählt, man ist ganz nah an ihren Gedanken und Gefühlen dran und kann sich in sie hinein versetzen. In eine Frau, der ein Fall aus der Vergangenheit noch schwer zu schaffen macht. Auch wenn alle behaupten sie träfe keine Schuld, macht sich sich doch schwere Vorwürfe. Umso mehr ist ihr daran gelegen beim jetzigen Fall alles zu geben und Kollegen und Vorgesetztem zu zeigen, dass sie wieder voll auf der Höhe ist. Doch genau das trifft nicht zu, denn je mehr sie sich in den aktuellen Fall einbringt, umso brüchiger wird ihre zur Schau gestellt Stärke. Sie lässt sich gehen, isst zu wenig und trinkt zu viel. Ob es daran liegt, dass Konstanze immer wieder behauptet, sie beide seien sich so ähnlich? Oder daran, dass sie jemand nicht in Ruhe lässt, sie immer wieder an ihr Versagen erinnert?

Wie es sich für einen guten Thriller gehört, wird von Anfang an Spannung aufgebaut und nur wenige Details verraten, so dass man lange Zeit im Unklaren ist. Zum einen was den alten Fall von Nadja betrifft, hier erschließt sich erst im Mittelteil, was damals passiert ist. Zum anderen mit den Ereignissen, die Konstanze betreffen, und diese sind absolut undurchschaubar. Man lernt neben Nadja auch Konstanze kennen, ich war mir aber nie sicher ob sie wirklich die Wahrheit erzählt oder nur eine Rolle spielt. Sie lässt sich schwer einordnen, aber genau das macht den Reiz aus und die Handlung so fesselnd. In den Gesprächen zwischen Nadja und Konstanze erzählt diese Episoden aus ihrem Leben mit ihrem Exfreund Klaus, in Gesprächen zwischen Nadja und Klaus erlebt man die Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel. Wer die Wahrheit sagt lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen.

Ich konnte hier rätseln, war hin und her gerissen. Mal war ich überzeugt, dass Konstanze die Wahrheit sagt und wirklich verfolgt wird, dann wieder war ich überzeugt dass sie lügt, manipuliert. Mit jedem neuen Kapitel habe ich geschwankt und war bis zum Ende unentschlossen. Nebenbei verfolgt man wie Nadja immer unsicherer wird, falsche Entscheidungen trifft, Termine nicht wahrnimmt, mit ihr scheint es bergab zu gehen. Am Ende gibt es einen spannenden Showdown und erst dann wird geklärt, wie die Geschichten verflochten sind.
Fazit: Sehr gut geschriebener und vor allem fesselnder Psychothriller, der lange nicht zu durchschauen ist. 4 verdiente Sterne.

Veröffentlicht am 18.04.2017

in Münschen geht der Ripper um

Schlachtsaison
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München: Ein brutaler Killer verunsichert die Stadt, ihm zum Opfer fallen Frauen, die er mit einem Schnitt durch die Kehle tötet und teils auch verstümmelt. Sein Vorbild scheint Jack the Ripper zu sein, ...

München: Ein brutaler Killer verunsichert die Stadt, ihm zum Opfer fallen Frauen, die er mit einem Schnitt durch die Kehle tötet und teils auch verstümmelt. Sein Vorbild scheint Jack the Ripper zu sein, er scheint dessen Morde zu kopieren. Anna, die Schwester von Alfred Sanktjohanser, kurz Sanktus genannt, bittet ihn im Mordfall ihrer Freundin Susi zu ermitteln. Denn auch Susi ist ein Opfer des München Rippers geworden. Sanktus, seines Zeichens Bierbrauer und Hobbyermittler, versucht mit Hilfe seiner Spezis den Ripper zur Strecke zu bringen.

"Schlachtsaison" ist der dritte Fall für das sympathische Münchner Original, aber mein erster Sanktus. Auch ohne Vorwissen konnte ich problemlos in die Geschichte einsteigen und hatte nach kurzer Zeit ein gutes Bild von Sanktus, seiner Familie und seinen Freunden. Zudem werden einige Facts zu seiner Vergangenheit erwähnt, so dass ein rundum authentischer Charakter entsteht. Sanktus verdient seine Brötchen momentan als Stadtführer, ist werdender Vater und muss solch unsägliche Sachen wie einen Geburtsvorbereitungskurs und das Aussuchen des Kinderwagens über sich ergehen lassen, aber was macht man nicht alles um des lieben Friedens Willen. Außerdem kann er seiner Kathi sowieso keinen Wunsch abschlagen.

Er ermittelt in gemütlich bayrischer Art, dabei kommt das München Feeling einfach super rüber. Viel Humor und Situationskomik machen aus dem Krimi eine tolle Mischung. Zudem gibt es viele Passagen in Mundart, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Dabei dominiert natürlich der bayrische Dialekt, aber auch Passagen mit schwäbisch, fränkischisch, sächsisch und wienerischem Dialekt sind zu finden. Endlich mal ein Regiokrimi der Dialekt nicht nur in homöopathischen Dosen bietet. Und so schön zum miträtseln.Ich habe hier bis zuletzt Theorien aufgestellt, wieder verworfen, neue entwickelt, um am Ende dann doch überrascht zu werden.

Fazit: Super unterhaltsamer Regiokrimi, mir hat die Mischung aus Humor und Krimi und vor allem so viel Dialekt einfach super gefallen. Die ersten beiden Teile sind ganz schnell auf meiner Wunschliste gelandet und ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer vom Sanktus.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Spannung gepaart mit Witz, eine perfekte Mischung

Hyänengesang
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Schauplatz Berlin, Nettelbeck der Fünfte: Nettelbeck bereitet sich mit seiner Familie auf den verdienten Urlaub nach Ghana vor, doch dann kommt ihm ein Mord dazwischen, so dass seine Familie erst mal ohne ...

Schauplatz Berlin, Nettelbeck der Fünfte: Nettelbeck bereitet sich mit seiner Familie auf den verdienten Urlaub nach Ghana vor, doch dann kommt ihm ein Mord dazwischen, so dass seine Familie erst mal ohne ihn fliegen muss. In einem noblen Hotel wird eine Escort-Lady tot gefunden, mit der sich kurz zuvor ein Militärattaché aus dem Oman vergnügt hat. Die Obduktion beweist, dass die Frau kurz vor ihrem Tod geprügelt wurde, nur nachweisen lässt sich dem Militärattaché leider nichts. Er weiß, dass er mit seinem Diplomatenstatus unantastbar ist.

In einem anderen Strang spielt ein abgehalfterter Schlagerstar eine Rolle, Roman Weiden wurde von seinem Finanzberater Maximilian Hollweg in die Pleite getrieben. Mühsam versucht er mit einem neuen Hit wieder Fuß zu fassen, während Hollweg im Oman gewinnbringende Geschäfte macht. Drei Stränge, die wie sich am Ende zeigt, alle miteinander verwoben sind.

Man kann den Krimi für sich lesen, ohne die Vorgängerbände zu kennen, ich empfehle aber die Reihe von Anfang an zu lesen, sonst entgeht einem etwas. Rainer Wittkamp hat einmal mehr bewiesen, dass er mit seinem trockenen Humor beste Krimiunterhaltung abliefern kann. Super geschrieben, locker flockige Dialoge, der trockene Humor zieht sich durch die Handlung, es gibt einige Stellen bei denen ich gut lachen konnte. Wiederum abgelöst von spannenden und teils brutalen Actionszenen. Kopfkino pur.

Wie in den Vorgängern finden sich neben dem Stammpersonal wieder jede Menge schräger und einzigartige Charaktere. Ob der Schlagersänger, der einen Hit über seine Liebe zur Curry-Wurst landen will oder der persönliche Assistent von Hollweg, der seine Rasta ganz gern unter einem Turban versteckt. Alle sind so gekonnt gezeichnet, dass ich sie bildlich vor Augen hatte.

Aus verschiedenen Perspektiven rollt sich die Story ab, so bekommt man interessante Einblicke und weiß so viel mehr als Nettelbeck, der mit seinen Ermittlungen nur mühsam voran kommt.

Fazit: Ganz großes Kino, Spannung gepaart mit Witz ist für mich die perfekte Mischung. Dazu das Thema des Diplomatenstatus und der Immunität, das nachdenklich macht. Ein rundum gelungener Krimi.
Autor: Rainer Wittkamp

Veröffentlicht am 12.04.2017

geheimnisvolle Pflanzenkrankheit

Nimmergrün
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"Nimmergrün" ist der dritte Teil aus der Reihe der Gartenkrimis um Lore Kukuk und den Ermittler Roland Otto, mit dem sie zusammen schon zwei Fälle gelöst hat.

Eine mysteriöse Krankheit befällt Bäume und ...

"Nimmergrün" ist der dritte Teil aus der Reihe der Gartenkrimis um Lore Kukuk und den Ermittler Roland Otto, mit dem sie zusammen schon zwei Fälle gelöst hat.

Eine mysteriöse Krankheit befällt Bäume und Pflanzen in der Region Darmstadt, selbst Lores Pflanzen im Garten sind betroffen. Zuerst gibt es braune Stellen, später stirbt die ganze Pflanze ab. Die bisher unbekannte Krankheit verschont keine Pflanze und breitet sich rasant aus. Brisant, dass die Eröffnung eines neuen Teilstücks des Hugenottenpfads unmittelbar bevorsteht. Kann die Pflanzenkrankheit nicht eingedämmt werden, muss die Eröffnung verschoben werden. Roland Otto ermittelt in dem Fall und erhofft sich Hilfe von Lore, doch diese ist ratlos. Als kurz darauf noch Vieh auf der Weide unter ungeklärten Umständen stirbt und zwei Kinder tot im Wald gefunden werden spitzt sich die Lage zu.

Wie schon in den ersten beiden Teilen spielt die Kräuterkunde eine große Rolle, ich fand es klasse was man nebenbei noch alles über Kräuter und auch geschichtliche Hintergründe über die Region Darmstadt-Dieburg erfährt. Als Leser verfolgt man die Ermittlungsarbeit und kann rätseln, wer hinter dieser Sache steckt. Die Nachforschungen reichen viele Jahre in die Vergangenheit zurück, doch bis zum Ende hatte ich keine Idee, wie alles zusammenhängt. Am Schluss wird jedoch alles schlüssig geklärt, so dass keine Fragen offen bleiben.

Die Protagonisten sind mir aus den ersten beiden Teilen gut bekannt, Lore und Otto sind beide eigenwillige Charaktere, die mir sympathisch sind. Allerdings konnte ich Ottos Verhalten oft nicht nachvollziehen, er hat im Verlauf an Sympathie verloren. Dafür gefällt mir Lore um so mehr, sie ist eine starke Persönlichkeit und kann mit ihrem Wissen über die Kräuter punkten.

Fazit: Ein ruhiger Gartenkrimi mit viel Flair, besonders interessant wenn man sich für Kräuterkunde interessiert.

Veröffentlicht am 09.04.2017

fesselnd, spannend, ein Pageturner und Lesehighlight

Der zweite Reiter
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Schauplatz Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Lebensmittel, Medikamente, alles ist knapp. Rayonsinspektor August Emmerich wurde im Krieg verwundet und kämpft mit ...

Schauplatz Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Lebensmittel, Medikamente, alles ist knapp. Rayonsinspektor August Emmerich wurde im Krieg verwundet und kämpft mit seinen ständigen Schmerzen im Bein, die er an seinem Arbeitsplatz verheimlicht, um nicht in den Innendienst zu müssen. Seine momentane Aufgabe ist es, zusammen mit seinem jungen Assistenten Ferdinand Winter einem Schleichhänderring auf die Schliche zu kommen. Winter ist unerfahren, für Emmerich am Anfang mehr Belastung als Hilfe. Als die beiden bei ihren Observationen über eine Leiche stolpern ist für Emmerich klar, dass das, was wie ein Selbstmord aussieht, keiner ist. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, sein Ziel ist es, sich mit diesem Fall zu profilieren um in die Abteilung Leib und Leben versetzt zu werden.

Wow, "Der zweite Reiter" ist ein von Anfang an fesselndes Buch, das die Zeit nach dem ersten Weltkrieg so bildlich aufleben lässt. Die Stimmung ist düster, teils deprimierend, die Autorin beschreibt nüchtern und eindringlich, ohne Sentimentalitäten. Ich hatte beim lesen Kopfkino in s/w und konnte wunderbar in diese Zeit eintauchen. Eingestreute typisch Österreichische Begriffe und die mundartlichen Dialoge sind klasse, geben viel Wiener Flair.

Ganz besonders gut gelungen ist die Figur des August Emmerich. Eines Mannes mit Ecken und Kanten, der das Herz aber auf dem rechten Fleck hat. Seine Ermittlungen sind durch die ständigen Schmerzen seiner Kriegsverletzung erschwert, mit viel Glück kann er sich Tabletten organisieren, allerdings bleibt das nicht ohne Nebenwirkungen. Auch im Privatleben hat er einen Schicksalsschlag wegzustecken. Emmerich ist findig und mutig und wurde für mich zum absoluten Sympathieträger. Aber auch Winter ist als Charakter gut angelegt.

Als Leser verfolgt man die Handlung, erlebt wie Emmerich und Winter zum Team werden. Und rätselt, was hinter den Morden, denn es werden im Verlauf mehrere, steckt. Man begleitet Emmerich in die Stadt unter der Stadt, was ich besonders interessant fand.

Für mich war der Historische Krimi perfekt, er hat viel, wenn auch meist düstere Atmosphäre und das entbehrungsreiche Nachkriegsleben kam hautnah und authentisch rüber. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und die mit ihrer Auflösung nachdenklich stimmt.

Fazit: Ich habe hier so viel mehr bekommen als erwartet und bin restlos begeistert. Ein dichter Plot, viel Spannung und ein großartiger Protagonist machen den Krimi zum Pageturner. Für mich ein Lesehighlight das ich sowohl Fans von Historischen Romanen als auch Krimis nur empfehlen kann. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.