Ich bin total begeistert.
Heutzutage denke ich ja oft: "Wozu brauche ich überhaupt noch Kochbücher, bei dem Überangebot an Rezepten und Tipps online, die so schnell zur Verfügung stehen?" Und dann stolpere ich durch Zufall über ...
Heutzutage denke ich ja oft: "Wozu brauche ich überhaupt noch Kochbücher, bei dem Überangebot an Rezepten und Tipps online, die so schnell zur Verfügung stehen?" Und dann stolpere ich durch Zufall über so ein Werk und weiß wieder genau, warum es manchmal eben doch ein Buch sein muss: Weil es manchmal nicht nur um "das schnelle Rezept mal eben", sondern um das Kennenlernen eines neuen, großen Themas geht.
Das Thema hier ist Umami, der fünfte Geschmackssinn, das sogenannte "Fleischige", das Würzige, das Deftige, also das, was in den meisten unserer Küchen in Westeuropa vornehmlich durch den Einsatz von Geschmacksverstärkern wie künstlichem Glutamat hervorgekitzelt wird. Darauf kann ich gut verzichten (also, auf das künstliche Glutamat), und Copien zeigt, wie das geht, wie man Umami nicht nur auf natürliche, sondern dazu auch noch auf ganz vegane Weise erzeugt.
Nun muss ich sagen, dass wir erst zwei Rezepte aus der recht umfangreichen Sammlung ausprobiert haben, aber schon die waren so unfassbar gut, mmmmh. Kochsud plus Marinade für Sojasteaks zum Grillen waren so lecker, würzig und deftig - ich habe endlich "meine" vegane Grillalternative für alle Gelegenheiten gefunden. Unfassbar lecker, fanden auch meine eher omnivoren Mitgriller - "Wie, da ist kein Fleisch dran, aber das schmeckt doch so?" Ja, willkommen in der Welt der Würzzauber ;)
Als Zweites haben wir das vegane Kimchi angesetzt. Das ist ja schon fast mehr Kunst als Kochen. Die Einkäufe, die Vorbereitungen, das Ansetzen und spätere Beobachten, wie es blubbert und "arbeitet" - hey, ich koche nicht nur, ich fermentiere jetzt. Ergebnis: Ein scharfer-saurer Kohl, der grandios schmeckt und so ziemlich jede Mahlzeit nochmal toppen kann. Viele weitere Rezepte werden sehr bald ausprobiert, meine to-do-Liste ist gut gefüllt :)
Hinzu kommt die generelle Aufmachung, Gliederung und Gestaltung des Buches. Copien erklärt erstmal ein bisschen was Grundsätzliches, sehr strukturiert, sympathisch und hilfreich. Verschiedene Zubereitungsarten werden erläutert, ein "Grundstock" aufgebaut, es gibt eine Liste, welche Zutaten untereinander ausgetauscht werden können - gerade Letzteres finde ich super praktisch, wenn man was nicht mag oder nicht da hat. Die Rezepte sind grob in Gruppen unterteilt, wobei hier weder Menüfolge noch Hauptzutat, sondern einzig und allein die Zubereitung (gebraten, gegrillt, geräuchert usw) ausschlaggebend ist.
Zwei Extras noch, die mir sehr zusagen und die ich so auch noch nicht oft in Kochbüchern gesehen habe: Bei Gewichtsangaben bezieht sich Copien ausdrücklich auf die direkt zu verarbeitende Menge, also ohne "Abfall" - 400 g Kartoffeln sind die 400 g, die dann auch im Topf landen, denn jeder schält anders. Klingt ja bestechend logisch. Und: er kocht nach Mis en Place, also erst alles komplett vorbereiten, bevor es ans eigentliche Zubereiten geht (nix mit "Während das Öl in der Pfanne erhitzt, schnell drei Kilo Zwiebeln schälen" oder ähnlicher Stumpfsinn der, zumindest bei mir, sowieso nie klappt).
Ein Wort noch für alle Bilderfans: Es gibt nicht zu jeden Rezept ein Bild des fertigen Gerichts. Mir persönlich ist das nicht so wichtig, ich finde eine gute Anleitung wichtiger, und die ist hier gegeben. Aber viele mögen oder brauchen Bilder zur Orientierung, deshalb wollte ich es nicht unerwähnt lassen.
Fazit: Ein sehr lohnenswertes Buch, das genau die Art von Rezepten vereint, nach denen ich schon länger gesucht habe. So, und jetzt habe ich Hunger.