Cover-Bild Boat People
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Mitteldeutscher Verlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 08.2020
  • ISBN: 9783963112690
Sharon Bala

Boat People

Roman
Angelika Arend (Übersetzer)

Aufwühlendes Porträt einer der großen humanitären Krisen unserer Zeit

Als ein verrostetes Frachtschiff mit 500 tamilischen Flüchtlingen die Küstengewässer der Vancouver Island erreicht, glaubt Mahindan, dass er und sein sechsjähriger Sohn Sellian ein neues Leben beginnen können. Stattdessen wird Sellian den Armen seines Vaters entrissen, und Mahindan wird zusammen mit den anderen Flüchtlingen ins Gefängnis geworfen. In Regierungskreisen und den Medien kursieren Gerüchte, dass sich unter den Boat-­People Mitglieder einer gefürchteten Terrormiliz eingeschlichen haben. Angesichts zunehmender Verdächtigung und endloser Verhöre muss Mahindan befürchten, dass das, was er notgedrungen und in letzter Verzweiflung tun musste, um zu überleben und aus Sri Lanka zu flüchten, ihm und seinem Sohn jetzt die Aussicht auf Asyl versperrt …
Mit ihrem Roman »Boat People« ist der Autorin ein großartiges und spannendes moralisches Drama gelungen, einfühlsam und tief berührend erzählt. Sie wirft die Frage auf, welchen Preis ein Land zu zahlen bereit ist, wenn es im Namen der öffentlichen Sicherheit das Leben anderer Menschen aufs Spiel setzt, und was es heute bedeutet, Mensch zu sein.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2021

Wenn die Humanität auf der Strecke bleibt

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Dieser beeindruckende Roman zeigt Kanada als Einwanderungsland. Sharon Bala beschreibt es aus der Perspektive eines tamilischen Flüchtlings, einer Jurastudentin und einer Asyl-Entscheiderin. Der Flüchtling, ...

Dieser beeindruckende Roman zeigt Kanada als Einwanderungsland. Sharon Bala beschreibt es aus der Perspektive eines tamilischen Flüchtlings, einer Jurastudentin und einer Asyl-Entscheiderin. Der Flüchtling, Mahindran, richtet all seine Hoffnung auf ein neues Leben mit seinem sechsjährigen Sohn Sellian, nachdem ihre komplette Familie im sri-lankischen Bürgerkrieg umgekommen ist. Als sie dann aber 2009 mit 500 anderen Tamilen auf einem verrosteten Frachter in British Columbia ankommen, werden sie getrennt: Während Frauen und Kinder zusammenbleiben, werden die männlichen Flüchtlinge separat in einem leeren Gefängnis untergebracht und warten da auf ihre Anhörungen – monatelang. Sellian kommt zu einer kanadischen Pflegefamilie, die kein Wort Tamil spricht. Seinen Vater sieht er nur noch samstags im Gefängnis.

Die Jurastudentin Priya befasst sich im Rahmen eines Praktikums wider Willen mit dem Fall – eigentlich möchte sie sich auf Körperschaftsrecht spezialisieren, doch ein Senior Counsel der Kanzlei vereinnahmt sie, um die Flüchtlinge auf ihre Anhörungen vorzubereiten. Nicht ganz zufällig, denn Priya hat tamilische Wurzeln. Und dann ist da noch Grace Nakamura, die als Mitglied einer Prüfungskommission darüber entscheidet, ob die Tamilen in Kanada einen Asylantrag stellen dürfen. Sie soll die Schwarzweiß-Maßstäbe einer reichen Industrienation auf die 500 Männer, Frauen und Kinder anwenden, die in Sri Lanka um das nackte Überleben kämpfen mussten und stößt dabei an ihre Grenzen. Und auch privat lässt sie das Thema Einwanderung nicht los: Bei ihrer demenzkranken Mutter kommen Kindheitserinnerungen hoch; Graces Großeltern sind selbst als japanische Flüchtlinge ins Land gekommen.

Balas Geschichte ist universell: Die „Boat People“ könnten aus jedem Krisengebiet stammen und statt Kanada auch ein anderes westliches Land angesteuert haben. Der Roman handelt von Flucht und Vertreibung, Terrorangst und Bürokratie. Bala wertet nur selten; sie zeigt Verständnis für alle Seiten und verdeutlicht dabei still und leise, wie die Humanität auf der Strecke bleibt. Und dass niemand als „Boat People“ geboren wird; dass es keine leichtfertige Entscheidung ist, die Heimat zu verlassen und auf ein marodes Schiff zu steigen. Manchmal liest sich der Roman herzzerreißend, wenn z.B. in Rückblicken erzählt wird, was der Abzug der Vereinten Nationen aus dem tamilischen Rebellengebiet für die Zivilbevölkerung bedeutete. Es gibt aber auch kleine Lichtblicke: Die Mitmenschlichkeit, die man im System vergebens sucht, existiert im Kleinen, Privaten durchaus.
Die „Boat People“ rühren an etwas, vor dem man nur zu gern die Augen verschließt: dem Leid der anderen, die weit weg leben. Sharon Bala bringt den Lesenden das Thema Migration ganz, ganz nah.

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