Leserunde zu "Melmoth" von Sarah Perry

Ein Buch, das einen packt und nicht mehr loslässt.
Cover-Bild Melmoth
Produktdarstellung
(26)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Sarah Perry (Autor)

Melmoth

Roman

Ein fesselnder und wunderbar unheimlicher Roman


Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth - einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern - und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit?


Ein Buch, das einen packt und nicht mehr loslässt. Ein weiteres Meisterwerk von Sarah Perry.



Timing der Leserunde

  1. Bewerben 05.08.2019 - 25.08.2019
  2. Lesen 09.09.2019 - 29.09.2019
  3. Rezensieren 30.09.2019 - 13.10.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 09.10.2019

Einfach nur merkwürdig

0

Optik/Haptik: Das Buch ist wirklich wunderschön. Auf dem Bild online sah es schon hübsch aus, aber das reale Buch ist wirklich unglaublich. Durch die metallic Elemente bekommt es einen beinahe lebendigen ...

Optik/Haptik: Das Buch ist wirklich wunderschön. Auf dem Bild online sah es schon hübsch aus, aber das reale Buch ist wirklich unglaublich. Durch die metallic Elemente bekommt es einen beinahe lebendigen Effekt. Je nachdem wie das Licht fällt wirkt es völlig anders. Erst nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, ist mir aufgefallen, dass im Hintergrund Krähen zu sehen sind. Ein wirklich beeindruckendes Cover. Auch die Haptik ist toll, durch die unterschiedlichen Elemente bekommt das Buch eine wirklich schöne Oberflächenstruktur.

Schreibstil/Sprache: Der Schreibstil ist etwas seltsam, passt aber dadurch sehr gut zum Inhalt des Buches. Manchmal wird man als Leser direkt angesprochen, an anderer Stelle wird völlig frei von Emotion beschrieben was passiert. Je nachdem um welche Person es gerade geht, ändern sich Stil und Sprache teilweise recht drastisch. Das erfordert auf jeden Fall einiges an Talent.

Figuren: Die Figuren sind alle irgendwie absurd. Jeder ist auf seine eigene Art und Weise einfach sehr merkwürdig. Keine der Figuren ist so richtig greifbar, sie sind irgendwie flach ohne großen Tiefgang. Ihre Personen werden meist groß aufgebaut, sind schlussendlich aber seltsam substanzlos.

Handlung: Die Handlung ist genauso merkwürdig wie es die Figuren sind. Es ist völlig unstrukturiert aufgebaut. Aber genau das passt zur Thematik. Was mich allerdings ein bisschen stört ist wie Vieles aufgebauscht wird. Helen geißelt sich jahrelang selbst, da habe ich schon etwas um einiges Schlimmeres erwartet. Dass Arnel am Ende dann so unkompliziert auftaucht und von jetzt auf gleich alles wieder gut ist finde ich schon ein bisschen zu einfach.

Fazit: Um das Buch in einem Wort zu beschreiben, kann man eigentlich nur „merkwürdig“ wählen. Einfach alles ist merkwürdig. Figuren, Schreibstil, Handlung. Alles passt zusammen. Als ich mit dem Buch fertig war, wusste ich nicht ob es mir gefällt oder nicht, ich bin einfach nur verwirrt. Aber eigentlich finde ich es ganz gut. Ich habe lang hin und her überlegt und beschlossen, dass das Buch vier Sterne verdient, einfach weil es mich so sehr beschäftigt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 08.10.2019

Vielschichtige Geschichte

0

"Melmoth" von Sarah Perry ist ein vielschichtiger Roman. Die Geschichte wird mit unterschiedlichen Erzählweisen und auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. So gibt es Briefe, Tagebücher und Berichte aus ...

"Melmoth" von Sarah Perry ist ein vielschichtiger Roman. Die Geschichte wird mit unterschiedlichen Erzählweisen und auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. So gibt es Briefe, Tagebücher und Berichte aus der Zeit vom 17. bis ins 21. Jahrhundert. Anders als der Klappentext vermuten lässt, steht Helen nicht im Mittelpunkt der Geschichte, sondern dient eher als verbindendes Element zwischen den anderen Personen. Trotz des komplexen Aufbaus gelingt es der Autorin das Ganze übersichtlich zu gestalten – ich hatte nie das Gefühl, den Überblick über Personen und Zeit zu verlieren.
Ich fürchte fast alles, was ich hier zum konkreten Inhalt sagen könnte, würde man mir als Spoiler auslegen, deshalb nur so viel: die Geschichte um die fiktive biblische Figur Melmoth entwickelt auch durch die Sprünge zwischen Zeiten, Personen, Erzählweisen einen subtil-spannenden Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Auch wenn einige wenige Exkurse etwas gewollt erschienen, habe ich mich gut und intelligent unterhalten und zum Nachdenken angeregt gefühlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 13.10.2019

Beklemmend, düster, überrumpelnd - von der Geschichte in der Geschichte

0

Das neuste Werk "Melmoth" von Sarah Perry ist ein sehr aufwühlender Roman. Dies hat allerdings weniger mit der Geschichte der Protagonistin selbst zutun, denn obwohl Helen Franklin in Prag auf ein seltsames ...

Das neuste Werk "Melmoth" von Sarah Perry ist ein sehr aufwühlender Roman. Dies hat allerdings weniger mit der Geschichte der Protagonistin selbst zutun, denn obwohl Helen Franklin in Prag auf ein seltsames Dokument stößt, in dem von einer mysteriösen, angsteinflößenden Frau die Rede ist, und sie sich seitdem verfolgt fühlt, sind es eher die eingeschobenen Manuskriptfragmente, Briefe und Erinnerungen, die hier mit einer großen Intensivität hervortreten. Aber eins nach dem anderen...

"Während der vergangenen zehn Tage konnte ich an nichts anderes denken als an meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld! Ich kann nicht mehr schlafen. Ich spüre ihren Blick und drehe mich um, erfüllt von Hoffnung und Furcht und bin doch immer allein."

Und gerade diese Angst bringt J.A. Hoffmann um den Verstand. Auch er fühlt sich von ihr verfolgt. Melmoth, die Frau die dazu verdammt ist, auf ewig über die Erde zu streifen und nach Bösem und Niederträchtigem Ausschau zu halten. "Sie erscheint den Menschen am Tiefpunkt ihres Lebens, und nur die Erwählten spüren ihren Blick. Sie heben den Kopf, und plötzlich steht die Zeugin vor ihnen. Angeblich streckt sie dann die Arme aus und sagt: Nimm meine Hand! Ich war so einsam!" Natürlich ist dies nur eine Legende, doch Hoffmann ist sich sicher, Melmoth schon einmal begegnet zu sein. Damals zur Zeit des zweiten Weltkrieges in einem tschechoslowakischen Dorf, am östlichen Ufer der Eger. Heute lebt er in Prag und hat seine Schuld, seine Geschichte und Begegnung mit der düsteren Frau als Manuskript verfasst und bereits mehrfach überarbeitet. Nach dem plötzlichen Tod Hoffmanns gelangt Helen Franklin über Umwege an eben dieses Dokument. Sie ist zweiundvierzig Jahre alt und lebt hier seit einigen Jahren im selbst auferlegten Exil, denn auch sie hat ihre eigene, dunkle Vergangenheit. Mit Hoffmanns Manuskript über seine Kindheit, geprägt von Neid, Missgunst und den auflehnenden Wirrungen des Krieges, öffnen sich zahlreiche, weitere Abgründe. Berichte, Briefe, Tagebucheinträge, die von Melmoths Existenz berichten und ihre eigenen Erlebnisse greifen um sich. Sie fühlt sich verfolgt und ist sich sicher, Melmoth wird auch sie holen, aber dann...

"Wer außer mir wird von deiner Bosheit erfahren? Wer außer mir hat gesehen, was in deinem Herzen ist? Was soll aus dir werden, [...] wenn dei anderen davon erfahren? Wenn sie es sehen?" "Dann bin ich also verdammt", sagte ich. "Verdammt? Oh ja, du bist verdammt! [...] Erkennst du denn nicht, welche Strafe dich erwartet?"

Sarah Perry nimmt uns dieses Mal also mit nach Prag, einem sehr geschichtsträchtigem Ort. Ihre Hauptprotagonistin kommt ursprünglich aus Essex und hat sich über einige Umwege hier eingefunden. Und da ist sie wieder: die Verbindung zu ihrem Buch "Die Schlange von Essex", einer Geschichte in der die Wissenschaft und die Kirche aufeinandertreffen und dem Unheil in Form einer Schlange, die im Moor ihr Unwesen treibt, auf Spurensuche geht. In ihrem neuen Werk ist es nun die Legende einer schwarz gekleideten Frau, die Verdammte, die Zeugin des Unheils. Und gerade nach den ersten Zeilen befindet man sich als Leser erneut in dieser sehr mystischen, poetischen Welt, mit der Perry bereits in ihrem vorherigen Roman begeistern konnte. Doch dann wird es nach und nach tatsächlich etwas viel. "Melmoth" ist eher geprägt von unterschiedlichen Geschichten und Erinnerungen und weniger durch die im Klappentext versprochene Handlung und Hinweissuche. Und dabei meine ich nicht nur 'Geschichten' sondern gefühlt sind es beinahe schon eigenständige Buchanfänge oder Kurzfassungen, die in dieser Kombination einfach zu viel abverlangen. Mir z.B. hätte bereits die Geschichte von Hoffmann, die etwa ein Drittel des Buchs ausmacht voll und ganz gereicht, aber es gibt eben auch noch Briefe und weitere Fragmente, die von der Existenz Melmoths zollen und dann ist da auch noch Helens Vergangenheit, die ein weiteres Feld in diesem eher bunten Sammelsurium öffnet. Insgesamt ist es daher ein eher wuchtig daherkommendes Werk, das auch den Leser sehr in Beschlag nimmt und fordert, ihm teilweise sogar zu viel abverlangt. Und auch wenn im Nachhinein gerade dies so faszinierend ist, so enttäuscht ist man dann von der eigentlichen, mangelnden gegenwärtigen Handlung. Für mich ist es eine Mischung aus einer Legende, einer Juden- und Kriegsgeschichte, leicht poetisch, leicht verwirrend. Teilweise hat es mich an zahlreiche andere Bücher erinnert, die Perry vielleicht als Inspiration genutzt hat und dann musste ich tatsächlich sehr häufig an "Der Vogelgott" von Susanne Röckel denken, in dem es auch um eine ominös, angsteinflößende Gestalt in Form eines Vogels ging - mehr verwirrend, beklemmend, aufwühlend, als verständlich und nachvollziehbar. Dohlen kündigen in Perrys Roman das Unheil an, es könnte genauso gut eine Anlehnung an Hitchcocks "Die Vögel" sein und doch ist es in dieser Form sehr speziell und eigenartig.
Direkt nach der Lektüre war ich ausgelaugt und konnte dem Roman gar nicht so viel abgewinnen, doch mit der Zeit finde ich ihn mehr und mehr faszinierend. Es ist die Geschichte in der Geschichte, neben der Geschichte und doch ist alles eben jene Geschichte, die den Leser in Beschlag nimmt, stellenweise vielleicht enttäuscht, fraglich zurücklässt und dennoch sehr fordert. An einigen Stellen wendet sich das Buch direkt an den Leser und an anderen ist es einfach nur eine weitere Erzählung, die eben mehr überfordert, als tatsächlich nützlich ist. Von daher ist es von mir eine vorsichtige Empfehlung und doch hätte ich hier deutlich mehr erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 10.10.2019

Die Zeugin sieht alles...

0

Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth - einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über ...

Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth - einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern - und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit?

Melmoth ist, außer das ein wunderschönes Buch ist, auch eine wunderschöne Sprache. Sarah Perry schreibt unglaublich schöne, lyrische Sätze. Dies verlangt dem Leser zwar etwas an Konzentration ab, hat mir aber sehr gut gefallen, da es mal ein anderes Leseerlebnis war.

Die Story, an sich, ist sehr interessant und mystisch. Einzelne Kapiteln sind Erzählungen aus der Vergangenheit von Menschen die Melmoth gesehen haben und bietet einen "historischen" Hintergrund für die Geschehnisse in Helen Franklin's Zeit. Dieser Teil hat mir immer besonders gut gefallen, da es für mich persönlich etwas interessanter als Helen's Story war.

Helen war für mich leider etwas gewöhnungsbedürftig. Sie wird als ein tragischer Charakter dargestellt, die eine geheimnisvolle Vergangenheit hat. Ich bin irgendwie nicht mit ihr und ihrer Geschichte warm geworden. Zwischendurch habe ich auch gedacht, dass sie in der falschen Zeit platziert ist, da sie für mich sehr wie Charaktere aus den Anfängen des 20. Jahrhundert wirkte und ich mich manchmal erinnern musste, dass die Geschichte in der jetzt-Zeit spielt.

Ich kann dieses Buch Lesern empfehlen, die gerne tragische Charaktere lesen und die auch gerne etwas mystischere Bücher lesen. Das schöne Cover hilft auf jeden Fall bei der Kaufentscheidung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 13.10.2019

Ungewöhnlich aber nicht uninteressant

0

Helen lebt seit einigen Jahren in Prag in einer Art selbst gewähltem Exil. Sie hat nur wenige Freunde, lebt sehr spartanisch. Eines Tages erzählt ihr Karel von Melmoth, einer schwarzen Gestalt, die ihn ...

Helen lebt seit einigen Jahren in Prag in einer Art selbst gewähltem Exil. Sie hat nur wenige Freunde, lebt sehr spartanisch. Eines Tages erzählt ihr Karel von Melmoth, einer schwarzen Gestalt, die ihn zu verfolgen scheint. So wie vorher Josef Hoffmann, der in einer Bibliothek stirbt und Karel all seine Unterlagen über Melmoth hinterlässt. Einige dieser Unterlagen gibt Karel an Helen weiter und verschwindet dann spurlos. Fortan fühlt sich Gehen beobachtet und verfolgt. Ist Melmoth nun auch hinter ihr her?
Die Autorin greift hier den Mythos um Melmoth auf, einer gefallenen Gestalt, dir dazu verdammt ist ewig allein auf Erden zu wandeln und Zeugnis abzulegen über die Sünden und Verfehlungen der Menschen. Erzählt wird die Geschichte in mehreren Ebenen. So werden unter anderem alte Berichte und Geschichten zitiert, und wir erfahren die Lebensgeschichte von Josef Hoffmann.
Anfangs ist das Buch genauso, wie ich spannende Bücher liebe. Man wird schon gleich nach ein paar Sätzen so neugierig, dass man am liebsten gar nicht mehr aufhören möchte mit lesen. Leider wird das Buch durch die teilweise doch recht langen Berichte etwas langatmig, und man kommt nur schleppend voran.
Der Schreibstil in der Gegenwartsform und scheinbar aus Sicht eines neutralen Betrachters gefällt mir ausgesprochen gut. Auch die Beschreibung von Prag ist so bildhaft, dass ich mich an meinen Besuch in dieser wundervollen Stadt vor einigen Jahren erinnert fühlte.

Insgesamt ein Buch, das ich nicht wirklich einordnen kann. Auf der einen Seite habe ich es gerne gelesen. Aber auf der anderen Seite fehlt mir dich das gewisse etwas.
Wer hier, wie ich, aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe einen spannenden Mystery- oder auch Gruselroman erwartet, wird hier unter Umständen enttäuscht sein. Hier ist eher ein sehr anspruchsvolles Buch mit einer Botschaft entstanden, die dich der Leser im Laufe der Geschichte auch ein bisschen selbst erarbeiten muss.

Mit einigen Abstrichen durchaus empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren