Cover-Bild Viktor
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24,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Urachhaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 415
  • Ersterscheinung: 12.2021
  • ISBN: 9783825152574
Judith Fanto

Viktor

Eva Schweikart (Übersetzer)

Wien, 1914. Der junge Viktor entwickelt sich zielstrebig zum schwarzen Schaf seiner wohlhabenden jüdischen Familie. Nimwegen, 1994. Die Studentin Geertje hat es satt, dass sich ihre Familie noch immer für ihr Judentum schämt. Auf der Suche nach ihrer eigenen Identität will sie die Mauer des Schweigens endlich durchbrechen. Denn das Schicksal ihrer Familie ist allgegenwärtig – auch das von Viktor.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2021

Auseinandersetzung mit dem Judentum

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Die 20-jährige Geertje lebt und studiert im holländischen Nimwegen Jura. In ihrem Elternhaus war Musik ein vorherrschen Thema, besonders die Musik Gustav Mahlers wurde von ihren Großeltern bevorzugt. Schließlich ...

Die 20-jährige Geertje lebt und studiert im holländischen Nimwegen Jura. In ihrem Elternhaus war Musik ein vorherrschen Thema, besonders die Musik Gustav Mahlers wurde von ihren Großeltern bevorzugt. Schließlich stammte auch Mahler aus Wien, auch Mahler war ursprünglich Jude und ist zum Katholizismus konvertiert. Geertjes Großeltern könnten sich auf diese Weise in einem belgischen Kloster verstecken und überlebten so den Holocaust. Was macht dieses Überleben mit den Menschen wenn sie wissen, dass andere Familienmitglieder es nicht geschafft haben? Auf dem Dachboden schlummern alte Unterlagen, mit denen Geertje sich auseinander setzt und mehr über ihre eigene Vergangenheit erfahren möchte. Ein Schritt ist ihr Weg zum Judentum, sie tritt einer Synagoge bei, lernt die Regeln kennen und ändert ihren Namen in Judith. Bei ihren Recherchen ist ihr Großonkel Viktor überall präsent. Als Frauenschwarm, als Spieler und Hallodri von der Familie beschrieben erfährt sich jedoch eine ganz andere Seite von ihm, die schließlich das Überleben der Familie und ihr eigenes Leben direkt betrifft.
Das Thema ist hochinteressant, man erfährt einerseits über die Nöte der Juden während der Nazizeit in Wien, andererseits über die Auseinandersetzung mit dem Judentum an sich. Die Kapitel wechseln dich in den Zeiten ab, sind teilweise sehr kurz und erzählen nur eine kurze Episode um dann wieder Zeit und Ort zu ändern, teilweise gab es auch keinen chronologischen Aufbau. Längere Abschnitte, mit Datumsangaben, hätten geholfen, mehr in das Leben der Menschen hinein zu tauchen, so war es mir zu sprunghaft.

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Veröffentlicht am 21.05.2021

Identitätssuche

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Mit „Viktor“ schrieb Judith Fanto ein wundervolles Familienepos, das in den Niederlanden als bestes Debüt des Jahres ausgezeichnet wurde.

Geertje ist auf der Suche nach ihrer wahren Identität. In eine ...

Mit „Viktor“ schrieb Judith Fanto ein wundervolles Familienepos, das in den Niederlanden als bestes Debüt des Jahres ausgezeichnet wurde.

Geertje ist auf der Suche nach ihrer wahren Identität. In eine jüdische Familie hineingeboren, einem „Stamm der nichtjüdischen Juden“, spürt sie ihren Wurzeln nach, will als einzige in der Familie das Judentum ergründen und kommt Stück für Stück ihrem Ziel näher, wenn auch nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Rückschläge sind vorprogrammiert, aufgeben ist für sie keine Option.

In Wien begegnen wir Viktor, im Buch als Bruder Leichtfuß tituliert (so herrlich altmodisch). Er ist ein kluger Kopf, ein Meister im Geschäftemachen, dem die Herzen der Frauen nur so zufliegen. Als kleiner Junge gabelt er Bubi auf, der wochentags in einem Heim mehr schlecht als recht lebt. Er nimmt ihn einfach mit nach Hause, wo er liebevoll empfangen wird und schon bald dazugehört. Viktor hat ein gutes Herz, ist ein Tausendsassa, ein liebenswertes Schlitzohr, er zieht sein Ding durch, bleibt aber dennoch geradlinig, auch wenn es ihm zuweilen schadet. Sein Äußeres lässt nicht auf einen Juden schließen, was lange für ihn von Vorteil ist. Die Familie Rosenbaum lebt in Wien, ist dort etabliert. Ihr doch recht komfortabler Alltag ändert sich, als die Nationalsozialisten auch hier unerbittlich vordringen.

Das Kennenlernen fiel mir bei Viktor leicht, mit ihm ging ich sofort gerne durch Wien, er hatte das gewisse Etwas. Nahm das Leben nicht allzu ernst, aber man konnte sich durchaus auf ihn verlassen. War ich zunächst eher von Viktor und der Wiener Verwandtschaft angetan, tastete ich mich später an Geertje heran. Zu ihr musste ich erst einen Zugang finden. Die weit zurückliegende Vergangenheit schien sehr vielschichtiger, ungleich interessanter geschildert.

Diese beiden Epochen – das Heute und das Gestern – bewegen sich aufeinander zu. Judith im niederländischen Nimwegen, wir schreiben das Jahr 1994, geht zurück, erforscht die Vergangenheit, gräbt immer tiefer in ihrer Familiengeschichte, während Viktor 1914 in Wien nach vorne strebt. Von seinen unbeschwerten Jahren als junger Mann bis hin in die dunklen Zeiten des Nationalsozialismus, der auch in Wien angekommen ist, begleite ich ihn.

Judith Fanto erzählt die Geschichte ihrer Familie sehr bildhaft, mich haben sie alle berührt in ihrer Einzigartigkeit. Voller Wärme schildert sie deren Leben, hier spürte ich den ernsten Hintergrund während der immer gefährlicher werdenden Nazi-Jahre, ihre Beklemmung und Betroffenheit ob der sich ganz schnell wandelnden Gesellschaft.

Mit „Viktor“ bin ich gerne nach Wien Anfang des letzten Jahrhunderts gereist, die Autorin hat mir diesen Teil ihrer Geschichte mit ihrem feinfühligen Erzählstil sehr nahe gebracht. Geertje dagegen blieb mir etwas fremder. Auch mit ihr erlebte ich viele kurzweilige Lesestunden, ihre Geschichte konnte mich aber nicht so fesseln wie die von Viktor, dem Charmeur und Herzensbrecher. Das Gerüst bildet das Judentum während der NS-Herrschaft und das damit verbundene Leid, all der Tragik und Aussichtslosigkeit, die Flucht und das Leben danach. So nähern sich Vergangenheit und Gegenwart immer mehr einander an und ganz zum Schluss erfährt man dann doch, wie und ob Viktor und Geertje verbunden sind. Man wird staunen.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Eine junge Frau auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

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Judith Fanto erzählt in ihrem Roman „Viktor“ eine Familiengeschichte, die an ihre eigene angelehnt ist. In Wien lebt 1914 die gutbürgerliche Familie Rosenbaum: Großeltern, Eltern und die Kinder Viktor, ...

Judith Fanto erzählt in ihrem Roman „Viktor“ eine Familiengeschichte, die an ihre eigene angelehnt ist. In Wien lebt 1914 die gutbürgerliche Familie Rosenbaum: Großeltern, Eltern und die Kinder Viktor, Felix und Laura. Zunächst geht es ihnen gut. Nur der unkonventionelle Viktor schlägt mit seinen vielen Frauengeschichten und nicht immer ganz legalen Geschäftsideen aus der Art. Dann ändern sich die Zeiten. Antisemitismus und Verfolgung nehmen zu, und viele Juden wandern aus, einige gerade noch rechtzeitig. Viktors Bruder mit Frau und Kind fliehen mit Hilfe der katholischen Kirche nach Holland. Auf der zweiten Zeitebene beginnt die junge Geertje in den 90er Jahren in Nimwegen ein Jurastudium. Sie macht ihren Eltern und ihrer Großmutter seit langem den Vorwurf, dass sie die jüdische Vergangenheit ihrer Familie leugnen und alle Ereignisse im Zusammenhang mit der Schoah totschweigen. Geertje nimmt den Namen Judith an, nimmt Kontakt zur jüdischen Gemeinde auf und will eventuell ein jüdisches Leben führen. Sie stellt Nachforschungen an, um das Schicksal ihrer Vorfahren aufzuklären. So erfährt der Leser kapitelweise wechselnd von der Vergangenheit und Gegenwart, wobei über die Gegenwart aus Judiths Perspektive berichtet wird.
Der Roman liest sich sehr gut. Er macht noch einmal deutlich, wie furchtbar die Naziverbrechen waren und wie schuldig sich die Überlebenden fühlten, weil sie das Grauen überlebt hatten. Keiner kommt jemals über dieses Trauma hinweg. Auch wenn man die geschichtlichen Daten und Fakten kennt, ist dies ein sehr empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 18.05.2021

Berührende Familiengeschichte

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Das Buch ist die Familiengeschichte einer jüdischen Familie. Es handelt sich um einen interessanten Roman, jedoch verlangen die viele Zeitsprünge und Namen die im der Geschichte vorkommen, große Aufmerksamkeit ...

Das Buch ist die Familiengeschichte einer jüdischen Familie. Es handelt sich um einen interessanten Roman, jedoch verlangen die viele Zeitsprünge und Namen die im der Geschichte vorkommen, große Aufmerksamkeit und genaues Lesen, wenn man nicht durcheinander kommen soll. der Familienstammbaum am Anfang des Buches tut sein Gutes dabei und ich fand ich sehr hilfreich.
Das Buch ist sowieso kein Urlaubsschmöker, die Erzählung der jüdischen Familie gibt tiefen Einblicke in die jeweiligen Geschehen der damaligen Zeit (das Buch spielt auf zwei Zeitebenen in Wien des Jahres 1914 und in Nimwegen des Jahres 1994). Es ist eine wahre Geschichte, was mich noch mehr angesprochen hat, obwohl es auch viele fiktive Geschichten dieser Zeit gibt, die äußerst real klingen und es wahrscheinlich mehr oder weniger sind.
Die junge Studentin Judith wird mit ihrer Vergangenheit und dem Judentum konfrontiert und erfährt, dass ihre Großeltern während des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimatstadt Wien flohen und über Belgien in die Niederlande, ausgewandert sind. Seitdem verschweigen alle in der Familie das Thema Jüdischsein und erst die vielen Recherchen aus Judiths Seite lassen geben ihr neue Einblicke in dieser Religion und Lebensweise. Dabei lernt sie durch das Geschriebenen auch Viktor kennen, den Bruder ihres Großvaters der als schwarzes Schaf der Familie galt. Doch dieser hatte auch eine ganz andere Seite, die Judith in Nachhinein klar wird.
Das Buch ist eine weitere tragische Familiengeschichte von Juden, die auf ihre eigene Art versuchten mit den ganzen Geschehnissen damals zurechtzukommen und obwohl sie es schafften, die Katastrophe zu überwinden waren doch ihre verschütteten Wurzeln immer tief in sie miteingebunden.

Veröffentlicht am 15.08.2021

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Auf zwei Zeitebenen erzählt Judith Fanto hier eine jüdische Familiengeschichte, die vermutlich viele autobigraphische Aspekte enthält. Es geht um Viktor, der im Wien der 1914er Jahre aufwächst und langsam ...

Auf zwei Zeitebenen erzählt Judith Fanto hier eine jüdische Familiengeschichte, die vermutlich viele autobigraphische Aspekte enthält. Es geht um Viktor, der im Wien der 1914er Jahre aufwächst und langsam das Erstarken des Nationalsozialismus miterlebt. Gleichzeitig ist er das schwarze Schaf der Familie, denn er will sich nicht an Regeln anpassen, die ihm sinnlos erscheinen. Die Familie kann schlussendlich vor den Nazis fliehen, doch die Vergangenheit schwebt wie ein dunkles Stück Stoff über ihnen. Damit ist der Leser im "Jetzt" bei Geertje angelangt. Sie möchte zu ihrem Judentum stehen, und hat doch überhaupt keine Ahnung, was es heißt und hieß jüdisch zu sein. Nur langsam entdeckt sie die Geheimnisse ihrer Familie und versteht dabei vielleicht auch sich selbst besser.

Judith Fanto hat einen recht leichten und flüssigen Schreibstil, der auch das schwere Thema gut erfasst. Doch leider hatte ich (vieleicht dadurch?) auch immer das Gefühl, dass mir die Figuren zu unnahbar bleiben. Geertje, die mit ihrem Umbenennen in Judith die Familie vor den Kopf stößt bleibt mir zu flach in ihrer Suche nach der eigenen Identität sowie der der Familie. Ich konnte ihr Handeln nur bedingt nachvollziehen und ich hätte mir hier eine etwas tiefergehende Ausarbeitung gewünscht. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Familie und dem Judentum bleibt etwas auf der Strecke, da dieser Erzählstrang Viktors unterbrochen wird. So erscheint manchmal das Erzählte etwas unzusammenhängend.
Viktors Erzählperspektive gefiel mir da etwas besser, er wirkt realer auf mich. Die Reaktionen der Juden auf die Nazis, ihr Glauben an Vernunft fand ich sehr gut dargestellt. Niemand wollte glauben, was passiert und nicht jeder hatte am Ende soviel Glück wie Familie Rosenbaum.

Fanto schreibt in "Viktor" über eine jüdische Familie, die nice jüdisch sein wollte und mit dem Nationalsozialismus Hitlers konfrontiert in ihrer Abneigung bestärkt wird. Es geht um die Frage von Schuld und um die Aufarbeitung der Vergangenheit. "Viktor" ist gut und leicht geschrieben, ich hätte mir jedoch an manchen Stellen etwas mehr gewünscht.