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Veröffentlicht am 16.07.2021

Mary Pickford, der weibliche Stummfilmstar Hollywoods- Mehr Biografie als romantische Liebesgeschichte, aber durchaus empfehlenswert!

Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe
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Hollywood 1916:

Der Stern des weiblichen Hollywoodstummfilmstars Mary Pickford, leuchtet heller den je. Sie hat es aufgrund ihres Ehrgeizes geschafft, Traumgagen zu bekommen. Doch Mary hat einen guten ...

Hollywood 1916:

Der Stern des weiblichen Hollywoodstummfilmstars Mary Pickford, leuchtet heller den je. Sie hat es aufgrund ihres Ehrgeizes geschafft, Traumgagen zu bekommen. Doch Mary hat einen guten Grund für ihr emsiges Bestreben, die beste in ihrem Metier zu sein. Ihr Pflichtbewusstsein lässt sie nicht los. Schließlich entstammt sie bescheidenen Verhältnissen und will es ihrer Mutter vergelten, dass diese ihr einst den Weg zur berühmten Schauspielerin ebnete.
Aber Marys Mutter verlangt auch uneingeschränktes Engagement. Und so manches Mal fühlt sich die junge Aktrice von der gestrengen, sehr christlich eingestellten Mutter gegängelt. Sämtliche Verträge handelt Marys Mutter aus und verteilt das Einkommen großzügig unter Marys Geschwistern. Und diese sind nun, durch die Jahre des finanziellen Überflusses, verwöhnt geworden.

Dazu ist Mary mit einem Ehemann geschlagen, den sie einst in jugendlichem Überschwang das Ja-Wort gab und der sich dann schnell als Tunichtgut und notorischer Fremdgänger entpuppte. Doch eine Scheidung wäre in den Augen von Marys Mutter ein Unding und würde nicht geduldet werden.
Zu Marys Freunden gehört der attraktive Schauspieler und Draufgänger Douglas Fairbanks. Genauso wie Mary ist er überaus beliebt bei den Zuschauern und bekommt, wie sein bester Freund Charlie Chaplin auch, hohe Gagen für seine Filmrollen.
Doch es ist eine Zeit des Umbruchs. Den Filmgesellschaften ist die Macht der Schauspieler ein Dorn im Auge. Dazu sind sich Mary und Douglas näher gekommen. Doch Mary zögert noch, sich Douglas hinzugeben. Schließlich ist er als Frauenheld verschrien und eine Affäre könnte Mary alles kosten, sogar ihren Job und die Liebe ihrer Familie.
Zu allem Überfluss ist Douglas verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes und er hat sich einst geschworen, seinem Kind ein besserer Vater zu sein…

Die Autorin Emily Walton, widmet sich in ihrem jüngsten Roman, der einen wichtigen Zeitabschnitt im Leben von Mary Pickford und Douglas Fairbanks behandelt, einer äußerst ehrgeizigen und imponierenden Frau. Sie schildert, wie Mary vom strebsamen und fügsamen Mädchen, zu einer selbstbestimmten Frau heranreift, die irgendwann auch den Mut findet, sich von den gesellschaftlichen und familiären Fesseln zu lösen, die ihr auferlegt wurden. Ich fand, dass es Emily Walton sehr gut gelungen ist, Mary als Menschen darzustellen und ihr Privates, so gut es geht, bzw. was bekannt ist, zu durchleuchten. Man kann sich als Leser daher sehr gut hineindenken in die Gedankenwelt der Hauptfigur und ihre Hin und Hergerissenheit, ob der Wünsche und Forderungen ihrer Familie und ihren eigenen Lebensvorstellungen verstehen. Man leidet besonders in der ersten Hälfte des Romans sehr mit Mary mit, denn mit ihrem Gatten Owen hat sie kein leichtes Leben.

Douglas, der vom Freund zum Geliebten wird, ist zwar ein ganz anderer Typus Mann, doch auch er hat seine Macken und ehrlich gesagt fand ich, dass er größtenteils als sehr charakterschwach und träumerisch wirkend, dargestellt wird, so dass man sich kaum vorstellen kann, dass Mary sich in ihn verliebt. Immerhin empfand ich es so, als habe die Autorin sich akribisch an vorhandenes Recherchematerial gehalten, um nach bestem Wissen und Gewissen eine Geschichte über eine außergewöhnliche Frau, eine spannende Zeitepoche des Films und die Gründung der Filmgesellschaft United Artists zu erzählen.

Emily Watson hat einen sehr eingängigen Erzählstil und gewährt dem Leser zahlreiche Einblicke in die Welt des Filmdrehs, was mir, als großer Filmfan sehr zusagte.
Dennoch habe ich keine Höchstbewertung vergeben können. Zum einen fand ich die Liebesgeschichte zwischen Mary und Douglas zu nüchtern dargeboten. Sie kam viel zu kurz, zu dialogarm, bzw. zu wenig aussagekräftig daher für meinen Geschmack. So ist es eigentlich eher eine Biografie in Romanform, als eine Liebesromanze, die hier erzählt wird. Ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht, Ausführlichkeit, aber vor allem auch, dass man noch ein wenig mehr über Douglas erfährt und seine Eheprobleme, die hier nur sehr kurz angerissen werden. Aussprachen mit seiner Frau sind kurz und knapp gehalten und auch Marys und Douglas Zusammentreffen strotzen nicht gerade vor espritreichen Dialogen, was ich sehr schade fand. Wer hier also eine unter die Haut gehende, romantische Liebesgeschichte erwartet, greift definitiv zum falschen Buch.
Aber um mehr über die Glanzzeit des Stummfilms zu erfahren und über Mary Pickford und die Gründung der Filmgesellschaft United Artists, empfehle ich diesen Roman sehr gerne weiter.

Kurz gefasst: Mary Pickford, der weibliche Stummfilmstar Hollywoods- Mehr Biografie als romantische Liebesgeschichte, aber durchaus empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Lesenswerter Roman auf zwei Zeitebenen spielend - allerdings auch sehr düster und schwermütig geraten

Besuch aus ferner Zeit
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Bristol, Gegenwart:

Liv ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie nicht mehr weiter weiß. Um wieder zur Ruhe zu kommen, nach einer Totgeburt, zieht sie für eine Weile in den Buchladen ...

Bristol, Gegenwart:

Liv ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie nicht mehr weiter weiß. Um wieder zur Ruhe zu kommen, nach einer Totgeburt, zieht sie für eine Weile in den Buchladen ihres Vaters. Doch auch dort bleibt sie rastlos, trinkt zuviel Alkohol. Und der Aufenthalt dort, reißt weitere seelische Wunden auf, denn ihr depressiver Vater, ist seit einiger Zeit spurlos verschwunden. Während die Polizei glaubt, dass er sich das Leben genommen hat, klammert sich Liv an einen letzten Strohhalm der Hoffnung. Als sie den Sozialarbeiter Sean kennelernt, bittet sie ihn um Hilfe.
Rätsel gibt ihr dagegen der obdachlose, mysteriöse alte Mann auf, der jeden Morgen vor der Tür des Ladens steht und bei ihr frühstücken will. Er behauptet steif und fest, dass der Laden ein Cafe ist und fragt Liv nach unbekannten Personen. Liv hat Mitleid mit dem offenbar an Demenz erkrankten Mann und serviert ihm nun regelmäßig eine wärmende Mahlzeit. Dennoch fragt sie sich irgendwann, ob er wirklich so verwirrt ist, wie es den Anschein hat.
Aber auch in der Nacht findet Liv keine Ruhe. Sie schlafwandelt und wird regelmäßig von Babygeschrei und flüsternden Frauenstimmen geweckt. Was hat das alles zu bedeuten?

Bristol, 1831:

Die umtriebige Bethia hat es trotz großer Armut in ihren Kindertagen geschafft, sozial aufzusteigen. Sie ist mit dem Stadtrat verheiratet und obwohl ihre Ehe kinderlos blieb, ist sie zufrieden mit ihrem Leben. Sie sieht sich gerne in der Rolle der Wohltäterin und so stürzt sie sich Hals über Kopf in ihr „neues Projekt“, als sie von einer armen, scheinbar verwirrten Frau erfährt, die auf dem Land lebt und nun in einem Alter ist, in dem sie lieber in geordneten Räumen ihren Lebensabend beschließen sollte. Bethia setzt sich dafür ein, dass Louisa, so heißt die alte Frau, in eine soziale Einrichtung gebracht wird. Als sie Louisa zum ersten Mal erblickt, freut sie sich darüber, dass die alte Frau allein auf sie zu reagieren scheint. Doch schon bald wird Louisa, Bethias Leben in ihren Grundfesten erschüttern…

Zuvor möchte ich erwähnen, dass ich ein großer Fan der Bücher der Autorin bin. Das liegt vor allem daran, dass Katherine Webb spannende, geheimnisvolle Geschichten, die zumeist auf zwei Zeitebenen spielen, erzählt und dazu einen sehr mitreißenden Schreibstil aufweist, so dass man als Leser von der ersten Seite an, praktisch in die Story gesogen wird.
Die Geheimnisse, die es aufzudecken gilt, sind zumeist von großer Brisanz und so entwickeln sich die Romane oftmals sogar zu kleinen Krimis.
Diesmal aber wagt die Autorin in „Besuch aus ferner Zeit“ etwas Neues. Sie lässt in ihrem Roman Geister auftreten. Zwar ist der paranormale Anteil eher verschwindend gering, doch man sollte als Leser vielleicht vorgewarnt sein, bevor man zu diesem Roman greift. Nicht jeder mag das schließlich.
Zwar gilt das für mich nicht, da ich Geisterromane spannend finde, doch ich muss zugeben, dass ich mich schwer damit tat, auf welche Art und Weise Katherine Webb die Geister hier als Stilmittel benutzt hat. Während die weiblichen Geister zumindest noch nachvollziehbar „spuken“, tat ich mich dagegen schwer mit einer anderen, ziemlich unsympathischen Gestalt, über die man letztendlich nur spekulieren kann. Ist sie ein Geist, ein Mensch aus Fleisch und Blut oder lediglich verwirrt? Und ehrlich gesagt tut sie nicht wirklich etwas für den Verlauf der Story, außer Verwirrung zu stiften und mit ihrer schroffen Art zu nerven.

Leider kann ich an dieser Stelle nicht näher ins Detail gehen, sonst müsste ich spoilern. Ein weiterer Punkt, der mich nicht wirklich behagt hat, war, dass beide Handlungsstränge, sowohl der in der Vergangenheit, als auch der in der Gegenwart angesiedelt waren, eine dermaßen düstere, schwermütige Stimmung verströmen, dass einem das Lesen sehr schwer fällt. Bitte nicht falsch verstehen. Rassismus und Sklaverei sollten nicht in einem heiteren Rahmen besprochen werden! Doch schließlich gab es auch im Leben einer wichtigen Romanfigur glückliche Momente, die von der Autorin beinahe ganz ausgespart werden. Besagte Romanfigur, übrigens die einzige Sympathieträgerin, muss sowieso nur Schlimmes erdulden, das Schlag auf Schlag über sie hernieder prasselt und da hätte es der Story nur gut getan, wenn die Autorin ihr und auch ihren Lesern zumindest eine kleine glücklichere Verschnaufpause gegönnt hätte. Stattdessen hält Katherine Webb den kompletten Roman auf dem gleichen, gefühlsmäßig schwermütigen Level.

Doch im Grunde ist die eigentliche Romanheldin Bethia, diejenige, in deren Gefühls- und Gedankenwelt wir Leser eintauchen dürfen und Bethia ist praktisch der Antichrist auf zwei Beinen. Man kann sich diesmal eigentlich relativ schnell zusammenreimen, welches Geheimnis Bethia unbedingt bewahren möchte, was der Spannung leicht abträglich ist.
Dazu fand ich es schade, dass sowohl Louisa als auch Bethia so wenig charakterliche Facetten aufweisen. Die eine ist grundgut, die andere abgrundtief böse. Nichts dazwischen.
Und auch Louisas großer Liebe, bleibt leider nur eine Randerscheinung, obwohl er viel Potential aufwies, in den wenigen Romanpassagen, in denen er sich mit der damals noch jungen Frau unterhält. Ich finde einfach, die Autorin hätte ihren Figuren ein wenig mehr Tiefe verpassen können.

In dem Handlungsstrang, der in der Gegenwart angesiedelt wurde, gelingt ihr das besser. Man kann sich gut in Livs Welt hineinfühlen. Ihre Trauer und Verzweiflung rühren einen sehr an und es ist beinahe nicht ertragbar, sie so leiden „zu sehen“. Livs Verharren, ob der für sie unlösbar erscheinenden Situation, ihr großer Verlust und auch das Verschwinden ihres Vaters, für das sie sich die Schuld gibt, gehen einem sehr nah.
Zumindest für Liv hat sich die Autorin einen tröstlicheren Ausgang ausgedacht, wenn auch nicht alle losen Fäden aufgelöst werden.
Obwohl ich „Besuch aus ferner Zeit“ durchaus gut und atmosphärisch geschrieben fand, hat mir die stetige Schwermut darin doch sehr zu schaffen gemacht. Dennoch ist Katherine Webb, was den Vergangenheitsstrang angeht, ein glaubhaftes Sittengemälde der damaligen Zeit gelungen, das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Unterhaltsamer, geheimnisvoller Familienroman, der in australische Gefilde entführt

Im Schatten der goldenen Akazie
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Deutschland, Gegenwart:

Die Schwestern Franziska und Alina könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Franziska die ruhige, besonnene und vernünftige Seite des Duos verkörpert, hat Alina die Reise- ...

Deutschland, Gegenwart:

Die Schwestern Franziska und Alina könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Franziska die ruhige, besonnene und vernünftige Seite des Duos verkörpert, hat Alina die Reise- und Rastlosigkeit der Eltern geerbt und wird von den Eltern auch ein bisschen bevorzugt.
Eigentlich sollte Franziska, als Belohnung für ihr bestandenes Abi mit ihrer Mutter nach Australien reisen, um dort eine Verwandte zu besuchen, doch dann kommt alles anders. Die Eltern sterben plötzlich und Franziska bemüht sich fortan, Alina nicht nur beizustehen, sondern auch alles zusammenzuhalten, was an Familienbanden noch vorhanden ist. Besagte Bande bekommen jedoch einen hässlichen Riss, als Alina Franziska mit deren Freund betrügt. Franziska ist außer sich und beschließt, vier Jahre nachdem sie mit ihrer Mutter nach Australien reisen wollte, allein die Reise anzutreten. Zu sehr ist sie verletzt und will erst einmal Abstand zwischen ihr und ihrer Schwester schaffen.
Ihre Gastfamilie begrüßt sie überschwänglich und obwohl es Franziska so manches Mal etwas zuviel wird, mit den Kindern, die sie beaufsichtigen soll, lebt sie sich schnell ein und schließt viele neue Freundschaften.

Doch eines will ihr nicht aus dem Kopf- die Großtante, die sie eigentlich besuchen wollte. Und obwohl deren Briefverkehr mit Franziskas Mutter bereits vier Jahre her ist, fasst sie sich ein Herz und sucht die alte Dame auf. Ella freut sich sehr über die Ablenkung, da sie nach dem Tod ihres Gatten sehr einsam ist und erzählt der überraschten Franziska, dass es einige, noch ungelöste Familiengeheimnisse gibt, die es aufzudecken gilt. Sie bittet die junge Frau um Mithilfe…

Australien 1890:

Die beiden Schwestern Victoria und Catherine, leben mit ihrem Vater auf einer Zuckerrohrfarm. Bis zum plötzlichen Tod der Mutter, florierte die Farm, doch dann ließ sich ihr Vater aus Trauer gehen und sein Hang zu Glücksspielen sorgte zusätzlich dafür, dass sich die finanzielle Situation immer mehr zuspitzte.
Auch auf familiärer Ebene hat die älteste Schwester nicht viel zu lachen, denn ihr Vater gibt ihr die Schuld am Tod der Mutter, die an einem Schlangenbiss starb. Kein gutes Haar lässt er an ihr und das, obwohl sie sich um alle anfallenden hauswirtschaftlichen Arbeiten kümmert und Catherine ein Mutterersatz ist. Als der Glücksritter Luke bei der Familie vorstellig wird, um bei der Ernte zu helfen, verliebt sich Catherine Hals über Kopf in den attraktiven Mann, doch der ist lediglich an einem Abenteuer mit ihr interessiert und heiratet schließlich Franziska, die zukünftige Erbin der Farm. Catherine ist am Boden zerstört. Sie sieht es als Verrat an, dass ihre Schwester Lukes Heiratsantrag angenommen hat und zieht weg vom Land in die Stadt zu einer Tante. Dort macht sie die Bekanntschaft vieler interessanter Menschen, insbesondere diejenigen, die für das Frauenwahlrecht kämpfen.
Währenddessen wünscht sich Franziska, sie hätte Lukes Heiratsantrag niemals angenommen, denn heimlich liebt sie jemand ganz anderen…

„Im Schatten der goldenen Akazie“ von Christiane Lind, entführt die Leser diesmal in die Weiten Australiens und erzählt die Geschichte einer Familie. Die Story wird auf zwei Zeitebenen, im Wechsel, vorangetrieben. Während man im Handlungsstrang der Gegenwart die Schwestern Franziska und Alina kennenlernt, sind die Hauptfiguren in den Romanpassagen die in der Vergangenheit angesiedelt sind, ebenfalls Schwestern und gleichzeitig Vorfahren der beiden jungen Frauen.
Und es gibt durchaus Parallelen, denn sowohl Victoria als auch Franziska, waren stets diejenigen, die sich kümmern mussten, während sich die Schwestern, behütet, zu kleinen Egozentrikern entwickelten.

Ich fand, dank des bildhaften Erzählstils schnell hinein, in den Vergangenheitsstrang und bangte und hoffte besonders mit Victoria mit, die wahrlich einiges ertragen muss. Der Vater war mir, von Verhalten her ein bisschen zu eindimensional gestrickt, wie ich zugeben muss, genauso, wie auch Luke. Hier hätte ich mir ein wenig mehr charakterliche Facetten gewünscht. Zudem hätten Unterhaltungen/Streitgespräche/Diskussionen ruhig ein wenig umfangreicher gehalten sein dürfen für meinen Geschmack. Und auch die Angewohnheit der Autorin, Unheilvolles vorab anzukündigen/anzudeuten, hat mich ein wenig gestört. Ich fand, dass, da es der Spannung eher abträglich war. Ebenfalls hätte ich mir gewünscht, noch ein wenig mehr über das Leben der Aborigines und über ihre Gebräuche zu erfahren.
So viel zu meinen Kritikpunkten. Wenden wir uns den positiven Aspekten dieses Romans zu.

Ich fand, dass beide Handlungsstränge stimmig, unterhaltsam und abwechslungsreich geschrieben waren. Das Hauptthema des Buches ist eigentlich Selbstfindung, wenn es sich auch um eine Familiensaga handelt. Alle weiblichen Hauptfiguren in diesem Roman müssen lernen, sich zu behaupten und die Umsetzung fand ich gelungen. Man kann sich gut in die weiblichen Romanfiguren hineindenken; so etwa Franziskas Groll verstehen, genauso wie Victorias Sorgen, Ängste und ihren unbändigen Wunsch, den Familienbesitz, möglichen Nachkommen zu erhalten. Mit Alina und Catherine habe ich mich, ehrlich gesagt, ein wenig schwerer getan. Es gibt halt Dinge, die man nicht verzeihen kann, selbst wenn es sich um enge Familienmitglieder handelt. Und was Catherine und Alina da so veranstalteten, hat mich nicht wirklich begeistert. Sie wirkten sehr verwöhnt und egoistisch auf mich und ich fand, dass Catherine sich, auch im Laufe des Romans nicht wirklich ändert.
Dennoch haben mich beide Handlungsverläufe in ihren Bann ziehen können und die Liebesgeschichte zwischen Victoria und (?) verrate ich nicht , mochte ich dagegen sehr.
Der Roman lässt sich, dank des eingängigen, guten Erzählstils flüssig lesen und wer eine Schwäche für geheimnisvolle Familienromane hat, sollte hier unbedingt mal einen Blick ins Buch riskieren.
Übrigens, ebenfalls angerissen wird nebenher die Suffragettenbewegung. Wer ein wenig mehr über deren Anfänge in Großbritannien erfahren möchte, dem empfehle ich Christiane Linds historischen Roman „Zeit des Mutes“, der sehr lesenswert ist und ausführlicher auf das Thema eingeht.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer, geheimnisvoller Familienroman, der in australische Gefilde entführt.


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Veröffentlicht am 21.06.2021

Kurzweiliger, humorvoller Liebesroman mit Herz!

Kissing in the Rain
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Camryn Covic einen glückstrahlenden Optimisten zu nennen, wäre eine unverschämte Lüge. Denn Cam hat im Laufe ihres Lebens gelernt, dass nicht jeder auf der Sonnenseite stehen kann und man sich alles mit ...

Camryn Covic einen glückstrahlenden Optimisten zu nennen, wäre eine unverschämte Lüge. Denn Cam hat im Laufe ihres Lebens gelernt, dass nicht jeder auf der Sonnenseite stehen kann und man sich alles mit Fleiß und Ehrgeiz erarbeiten muss.
Zwar hat sie eine serbische Großfamilie im Rücken, die sie sehr liebt, doch hat besagte Familie leider auch die üble Angewohnheit, sich in sämtliche Belange die Cam betreffen, einmischen zu wollen. Und Cam hasst diese ewig langen und demütigen Diskussionen darüber, wieso sie etwa immer noch nicht verheiratet ist.
Eigentlich hatte sie geplant, die Hochzeit ihrer Schwester, zusammen mit ihrem Freund/Chef Max, zu besuchen. Doch nur kurz vorher schlägt wieder mal das Schicksal zu.
Erst macht Max mit ihr Schluss, dann erfährt sie, dass er mit ihrer Vorgesetzten geschlafen hat und dann wird sie, zu allem Überfluss, auch noch von der besagten Frau gefeuert.
Cam fällt aus allen Wolken und vergräbt sich, todtraurig in ihren vier Wänden. Was sie am meisten an der Sache schmerzt, ist, dass Max ihr vorgeworfen hat, dass sie wie ein menschlicher Roboter agiert und zu keiner menschlichen Regung fähig sei.

Als Cams Schwester davon erfährt, nimmt sie sofort das Zepter in die Hand und schlägt Cam eine Scheinbeziehung mit Troy, dem Pflegesohn der Covics vor, mit dem sie ein freundschaftliches Verhältnis verbindet, damit der Familienfrieden während der Hochzeitsfeierlichkeiten gewahrt bleibt. Cam lässt sich überreden und auch Troy hat nichts gegen den Handel einzuwenden, da er Cam immer schon sehr mochte, denn sie war es einst, die ihm in den Stunden tiefster Verzweiflung Freundschaft entgegenbrachte.
Schon bald trifft der Familienclan zusammen auf dem luxuriös anmutenden Anwesen des Bräutigams und zunächst fällt der Covic-Clan aus allen Wolken, als er erfährt, dass Cam und Troy angeblich ein Paar sind. Besonders Cams Großmutter ist argwöhnisch, denn ihrer Meinung nach würde sich solch ein attraktiver Bursche wie Troy niemals mit ihrer durchschnittlich aussehenden Enkelin einlassen, oder?

Da ich humorvolle Contemporary-Romances sehr liebe, wurde ich gleich hellhörig, als mir jemand vor einiger Zeit Kelly Morans Romane empfahl. Aber, ich gebe es gerne zu, ich bin auch ein wenig serienmüde geworden und so zögerte ich sehr lange, bis nun kürzlich „Kissing in the Rain“ erschien. Ein Einzelroman, dessen Liebesgeschichte, schon rein von der Ausgangssituation her, spannend klang. Ich liebe nämlich anfängliche Scheinbeziehungsplots.
Dazu kommt, dass ich eine Schwäche habe, für Geschichten, in denen schrullige Familienmitglieder auftreten, die die Paare ein wenig in die richtige Richtung schubsen. Ich erhoffte mir von „Kissing in the Rain“ eine Art „My Big Fat Greek Wedding“ Abenteuer (übrigens ein sehr empfehlenswerter, romantischer Film!). Obwohl Cams serbische Familie durchaus ein quirliger Haufen ist, deren Dialoge den Leser oftmals zum Schmunzeln bringen, fand ich aber, dass Kelly Moran diesbezüglich ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist. Denn manche Bemerkungen, etwa von Cams Großmutter, sind dermaßen verletzend, dass man sich eigentlich nicht wundern darf, wieso Cam ein mangelndes Selbstbewusstsein auf zwei Beinen ist. Zwar vertraut sie auf ihren Intellekt, doch hält sie sich für ein unscheinbares Etwas und lässt sich praktisch von jedem Familienmitglied gängeln. Cams Passivität, war dann auch ein Punkt, der schwer zu ertragen ist und dass sie praktisch ständig in eine andere Richtung gedrängt wird ohne sich einmal zur Wehr zu setzen, nervt schon.
Obwohl Troy ebenfalls versucht, Cam diverse Dinge aufzuzwingen, meint er es zumindest gut. Sein Motiv ist nachvollziehbarer, denn er kann als einziger hinter Cams Fassade schauen und weiß, dass sie eigentlich ganz anders gestrickt ist. Er ermutigt sie zudem, sich zu behaupten und die Sache mit der Liste, die Cam mit ihm durchgehen soll, fand ich supersüß und romantisch in Szene gesetzt.

Aber auch Troy trägt seelische Altlasten mit sich herum und ich fand die Momente, in denen Cam Troy beisteht (ich kann hier leider nicht näher ins Detail gehen/Spoiler), ebenfalls sehr tiefsinnig und süß geschildert.
Ein bisschen erinnert mich Kelly Morans eingängiger Schreibstil an den von Sarah Morgan, deren Romances ich ebenfalls sehr schätze und ich mochte den Roman im Großen und Ganzen. Aber für eine Bestbewertung reicht es leider nicht, da es auch ein paar Punkte gab, die ich nicht so gut dargeboten fand.
Obwohl ich durchaus Verständnis für Cams Passivität hatte, war ihr Selbstmitleid schwer zu ertragen. Dazu fand ich, dass sich das Paar einfach zu lange im Kreis drehte. Cam und Troy drückten sich missverständlich aus, stritten sich, liebten sich, nur um sich dann wieder zurückzuziehen. Dies Hin und Her war mir einfach „too much“, dazu hat mich Cams bösartige Großmutter ganz schön Nerven gekostet, weswegen ich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen habe.
Positiv fand ich, dass sich Cam durch Troys Versuche innerlich wandelte und Selbstbewusstsein entwickelte.

Das Paar tut sich gut und beide wachsen durch die Beziehung miteinander. Dazu mochte ich die Mischung aus Romance und trockenem Humor sehr. Trotz gewisser Kritikpunkte ist diese Love Story romantisch und dank prickelnder Liebesszenen sehr sexy geraten.

Kurz gefasst: Kurzweiliger, humorvoller Liebesroman mit Herz!

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Die Hobbydetektivin, der Polizist und das liebe Vieh- kurzweiliger, amüsanter Landhauskrimi. Very British!

Die Katze und die Leiche in der Scheune
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Clarice Beech lebt in einem beschaulichen britischen Örtchen mitten auf dem Lande und engagiert sich im Tierschutz. Seit knapp einem halben Jahr hat sie nur noch ihre Hunde und Katzen, denn nach Eheproblemen ...

Clarice Beech lebt in einem beschaulichen britischen Örtchen mitten auf dem Lande und engagiert sich im Tierschutz. Seit knapp einem halben Jahr hat sie nur noch ihre Hunde und Katzen, denn nach Eheproblemen zog ihr Mann Rick, ein Polizist, aus.
Eines Tages, als sie sich eigentlich auf der Suche nach einer frechen Katze auf Abwegen befindet, fällt sie durch ein marodes Scheunendach, direkt auf die sterblichen Überreste einer Frau. Anhand der auffällig lackierten Fingernägel, die die Leiche aufweist, ist der scharfsinnigen Clarice sofort klar, dass es sich um Rose Miller handeln muss. Eine erst kürzlich zugezogene Frau, für die eigentlich keiner der Bewohner große Sympathien hegte, denn Rose hatte eine sehr arrogante Ader und log, dass sich die Balken bogen.

Verletzt wird Clarice ins Krankenhaus gebracht und von ihrem besorgten aber verärgerten Exmann Rick umsorgt. Denn Rick ist es ein Dorn im Auge, dass Clarice für ihre Tiere ihr Leben riskiert, aber vor allem, dass sie die Neigung hat, allen Dingen auf den Grund zu gehen. Und auch diesmal hat sie es sich in den Kopf gesetzt, Rick bei seiner Arbeit als Hobbydetektivin zu unterstützen. Sie will herausfinden, wer Rose getötet hat. Wenn das mal gut geht! Schon bald ist ihr ein unangenehmes Pärchen auf den Fersen, das sich als Roses buckelige Verwandtschaft entpuppt. Als Clarice von ihnen bedroht wird, hört der Spaß für sie jedoch auf!

Da ich eine Schwäche für tolle Coverlayouts habe, fiel mir beim Stöbern im Web gleich die neue Cosy-Krimi Edition „Mord in bester Tradition“ von Bastei Lübbe ins Auge, zu der auch der erste Teil der Clarice Beech Reihe von Kate High gehört. Zudem liebe ich Romanheldinnen, die nicht nur gerne kriminalisieren, sondern zudem auch ein Herz für Tiere besitzen. Alle „Mord in bester Tradition“ Romane, weisen ein ähnliches Coverlayout auf und machen sich optisch perfekt im Bücherregal. Doch bestehen sie aus verschiedenen Geschichten von unterschiedlichen Autorinnen. Ich habe zunächst Kate Highs Roman versuchen wollen und hatte, dass muss ich zugeben, zunächst arge Probleme damit, sämtliche agierende Personen in dieser Story, auseinander halten zu können. Es war nämlich eine Vielzahl an Dörflern, Freunden und Verdächtigen, die sich in „Die Katze und die Leiche in der Scheune“ tummelten und es wäre hilfreich gewesen, wenn dem Buch vielleicht ein Personenverzeichnis beigefügt worden wäre. Ich bin durchaus ein aufmerksamer Leser, doch haben mich die vielen Personen und ihre Beziehungen untereinander beinahe erschlagen. Und weil mich das dermaßen gestört und verwirrt hat und die erste Hälfte des Romans recht zäh anmutete, habe ich einen Punktabzug vorgenommen.
Doch das Durchhalten lohnt sich, denn in der zweiten Hälfte nimmt die Story rasant an Fahrt auf, als ein weiterer Mord geschieht und es wird endlich spannend. Wie Clarice schließlich Licht ins Dunkel bringt und wie sich alles auflöst, fand ich gut durchdacht und zudem mochte ich auch die kleine Nebenhandlung um Clarice und Rick. Das Ex-Paar ist sympathisch und weist einen schönen trockenen Humor auf. Dazu mochte ich die britische Atmosphäre, beinahe barnabyesk anmutend, sehr und so möchte, ich trotz gewisser Anlaufschwächen, der Serie eine weitere Chance einräumen und hoffe, dass weitere Bände ebenfalls ins Deutsche übersetzt werden.

Kurz gefasst: Die Hobbydetektivin, der Polizist und das liebe Vieh- kurzweiliger, amüsanter Landhauskrimi. Very British!


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