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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2023

Von einer komplizierten, schwierigen Beziehung und einer Freundschaft im Wandel - leichte Romanze mit schweren Momenten

Happy Place
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„Sie lächelt. So als wäre alles, das sie beim Zurückschauen sieht, das Glück, das sie an jenem Tag mit ihren Eltern hier erlebt hat, nicht länger der Schmerz, dessen, was danach kam.
Denn selbst, wenn ...

„Sie lächelt. So als wäre alles, das sie beim Zurückschauen sieht, das Glück, das sie an jenem Tag mit ihren Eltern hier erlebt hat, nicht länger der Schmerz, dessen, was danach kam.
Denn selbst, wenn etwas Schönes zerbricht, behält seine Entstehung immer noch seine Bedeutung.“

Dass Harriet und Wyn, die immer schon das perfekte Traumpaar waren, nicht mehr zusammen sind, haben sie noch niemandem erzählt. Sie finden sich daher mit ihren Freunden in einem Pärchenurlaub in der Hütte in Maine wieder, in der sie schon seit Jahren ihre Urlaube gemeinsam verbringen. Die Hütte soll verkauft werden, eine Hochzeit steht an, in dieser Konstellation werden die Freunde so nicht mehr zusammentreffen. Deshalb beschließen Harriet und Wyn ihr Geheimnis noch etwas länger zu bewahren und so zu tun, als seien sie noch ein Paar. Gar nicht so einfach, wenn man sich auch noch ein Zimmer teilen muss. Ob das gutgehen kann?

Emily Henry erzählt flüssig und leicht vom Urlaub der Freunde aus Harriets Perspektive in der ersten Person Präsens. Zwischendurch schildert sie zudem in Rückblenden, wie sich Wyn und Harriet fanden und wieder verloren. Erst zum Schluss werden sämtliche Zusammenhänge und Aspekte der Beziehung offengelegt.

Dass Harriet nicht die ist, die sie zu sein vorgibt, zeigt sich schnell. Sie verschweigt ihren Freunden die Trennung von Wyn. Auch sonst hat sie Geheimnisse, die nur sie kennt. Nach außen wirkt sie sehr ehrgeizig, beherrscht, zielstrebig und aufgeräumt. In ihr drinnen sieht es allerdings ganz anders aus.
Auch Wyn ist nicht ganz ehrlich. Er hält sich für durchschnittlich, wäre aber gerne etwas Besonders. Durch die Beziehung mit Harriet fühlt er sich zunächst wirklich besonders, doch dann ereilt ihn ein Schicksalsschlag, der alles ins Wanken bringt.
Sabrina, die die Reise organisiert hat, macht insgesamt einen recht oberflächlichen und ziemlich überdrehten Eindruck. Ihr Partner Parth, der wie sie selbst als Anwalt arbeitet, wirkt dagegen recht farblos. Dann gibt es noch Cleo und ihre Freundin Kimmy. Die Freundschaft der sechs scheint etwas ganz Außergewöhnliches zu sein, doch empfand ich persönlich die Insider, das Verbindende des Freundeskreises etwas zu penetrant und zu plump dargestellt. Ob der Schein da nicht trügt?

Die anfangs leichte Komödie bekommt im Verlauf etwas Schweres, Melodramatisches, entwickelt sich viel tiefgründiger als erwartet. Da mag das rosarote Cover nicht so recht passen.
Es geht nicht mehr nur um Sonnenschein, Spaß, Freundschaft, Urlaub und „Happy Places“, sondern auch um Beziehungsprobleme, Lebenslügen, Schicksalsschläge, Erwartungshaltungen, Pflichten, Trauer, dysfunktionale Familien und Depressionen.
Gerade die Beziehung zwischen Wyn und Harriet gestaltet sich kompliziert. Das Ex-Paar hat gravierende Probleme, die durchaus nachvollziehbar und realistisch sind. Trotzdem wurde mir vieles zu zerredet. Zwischen den beiden Protagonisten gab es für meinen Geschmack zuviel Hin und Her, zu viele Beteuerungen, zu viele aufgeblasene, bedeutungsschwere Grey‘s Anatomy-artige Dialoge, die dann im nächsten Moment schon nicht mehr aktuell sind. Den beiden hätte Aufrichtigkeit von Anfang gut getan, natürlich hätte sich dann die Handlung um einiges eintöniger entwickelt.
Insgesamt habe ich das Buch vor allem gegen Ende, wenn die überdrehten, lauten, nervigen Szenen leiseren, ehrlichen Momenten weichen, gerne gelesen. Dennoch hat mich der Roman nicht vollends überzeugt, vielleicht auch weil ich die Figuren und vor allem die Gemeinschaft nicht richtig sympathisch fand.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Mutterliebe und Mord? Vorhersehbarer, durchschnittlicher Krimi

Mutterliebe
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„Die Welt schrumpfte auf einen winzigen Raum zusammen. Alles um sie herum verschwand in einem weißen bedeutungslosen Nichts. Sie hörte nichts anderes und sah nichts anderes. Emotionen gab es keine mehr. ...

„Die Welt schrumpfte auf einen winzigen Raum zusammen. Alles um sie herum verschwand in einem weißen bedeutungslosen Nichts. Sie hörte nichts anderes und sah nichts anderes. Emotionen gab es keine mehr. Alles, was zählte, war die Tat. Es musste so enden. Es musste …“

Gerichtsreporterin Kikki Holland soll über einen besonderen Fall berichten: Sylvia Benz ist angeklagt, ihren dreijährigen Sohn Linus erstickt zu haben. Auch den Tod ihrer Tochter Larissa soll sie kaltblütig geplant haben, doch diese überlebte den Mordversuch. Kikki kommt die ganze Sache merkwürdig vor. Sie möchte unbedingt herausfinden, was wirklich geschah und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Silke Porath und Sören Prescher bilden gemeinsam das Pseudonym Kim Selvig. Die Geschichte ist klar und leicht verständlich in der dritten Person Vergangenheit geschrieben, es geht meist um Kikis Sichtweise, ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Fall. Überwiegend wird chronologisch erzählt. Teilweise werden aber auch Rückblenden eingefügt, die Momente aus Sylvia Benz Leben schildern, die wichtig für die Entwicklungen sind. Diese Passagen enthüllen nach und nach Sylvias Beweggründe. Durch die Erzählweise, die Perspektivwechsel, wird Spannung aufgebaut.

Während die Angeklagte Sylvie Benz als gebrochene, „graue“ Frau dargestellt wird, hat Gerichtsreporterin Kikki besonderen Tatendrang. Sie begibt sich immer wieder leichtsinnig in Gefahr, um die Hintergründe zu erfahren. Auf ihren besten Freund Torte kann sie sich dabei immer verlassen, doch mitunter schlägt sie dessen vernünftige Ratschläge in den Wind, weil ihre eigene Neugier siegt. Insgesamt wurden mir die Figuren zu oberflächlich dargestellt, etwas mehr Tiefgang hätte allen Charakteren sicher nicht geschadet.

Ob Kikki Holland herausfindet, was wirklich hinter dem Kindsmord steckt? Die Geschichte beginnt stark. Gerade die Rückblenden machen zu Anfang sehr neugierig. Aber leider halten sie dann nicht, was sie versprechen. So flacht die Spannung rasch ab und die Geschichte fesselte mich im Verlauf nicht mehr. Schon recht bald wird klar, was wirklich hinter dem Mord steckt. Die Handlung entwickelt sich erwartungsgemäß, ohne große Überraschungen und Wendungen. Auch das recht actionreiche Finale konnte für mich diese Vorhersehbarkeit nicht ausgleichen. Daher meiner Meinung nach nur ein durchschnittlich unterhaltsamer, nicht ganz ausgereifter Gerichtskrimi mit Potential, aber Schwächen vor allem im Mittelteil.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Langsam erzählte Geschichte eines Verschwindens

Melody
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„Es geht ja letztendlich immer um die Frage: Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten, wie man lebt?“

Jurist Tom Elmer braucht ...

„Es geht ja letztendlich immer um die Frage: Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten, wie man lebt?“

Jurist Tom Elmer braucht dringend Geld und eine Arbeit. Der reiche Nationalrat Dr. Peter Stotz hat nicht mehr lange zu leben und ist auf der Suche nach einem Nachlassverwalter. Er bietet Tom die Stelle an, eine Wohnung in Stotz Villa und Verpflegung sind dabei inbegriffen. Tom sagt zu. In Stotzs Haus stößt Tom auf das Porträt einer Frau. Es zeigt Melody, die große Liebe seines Arbeitgebers. Die beiden waren in den Achtzigerjahren verlobt, wollten heiraten bis Melody spurlos verschwand. Tom wird neugierig und forscht nach. Was ist mit Melody geschehen?

Martin Suter schreibt gewohnt eingängig, angenehm klar und gut verständlich in der dritten Person Vergangenheit. Hauptsächlich nimmt er dabei Toms Perspektive ein.

Während Tom, der behütet bei wohlhabenden Eltern aufwuchs, wenig Ehrgeiz an den Tag legt, was seine berufliche Karriere betrifft, hat sein neuer Arbeitgeber Dr. Stotz viel erreicht: „Er war einst eine wichtige Persönlichkeit gewesen. Nationalrat. Mitglied der liberalen Wirtschaftspartei, Königsmacher und Geldgeber. In der Wirtschaft spielte er eine große Rolle als Banken-, Versicherungen- und Maschinenindustrie-Verwaltungsrat.“
Dr. Stotz gibt sich sehr großzügig, schätzt Gesellschaft und hört sich gerne reden. Doch gibt er wirklich alles von sich preis?

Nach und nach wird aufgedeckt, was mit Stotzs Verlobter Melody wirklich passierte. Martin Suter setzt dabei ein sehr gemächliches Erzähltempo an. Nebenher wird ausgiebig gegessen und getrunken. Das Ende offenbart eine wirkliche Überraschung. Martin Suter erzählt von Wahrheit, die manchmal doch recht individuell sein kann und sich verändern kann, wenn man nur fest daran glaubt. „Sind Geschichten nicht immer erfunden? Spielt es eine Rolle, ob sie Wahrheit oder Fiktion sind?“. Unterm Strich ist „Melody“ für mich nicht der stärkste Roman des Autors, dafür zieht sich die Handlung doch über weiter Strecken zu zäh hin, die Atmosphäre scheint etwas angestaubt, ja fast aus der Zeit gefallen und die große Liebe, die Suter darzustellen versucht, wird für mich nicht wirklich mit echten Emotionen gefüllt und bleibt etwas blass. Dennoch habe ich die Geschichte insgesamt recht gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Magie, Paris, erste, süße Liebe und eine stellenweise recht plumpe Handlung

Das Geheimnis der Schokomagie (Schokomagie 1)
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Dass die vierzehnjährige Mia wie ihre verstorbene Großmutter eine Duftseherin ist, kommt für sie ziemlich plötzlich, als sie eines Tages beim Duft von Schokolade eine Zukunftsvision hat. Doch es bleibt ...

Dass die vierzehnjährige Mia wie ihre verstorbene Großmutter eine Duftseherin ist, kommt für sie ziemlich plötzlich, als sie eines Tages beim Duft von Schokolade eine Zukunftsvision hat. Doch es bleibt Mia wenig Zeit, sich an ihre Gabe zu gewöhnen, denn für sie und ihre beste Freundin Liz steht ein Schüleraustausch in Paris an. Dort wartet eine weitere Überraschung auf Mia. Ihr Austausschüler entpuppt sich als Louis, der Sohn des französischen Präsidenten. Louis sorgt bei Mia für Schmetterlinge im Bauch. Zudem duftet es in Paris überall nach Schokolade und es ist für Mia eine große Herausforderung, da einen klaren Kopf zu bewahren. Als der französische Präsident in Gefahr gerät, möchte Mia unbedingt eingreifen, doch die fiesen Widersacher sind mit allen Wassern gewaschen….

Mareike Allnoch schreibt in der ersten Person aus Mias Sicht. Die Geschichte liest sich leicht, flüssig und gut verständlich. Teilweise sind französische Sätze in den Text eingeflochten, die sich aber aus dem Zusammenhang ergeben. Authentisch wirkt die Sprache auf mich allerdings nicht, kommt es mir doch eher so vor, als erzähle eine ältere Frau als ein junges Mädchen. Die Kapitel haben individuelle, witzige Überschriften, die die Handlung knapp zusammenfassen wie „Einmal Fettnäpfchen zum Mitnehmen bitte!“. Am Ende des Buchs finden sich noch als süße Dreingabe Schokoladenrezepte zum Nachmachen, die im Buch eine Rolle spielen.
Das Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

Mia muss mit ihrem neuentdeckten Talent erst noch klarkommen. Sie wird nett und sympathisch, doch ein wenig zu glatt und unkompliziert dargestellt, immerhin befindet sie sich ja mitten in der Pubertät. Auch ihre beste Freundin Liz wirkt mir ein bisschen zu selbstbewusst. Beide Figuren ruhen zu sehr in sich, was bei Mädchen dieses Alters doch eher ungewöhnlich ist. Überhaupt ist die Figurenkonstellation recht schwarz-weiß. In Paris werden sie mit bösen und teils zickigen Gegnern konfrontiert, die sehr überzogen und undifferenziert dargestellt werden.

Ob Mia den Präsidenten mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeit beschützen kann? Und wie entwickelt sich das Verhältnis zu Austauschschüler Louis, den Mia so süß findet?
Stellenweise habe ich das Buch durchaus gerne gelesen, mochte die Grundidee, aber gerade das Ende empfand ich doch als sehr übertrieben und klischeehaft. Freilich darf es in einem Kinderbuch märchenhaft, phantastisch und unrealistisch zugehen. Die Handlung war mir persönlich allerdings zu sehr an den Haaren herbeigezogen und zu einfach gestrickt. Ich bin sicher, dass jüngere Mädchen nicht so kritisch sind und die zauberhafte Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und erste Liebe mehr schätzen, für mich wurde das Potential der durchaus soliden Grundidee allerdings nicht ausgeschöpft.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Naturwunder in hübsch bebilderte Geschichten verpackt - gute Grundidee, nicht ganz ansprechende Umsetzung

Kleine und große Wunder der Natur
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Die Natur ist voller Wunder. „Kleine und große Wunder der Natur“ stellt einige davon in Vorlesegeschichten vor: „Das Geheimnis der Pilze“, „Das Internet des Waldes“, „Das Lied der Hirsche“, „Der Flug der ...

Die Natur ist voller Wunder. „Kleine und große Wunder der Natur“ stellt einige davon in Vorlesegeschichten vor: „Das Geheimnis der Pilze“, „Das Internet des Waldes“, „Das Lied der Hirsche“, „Der Flug der Stare“, „Die magische Verwandlung der Frösche“, „Das 7-Jahres-Festmahl des Hirschkäfers“, „Der Tanz der Honigbiene“, „Das kleine graue Kaninchen und die grüne Maschine“, „Die Motte und der Mond“. Am Ende jeder Geschichte finden sich Seiten, die das Sachwissen zum Thema noch einmal näher und zusammenfassend erläutern.

Die Vorlesegeschichten sind in „schöner“, sanfter Sprache verfasst, mit wohlklingenden Worten, teils sind die Sätze fast poetisch formuliert. Auf die die eigentliche Zielgruppe mag das allerdings manchmal etwas zu abgehoben und künstlich wirken. Die Texte der Seiten zum Sachwissen präsentieren sich da wesentlich anschaulicher, direkter und klarer verständlich.
Die tollen Illustrationen sprechen Kinder sicher mehr an als die Texte. Sie sind harmonisch, farbenfroh und mit Liebe zum Detail gestaltet. Die Tiere haben niedliche Gesichter, diese Bilder schaut man einfach gerne an, auch wenn sie doch sehr viele Elemente enthalten und nicht immer hundertprozentig übersichtlich sind. Überhaupt besticht das Buch durch eine hochwertige, schöne Aufmachung. Die goldig-schimmernden Elemente auf dem Cover fallen sofort ins Auge. Der Einband wirkt recht robust.
Das Vorlesebuch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Die Natur ist einfach zauberhaft, bietet so viel zu sehen, zu entdecken und zu erfahren. Vor allem die Sachbuchseiten des Buchs sind äußerst interessant und informativ.
Mit den Vorlesegeschichten konnten meine Kinder allerdings wenig anfangen, sie fanden sie leider wenig greifbar und stellenweise etwas langweilig. Auch wenn sich die Geschichten ohne Zweifel schön vorlesen lassen, haben sie meine kleinen persönlichen Zuhörer einfach nicht angesprochen. Grundsätzlich eine prima Idee, Wissen über die Natur in Geschichten zu vermitteln. Für diesen Zweck sollten die Texte aber dann etwas konkreter und motivierender sein. Bestimmt gibt es allerdings Kinder, die einen Sinn für solche Art von Geschichten haben und sich von diesem Buch zu einem Waldspaziergang mit offenen Augen inspirieren lassen. Ich kann für die durchaus gute Grundidee und die hübsche Gestaltung leider nur drei von fünf Sternen vergeben.

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