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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2024

Verliebt in Michigan

Funny Story
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Daphne, die in der Heimatstadt ihres Ex-Verlobten gestrandet ist und die dort eigentlich nichts mehr hält, zieht nach der Trennung bei Miles ein. Miles ist nicht nur ihr neuer Mitbewohner, sondern auch ...

Daphne, die in der Heimatstadt ihres Ex-Verlobten gestrandet ist und die dort eigentlich nichts mehr hält, zieht nach der Trennung bei Miles ein. Miles ist nicht nur ihr neuer Mitbewohner, sondern auch der Ex der neuen Verlobten von Daphnes Ex - und bald auch noch Daphnes Fake Boyfriend! Oder doch nicht? Klingt verwirrend, unterhält aber genau deshalb sehr gut!

Die beiden Protagonist:innen könnten kaum unterschiedlicher sein: Daphne, die pragmatische Bibliothekarin, und Miles, der chaotische Musikliebhaber. Ihre gegensätzlichen Persönlichkeiten sorgen für zahlreiche amüsante Situationen und lassen die Leser mitfiebern, wie sich ihre Beziehung im Laufe der Geschichte entwickelt. Besonders die Darstellung der Fake-Boyfriend-Geschichte ist überraschend spannend und unterhaltsam. Die Autorin schafft es, die Dynamik zwischen Daphne und Miles glaubwürdig darzustellen, sodass man als Leser:in richtig mitfiebert.

Neben den beiden Hauptcharakteren überzeugen auch die Nebencharaktere, wie Daphnes Kollegin Ashleigh oder Miles' Schwester Julia. Sie verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe und tragen dazu bei, dass die kleine Stadt in Michigan, in der die Handlung spielt, lebendig wirkt und liebevoll dargestellt wird. Die eingeschworene Gemeinschaft und die überschaubaren Läden der Stadt haben mich ein bisschen an Stars Hollow aus der Serie "Gilmore Girls" erinnert. Und auch Daphne beginnt im Laufe der Zeit zu zweifeln, ob sie nicht doch in der Stadt ihres Ex-Verlobten bleiben sollte, je mehr sie von ihr kennenlernt.

Insgesamt ist "Funny Story" ein locker-leichter Roman, der durch seine humorvollen, romantischen und herzerwärmenden Passagen besticht. Die abwechslungsreiche Handlung und die liebenswerten Charaktere machen das Buch zu einem echten Stimmungsaufheller, den man nur ungern aus der Hand legt.

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Sympathische Heldin

The Happiness Blueprint
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In "The Happiness Blueprint" kehrt Klara widerwillig nach Schweden zurück, um ihrem krebskranken Vater und der Familienfirma beizustehen. Klara ist eine sympathische Protagonistin, die sich selbstlos für ...

In "The Happiness Blueprint" kehrt Klara widerwillig nach Schweden zurück, um ihrem krebskranken Vater und der Familienfirma beizustehen. Klara ist eine sympathische Protagonistin, die sich selbstlos für ihre Familie einsetzt, trotz der Herausforderungen, vor denen sie steht. Die Autorin beleuchtet dabei einfühlsam Klaras Herausforderungen, von ihrem mangelnden Organisationstalent bis hin zu ihrer neurodivergenten Identität. Besonders berührend ist die Unterstützung ihres Vaters und die Art und Weise, wie sie sich gegen die negativen Einflüsse in der Firma behauptet. Zu Schwester und Mutter hat sie ein eher schwieriges Verhältnis.

Und dann ist da noch Handwerker Alex, der nach dem Unfalltod seines Bruders in einer Depression versinkt und aus dessen Sicht ein Teil des Romans erzählt wird. Die Darstellung von Alex' Depressionen ist sensibel, obwohl sie manchmal eine melancholische Stimmung erzeugen. Insgesamt sind die ersten Kapitel daher relativ düster. Die Dynamik zwischen Klara und Alex bringt schließlich eine erfrischende Leichtigkeit in die Geschichte, wodurch sich ihre Kapitel aufhellen und fröhlicher werden.

In der vom Cover her unbeschwert anmutenden Romcom steckt also einiges drin: Leben mit Neurodivergenz, Krankheit, Tod, Depression, schwierige Familienbeziehungen, Sexismus, Identität. Das macht die Lektüre nicht zu so leichter Kost, wie man vielleicht erst erwartet hat. Dennoch wird man durch zahlreiche Wendungen und Missverständnisse bis zum Ende gut unterhalten, was nicht zuletzt an der sympathischen Heldin liegt, deren Kapitel glücklicherweise in diesem Roman überwiegen.

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Veröffentlicht am 23.04.2024

Archaische Inselwelt

Die Tage des Wals
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"Die Tage des Wals" ist für mich ein überraschend sprachmächtiges Debüt, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Der Schreibstil ist einerseits klar und nüchtern, gleichzeitig aber auch poetisch und ...

"Die Tage des Wals" ist für mich ein überraschend sprachmächtiges Debüt, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Der Schreibstil ist einerseits klar und nüchtern, gleichzeitig aber auch poetisch und bildhaft, was insbesondere die Atmosphäre auf der Insel, der Heimat der Protagonistin Manod, genau beschreibt. Besonders gefallen haben mir die Beschreibungen der Landschaft, die sowohl zart und verwunschen als auch kalt und unerbittlich wirkt. Diese Dualität spiegelt sich auch im Leben der Protagonistin Manod wider, die zwischen Alltagsroutine und Melancholie gefangen ist.

Die kurzen Kapitel, die sich zwischen Handlung und Beschreibungen des Insellebens abwechseln, tragen zum Sog der Geschichte bei. Manod sucht nach einer Möglichkeit, als Frau Ende der 1930er Jahre selbstbestimmt zu leben. Ihre Suche nach Freiheit und Identität wird dabei einersei von ihrer Familie beeinflusst, um die sie sich nach dem Tod der Mutter kümmert, andererseits von den mysteriösen Engländern Joan und Edward, die für ethnologische Forschungen auf die Insel kommen und eine komplexe Dynamik schaffen. Und dann ist da noch der Wal, der angespült wird, die Bewohner:innen der Insel aus ihrer Routine reißt und große Veränderungen ankündigt.

Obwohl der Roman viele Leerstellen enthält, fügen sich diese organisch in die rätselhafte Atmosphäre der Geschichte und lassen Raum für Interpretationen. Insgesamt ist "Die Tage des Wals" ein Roman mit einer fesselnden Sprache und rätselhafter Tiefe. Es ist eine Entdeckung, die mich nachdenklich und begeistert zurücklässt, und ich freue mich auf weitere Werke der Autorin.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Wenn Frauen streiken würden

Und alle so still
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Was wäre, wenn sich alle Frauen* solidarisieren und einheitliche Ziele verfolgen würden? Sicher ist das unrealistisch, aber es ist ein spannendes Gedankenexperiment!" Und alle so still" ist ein fesselnder ...

Was wäre, wenn sich alle Frauen* solidarisieren und einheitliche Ziele verfolgen würden? Sicher ist das unrealistisch, aber es ist ein spannendes Gedankenexperiment!" Und alle so still" ist ein fesselnder Roman, der von diesem bemerkenswerten Ereignis ausgeht: Frauen liegen auf der Straße und verweigern Care-Arbeit, um gegen die Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft zu protestieren. Die Wege der Protagonist:innen Elin, Nuri und Ruth überschneiden sich an diesem besonderen Tag im Juni, und durch ihre unterschiedlichen Perspektiven erfahren wir mehr über die Auswirkungen dieses Protests. Dabei spitzt der Roman die Konflikte zwischen Männern und Frauen stark zu, um auf die gesellschaftlichen Probleme aufmerksam zu machen.

Der Roman bringt die Themen der Ausbeutung von Frauen, prekären Arbeitsverhältnissen und sozialen Ungerechtigkeiten eindringlich, teils derb, teils poetisch zur Sprache. Besonders einfallsreich sind die Zwischeneinschübe aus der Perspektive von Gegenständen wie einer Pistole oder einer Gebärmutter, die eine einzigartige Sichtweise auf die Ereignisse bieten.

Insgesamt ist "Und alle so still" ein äußerst aktuelles Werk, das wichtige gesellschaftliche Probleme anspricht und den Leser zum Nachdenken anregt. Auch wenn mich die anfänglich derbe Sprache zunächst abschreckte, konnten mich die Tiefe und Relevanz der Geschichte letztendlich überzeugen. Dies war mein erster Fallwickl-Roman, aber sicher nicht mein letzter!

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Großartige Romanheldin

Popcorn süß-salzig
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Lena Hachs Jugendroman "Popcorn süß-salzig" bietet eine mitreißende und unterhaltsame Handlung, die mir von Anfang bis Ende gefallen hat. Die Protagonistin Ruby ist nicht nur sympathisch, sondern auch ...

Lena Hachs Jugendroman "Popcorn süß-salzig" bietet eine mitreißende und unterhaltsame Handlung, die mir von Anfang bis Ende gefallen hat. Die Protagonistin Ruby ist nicht nur sympathisch, sondern auch eigensinnig, was sie zu einer Figur macht, mit der sich sicher viele junge (und ältere) Leserinnen und Leser identifizieren können. Besonders gelungen ist die Grundidee des Romans, die mit typischen Tropes aus dem New Adult-Genre spielt und dem romantischen Genre eine erfrischende Wendung verleiht. Ruby kennt zwar die ganzen Tropes, aber im real life hilft ihr das trotzdem nicht, sich entscheiden zu können, was sie eigentlich will: Deutsch oder Englisch? Süßes oder salziges Popcorn? Und soll sie Phils fake Freundin werden oder nicht?

Ein Aspekt, der besonders positiv hervorsticht, ist die Aufklärung und Sensibilität, die die Jugendlichen im Buch zeigen. Insbesondere Rubys offene Haltung, z.B. in Bezug auf Identität, Geschlechterstereotype oder Sex und Selbstbefriedigung, kann für Jugendliche sicherlich ein inspirierendes Vorbild sein. Auch wenn einige Charaktere vielleicht auch klischeehaft wirken mögen, spiegeln sie dennoch authentische Situationen aus dem Schulalltag von Jugendlichen wider, was dem Buch Authentizität und durch die leicht überzeichneten Charaktere auch Witz verleiht. Allerdings spielt sich die Handlung hauptsächlich im gymnasialen Umfeld ab, was eine gewisse Einseitigkeit mit sich bringt. Dennoch gelingt es Lena Hach, eine sehr sympathische Clique zu präsentieren, deren Entwicklung und Dynamik sie den Leserinnen und Lesern mit jedem Kapitel näher bringt.

Lena Hach beweist insgesamt also ihr Talent als Autorin für jugendliche Zielgruppen und schafft es, mit "Popcorn süß-salzig" eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur unterhält, sondern auch für Gesprächsstoff sorgt.

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