Profilbild von Lilli33

Lilli33

Lesejury Star
offline

Lilli33 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lilli33 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lauer Abklatsch der Vorgängerromane

Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
0

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: carl’s books (7. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570585627
Originaltitel: Mördar-Anders och hans vänner (samt en och annan ovän)
Preis: 19,99 €
auch als ...

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: carl’s books (7. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570585627
Originaltitel: Mördar-Anders och hans vänner (samt en och annan ovän)
Preis: 19,99 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Lauer Abklatsch der Vorgängerromane

Inhalt:
Johan Andersson hat in seinem Leben mehr Zeit im Gefängnis verbracht als in Freiheit. Er wird von allen nur Mörder-Anders genannt, denn es ist ihm auch schon mal der ein oder andere Mord „passiert“. Nun wurde er mal wieder entlassen und ist fest entschlossen, nicht mehr ins Gefängnis zurück zu gehen. Ob da die Gründung einer „Körperverletzungsagentur“ der richtige Weg ist? Auf jeden Fall wittern der Auftragsschläger Mörder-Anders und seine neuen „Manager“, der Hotel-Rezeptionist Per Persson und die unehrenhaft entlassene Pfarrerin Johanna Kjellander das große Geld. Doch bald haben sie die gesamte Stockholmer Unterwelt an den Fersen …

Meine Meinung:
Der Erzählstil ist genau so, wie man es von Jonas Jonasson gewohnt ist, und hat mir auch hier wieder gut gefallen. Der Roman ist locker zu lesen, ohne großen sprachlichen Anspruch. Dadurch, dass die Protagonisten aber selten beim Namen genannt, sondern als „der Rezeptionist“ oder „die Pfarrerin“ betitelt werden, entsteht automatisch eine Distanz zu ihnen. Das fand ich ein wenig schade, konnte ich mich so doch nur schlecht mit ihnen identifizieren.

Wer gerne skurrile Geschichten mit außergewöhnlichen Protagonisten liest, bei denen man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen darf, ist hier richtig, vor allem, wenn er keinen Wert auf sympathische Protagonisten legt. Denn besonders sympathisch wirken die drei Hauptfiguren in diesem Roman nicht. Jeder ist zunächst nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Besonders helle wirkt auch keiner von den dreien, und die Naivität war mir dann doch zu extrem. Vor allem fehlt ihnen der Charme, den der Hundertjährige oder Nombeko in den beiden Vorgängerromanen versprühen.

Auch ist die Handlung weit weniger originell als in „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ und „Die Analphabetin, die rechnen konnte“. Streckenweise empfand ich sie als ziemlich langweilig und belanglos. Besonders witzig fand ich sie auch nicht – ich konnte zwei oder drei Mal kurz grinsen, das war’s. Vielleicht hat Jonasson dieses Mal einfach nicht meinen Humor getroffen und andere Leser amüsieren sich trotzdem köstlich. Ein Blick in die Leseprobe kann hier bei der Entscheidung helfen.

★★★☆☆

Ich danke dem Verlag Carl’s Books ganz herzlich für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein warmherziges Buch über düstere Themen

Mein Herz und andere schwarze Löcher
0

Gebundene Ausgabe: 379 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737351416
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: My Heart and other Black ...

Gebundene Ausgabe: 379 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737351416
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: My Heart and other Black Holes

Ein warmherziges Buch über düstere Themen

Inhalt:
Die 16-jährige Aysel ist depressiv. Sie kommt nicht mit ihrer Vergangenheit klar und sieht für sich keine Zukunft mehr. Selbstmord scheint der einzige Ausweg. Auf einer Internet-Platform lernt sie den ein Jahr älteren Roman kennen. Er fühlt eine schwere Schuld auf sich lasten. Auch sein Ziel ist sein Tod. Während die beiden ihren gemeinsamen Selbstmord planen, kommen sie sich immer näher und verlieben sich, und schließlich erkennt Aysel, dass nicht alles düster ist, dass es Hoffnung gibt.

Meine Meinung:
Mir hat das farbenfrohe Cover auf Anhieb gut gefallen. Die Farbtupfer im Kontrast mit dem Titel (schwarze Löcher) haben mich auf das Buch neugierig gemacht. Nach dem Lesen finde ich es wirklich zum Inhalt passend, das Bunte verkörpert die schönen Seiten des Lebens und die Hoffnung.

Jasmine Warga hat mit „Mein Herz und andere schwarze Löcher“ ein wundervolles Debüt vorgelegt. Werden Themen wie Depression und Selbstmord in der Öffentlichkeit normalerweise tabuisiert, gelingt dieser jungen Autorin der Spagat zwischen sachlichen Hintergrundinformationen und warmherziger Liebesgeschichte nahezu perfekt.

Der Schreibstil ist der jugendlichen Zielgruppe entsprechend locker und leicht zu lesen. Erwachsenen mag die Geschichte zu oberflächlich erscheinen, aber ich denke, für die empfohlene Zielgruppe der Jugendlichen ab ca. 14 Jahren ist sie genau richtig, um an das Thema heranzuführen und ein wenig zu sensibilisieren.

Mir fiel es leicht, mich in die Ich-Erzählerin Aysel hineinzuversetzen, deren Herz ein schwarzes Loch ist, wie eine Qualle, die alles Schöne und Bunte verschlingt. Aysel, die alles Gute von sich weist, die nicht erkennt, dass sie nicht allein dasteht, sondern dass ihre Familie für sie dasein will. Doch diese Erkenntnis lässt ihre Depression einfach nicht zu.

Auch Roman konnte ich wirklich gut verstehen. Beide Protagonisten sind detailliert dargestellt. Es dauert ein wenig, bis sie Gefühle füreinander entwickeln. Aber dann schien es mir so, als ob genau diese beiden sich treffen mussten, um noch eine Chance zu bekommen. Die Frage ist nur, ob sie sie ergreifen werden. Denn so eine Depression kann hartnäckig sein, die düsteren Gedanken nehmen sogar die Freude an der Liebe.

Ob die beiden es schaffen, müsst ihr selbst lesen. Es lohnt sich!

Fazit:
Ein warmherziger Roman über Depressionen, Suizid, Familie und die Liebe. Berührend, traurig, hoffnungsvoll.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mühsam zu lesen

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen
0

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: cbj (27. April 2015)
ISBN-13: 978-3570159989
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
Originaltitel: The Truth Commission

Mühsam zu lesen

Inhalt:
Normandy, ...

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: cbj (27. April 2015)
ISBN-13: 978-3570159989
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
Originaltitel: The Truth Commission

Mühsam zu lesen

Inhalt:
Normandy, Dawn und Neil sind Freunde in der 11. Klasse an einer Kunstschule in Kanada. Eines Tages kommen sie auf die Idee, eine Wahrheitskommission zu gründen. Sie wollen anderen Menschen unbequeme persönliche Fragen stellen, auf deren Antworten alle gespannt sind.

Meine Meinung:
Ein Buch über die Wahrheit erschien mir sehr lesenswert, weshalb ich dieses Buch zur Hand nahm. Doch schon nach wenigen Seiten war ich nur noch genervt. Die Geschichte ist in Form eines Essays verfasst, den die sechzehnjährige Normandy als Schulprojekt schreibt. Entsprechend unausgegoren ist der Schreibstil und die Strukturierung des Ganzen. Besser gesagt, nicht ganz entsprechend, sondern sogar noch schlimmer. Normandy schreibt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, zuweilen sprudelt das Erzählte unreflektiert aus ihr heraus, sie verfällt ins Schwafeln. Für ein Schulprojekt haben sich meine Kinder in diesem Alter mehr Mühe geben.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Essay mit Fußnoten versetzt ist, die zum Teil länger als der Haupttext auf einer Seite sind, und den Lesefluss fürchterlich hemmen. Dabei sind sie zum größten Teil überflüssig. Nur kann man das eben vorher nicht wissen, sonst könnte man sie einfach überspringen. Zum Glück werden die Fußnoten später weniger, das erste Viertel des Buches ist am meisten betroffen.

Der Inhalt des Essays entspricht auch überhaupt nicht dem, was man in einem Schulprojekt schreiben würde. Viel zu intim sind die Gedanken, als dass man sie vor einem Lehrer ausbreiten würde, zum Beispiel, wer in wen verliebt ist und wer Sex mit wem hat.

Man hätte aus diesem Thema „Wahrheit“ so viel machen können, doch hier bleibt es relativ oberflächlich. Teilweise wirkt das Aussprechen der Wahrheit befreiend, teilweise hat es aber auch negative Konsequenzen. Normandy muss vor allem erkennen, dass sie sich auch innerhalb der eigenen Familie der Wahrheit stellen muss, was ernste Konsequenzen hat.

Der Mittelteil des Buches war einigermaßen gut lesbar, der Schluss hat mich dann allerdings wieder enttäuscht. Zwar wartet Susan Juby hier noch mit einer Überraschung auf, nachdem der Rest des Buches relativ vorhersehbar war, doch war der Ausklang für mich ziemlich unbefriedigend.

Die vom Verlag angegebene Altersempfehlung ab 12 Jahren kann ich nicht unterstützen. Ich würde es eher für mindestens 14-Jährige empfehlen, da es teilweise doch etwas verstörend wirkt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenig Seite – viel Inhalt*

Weißer Zug nach Süden
0

Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Piper (16. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492056106

Wenig Seiten – viel Inhalt

Inhalt:
Die junge Deutsch-Italienerin Chiara hat Hals über Kopf ihre ...

Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Piper (16. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492056106

Wenig Seiten – viel Inhalt

Inhalt:
Die junge Deutsch-Italienerin Chiara hat Hals über Kopf ihre Familie in Castelnuovo verlassen und ist bei ihrer Freundin Leonie in Deutschland untergekommen. Leonie wiederum zieht es nach New York. So kommt es, dass Chiara in Leonies Haus lebt und deren Putzjobs übernimmt, ein Stück weit in deren Leben schlüpft. Sie entwickelt ihre eigenen Routinen, die ihr Sicherheit geben. Durch die Wohnungen, die sie putzt, lernt sie deren Bewohner kennen, auch wenn sie ihnen persönlich nie begegnet. Dabei haben es ihr besonders Herr Vorden und seine schöne Wohnung angetan. Ganz langsam entwickelt sich eine subtile Kommunikation zwischen den beiden. Hier ein Zettel, da eine Tafel Schokolade, schließlich Kurzgeschichten, in denen Chiara sich und ihr Leben wie auf magische Weise wiederfindet.

Meine Meinung:
Mit viel Empathie lässt Thommie Bayer den Leser an einer Episode in Chiaras Leben teilhaben. Auf wenigen Seiten zeichnet er ein dichtes Bild seiner Protagonistin, die ihren weiteren Lebensweg finden muss. Es sind die leisen Töne, die punktgenauen Beschreibungen, die mir an Bayers Schreibweise so gut gefallen. Jedes Wort ist sorgfältig ausgewählt und harmonisch mit den anderen kombiniert, hier ist nichts überflüssig. So gelingt es, auf wenigen Seiten so viel auszudrücken.

Möchte man anfangs unbedingt wissen, was in Chiaras Vergangenheit passiert ist, weshalb sie aus Italien geflüchtet ist, wird mit der Zeit diese faszinierende, kaum zu fassende Beziehung zu Vorden immer interessanter. Hier kann die Fantasie des Lesers auf Hochtouren arbeiten.

Mich hat das Buch von vorne bis hinten gefesselt, es hat mich auch zwischen zwei Leseabschnitten beschäftigt. Dabei war mir Chiara nicht einmal besonders sympathisch, einige ihrer Verhaltensweisen kann ich nicht gutheißen. Doch zu ihr passen sie, sie machen das Besondere dieser Figur aus.

Thommie Bayer hat mit diesem kleinen, aber feinen Buch wieder einmal gezeigt, was für ein großartiger Autor er ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie ein Puzzle mit 500 Teilen, von denen man 10 nicht mehr findet: am Ende ärgerlich

Schwindelfrei ist nur der Tod
0

Broschiert: 432 Seiten
Verlag: FISCHER Scherz; Auflage: 1 (27. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3651022355
Preis: 14,99 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Wie ein Puzzle mit 500 Teilen, ...

Broschiert: 432 Seiten
Verlag: FISCHER Scherz; Auflage: 1 (27. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3651022355
Preis: 14,99 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Wie ein Puzzle mit 500 Teilen, von denen man 10 nicht mehr findet: am Ende ärgerlich

Inhalt:
Ein Bankraub 1971 in München, ein Heißluftballon, der vom Himmel verschwindet, und ein Unbekannter, den Jennerwein heimlich immer wieder im Gefängnis besucht. Das sind die Zutaten des achten Alpenkrimis von Jörg Maurer.

Meine Meinung:
Wie von Jörg Maurer gewohnt, gibt es viele Handlungsstränge, die anfangs überhaupt nicht zusammenpassen wollen. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, denn das kenne ich ja schon von diesem Autor. Normalerweise schafft er es, die einzelnen Puzzleteile zusammenzuführen und zu einem einzigen Bild zusammenzusetzen. Dies ist bei „Schwindelfrei ist nur der Tod“ überhaupt nicht gelungen. Es gibt am Ende noch so viele angefangene Handlungsstränge, die einfach im Sand verlaufen bzw. nicht wieder aufgegriffen wurden. Da bleibt mir für einen Krimi dann doch zu viel der eigenen Fantasie überlassen. Im Nachhinein ergibt die Einführung von vielen Personen keinen Sinn bzw. nur den, Seiten zu füllen. Mit dem Fall haben sie aber nichts zu tun. Fast kann man den Eindruck bekommen, der Autor hat hier selbst den Überblick verloren. Darauf weist auch hin, dass im Personenverzeichnis aus zwei Personen eine gemacht wurde.

Auch der Spannungsbogen lässt zu wünschen übrig. Es gibt zwar einige spannende Szenen, doch dazwischen sackt die Spannung immer wieder ab oder verpufft.

Bis auf den Schluss und die Auflösung hat mir aber auch dieser 8. Band der Reihe recht gut gefallen. Maurers Humor finde ich einfach klasse. Vielleicht hat er dieses Mal in seinen Beschreibungen noch etwas mehr übertrieben als sonst, vielleicht sind die Nebencharaktere noch etwas skurriler, was den ein oder anderen Leser stören könnte – ich fand’s großartig. Vor allem, der Unbekannte aus dem Gefängnis hat mein Herz im Nu erobert, er ist quasi ein alternder Gentleman-Gangster, den man einfach mögen muss, obwohl er Jennerwein das Leben schwer macht.

Einige Szenen sind zwar nicht wirklich realistisch, doch ich denke, diesen Anspruch hat der Roman auch nicht, und Maurer-Leser wissen das. Sehr angenehm zu lesen war auch wieder Jörg Maurers persönlicher Schreibstil. Ich mag ihn einfach.

Dies ist der 8. Band um Kommissar Hubertus Jennerwein und seine Truppe in dem „Kurort mit dem Bindestrich“, der nie namentlich genannt wird. Sicherlich erleichtert es den Einstieg, wenn man die vorherigen Bände kennt, denn es treten immer wieder dieselben Personen auf. Bezüglich des Kriminalfalls muss man dagegen keine Vorkenntnisse haben. Er ist in diesem Band abgeschlossen, naja, so abgeschlossen, wie das bei einem offenen Ende eben geht.

Fazit:
Für Fans empfehlenswert. Neueinsteiger sollten vielleicht eher beim ersten Band beginnen, zumal dies nicht Maurers bestes Werk ist.

Die Reihe:
1. Föhnlage
2. Hochsaison
3. Niedertracht
4. Oberwasser
5. Unterholz
6. Felsenfest
7. Der Tod greift nicht daneben
8. Schwindelfrei ist nur der Tod

★★★☆☆

Herzlichen Dank an den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar, das ich in einer Leserunde auf LovelyBooks gelesen habe.