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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2021

Konnte mich nicht völlig überzeugen

Was damals geschah
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Inhalt: Kurz nach ihrem 25. Geburtstag erfährt die junge Libby durch einen Brief, dass sie ein Stadthaus im Ortsteil Chelsea geerbt hat. Sie wusste zwar, dass sie adoptiert wurde, doch nun erfährt sie ...

Inhalt: Kurz nach ihrem 25. Geburtstag erfährt die junge Libby durch einen Brief, dass sie ein Stadthaus im Ortsteil Chelsea geerbt hat. Sie wusste zwar, dass sie adoptiert wurde, doch nun erfährt sie vom tragischen Tod ihrer Eltern, deren Leichen vor fast 25 Jahren in diesem Haus gefunden wurden. Und dass Libby selbst - damals ein 10 Monate altes Baby - währenddessen zufrieden glucksend in ihrer Wiege lag. Von ihren Geschwistern fehlt bis heute jede Spur…

Meine Meinung: Lisa Jewell erzählt diese Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven. Zwei dieser Erzählstränge spielen in der Gegenwart, während der dritte Strang die Ereignisse Jahren 1988 - 1994 bis zu dem tragischen Ereignis beschreibt. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, doch die Handlung zieht sich in der ersten Hälfte des Buches ziemlich in die Länge und konnte mich leider nicht fesseln. Am besten gefiel mir noch Libbys Geschichte. Auch von den Charakteren mochte ich Libby, ihre Kollegin Dido und den Journalisten Miller am liebsten, die ehemaligen Hausbewohner fand ich alle nicht besonders sympathisch, aber für diese Geschichte gut gewählt. Nach den ersten ca. 200 Seiten nimmt die Geschichte dann mehr Fahrt auf, es kommt zu überraschenden Wendungen und die Handlungsstränge verbinden sich.
Die Ereignisse in der Vergangenheit - das Zusammenleben in dem Haus - sind ziemlich bedrückend. Absurd, aber durchaus vorstellbar.

Fazit: Nachdem ich bereits zwei andere Spannungsromane der Autorin gelesen hatte, waren meine Erwartungen an „Was damals geschah“ hoch, doch leider blieb die von mir erwartete Sogwirkung völlig aus.

Veröffentlicht am 17.11.2021

Die Folgen eines Traumas

Das Geheimnis
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Inhalt: 2020: Die knapp 60 jährige Ulla kehrt nach Jahrzehnten auf den Moarhof am Chiemsee zurück, auf dem ihre Mutter Helga Anfang der 70er Jahre in einer Kommune gelebt hat. Ulla, die bei ihrem Vater ...

Inhalt: 2020: Die knapp 60 jährige Ulla kehrt nach Jahrzehnten auf den Moarhof am Chiemsee zurück, auf dem ihre Mutter Helga Anfang der 70er Jahre in einer Kommune gelebt hat. Ulla, die bei ihrem Vater in München lebte, kam oft zu Besuch, doch dann, als sie 9 Jahre alt war, brach Helga den Kontakt plötzlich komplett ab. Sie wollte ihre Tochter nicht mehr sehen. Für Ulla ein großer Schock und sehr prägend für ihr weiteres Leben. Erst so viele Jahre später bekommt Ulla die Antworten auf ihre quälenden Fragen.
1975: Helga ist Künstlerin und lebt in einer Kommune auf einem Bauernhof. Sie ist bekannt für ihre verrückten und gefährlichen, ja selbstzerstörerischen Performances. Niemand weiß, von welchen traumatischen Erinnerungen sie gequält wird.

Meine Meinung: Ellen Sandberg erzählt die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen. Der Schreibstil lässt sich wie immer flüssig lesen und auch das Thema gefällt mir ganz gut. Doch leider zieht die Handlung sich sehr in die Länge. Alles wird sehr ausschweifend beschrieben. Die Charaktere fand ich zwar nicht übermäßig sympathisch, aber ganz okay und auch überwiegend glaubwürdig. Gar nicht nachvollziehen konnte ich allerdings das extreme Verhalten von Sandra, Ullas Tochter.
Helgas Geheimnis wird nur nach und nach durch Rückblicke in die Vergangenheit und die Kassettenaufnahmen, die sie für Ulla gemacht hatte, aufgeklärt. Obwohl ich Ähnliches erwartet hatte, ist das, was sie erlebt hat, wirklich schockierend und hat mich mit einem Kloß im Hals zurückgelassen. Gegen Ende gibt es noch eine weitere Überraschung, die ich aber auch irgendwann zu erahnen war und die ich etwas zu konstruiert fand.

Fazit: „Das Geheimnis“ ist das 5. Buch, das ich von Ellen Sandberg gelesen habe und meiner Meinung nach das Schwächste. Ein Roman über die generationsübergreifenden Folgen eines Traumas.

Veröffentlicht am 10.11.2021

Die Nachkriegszeit in Hamburg

Der schwarze Winter
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Inhalt: Hamburg 1946/47: Nachdem die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf im Krieg ihre Heimat Danzig verlassen mussten, wird den Flüchtlingen Arbeit und Unterkunft auf einem Bauernhof in Wulfskate ...

Inhalt: Hamburg 1946/47: Nachdem die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf im Krieg ihre Heimat Danzig verlassen mussten, wird den Flüchtlingen Arbeit und Unterkunft auf einem Bauernhof in Wulfskate (SChleswig Holstein) zugewiesen. Dort müssen sie hart arbeiten und werden ungerecht behandelt und nachdem Rosemarie den Bauer in Notwehr niedergeschlagen hat, müssen sie erneut fliehen. Eine Zufallsbekanntschaft - Egon Tönnes - nimmt sie mit nach Hamburg, doch die Stadt liegt in Trümmern und es gibt einen Zuzugsstopp. Wohnungen, Arbeit, Heizmaterial und Essen sind knapp und nur über den Schwarzmarkt zu bekommen. Mit der Hilfe neuer Freunde beginnen Silke und Rosemarie sich langsam ein neues Leben aufzubauen - jede auf ihre Weise. Doch das Leben in Hamburg ist rau und nicht jedem gefällt der Erfolg der Frauen…

Meine Meinung: Die Schwestern Silke und Rosemarie sind sehr unterschiedlich. Silke ist 12 Jahre älter als ihre Schwester. Sie hat in Danzig das elterliche Tuchgeschäft geführt, ist ernst und gewissenhaft und fühlt sich für Rosemarie verantwortlich. Deshalb ist oft überbehütend. Rosemarie dagegen ist jung, impulsiv und lebenshungrig. Leider aber auch ziemlich naiv, so dass sie häufiger unüberlegt handelt und in Schwierigkeiten gerät.
In Hamburg lernen die Frauen Hans Meister und seinen engen Freund Gustav kennen. Hans hat viele Kontakte in Hamburg und unterstützt die Frauen sehr. Auch zu Egon Tönnes halten sie Kontakt.
Der Roman verdeutlicht die von Hunger und Kälte geprägte Nachkriegszeit. Das Leben mit den englischen Besatzern im völlig zerbomten Hamburg, die Wohnungsnot, die Schwarzmarktgeschäfte und das Verbrechen.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich leicht und schnell lesen und obwohl das Buch mich ganz gut unterhalten hat, wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Viele Interessante und wichtige Themen werden nur kurz angerissen, genauso wie Geschehnisse aus der Vergangenheit, von denen ich zum besseren Verständnis gerne mehr gelesen hätte. Mir fehlte das gewisse Etwas an der Geschichte und sie kam mir unvollständig vor. Auch den Charakteren bin ich nicht so richtig nahe gekommen und das Ende war vorhersehbar mir leider auch zu kitschig.

Fazit: Leider konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen.

Veröffentlicht am 04.11.2021

Sehr schwacher Mittelteil

Das Buch der verschollenen Namen
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Inhalt: Paris 1942: Nur durch einen Zufall entgehen die jüdische Studentin Eva Traube und ihre Mutter der Verhaftung durch französische Polizei. Allerdings muss Eva hilflos mitansehen wie ihr Vater von ...

Inhalt: Paris 1942: Nur durch einen Zufall entgehen die jüdische Studentin Eva Traube und ihre Mutter der Verhaftung durch französische Polizei. Allerdings muss Eva hilflos mitansehen wie ihr Vater von mehreren Männern zu einem LKW geschubst wird und in der Nacht verschwindet.
Zusammen mit ihrer Mutter flieht Eva in das kleine Bergdorf Aurignon, das in der unbesetzten Zone liegt. Hier schließt sich Eva der Résistance an und fälscht zusammen mit dem Widerstandskämpfer Rémy Ausweispapiere für jüdische Kinder. Um deren wahre Identität für die Zeit nach dem Krieg zu wahren, tragen sie deren Namen verschlüsselt in ein altes Buch ein, das sie „Das Buch der verschollenen Namen“ nennen. Viele Kinder können sie retten, doch dann wird ihre Widerstandsgruppe verraten…
Amerika 2005: Die inzwischen über 80-jährige Eva entdeckt in der New York Times zufällig ein Foto des Buches. Ein älterer Herr in Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die im Krieg von den Deutschen gestohlenen Bücher wieder an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Eva reist sofort nach Deutschland.

Meine Meinung: Dieser Roman, der von einer wahren Geschichte inspiriert wurde, wird von Kristin Harmel auf zwei Zeitebenen erzählt, wobei die Vergangenheit den wesentlich größeren Teil einnimmt.
Nachdem der Anfang des Buches noch spannend ist, zieht sich der Mittelteil - Evas Arbeit als Fälscherin - ziemlich in die Länge. Erst im letzten Drittel nimmt die Handlung wieder an Fahrt auf, wird spannender und interessanter.
Eva ist eine sympathische junge Frau, die schnell begreift, dass es unmöglich ist, ihrem Vater noch zu helfen. Doch sie hat künstlerisches Talent und beginnt, Ausweise und andere Papiere zu fälschen, um damit jüdische Kinder in die Schweiz und somit in Sicherheit zu bringen.
Ihre Mutter dagegen will nicht wahrhaben, in welcher gefährlichen Lage sich Eva und sie als Juden im von den Deutschen besetzten Frankreich befinden. Sie akzeptiert auch Evas gefährliche und wichtige Arbeit nicht, ebenso wenig wie ihre Zusammenarbeit mit einem katholischen Priester und dem ebenfalls katholischen Rémy. Sie jammert nur und macht Eva ungerechte Vorwürfe, die diese oft verunsichern. Das machte die Mutter für mich total unsympathisch.
Leider konnte mich diese Geschichte insgesamt nicht so sehr fesseln und berühren, wie ich es mir gewünscht hätte. Für mich gab es zu viele Längen. Auch die Liebesgeschichte kündigt sich zwar an, steht dann aber ziemlich spät und plötzlich im Vordergrund.
Gegen Ende fand ich einige Schicksale sehr hart (aber glaubwürdig), andere dagegen unrealistisch. Der Erzählstrang in der Gegenwart ist sehr kurz und eigentlich auch überflüssig - und das Ende ist so gar nicht meins… .
Außerdem hätte ich es interessant gefunden, in einem Nachwort etwas über die wahre Geschichte zu lesen.

Fazit: Trotz einiger Schwächen ein unterhaltsamer Roman über Mut, Liebe und Hoffnung.

Veröffentlicht am 27.10.2021

Über Liebe, Betrug und Schuldgefühle

Wie ein Atemzug
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Inhalt: Rom 2019: Drei befreundete Paare treffen sich zum sonntäglichen Mittagessen, als überraschend eine alte Dame an der Tür klingelt. Sie stellt sich als Elsa Conti vor und erzählt, dass sie ihre Schwester ...

Inhalt: Rom 2019: Drei befreundete Paare treffen sich zum sonntäglichen Mittagessen, als überraschend eine alte Dame an der Tür klingelt. Sie stellt sich als Elsa Conti vor und erzählt, dass sie ihre Schwester Adele sucht, mit der sie vor 50 Jahren in dieser Wohnung gelebt hat und die sie seitdem nicht mehr gesehen hat. Nun möchte sie sich mit ihr versöhnen. Sergio und Giovanna, die die Wohnung von Adele gekauft haben, rufen diese an und bitten sie zu kommen. Und so verläuft dieser Sonntag ganz anders als geplant…

Meine Meinung: Wer dieses Buch lesen möchte, dem empfehle ich, vorher nicht den Klappentext zu lesen, denn der verrät meiner Meinung nach viel zu viel.
Ich habe eine Weile gebraucht, um in das Buch reinzukommen. Die Handlung in der Wohnung, in der Adele den Freunden ihre Geschichte erzählt, wird immer wieder von Elsas Briefen unterbrochen, die sie von 1969 bis 1979 aus ihrer neuen Heimat Istanbul an ihre Schwester Adele schrieb. Zunächst fand ich diese Briefe, sowie auch die Handlung etwas zäh und erst nach etwa hundert Seiten und einer überraschenden Wendung, nahm die Geschichte mehr Fahrt auf und begann mich zu interessieren.
Während Adele von der tragische Vergangenheit der beiden Schwestern erzählt, die einmal unzertrennlich waren, wird deutlich, dass auch bei den sechs Freunden nicht alles so harmonisch ist, wie es den Anschein hat. Auch bei ihnen gibt es Geheimnisse und Betrug.
Der Schreibstil von Ferzan Özpetek lässt sich schnell und flüssig lesen und ich habe das Buch an einem (langen) Abend durchgelesen.
Der letzte Satz hat mich allerdings irritiert und Fragen offen gelassen…

Fazit: Ein ruhiger Roman über Liebe, Betrug und Schuldgefühle. Mich konnte er leider nicht ganz überzeugen.