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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

Grandioses Highlight

22 Bahnen
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Tilda führt ein streng durchgeplantes Leben, das aus Studium, Arbeit an der Supermarktkasse und der Betreuung ihrer kleinen Schwester Ida besteht. Sie lebt mit Ida und ihrer alkoholabhängigen Mutter in ...

Tilda führt ein streng durchgeplantes Leben, das aus Studium, Arbeit an der Supermarktkasse und der Betreuung ihrer kleinen Schwester Ida besteht. Sie lebt mit Ida und ihrer alkoholabhängigen Mutter in einem tristen Haus in der Fröhlichstraße einer Kleinstadt, die Tilda verabscheut. Ihre Freunde sind längst weggezogen, während Tilda zurückblieb, um sich um ihre Schwester zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen. Doch plötzlich ergeben sich neue Möglichkeiten: Tilda erhält ein Jobangebot in Berlin, das ihr eine Zukunft in Freiheit verspricht. Gleichzeitig taucht Viktor auf, der große Bruder ihres früheren Freundes Ivan. Doch als Tilda beginnt zu glauben, dass sich alles zum Besseren wenden könnte, gerät die Situation zu Hause außer Kontrolle.

Ich bin super gut in die Geschichte reingekommen und hab mich sofort wohl an Tildas Seite gefühlt. Ich hab sie von Anfang an in mein Herz geschlossen, war mit ihr stark, hab mit ihr geweint, mich zusammen mit ihr um Ida gekümmert, Viktor kennengelernt und mich mit ihrer Mutter auseinandergesetzt. Tildas runder Charakter hat sich so unwahrscheinlich echt angefühlt, dass ich ihre Authentizität zu keiner Sekunde angezweifelt hab. Ich konnte all ihre Handlungen nachvollziehen und hab mich ein wenig wie ihre große Schwester gefühlt. Ich wollte sie in den Arm nehmen, ihr ihre Last von der Schulter nehmen und schlichtweg für sie da sein. Umso glücklicher war ich, als Viktor in ihr Leben getreten ist. Und auch wenn schon zu Beginn klar war, in welche Richtung das läuft, hat es mir unfassbar viel Freude bereitet, den gemeinsamen Weg der beiden zu gehen.
Auch Ida mocht ich total gern. Man merkte einfach auf jeder Seite, wie sehr auch sie in ihren jungen Jahren schon vom Alltag gezeichnet wurde und wie schnell sie gezwungen war, erwachsen zu werden. Auch wenn Tilda versucht hat, möglichst viel von ihr fernzuhalten.

Das Buch hat mich durch alle Emotionen geschickt, die man sich nur vorstellen kann. Ich war glücklich, verliebt, musste schmunzeln, wurde wütend, hatte Tränen der Trauer im Augenwinkel – es war einfach unfassbar stark.

Der Schreibstil ist ungeschönt und bringt in die sehr schweren Themen von Alkoholmissbrauch, Tod, Verlust, Vernachlässigung und vielem mehr eine unfassbare Leichtigkeit hinein.

Ich hab selten sowas Gutes wie 22 Bahnen gelesen und bin mir sicher, dass es mir noch lang im Kopf bleiben wird.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Absolutes Highlight!

Die Unbändigen
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In „Die Unbändigen“ von Emilia Hart begleiten wir drei starke Frauen in unterschiedlichen Zeitepochen dabei, wie sie ihren Alltag bestreiten und sich gegen sie zu dominieren versuchende Männer durchsetzen.
Im ...

In „Die Unbändigen“ von Emilia Hart begleiten wir drei starke Frauen in unterschiedlichen Zeitepochen dabei, wie sie ihren Alltag bestreiten und sich gegen sie zu dominieren versuchende Männer durchsetzen.
Im Jahre 2019 begleitet der:die Leser:in Kate, die ihrem alten Leben in London entflieht. Sie hat endlich den Mut gefunden, sich von ihrem Freund Simon loszureißen, der sie nicht mehr nur mit Worten versucht, sie zu dominieren. Sie findet Zuflucht in ihrem Familien Cottage der Weywards im Norden Englands, das sie einst von ihrer Großtante Violet geerbt hat. Dort trifft sie auf verstörende Gerüchte und ein wohl gehütetes Geheimnis, das sie in die Geschichte ihrer Vorfahren eintauchen lässt.
1942 steht der:die Leser:in Violet zur Seite, die die Natur, allerlei Insekten und das Klettern auf Bäumen liebt – auch wenn die Konventionen ein anderes Leben für sie vorgesehen haben. Nach einer folgenschweren „Begegnung“ mit ihrem Cousin ist nichts mehr so, wie es einmal war.
Altha lebt im Jahre 1619 und wird der Hexerei und dem Mord an einem Mann beschuldigt. Die Dorfgemeinschaft sieht sie aufgrund ihrer Unabhängigkeit und der besonderen Verbindung zu Tieren als eine Bedrohung an, die Opfer der Hexenverfolgung werden sollte.
Drei Frauen kämpfen in drei unterschiedlichen Epochen um ihre Unabhängigkeit, doch ihre Geschichten sind viel stärker miteinander verbunden, als zunächst angenommen.

Wow, was für eine tolle und eindrucksvolle Geschichte. Ich hab die Charaktere geliebt! Ich mochte Altha, über die wir zwar im Verhältnis zu den anderen nicht sonderlich viel erfahren, aber man bekommt ein Gespür für sie und das Gefühl, als wären die Weyward-Frauen schon viele Jahre etwas ganz Besonderes. Auch wenn sie nicht ganz so detailliert ausgearbeitet ist wie Violet und Kate, so spürt man dennoch ihre große Willensstärke und ihr Durchsetzungsvermögen. Violet war für mich zunächst ein wenig ungewöhnlich, aber je mehr ich sie kennenlernte, umso stärker habe ich sie empfunden. Ich mochte Kate, die sich anfangs verloren zu haben schien und sich selbst und ihr Wohlbefinden immer mehr in den Vordergrund rückte.

Der Schreibstil war total fesselnd. Von der ersten bis zur letzten Seite war ich nicht nur dabei, sondern mittendrin. Ich mochte die recht neutrale und dennoch sehr blumig zu interpretierende Sprache, die Beschreibungen der Natur und noch viel wichtiger die Auseinandersetzung mit den schweren Themen wie Dominanz, häusliche Gewalt und Vergewaltigung.

Ein Buch, das mich auf ganzer Linie faszinieren und abholen konnte. Absolutes Highlight!

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Berührend

Der Markisenmann
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Wir wissen oft weniger über unsere Eltern, als wir glauben, und manchmal sogar gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat noch nie ihren Vater getroffen, aber während der Sommerferien wird sie von ihrer Mutter ...

Wir wissen oft weniger über unsere Eltern, als wir glauben, und manchmal sogar gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat noch nie ihren Vater getroffen, aber während der Sommerferien wird sie von ihrer Mutter zu ihm geschickt. Zuerst erscheint er ihr als ein fremder und seltsamer Mann, der zudem als der erfolgloseste Vertreter der Welt gilt. Doch als Kim ihm hilft, seine schlechten Markisen zu verkaufen, beginnt sich das Leben von Vater und Tochter für immer zu verändern.

Jan Weiler zeigt in „Der Markisenmann“, wie wenig wir oft über unsere Eltern wissen und wie stark sich das Leben durch unerwartete Begegnungen verändern kann. Die Geschichte folgt der fünfzehnjährigen Kim, die von ihrer Mutter zu ihrem unbekannten Vater geschickt wird. Was zunächst als seltsame Begegnung erscheint, entwickelt sich zu einer tiefgründigen Reise durch das Erwachsenwerden, ein gegenseitiges Kennenlernen und die Geheimnisse der Familie.

Der Autor fängt die Dynamik zwischen Vater und Tochter auf fesselnde Weise ein und zeigt ihre Entwicklung durch die Erfahrungen im Haustürgeschäft mit Markisen. Dabei werden Themen wie Schuld, Verantwortung und das Altern auf einfühlsame und humorvolle Weise behandelt. Die Atmosphäre des Sommers, eingefangen in dem orange-gelben Flimmern der Abende, verleiht der Geschichte eine zusätzliche Tiefe.
Ich hab sehr schnell eine Bindung zu Kim aufbauen können und fand es unfassbar faszinierend, wie sie ihrem Vater entgegen getreten ist, obwohl er ein bislang Fremder für sie gewesen ist, dessen Fortbleiben viel Frust, Schmerz und Ungewissheit mit sich brachte.

Mit seinem einfühlsamen Schreibstil und den authentischen Charakteren gelingt es dem Autoren, die Leser:innen von der ersten Seite an zu fesseln und auf eine emotionale Reise mitzunehmen. „Der Markisenmann“ ist nicht nur ein Buch über das Erwachsenwerden, sondern auch über die Kraft von Beziehungen und die Bedeutung von Familiengeheimnissen. Ein Roman, der lange nachhallt und definitiv eine 5-Sterne-Bewertung verdient.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Beeindruckend

Alte Sorten
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Sally und Liss sind zwei Frauen, die sich in ihrer Art und Lebensweise stark voneinander unterscheiden. Sally, kurz vor dem Abitur, wünscht sich nichts mehr als Ruhe und Abstand von allem. Sie verabscheut ...

Sally und Liss sind zwei Frauen, die sich in ihrer Art und Lebensweise stark voneinander unterscheiden. Sally, kurz vor dem Abitur, wünscht sich nichts mehr als Ruhe und Abstand von allem. Sie verabscheut fast alles: Anforderungen, Vorschriften, Regeln und vor allem Erwachsene. Besonders unangenehm sind ihr Fragen, besonders solche nach ihrem Aussehen.

Auf der anderen Seite steht Liss, eine starke und zurückhaltende Frau, die scheinbar mühelos alle Aufgaben auf dem Hof bewältigt. Bereits beim ersten Treffen mit Sally erkennt diese, dass Liss anders ist als die meisten Erwachsenen. Es gibt kein heimliches Begutachten, kein vorschnelles Urteilen und keine misstrauischen Fragen. Liss bietet Sally an, auf dem Hof zu übernachten, und aus einer Nacht werden schließlich Wochen.

Für Sally ist Liss ein Rätsel. Wer ist diese Frau, die nie über sich selbst spricht und allein in einem Haus lebt, in dem die Anwesenheit anderer noch spürbar ist? Während sie gemeinsam Bäume markieren, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreiben hört, kommen sich die beiden Frauen näher. Dabei erfahren sie nach und nach von den Verletzungen, die ihnen im Leben zugefügt wurden.

„Alte Sorten“ von Ewald Arenz ist ein einfühlsamer Roman über zwei unterschiedliche Frauen, Sally und Liss, die durch unerwartete Umstände zusammenkommen und eine ungewöhnliche Freundschaft entwickeln. Während Sally kurz vor dem Abitur steht und sich nach Ruhe und Abstand sehnt, verkörpert Liss eine starke und zurückhaltende Persönlichkeit, die alle Aufgaben auf dem Hof meistert. Der Autor fängt gekonnt die Dynamik zwischen den beiden Protagonistinnen ein, die sich gegenseitig ergänzen und unterstützen, obwohl sie aus verschiedenen Welten stammen.

Die Handlung des Romans ist reich an subtilen Emotionen und tiefgründigen Begegnungen, während Sally und Liss sich durch die Arbeit auf dem Hof näherkommen und langsam Vertrauen zueinander aufbauen. Arenz schafft es, die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Schönheit von Freundschaft und Empathie auf berührende Weise darzustellen.

Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie der Autor die Charakterentwicklung der beiden Frauen zeichnet und ihre inneren Konflikte und Verletzungen einfühlsam beleuchtet. Durch die authentischen Dialoge und die lebendige Beschreibung der Umgebung wird der Leser in die Welt von Sally und Liss hineingezogen und fühlt sich unmittelbar mit den Figuren verbunden.

„Alte Sorten“ ist ein berührender Roman über Freundschaft, Vertrauen und die Suche nach Identität, der den Leser mit seiner tiefgründigen Handlung und den facettenreichen Charakteren fesselt. Arenz beweist erneut sein Talent für einfühlsame Geschichten, die lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Cozy Read, der einfach Spaß macht

Love And Other Words – Nichts als Liebe
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Macy führt ein zurückhaltendes Leben, in dem sie es vermeidet, große Gefühle zuzulassen. Sie plant, einen netten Mann zu heiraten, und konzentriert sich voll und ganz auf ihre Arbeit als Kinderärztin. ...

Macy führt ein zurückhaltendes Leben, in dem sie es vermeidet, große Gefühle zuzulassen. Sie plant, einen netten Mann zu heiraten, und konzentriert sich voll und ganz auf ihre Arbeit als Kinderärztin. Doch dann taucht Elliot auf – ihre erste große Liebe. Plötzlich beginnt die sorgfältig errichtete Fassade von Macy zu bröckeln. Denn einst war Elliot ihr alles – bis er ihr Herz für immer gebrochen hat. Nun, elf Jahre später, fühlen sie sich einander fremd. Oder gibt es immer noch etwas zwischen ihnen, das die Barrieren der Vergangenheit überwinden kann?

Die Geschichte von Macy und Elliot ist voller Emotionen, Spannung und unerwarteter Wendungen. Ein echter Cozy Read, in den ich sehr gut reingekommen bin.
Die Story wird auf zwei verschiedenen Zeitachsen erzählt: Einerseits erfahren wie die Anfänge ihrer Freundschaft und nähern uns von der Vergangenheit langsam an die Zukunft bzw. das Zerwürfnis der beiden an. Andererseits begleiten wir Macy bei ihrem Leben in der Gegenwart.

Die Charaktere sind authentisch und vielschichtig gezeichnet, und ihre Entwicklung im Laufe der Handlung ist fesselnd zu verfolgen. Macy ist eine starke und einfühlsame Protagonistin, die sich im Verlauf der Geschichte weiterentwickelt und ihre eigenen Ängste und Zweifel überwindet. Auch Elliot hat mir gut gefallen, auch wenn wir über ihn nur aus zweiter Hand erfahren.

Die Beziehung zwischen Macy und Elliot wird einfühlsam und glaubwürdig dargestellt. Ich mochte die Freundschaft, die sich direkt zwischen ihnen aufgebaut hat, die nach und nach in ein zartes Band der Liebe überging. Der Umgang der beiden miteinander war einfach richtig schön, wenn auch sehr romantisiert, aber es hat mir einfach Spaß gemacht, die beiden zu begleiten. Ihre Vergangenheit und die ungelösten Konflikte zwischen ihnen verleihen der Handlung eine zusätzliche Tiefe und machen das Buch zu einem echten Pageturner.

Die Autorin versteht es, die Emotionen ihrer Leser:innen zu berühren und sie auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen. Ihr Schreibstil ist packend und mitreißend, und die Geschichte bleibt noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis.

Eine herzerwärmende Geschichte über Liebe, Verlust, Vergebung und die Kraft, sich selbst neu zu entdecken.

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