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Veröffentlicht am 21.03.2020

Angst als Absicherung

Die Angst, dein bester Freund
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Due Huber-Brüder sind nicht nur ein Begriff bei Liebhabern des Extrembergsteigens, sie sind auch Nicht-Alpinisten bekannt und ihre Berichte sorgen immer für ein bisschen Gänsehaut, Abenteuerlust und Nervenkitzel.
Alexander ...

Due Huber-Brüder sind nicht nur ein Begriff bei Liebhabern des Extrembergsteigens, sie sind auch Nicht-Alpinisten bekannt und ihre Berichte sorgen immer für ein bisschen Gänsehaut, Abenteuerlust und Nervenkitzel.
Alexander Huber nimmt den Leser hier wirklich an die Hand und zeigt ihm seine Welt, in der die Angst ständiger Begleiter ist. Aber sie hemmt ihn nicht, sondern sie gibt ihm die Kraft, sich den Herausforderungen am Berg zu stellen. Und genau da setzt Huber an - Angst soll kein Hemmer, sondern ein Antreiber sein und so den Menschen dazu bringen, sich den ihm gestellten Herausforderungen mit sehendem Auge zu widmen und anzunehmen.
Huber gibt hier einen ehrlichen uns sehr persönlichen Einblick in sein Leben, dass vom Extremsport bestimmt ist und somit für ordentlich Nervenkitzel sorgt. Er stellt sich immer wieder der Angst, nimmt sie als das an ,was sie ist - die nächste Herausforderung und eine Art Lebensversicherung. Denn eine kleine Unachtsamkeit beim Klettern kann hier den sicheren Tod bedeuten.
Er zieht Parallelen zwischen dem Bergsteigen und dem Alltag im normalen Berufsleben, gibt Hinweise, wie das Überwinden von Angst jeglicher Art die eigene Persönlichkeit entfaltet und so vorantreibt. Huber zeigt auf, was passiert, wenn die Angst Oberhand gewinnt und wie man damit umgeht.
Die qualitativ hochwertigen Fotos mit unterschiedlichen Kletterszenen sind eine echte Augenweide, ein optisches Schmankerl und runden das Buch perfekt ab.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie (W.Busch)

Cogito, ergo dumm
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katikatharinenhof vor ein paar Sekunden
Sebastian 23 begibt sich auf die Suche nach der Antwort auf die Frage, wie dumm denn der Mensch nun wirklich ist. Dass er dabei nicht bierernst mit dem Thema umgeht ...


katikatharinenhof vor ein paar Sekunden
Sebastian 23 begibt sich auf die Suche nach der Antwort auf die Frage, wie dumm denn der Mensch nun wirklich ist. Dass er dabei nicht bierernst mit dem Thema umgeht , macht es erst richtig interessant und lesenswert. Er nimmt sich selbst nicht von der von ihm aufgestellten These aus, dass jeder Mensch an sich dumm ist, meint dies aber nicht herablassend oder gar böse. Er zeigt vielmehr auf, dass es der Situation geschuldet ist, in der man sich gerade befindet und in der der Mensch rückständig handelt.
Dazu setzt er ein wunderbares Stilmittel ein - nämlich Humor. Denn mit Humor kann man dieses Buch hervorragend spicken und aus dem sonst vielleicht spröde und abweisend wirkenden Thema eine humorvolle Lektüre machen, die den Dingen mit Augenzwinkern auf den Grund geht.
Sebastian 23 stellt sich u. a die Fragen, was Dummheit ist und ob diese tatsächlich untrennbar mit uns als Mensch verbunden ist. Gibt es eine nachvollziehbare Dummheit, die sich im Wandel der Zeit von der Antike bis heute nachweisen lässt und wenn ja, hat sie sich im Verlauf der Evolution verändert ?
Zugegeben, wenn man dieses Buch in den Händen hält, weiß man zuerst nicht, auf was das Ganze abzielt, aber man muss sich darauf einlassen und erlebt hier eine perfekte Mischung aus gesellschaftskritischer Betrachtung, Glaubensfragen und alltäglichen Szenen. Da man über kindliche Unkenntnis ebenso gut lachen kann, wie über sinnfreie Freizeitgestaltungen durch TV, Bücher oder Internet - hier darf wirklich herzhaft gelacht werden, weil die beschriebenen Tatsachen und Feststellungen wirklich köstlich sind .
Die Mischung aus Wortwitz, liebevoller Neckerei , gesellschaftskritischen Anmerkungen, philosophischen Gedanken und (Selbst-)Ironie ist hier wirklich perfekt gelungen und bietet einen breitgefächerten Einblick zum Thema Dummheit mit Stil, Charme und Sarkasmus .

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Ein echtes Wohlfühlbuch

Träumen am Meer
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Greta hat sich selbst das Versprechen gegeben, dass sie nie, nie wieder einen Fuß auf ihre Heimatinsel Amrum setzten wird. Zu schwer wiegen die Erinnerungen an das, was damals geschehen ist. Doch zur Hochzeit ...

Greta hat sich selbst das Versprechen gegeben, dass sie nie, nie wieder einen Fuß auf ihre Heimatinsel Amrum setzten wird. Zu schwer wiegen die Erinnerungen an das, was damals geschehen ist. Doch zur Hochzeit ihrer besten Freundin bricht Greta mit ihren Prinzipien und kehrt zurück. Sie ahnt nicht, dass sich mit dem ersten Schritt auf der Insel ihr ganzes Leben verändern wird….

„Träumen am Meer“ von Rosita Hoppe ist ein wunderschöner Liebesroman, der mit ganz viel Wellenglitzern, Schmetterlingen im Bauch und Dünenzauber den Leser begeistert und für ordentlich Meerweh sorgt.
Die Autorin hat mit der Figur Greta eine Protagonistin zum Leben erweckt, die vom Schicksal schwer gebeutelt und daran fast zerbrochen ist. Ihre selbst auferlegten Prinzipien, errichteten Mauern und Ausflüchte halten sie davon ab, den Schmerz zuzulassen, der eigentlich notwendig wäre, um all das zu verarbeiten, was geschehen ist.
Zurück auf Amrum, lernt Greta, dass es für alles eine Zeit des Lassens gibt – eine Zeit des Loslassens und des Zulassens. Mit jeder Böe der salzigen Meeresluft kann sie alle Gedanken förmlich in den Wind schreiben und sich auf das Leben einlassen.
Die erste Begegnung mit Peter ist zwar noch chaotisch, aber immer wieder laufen sich die beiden über den Weg und merken, dass da mehr ist als nur freundschaftliches Interesse. Rosita Hoppe lässt den Leser spüren, dass sich Peter und Greta gut tun – sie sind einander Medizin, geben sich gegenseitig Halt und ihre Wunden aus der Vergangenheit fangen langsam an zu heilen. Es ist, als würde sich ihre Liebe wie ein Pflaster auf die geschundenen Seelen legen.
Die Entwicklung der Geschichte und ihrer Darsteller ist zu jederzeit nachvollziehbar und man merkt, wie sich die Personen immer mehr öffnen, Vertrauen fassen und Gefühle zu lassen. Die Zeit heilt eben doch alle Wunden.
Eine Prise Erotik würzt die Geschichte mit genau der richtigen Dosis prickelnder Momente und sorgt für ordentlich Kopfkino. Es fügt sich alles sehr harmonisch in die Romanze ein und wirkt nicht aufdringlich oder gewollt.
Es gibt ein Wiedersehen mit Jule und Ben aus dem Roman „Glück am Meer“ und es schön, dass die Autorin hier auch ihre Lebensgeschichte immer wieder mitaufnimmt, eine Verbindung zu Greta und Peter herstellt und somit eine Brücke zwischen dem aktuellen Buch und der bereits veröffentlichten Geschichte baut. So hat man das Gefühl, zu Gast bei guten Freunden zu sein und erlebt das Chaos der Herzen mit, lacht, lebt, hofft und bangt mit ihnen und wird somit ein Teil der Erlebnisse auf Amrum.
Der Roman ist abwechslungsreich und mit manch aufregender Szene gestaltet; lässt zu, dass die Figuren die Kraft und den Mut haben, Schwäche zu zeigen und zuzulassen und er zeigt auf, dass man dem Schicksal doch noch in die Suppe spucken kann, auch wenn eine Situation ausweglos erscheint.
Es gibt einige Taschentuchmomente im Buch, die mir sehr ans Herz gegangen sind, aber die Schreibende weiß genau, wie man diese Szenen gut dosiert und schafft somit den Spagat zwischen Leichtigkeit und Tiefe. Dazu die Schönheiten der Natur, die hier mit all ihren Facetten die Erzählung bereichern und für ordentlich Nordseeflair sorgen.
Ein echtes Wohlfühlbuch 😊

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Hinterlässt tiefe Spuren

„So ich noch lebe …“
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Wie geht man mit der eigenen Familiengeschichte um, wenn diese auf grausamste Art und Weise mit dem Verlust eines Menschen behaftet ist, den man persönlich nie begegnet ist und den man nur von Fotos und ...

Wie geht man mit der eigenen Familiengeschichte um, wenn diese auf grausamste Art und Weise mit dem Verlust eines Menschen behaftet ist, den man persönlich nie begegnet ist und den man nur von Fotos und bruchstückhaften Erzählungen kennt?
Wolfgang Paterno widmet sich in seinem Buch " So ich noch lebe" dem Leben und Wirken seines Großvaters Hugo, den er nicht persönlich kennenlernen durfte, weil er Opfer einer Denunziation im Zweiten Weltkrieg wurde. Dieser Mann ist nur schemenhaft in der Familiengeschichte vorhanden, obwohl er doch so ein starkes Bindeglied darstellt. Vieles wird verschwiegen, unter den Tisch fallen gelassen und einfach nicht erzählt, da man endlich mit diesem dunklen Kapitel der jüngsten Vergangenheit abschließen will. Es existieren verdrehte Wahrheiten, unwahre Behauptungen und Aussagen, die so nie getroffen wurden.
Doch Paterno gibt nicht auf - getrieben von einer inneren Unruhe sucht er jeden noch so kleine Schnipsel, jedes verblichene Foto und jede noch so geheim gehaltene Akte zusammen, um sich endlich ein Bild von dem Mann machen zu können, der immer ein Schemen in seiner eigenen Vita darstellen wird.
Die Lebensgeschichte von Hugo Paterno ist ein eindringlich erzähltes, zeitgeschichtliches Dokument, das den Alltag von damals wieder lebendig werden lässt. Man kann keinem meiner über den Weg trauen, denunzieren, Verrat und an den Pranger stellen gehören fast schon zum "guten" Ton und die Worte, die Wolfang Paterno hier wählt, zeigen die Gräuel der NS-Zeit in aller Deutlichkeit auf. Die Erlebnisse gehen unter die Haut und hinterlassen tiefe Spuren- ich würde fast schon sagen - Wunden, beim Leser, denn hier wird man Zeuge eines Verbrechens, das bis heute ungesühnt geblieben ist. Wolfang Paterno versucht, ein wenig Gerechtigkeit in das verwirkte Leben seines Großvater zu bringen, versucht dem dunklen Fleck in der Familiengeschichte zu Leibe zu rücken und Licht ins Dunkel zu bringen -denn auch heute noch wird vieles verschwiegen und mit einem resignierten Abwinken im Keim erstickt.
Hier wird Familiengeschichte lebendig, in all ihrer Dringlichkeit wird sie zum Mahnmal für die heutige Generation - ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen !

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Origineller Regio-Krimi abseits des Mainstreams

Kreizkruzefix
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Wenige Tage vor Beginn der Passionsspiele wird Oberammergau von einem Doppelmord erschüttert. Die Opfer haben umgesattelt und aus ihrem Landwirtschaftlichen Betrieb eine echte Goldgrube gemacht - eine ...

Wenige Tage vor Beginn der Passionsspiele wird Oberammergau von einem Doppelmord erschüttert. Die Opfer haben umgesattelt und aus ihrem Landwirtschaftlichen Betrieb eine echte Goldgrube gemacht - eine Gin-Brennerei. Doch wer hatte einen Grund, Sophie und Franzl Thaller auf so grausame Art und Weise das Licht auszuknipsen? Die Schauspielerin, die als Werbegesicht den KöniGin präsentiert? Oder andere, die aus Neid und Raffgier gehandelt haben? Theres, die die traditionsreiche Familienmetzgerei umgekrempelt hat, steckt mitten in den Ermittlungen, ignoriert dezente Warnungen und steht so plötzlich im Fokus der Ermittler…

„Kreizkruzefix“ ist ein origineller Regio-Krimi, der nicht nur die Schönheiten der Ammergauer Alpen und des Ortes Oberammergau dem Leser sehr bildhaft präsentiert, sondern er glänzt auch mit schrägen Typen und Traditionsbewusstsein.
Da wird gegrantelt, getratscht, gemutmaßt und mit Feuereifer hinter vorgehaltener Hand getuschelt, wer denn da jetzt einen Grund gehabt hätte, den Thallers an den Kragen zugehen. Denn warum bricht man mit der Tradition, wendet sich von der Landwirtschaft ab und macht einen auf neumodisch – der ganze Kram mit dem Internet, PR-Agentur und ihre Partys sind den brauchtumspflegenden Oberammergauern ein Dorn im Auge.
Monika Pfundmeier verbindet hier mit einem Augenzwinkern Tradition und Moderne, lässt eine überdrehte Influencerin ebenso zu Wort kommen wie den onlinespielsüchtigen Pfarrer, schickt den immerzu angegeschickerten Dorfpolizisten auf Spurensuche und hat mit Theres eine originelle Type geschaffen, die man so in der weiten Landschaft der Regio-Krimis bisher verzweifelt gesucht hat. Sie kann ihre „Gegner“ regelrecht in Grund und Boden starren, verliert dabei aber nie den Blick fürs Wesentliche und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Ihre Ermittlungen liefern interessante Einblicke, nicht nur ins Dorfgeschehen, und ein Geflecht aus Lügen, Intrigen, Instagram und Sex gibt nach und nach mehre Verdächtige frei.
Die Spannung ist für den Leser regelrecht greifbar, wenn Theres auf die Pirsch geht, um den Täter dingfest zu machen. Zwischendurch gibt es immer wieder mal Szenen zum Lachen und Amüsieren – eine wirklich gelungene Mischung. „Kreizkruzefix“ muss den Vergleich mit anderen Regio-Krimis nicht scheuen, denn er ist in meinen Augen origineller als Klufti und Co und endlich mal etwas anderes , als es der Mainstream vorgibt .

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