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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2019

Geheimnisse

Worüber wir schweigen
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Sandkastenfreundschaften sind etwas sehr besonderes, ein Mensch, mit dem man durch dick und dünn geht, dem man alle seine Wünsche und Geheimnisse anvertraut, der immer für einen da ist, den man bis ins ...

Sandkastenfreundschaften sind etwas sehr besonderes, ein Mensch, mit dem man durch dick und dünn geht, dem man alle seine Wünsche und Geheimnisse anvertraut, der immer für einen da ist, den man bis ins hohe Alter an seiner Seite hat.
Eine solche Freundschaft verbindet Nina mit Mel, die beiden so völlig verschiedenen Mädchen sind bald unzertrennlich, passen aufeinander auf und teilen alles miteinander. Aber der Schein trügt. Die sanftmütige Mel wird von der starken Nina geschickt manipuliert und zu ihrem Vorteil ausgenutzt, wobei sich Nina der Macht, die sie über Mel und die Menschen in ihrer Umgebung hat, anscheinend gar nicht bewusst ist.
Als Mels Freund bei einem Unfall ums Leben kommt, bekommt die Freundschaft Risse und die Wege der Mädchen trennen sich. Nun ist Nina zurück in ihrer Heimat und sucht Kontakt zu ihrer alten Clique.

Die Beziehungen der Figuren werden in verschiedenen Zeitebenen, jeweils aus der Sicht der verschiedenen Figuren erzählt. Die Geschehnisse bekommen so verschiedene Blickwinkel und mehr Tiefe. Der Leser kann so tiefer in das Seelenleben der einzelnen Personen eintauchen und ihren Anteil an der Geschichte nachvollziehen.Allerdings muss man sich anfangs sehr konzentrieren, um bei den verschiedenen Zeiten den Überblick zu behalten.

Die Geschichte ist als Thriller angelegt, hat für mich aber nur wenig Thrillerelemente zu bieten. Die Spannung, zu erfahren, was damals tatsächlich passiert ist, ist zwar vorhanden, bleibt aber über die gesamte Länge des Buches hin fast konstant. Ab einem gewissen Punkt sind dem Leser die groben Geschehnisse klar, mit den Details schafft es die Autorin aber dann doch mich zu überraschen.
Die Figuren verstehen Emotionen zu wecken, ihr Handeln bleibt aber trotzdem oft nicht zu hundert Prozent nachvollziehbar.

Ich kenne den Stil der anderen Bücher der Autorin nicht. Dieses Buch hier fällt für mich aber eindeutig nicht in die Kategorie Thriller, da bin ich anderes gewöhnt. Ich wehrte das Buch eher als Psychodrama, die Einblicke in die Psyche der Protagonisten, ihre Seelenqualen werden erzählerisch dicht aufgearbeitet. Ein Buch für alle, die hinter die Fassade blicken wollen.


Veröffentlicht am 18.09.2019

Kein Ratgeber

Achtsam morden
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Ich bin Fan von schwarzem Humor, gern auch in Krimis und dieses Buch schöpft in dieser Hinsicht aus dem Vollen.

Wir begleiten Anwalt Björn, der zu Anfang als ziemliches Ekel rüberkommt, wie er die Arbeit ...

Ich bin Fan von schwarzem Humor, gern auch in Krimis und dieses Buch schöpft in dieser Hinsicht aus dem Vollen.

Wir begleiten Anwalt Björn, der zu Anfang als ziemliches Ekel rüberkommt, wie er die Arbeit in einer Anwaltskanzlei über seine Familie stellt. Erst als seine Frau ihn zu einem Therapeuten zwingt, um die Beziehung zu retten, kommt er ins Grübeln und findet sogar Gefallen an den Achtsamkeitsübungen. Schnell verinnerlicht er dieses Verhalten und verändert sein Leben von Grund auf.
Was hat das nun mit einem Krimi zu tun? Nun, wenn durch eine seiner Achtsamkeitsübungen ein krimineller Klient zu Tode kommt und Björn nun dessen Geschäfte übernehmen muss, ziemlich viel.

Der Autor beschreibt Björns Dilemma mit so viel Ironie und Witz, dass man beim Lesen das Schmunzeln nicht aus dem Gesicht bekommt. Herrlich böse und manchmal skurril verläuft die Geschichte, wobei es ganz wichtig ist, das Ganze nicht allzu ernst zu nehmen, Björns Handeln wir stark überspitzt dargestellt. Natürlich sind die Dinge die Björn da treibt verwerflich und ausserhalb jeglicher Legalität, es macht aber so viel Spaß ihm bei seinem Tun zuzusehen.

Im Buch begegnen wir den verschiedensten Figuren und manche sind echte Kotzbrocken, viele von ihnen machen aber im Verlauf der Geschichte eine erstaunliche Wandlung durch und werden einem sogar sympatisch.

Jedem Kapitel ist ein Spruch aus dem fiktiven Achtsamkeitsratgeber von Björns Therapeuten vorangestellt. Einige dieser Ratschläge, nach denen Björn fortan sein komplettes Handeln ausrichtet, sind grenzwertig, wenn es zum Beispiel und Lügen geht. Andere sind durchaus brauchbar und überlegenswert. Wenn Björn sich sein Handeln damit schönredet, wird es auch schon mal grenzwertig und manchmal ist die Stimmung im Buch kurz davor zu kippen. Der Autor schafft es aber immer wieder die Balance zu finden, damit das Buch nicht ins Absurde abdriftet.

Das Buch ist natürlich kein Ratgeber, ein klassischer Krimi eigentlich auch nicht, aber das ist egal. Ich wurde gut unterhalten und hatte Spaß, eine Fortsetzung brauche ich allerdings nicht, das wäre dann to much. Aber natürlich würde ich gern mehr von Autor lesen.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Jedem seine eigene Wahrheit

Ihre Wahrheit
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Gleich zu Beginn des Buches erlebt der Leser eine Panikatacke mit, die Alex aus dem Schlaf reisst. Diese immer wiederkehrenden Anfälle bestimmen das Leben schüchternen, unscheinbaren jungen Mannes, genauso, ...

Gleich zu Beginn des Buches erlebt der Leser eine Panikatacke mit, die Alex aus dem Schlaf reisst. Diese immer wiederkehrenden Anfälle bestimmen das Leben schüchternen, unscheinbaren jungen Mannes, genauso, wie die Alkohlsucht seiner Mutter. Neben seinem eigenen trostlosen Leben, versucht er auch das ihre zu regeln und in halbwegs geordnete Bahnen zu bekommen. Der Leser steht einer vollkommen überforderten, nervlich stark angeschlagenen und zerbrechlichen Hauptfigur gegenüber. Zur Familie gehört auch die ältere Schwester von Alex, Melanie, die in mehr als einer Hinsicht das ganze Gegenteil ihres Bruders ist.


Die Autorin beschreibt sehr ruhig und klar die zerrütteten Familienverhältnisse, die geprägt sind von den Alkoholabstürzen und ständig wechselnden Bekanntschaften der Mutter. Die Co-Abhängigkeit von Angehörigen Süchtiger wird sensibel aber treffend thematisiert. Die Figur des Alex weckt beim Leser Mitgefühl, man möchte ihm gern helfen, sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen. Den Gegenpol dazu bietet die Schwester. Schon von der Beschreibung her ist die dem Leser unsympathisch, fast unheimlich, es wird schnell klar, welch krude Wahrheit in Melanies Hirn herumspukt.

Das Buch wirkt beim Leser stark auf der psychischen Ebene, natürlich gibt es auch gewalttätige Beschreibungen, aber diese sind relativ emotionslos beschrieben, weil sie für die ausführende Figur eben auch emotionslos sind. Das hat die Autorin gut hinbekommen. An vielen Stellen im Buch wird nur mit kurzen Andeutungen gearbeitet, was wirklich zu Alex Zuständen geführt hat bleibt im dunkeln, erst ganz zum Schluss gibt die Autorin einen Einblick in ein krankes Hirn. Ich persönlich bin mit dem Ende nicht ganz zufrieden gewesen, das kranke Hirn kam mir fast zu gut dabei weg, aber stimmig war es trotzdem.

Hintergründige Beschreibung subtiler Grausamkeiten, Psychoterror innerhalb der Familie.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Lauf

Der Blütenjäger: Thriller
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Ein weiterer Fall für die Ermittlerin Laura Kern. Ein Unbekannter entführt junge Frauen, hetzt sie durch den Wald und erschießt sie. Das Ganze erinnert sehr an eine Jagd. Bei den Opfern findet man eine ...

Ein weiterer Fall für die Ermittlerin Laura Kern. Ein Unbekannter entführt junge Frauen, hetzt sie durch den Wald und erschießt sie. Das Ganze erinnert sehr an eine Jagd. Bei den Opfern findet man eine einzelne Blüte und ein Foto, dass die Tote kurz vor ihrer Entführung zeigt. Um einen Einblick in die Psyche des Täters zu bekommen nimmt die Polizei Kontakt zu einer Psychologin auf, die einiges zu den Ermittlungen beitragen kann.


Die Autorin gibt ihrer Geschichte zwei Zeitebenen. Der Leser verfolgt die Ereignisse um den Tod der jungen Frauen in Berlin, und einen zwanzig Jahre zurückliegenden Fall der beteiligten Psychologin. Was beides miteinander zu tun hat erschließt sich im weiteren Verlauf, der Leser wird zum spekulieren angeregt.

Die Geschichte ist spannend erzählt, an möglichen Tätern mangelt es nicht. Gelegentlich treten die Ermittlungen auf der Stelle und um Längen in der Geschichte zu umgehen, bekommt man Einblick in das komplizierte Privatleben von Laura Kern. Die Balance ist hier gut gefunden, das Privatleben der Komissarin ist stimmig in die Geschichte eingebaut.

Bis zum Schluss schafft es die Autorin wieder den Leser und die Ermittler auf die falsche Fährte zu schicken. Obwohl man glaubt, alle Fakten zu kennen und die richtig zugeordnet zu haben, liegt man daneben. Die Auflösung der Geschichte ist gut erklärt, die losen Enden finden zusammen, aber irgendwie war es für mich nicht ganz rund.

Veröffentlicht am 21.04.2019

Man sollte vorbereitet sein

Die Bach runter
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Auf dem Cover des Buches sieht alles sehr idyllisch aus. Grasende Schafe in der Abenddämmerung. Die etwas düsteren Wolken lassen allerdings erahnen, dass es mit der Idylle wohl nicht weit her ist. Ein ...

Auf dem Cover des Buches sieht alles sehr idyllisch aus. Grasende Schafe in der Abenddämmerung. Die etwas düsteren Wolken lassen allerdings erahnen, dass es mit der Idylle wohl nicht weit her ist. Ein Wanderschäfer ist der Erste, dem das auffällt, denn er findet nahe seines Schäfer-Wagens ein Baby, abgelegt in der warmen Asche eines Lagerfeuers.

Die Suche nach der Mutter ist der Einstieg, für den Leser und Kommissar Bär, in die sogenannte Prepper Szene. Prepper sind Personen, die sich für den Fall wappnen, dass die Zivilisation den sprichwörtlichen Bach runter geht.

Die Autorin gibt Einblick in diese Szene, die ich bisher nur aus den USA kannte. Die Verbindung zwischen den Preppern im Buch, zum gefundenen Baby vom Anfang und zwei inzwischen aufgetauchten Leichen bleibt lange unklar. Der Kommissar und seine Freundin, die frei Journalistin Roberta, werden davon aber ziemlich auf Trab gehalten.

Die Geschichte ist spezieller, mal was Anderes, aber vielleicht nicht immer ganz nachvollziehbar in den Motiven. Gerade wenn es um die Vorgeschichte des Babys geht.
Die Figuren sind gut charakterisiert. Der Leser hat gleich Tendenzen zu Gut und Böse, obwohl die Grenzen da nicht immer ganz klar sind. Der Fall wird spannend erzählt, aufgelockert durch Einblicke in das Privatleben des Kommissars und sein aktuelles Chaos in Liebesdingen. Ich mag es immer ganz gern, wenn in einem Krimi auch der familiäre Hintergrund der Ermittler seinen Platz hat. Es macht die Figuren glaubwürdig und gibt ihnen Substanz.

Gut gemachter Krimi, zu gleich zwei Interessenten und aktuellen Themen, aus dem Emons Verlag.