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Veröffentlicht am 17.10.2020

Mehr ein Schauermärchen denn ein schockierender Psychothriller

Das tote Herz
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Nach einer Herzmuskelentzündung erhält Nicolas Kober ein Spenderherz. Was er nicht ahnt ist, dass das Herz einem seit drei Jahren gesuchten Serienmörder gehörte, der auf der Flucht vor der Polizei bei ...

Nach einer Herzmuskelentzündung erhält Nicolas Kober ein Spenderherz. Was er nicht ahnt ist, dass das Herz einem seit drei Jahren gesuchten Serienmörder gehörte, der auf der Flucht vor der Polizei bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Im Kofferraum hatte er sein neuntes Opfer, Solveig Jacobsen versteckt, die überlebte.
Während die Kriminalpolizei trotz des Tods des Mörders weiterhin dabei ist, die Mordserie aufzuklären, quält sich Nicolas mit schrecklichen Tagträumen, kann kaum mehr schlafen und empfindet keine Leidenschaft mehr für seinen Beruf oder seine Frau und Tochter.
Er trennt sich von seiner Familie und lernt eine junge Frau kennen, die er nicht sexuell begehrt, aber zu der sich stark hingezogen fühlt, da sie ihn an jemanden erinnert. Es ist Solveig Jacobsen...

Der Roman besteht aus vielen kurzen Kapiteln und ist aus drei Perspektiven geschrieben, die sich stetig abwechseln, was der Geschichte Dynamik verleiht. Aus der Ich-Perspektive kann man die Veränderungen von Nicolas Kober nachempfinden, während die Perspektiven des Polizeipsychologen Peter Stein und des Opfers Solveig Jacobsen aus der dritten Person beschrieben sind.

Die Idee des Thrillers ist interessant und verspricht mehr als nur ein Unbehagen gegenüber einer anonymen Organspende, ist jedoch zu übertrieben dargestellt, dass die Geschichte am Ende nicht mehr realistisch wirkt und der Nervenkitzel, der am Anfang durchaus vorhanden ist, durch den absurden Verlauf verfliegt. Dass ein Spendenempfänger eines Herzens Geschmäcker und Gewohnheiten des Spenders übernimmt, mag noch nachvollziehbar sein. Dass er damit aber die Seele übernimmt, ihn Erinnerungen überkommen und die beiden Menschen zu einer Person verschmelzen, war mir einfach zu abwegig. Zudem fragte ich mich, wie jemand Organspender sein kann, dessen Identität nicht geklärt ist. Auch die Rolle von Peter Stein als Polizeipsychologe und Psychotherapeut sowie leitender Ermittler in der Mordserie in Personalunion empfand ich wenig realistisch.

"Das tote Herz" ist mehr ein Schauermärchen denn ein schockierender Psychothriller.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Historisches Drama der leisen Töne, bei der die Liebe neben anderen tragischen Ereignissen im Hintergrund bleibt - etwas langatmig

Als die Nacht uns Sterne schenkte
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Die 21-jährige Selina Lennox ist eine der "Bright Young People". Sie stammt aus privilegiertem Haus und lebt ein Leben, das aus Partys und Alkohol besteht. Mit ihrem Verhalten weckt sie auch das Interesse ...

Die 21-jährige Selina Lennox ist eine der "Bright Young People". Sie stammt aus privilegiertem Haus und lebt ein Leben, das aus Partys und Alkohol besteht. Mit ihrem Verhalten weckt sie auch das Interesse der Presse, die auf der Suche nach Skandalen ist. Eines Nachts begegnet sie dem mittellosen Künstler Lawrence Weston. Die beiden verlieben sich ineinander, obwohl ihre Beziehjung nicht standesgemäß ist. Sie verbringen 1925 einen leidenschaftlichen Sommer miteinander, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Ein Ende ist jedoch unvermeidbar, denn Selina fühlt sich an die gesellschaftlichen Konventionen gebunden.

Der Roman handelt im Jahr 1936 und ist überwiegend aus der Perspektive von Alice, der kleinen Tochter von Selina erzählt, die ihre Mutter vermisst, die mit ihrem Vater auf Geschäftsreise in Asien ist. Selina schreibt Alice Briefe und gibt ihr kleine Rätsele auf, mit denen sie mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter erfährt. In Rückblenden wird der Leser mit der Liebesgeschichte von Selina und Lawrence konfrontiert.

"Als die Nacht uns Sterne schenkte" ist ein historischer Roman, der auf zwei Zeitebenen handelt und aus wechselnden Perspektiven geschildert ist, die unvermittelt innerhalb der Kapitel wechseln. Einen wesentlichen Part nimmt dabei die traurige Situation der neunjährigen Alice ein, die im Haus ihrer Großeltern, wo ihr nur von den Angestellten Wertschätzung und Zuneigung entgegengebracht wird, auf die Rückkehr ihrer Eltern, insbesondere die ihrer Mutter, wartet. Sehnsüchtig erwartet sie die Briefe ihrer Mutter, die ihr darin von der langen Reise durch exotische Länder berichtet.
Die Liebesgeschichte im Jahr 1925 geht im Vergleich dazu ein wenig unter. Ich fand sie zudem wenig glaubwürdig, da ich zwischen Selina und Lawrence kaum Emotionen verspürte und ich vor allem Selinas Entscheidung gegen Lawrence nicht nachvollziehen konnte. Statt für die Liebe entschied sie sich für ihr luxuriöses Leben, was so gar nicht zu ihrer freiheitsliebenden Persönlichkeit passen wollte.

Der Roman ist zunächst sehr gemächlich erzählt. Über weite Teile passierte mir während der Schilderung von Selinas Freundeskreis und der gemeinsamen Partyabende oder der Einsamkeit Alices zu wenig, bis es im letzten Drittel zu einer Wendung kam, die die beiden Erzählstränge enger miteinander verband. Das offene Geheimnis, das dabei zutage kam, war von Anbeginn vorhersehbar, nicht aber die Tragik für die Hauptfiguren, die von einem weiteren Schicksalsschlag erschüttert wurden.

"Als die Nacht uns Sterne schenkte" ist ein historisches Drama der leisen Töne, von dem ich mir aufgrund des Klappentextes eine emotionale Liebesgeschichte erwartet hatte, die dann jedoch nur einen Teilaspekt des Romans ausmachte und mich im Gegensatz zu den anderen tragischen Ereignissen in der Familie nur wenig berühren konnte. Auch vermisste ich eine zeitgenössische Atmosphäre der 1920er- und 1930er-Jahre. Die Geschichte hätte letztlich zu jeder Zeit handeln können.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

08/15-Liebesroman, dem es an Dramatik und Romantik mangelt

Das Glück so leise
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Als Samuel seinen Job in einer Werbeagentur in Hamburg verliert, fährt er zu seiner Großmutter Henriette auf das norddeutsche Gut Auweide, um sie um einen Kredit zu bitten. Diese möchte ihn jedoch nur ...

Als Samuel seinen Job in einer Werbeagentur in Hamburg verliert, fährt er zu seiner Großmutter Henriette auf das norddeutsche Gut Auweide, um sie um einen Kredit zu bitten. Diese möchte ihn jedoch nur finanziell unterstützen, wenn er sich bewährt und eine Zeitlang für die Hilfsorganisation "Glücksmomente" gearbeitet hat. Diese hatte sie nach dem Tod ihres Mannes gegründet und hat den Zweck, Menschen einen letzten Wunsch zu erfüllen.
Auf dem Gut von Henriette wohnt Lillan zusammen mit ihrer achtjährigen Tochter Ida. Lillan arbeitet sowohl auf dem Gestüt, als auch für "Glücksmomente", weshalb sich Sam und Lillan miteinander arrangieren müssen. Lillan lehnte ihn jedoch schon ab, ohne ihn zu kennen, da sie Sam unterstellte, das Erbe von Henriette erschleichen zu wollen.
Die Antipathie verfliegt jedoch schon bald, als sich Sam und Lillan körperlich näher kommen. As Rücksicht auf Ida lassen sie sich nur zögerlich auf eine Beziehung ein. Als sich Lillan nach kurzer Zeit schon von Sam hintergangen sieht, fühlt sie sich in ihren Vorurteilen bestätigt und zieht sich von Sam zurück.

Aufgrund der vielen positiven Rezensionen bin ich auf den Roman neugierig geworden und hatte mir eine originelle Liebesgeschichte erhofft.
Der Roman entwickelt sich jedoch genauso wie man es anhand des Klappentextes erwartet. Nach anfänglicher Abneigung verlieben sich zwei Personen ineinander, dann kommt es zu einem Missverständnis, das zur Trennung führt, bevor es nach Umschiffung aller Hürden doch noch zu einem Happy End kommt. Das Konzept geht auch in "Das Glück so leise" auf, was aber so sehr nach Schema F umgesetzt ist, dass der Roman zwar nett, aber schlicht langweilig ist.
Während Lillan eine toughe Frau ist, die ihre Gehörlosigkeit verbirgt und weder darüber definiert werden noch als behindert gelten möchte, ist Sam als Charakter ohne herausragende Eigenschaften nichtssagend.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich nach meinem Empfinden unglaubwürdig. Die Abneigung von Sam und Lillan wandelt sich abrupt in Liebe um, ohne dass es dafür einen konkreten Auslöser gegeben hätte. Die Liebe zeigt sich dann jedoch allein auf körperliche Art, Emotionen sind kaum spürbar.
Auch abseits der vorhersehbaren Liebesgeschichte gibt es keine weiteren Erzählstränge, die mich gefesselt haben oder für überraschende Wendungen gesorgt hätten. So ist "Das Glück so leise" ein 08/15-Liebesroman, dem es an Drama und Romantik mangelt und der mich deshalb weder sonderlich gut unterhalten hat, noch Gefühle in mir wecken konnte.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Roman über die Liebe auf den ersten Blick und verpasste Chancen - anschauliche Zeitreise in die 70er/ 80er-Jahre, aber enttäuschende Liebesgeschichte

Liebe machen
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Dagmar lebt in Köln, ist Journalistin und in den 1970er-Jahren mit Eberhard zusammen, der aber im Gegensatz zu der spontanen und freiheitsliebenden Dagmar ein eher bodenständiges Leben favorisiert. Die ...

Dagmar lebt in Köln, ist Journalistin und in den 1970er-Jahren mit Eberhard zusammen, der aber im Gegensatz zu der spontanen und freiheitsliebenden Dagmar ein eher bodenständiges Leben favorisiert. Die Beziehung ist deshalb nicht von Dauer.

Götz wohnt in Hamburg, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und ist 1970 frisch mit Karen zusammen, der Götz' Leben jedoch zu unsolide ist.

Dagmar und Götz sind beide musikbegeistert, lieben die Songs von Jimi Hendrix oder Rio Reisers "Ton, Steine, Scherben". Sie begegnen sich im September 1970 zufällig auf dem "Love-and-Peace-Festival" auf Fehmarn, dem deutschen "Woodstock". Eine erneute Begegnung erfolgt wenige Wochen später auf dem Oktoberfest in München und dieses Aufeinandertreffen ist magisch. Beide spüren eine intensive Anziehungskraft, die sie sich nicht erklären können.

Über die Jahre erfolgen einige wenige Zufallsbegegnungen, sogar ein Kuss, aber zu einem ernsthaften Gespräch oder Kennenlernen kommt es nicht. Was bleibt, sind die Erinnerungen an den "Sternenprinz" und die "Fee" und eine Sehnsucht, die sie alljährlich zum Anstich des Oktoberfests erfasst.

"Liebe machen" ist ein Roman über die Liebe auf den ersten Blick und verpasste Chancen - denn bei Blicken bleibt es weitestgehend auch. Wer eine gefühlvolle Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein, denn die Leben von Dagmar und Götz entwickeln sich parallel, Dagmar in Köln und Götz auf der griechischen Insel Ios.

Das Buch handelt von 1970 bis 2020 und ist statt einer Romane eine Zeitreise mit dem Schwerpunkt Musik und einigen wenigen herausragenden historischen Ereignissen. Es ist eine Zeitreise mit scheinbar willkürlich ausgewählten medienwirksamen Highlights der vergangenen Jahrzehnte, bei denen Dagmar und Götz episodenhaft in Erscheinung treten.

Der Beginn des Romans während der wilden 70er hat mir gut gefallen. Zudem ließen die ersten drei Begegnungen von Dagmar und Götz auf eine romantische Liebesgeschichte hoffen. Ab den 1980er-Jahren entwickelte sich der Roman jedoch zu sprunghaft. Einzelne Passagen waren zwar unterhaltsam zu lesen, aber die Episoden blieben nur lose verknüpft und ließen den Roman wie ein Flickenwerk wirken. Bald hatte ich auch die Hoffnung aufgegeben, dass aus Dagmar und Götz ein Liebespaar werden könnte und so lebten Dagmar und Götz ihre Leben, ohne dass "Liebe gemacht" wurde, während ich mich ernsthaft fragte, warum sie nichts aus ihren magischen Momenten gemacht haben. Das Buch ließ mich dementsprechend ratlos zurück, denn wirkliche Hürden, die das große Liebesglück hätten verhindern können, gab es letztlich nicht.

Der Zeitgeist und das Lebensgefühl wurden gerade während der früheren Jahre anschaulich dargestellt, das Leben der Protagonisten war dagegen wenig interessant.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Anschauliche Zeitreise in die Jahre 1979/1980 - fiktive Vater-Sohn-Geschichte, eingebettet in historische Fakten und mit realen Figuren

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Wegen einer Malaria-Erkrankung muss der 23-jährige Anton Winter seinen Freiwilligeneinsatz in Gabun abbrechen und kehrt im Herbst 1979 wieder zurück in seine Heimat New York City. Sein Vater ist der bekannte ...

Wegen einer Malaria-Erkrankung muss der 23-jährige Anton Winter seinen Freiwilligeneinsatz in Gabun abbrechen und kehrt im Herbst 1979 wieder zurück in seine Heimat New York City. Sein Vater ist der bekannte Showmoderator Buddy Winter, der sich gerade nach einem Zusammenbruch vor laufender Kamera in der Apartmentanlage Dakota in der Upper Westside erholt. Anton, der beruflich eigentlich eigene Wege gehen wollte, sieht sich wieder in der Pflicht, seinem Vater auf die Beine zu helfen und seine Karriere wieder anzukurbeln. In Dakota wohnen bekannte Persönlichkeiten wie John Lennon, zu dem Anton auf einem Segelturn auf die Bahamas Freundschaft schließt. Während Lennon nach einer Schaffenskrise auf der Reise wieder zu komponieren beginnt, motiviert er Anton dazu, seinen Vater zu unterstützen und so erhält Buddy Winter schon bald wieder seine eigene Freitagabend-Show.

"Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens" schildert eindrücklich den Zeitgeist 1979/ 1980 in New York, als Fernsehshows noch boomten, Groupies Prominenten nacheiferten, die Vorwahlen zu den Präsidentschaftswahlen in vollem Gang waren und Yoko Ono immer noch beschuldigt wurde, die Beatles auseinandergetrieben zu haben.
Zusammen mit Anton und seinem berühmten Vater Buddy Winter begegnet man vielen weiteren bekannten Showgrößen, Schauspielern und Politikern der damaligen Zeit.

Es ist eine fiktive Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung, die reale Figuren miteinbettet und einige historische Ereignisse wie die Olympischen Winterspiele oder die Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran/ Iran schildert, die auch die Winters bewegen.
Die vielen verschiedenen Ereignisse, die episodenhaft erzählt werden sowie die große Anzahl an Personen, die Anton und Buddy begegnen, sorgen dafür, dass die Geschichte um die Beziehung Antons zu seinem Vater und sowie Antons Sinnsuche und sein Wunsch nach Eigenständigkeit und nicht mehr nur im Schatten seines Vaters wirken zu müssen, zu wenig Raum erhält und nur oberflächlich bleibt.
Das Buch handelt vom Erwachsenwerden, von Selbstfindung und von der Abnabelung vom Elternhaus, das vor allem zu Beginn eher melancholisch geschildert war, jedoch auch humorvolle Szenen beinhaltete. Der Tod John Lennons ist für die Protagonisten ein Schock und beendet den Roman sehr abrupt.
Es ist eine anschauliche Zeitreise in die Jahre 1979/1980 und vor allem auch für diejenigen interessant, die sich für die Beatles und John Lennon interessieren, die Familiengeschichte gerät dabei allerdings in den Hintergrund.

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