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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2018

FERRANTE MAGIE

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst ...

Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst schreiben könnte, mit Höhen, Tiefen, voll menschlicher Gefühle, eingebettet in eine Zeit der Konventionen und politischer Veränderungen.
Elena Ferrante schreibt fesselnd: offen, schonungslos, menschlich. Liebe und Freundschaft auf dem Boden der Tatsachen: nicht immer romantisch und verträumt, auch Abstand, Loslösung und Schmerz bestimmen das Leben. Es ist spannend zu lesen, wie die beiden sich völlig unterschiedlich entwickeln und ihren Weg suchen. Geht es der einen gut, scheint es der anderen eher schlecht zu gehen - was mich im dritten Band nicht so ganz überzeugt hat, macht Band 4 wieder wett. Diese Mischung aus Schicksal, das man nicht wirklich beeinflussen kann und dem, was man daraus macht, ist irgendwie magisch. Auch die Gefühlswelten sind so real geschildert, von Glück und Trauer, schlechtem Gewissen, Abhängigkeit - eine Welle, die durch die ganze Geschichte wogt und mich als Leser dazu bringt, mitzufühlen, aber manchmal auch kritisch zu betrachten, ob das Verhalten der beiden natürlich irgendwie „typisch Frau“ ist? Der Wunsch, perfekt zu funktionieren, erfolgreich zu sein, die große Liebe zu finden und zu leben, und nebenbei die beste Mutter der Welt zu sein? Sind da Versagen und Aufgeben nicht sowieso vorprogrammiert?
Für mich eine große Geschichte, wie das Leben sie schreiben könnte, sehr real und fesselnd erzählt!

Veröffentlicht am 18.06.2025

Wem kannst Du wirklich vertrauen?

Der Weg – Jeder Schritt könnte dein letzter sein
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Julia hat ihr Herz im Handumdrehen an den smarten Lars verloren, die Heirat steht kurz bevor. Da taucht völlig unerwartet ihre Freundin Nicki auf, mit der sie innige Zuneigung und schöne Erlebnisse verbinden, ...

Julia hat ihr Herz im Handumdrehen an den smarten Lars verloren, die Heirat steht kurz bevor. Da taucht völlig unerwartet ihre Freundin Nicki auf, mit der sie innige Zuneigung und schöne Erlebnisse verbinden, die sie aber aufgrund der neuen Liebe vernachlässigt hat. Und Nicki hat ein ungewöhnliches Geschenk zum Junggesellinnenabschied dabei!

Das Cover ist wunderschön gestaltet, zeigt die Düsternis des Waldes, einen verschlungenen Pfad, Wasser spiegelt sich im Licht. Und düster, mysteriös und super spannend gestaltet sich auch der Ausflug, den die beiden ehemaligen Studentinnen in Schweden antreten.
Sprachlich sehr eindringlich, schaurig und detailreich erzählt, ist man sehr schnell gefangen von der Tiefe der Wälder, der Einsamkeit der Region und der Heftigkeit des Wetters, das den beiden Frauen zum Verhängnis wird. Ausgesetzt einer latenten, stets unterschwellig vorhandenen Gefahr, begleitet man sie auf dem Kungsleden und darf an ihren Entbehrungen und Ängsten teilhaben. Etwas zum Aufatmen sind zwischendurch die Berichte aus Nickis und Julias Leben, die dann aber eine krasse psychologische Manipulation aufdecken und den Schrecken weiter vertiefen.
Ein gelungener, super spannender Plot, bei der mir leider hin und wieder die Stimme von Ann-Kathrin Hintz eine zusätzliche Gänsehaut bereitet hat, denn sie versteht es nicht nur, wunderbar fesselnd zu lesen, sondern auch reichlich Drama zu verbreiten, was dann manchmal etwas unangenehm im Ohr klingt.

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Veröffentlicht am 08.06.2025

Vom Erbe und den Chancen der Nachkriegskinder

Sputnik
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1957 schickt Russland seinen ersten Satelliten ins Weltall und seitdem ist „Sputnik“, so dessen Name, vielen in Erinnerung geblieben. Im selben Jahr kommt ein Junge auf die Welt, der diesen Spitznamen ...

1957 schickt Russland seinen ersten Satelliten ins Weltall und seitdem ist „Sputnik“, so dessen Name, vielen in Erinnerung geblieben. Im selben Jahr kommt ein Junge auf die Welt, der diesen Spitznamen erhält. Und die Leserschaft darf diesen Jungen auf seinem Weg durch sämtliche Höhe und Tiefen der Kindheit und Jugend bis ins frühe Erwachsenenleben begleiten.

Nach seinen ersten beiden erfolgreichen Büchern darf man nun endlich mehr von Christian Berkel erfahren, denn er bezeichnet seinen Roman selbst aus autobiographisch und es liegt nahe, dass er, voller Charme und Selbstironie, aus seinem eigenen Leben erzählt.
Für mich war es auch ein kleiner Ausflug in meine eigene Kindheit und Jugend, ich bin nur wenig später geboren und mein Vater hat mich ebenfalls sehr liebevoll Sputnik genannt.
Was Christian Berkel allerdings erlebt, ist eher ungewöhnlich. Eltern waren damals streng, achteten auf gutes Benehmen, Anstand und eine gute Ausbildung, während Sputnik schon extrem früh jede Menge Freiheiten genießt und sprichwörtlich in Sex and Drugs and Rock ‘n Roll abdriftet. Die Zeit mag so gewesen sein, aber für mich war das stellenweise einfach zu viel, etwas zu grob und auch irgendwie übertrieben. Im großen Gegensatz dazu steht das Erlebnis beim Besuch der Eltern, als er längst Fuß gefasst hatte und sich mit dem Holocaust und den Kriegserlebnissen der Eltern auseinandersetzen muss.
Es ist eine insgesamt spannende Geschichte um das Erwachsenwerden in einer Zeit des Aufschwungs und Aufbruchs, die sehr gut den Zwiespalt dieser Generation widerspiegelt. Mitreißend und bewegend geschrieben, ist dies sicherlich Christian Berkels persönlichstes Buch.

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Veröffentlicht am 25.05.2025

Teuflisch kluge Ermittlerin löst spannende Fälle!

Das Teufelshorn
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Am helllichten Tag wird am Strand ein kleines Mädchen entführt und verschwindet spurlos. Isabel Flores, die nach einer erfolgreichen Karriere bei der Polizei ihren Ausstieg als selbständige Unternehmerin ...

Am helllichten Tag wird am Strand ein kleines Mädchen entführt und verschwindet spurlos. Isabel Flores, die nach einer erfolgreichen Karriere bei der Polizei ihren Ausstieg als selbständige Unternehmerin genießt, wird um Hilfe gebeten. Und natürlich ist Isabels Spürsinn geweckt und sie begibt sich, ohne es zu ahnen, in Gefahr.

Das Cover zeigt die wunderbare Landschaft von Mallorca, eine Insel, auf der Isabel Flores eigentlich ihr Leben genießt und mit ihrem Angestellten Pep eine florierende Touristen-Vermietung betreibt.
Anna Nicholas schreibt extrem lebendig, voller Atmosphäre, unglaublich einfühlsam und sehr, sehr überschwänglich und detailreich. Das Kopfkino springt schon nach wenigen Schilderungen an und man wünscht sich, selbst Gast auf der Insel zu sein.
Mit Isabel Flores ist der Autorin so etwas wie ein Supergirl gelungen. Denn die junge Protagonistin ist nicht nur mit allen Wassern gewaschen, sondern auch klug, unglaublich gebildet und mutig, dabei wendig, einfallsreich und findig, und es gibt einfach nichts, was sie nicht kann. Manchmal sogar so Ungewöhnliches, dass man wirklich schmunzeln muss. Tatsächlich war sie mir in einigen wenigen Situationen beinahe zu allwissend, denn es gab nichts, wo sie nicht hätte mitreden können. Aber ja, sie überzeugt als Ermittlerin, bleibt immer sehr menschlich und empathisch, und der Plot ist spannend und ungemein abwechslungsreich.
Ein toller Krimi, der nicht nur mit Spannung, sondern auch mit sehr viel Gefühl und Atmosphäre punktet. Ein wunderbares Debut, dass unbedingt eine Fortsetzung erfordert!
Valentine Romanski liest mit angenehmer Stimme und verleiht der Protagonistin einen charmanten, mädchenhaften Charakter.

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Veröffentlicht am 17.05.2025

Schwarzer Humor perfekt präsentiert in einem abgründigen Plot

Sonnwendmord
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Sonnwend in der wunderschönen Wachau, doch der Abend endet mit Grauen, denn im Feuer befindet sich eine Frau, Arzthelferin und den meisten Anwesenden bekannt. Keine Frage, dass Horvath und seine Mimi den ...

Sonnwend in der wunderschönen Wachau, doch der Abend endet mit Grauen, denn im Feuer befindet sich eine Frau, Arzthelferin und den meisten Anwesenden bekannt. Keine Frage, dass Horvath und seine Mimi den Grund für diesen furchtbaren Tod herausfinden wollen. Und sich nach und nach ein wahrer Abgrund auftut, mit lebensgefährlichen Folgen.

Ich finde, mit diesem Cover hat sich der emons:-Verlag wirklich selbst übertroffen! Es ist ein echter Hingucker! Und genauso explosiv ist der Inhalt, für den Fanny Svoboda zeichnet. Es ist ihr zweiter Horvath-und-Mimi-Krimi, der in der Wachau rund um Krems spielt, und wer die Gegend kennt, wird von der Atmosphäre begeistert sein.
Auch der Fall hat es wieder in sich. Allerdings muss man sich schon auf den Stil der Autorin einlassen und so manche Szene mit einem Augenzwinkern und breitem Lächeln nehmen. Ihr Stil ist lebendig, sehr detailreich und voller Humor, der natürlich manchmal überzogen oder skurril wirkt. Umso mehr amüsiert man sich über Horvaths Einfälle, Mimis unerschütterlichem Glauben an das Gute und den illustren Kreis ihrer Freunde bzw. Familie. Das der Fall gut konstruiert und schlüssig ist und mit reichlich überraschenden Wendungen einhergeht, macht die Story spannend und ausgesprochen unterhaltsam. Ein wunderbar schwarz-humoriger Krimi, der mir sehr gut gefallen hat!

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