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Veröffentlicht am 16.09.2018

ein Weihnachtsmann als Mörder

Der Schmetterling
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Schauplatz Hudiksvall in Schweden. Johan Rokka ist in Hudiksvall aufgewachsen, jetzt kehrt er als Kriminalinspektor in seine Heimatstadt zurück. Ausgerechnet bei seinem ersten Fall trifft er auf seinen ...

Schauplatz Hudiksvall in Schweden. Johan Rokka ist in Hudiksvall aufgewachsen, jetzt kehrt er als Kriminalinspektor in seine Heimatstadt zurück. Ausgerechnet bei seinem ersten Fall trifft er auf seinen damaligen Fußballkumpel Måns Sandin, dessen Frau an Heiligabend im eigenen Haus erschossen wurde. Im Verlauf der Ermittlungen zeigt sich, dass Henna Geheimnisse hatte. Und wieso hatte Henna eine hohe Dosis eines Schlafmittels intus? Kannte Måns seine Frau überhaupt? Alles Spuren scheinen in die Vergangenheit von Henna zu führen.

"Der Schmetterling" von Gabriella Ullberg Westin beginnt mit einem schockierenden Einstieg. Man erlebt, wie Henna vor den Augen ihrer Kinder ermordet wird, von einem Mann im Weihnachtsmannkostüm. Sehr spannend, doch danach flaut die Spannung für eine lange Zeit ab, um sich erst am Ende wieder zu steigern.

Die Leseprobe hatte mir gut gefallen, doch letztlich konnte ich nicht so gut in die Geschichte einsteigen, wie erwartet. Viele Protagonisten, wechselnde Stränge, Nebenschauplätze - irgendwie fehlte mir der rote Faden, der durch die Geschichte führt. Letztendlich war die Auflösung des Falls für mich nicht ganz überraschend, im Verlauf hatte ich mir das Szenario schon so ähnlich zusammengereimt.

Rokka ist gut gezeichnet, er war mir aber nicht wirklich sympathisch, und die anderen Charaktere, von Rokka mal abgesehen, waren insgesamt zu blass. Ich hatte mir von diesem Krimi mehr erwartet, irgendwie ist der Funke einfach nicht über gesprungen.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Lebensgeschichte und Psychogramm der Margrit K

Mordzeitlose
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Margrit Kunkel wächst in der ehemaligen DDR auf, in einem kleinen Ort. Ihre Eltern haben eine Gärtnerei,so dass Margrit von Kindesbeinen an ihre Liebe zur Natur, zu den Pflanzen entdeckt. Sie spricht zu ...

Margrit Kunkel wächst in der ehemaligen DDR auf, in einem kleinen Ort. Ihre Eltern haben eine Gärtnerei,so dass Margrit von Kindesbeinen an ihre Liebe zur Natur, zu den Pflanzen entdeckt. Sie spricht zu ihnen, die Pflanzen sprechen zu ihr. Nach dem frühen, ungeklärten Tod der Mutter, übernimmt ihr Vater die Erziehung. Er schirmt Margrit von der Außenwelt ab, erlaubt keine Besuche bei Freundinnen. Nur die Schule bietet Abwechslung für Margrit. Ihr erster Freund, Margrits große Liebe, verlässt sie jedoch.

Margrit zieht nach Berlin, um Botanik zu studieren. Sie hat große Pläne, ihr schwebt die Forschung vor. Ihre Idee ist, giftige Pflanzen so zu modifizieren, dass sie genießbar werden und auf kargen Böden wachsen, um so den Hunger in der Welt stillen. Seit Jahren pflegt sie eine Brieffreundschaft mit Professor Dr. Steiner, dem Leiter der Holländischen Gartenakademie Berlin. Ihm erzählt sie von ihren Visionen, nichtsahnend, dass er ihren Ideen selbst nutzen will.....

"Mordzeitlose" von Patricia Holland Moritz ist ein fein gezeichnetes Psychogramm von Margrit Kunkel. Man lernt sie von Kindesbeinen an kennen, das Mädchen, das pummelig und eher langsam ist. Die Frau, die die Langsamkeit kultiviert hat und ihre eigenen Pläne verfolgt. Sehr schön ist die Botanik beschrieben, die Pflanzen und Margits Verhältnis zu ihnen.

Für mich war das Buch mehr Lebensgeschichte denn Krimi, die Handlung ist leise und stetig, ohne große Überraschungen. Der Kriminalfall, den ich erwartet hatte, nimmt leider wenig Raum ein, so dass ein Gefühl der Enttäuschung bleibt.

Fazit: Eine Lebensgeschichte, ein Psychogramm der Margrit K. Schön geschrieben und für Pflanzenliebhaber interessant. Aber zu wenig Krimi.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Lassa Epidemie in Deutschland

Mutwille
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Schauplatz Berlin: In "Mutwille" beschreibt Autor Kai Lüdders ein beklemmendes Szenario. In Deutschland sterben immer mehr Menschen an einer mutierten Form des Lassa Virus, es breitet sich Panik aus, das ...

Schauplatz Berlin: In "Mutwille" beschreibt Autor Kai Lüdders ein beklemmendes Szenario. In Deutschland sterben immer mehr Menschen an einer mutierten Form des Lassa Virus, es breitet sich Panik aus, das öffentliche Leben kommt streckenweise zum erliegen. Von dieser Lage profitiert die noch recht neue Partei für Gesundheit und Ordnung, die in der Gesundheitspolitik einen rigorosen Kurs fährt. Unterstützung erhält sie vom Lobbyisten Paul Schneider, der für den Pharmakonzern Unity Medical Care arbeitet und selbst ein Gesundheitsfanatiker ist. Die Wahlen stehen bevor, wird es die neue Partei in die Regierung schaffen?

Kai Lüdders entwirft in seinem Thriller eine Horrorvision von Deutschland, einem Land, in dem die Menschen durch die Lassa Epidemie verunsichert sind, der Regierung nicht mehr trauen und in dem es zu Aufständen kommt. Ich fand das Thema spannend, vor allem was die Verflechtungen zwischen Lobbyismus und Politik angeht, diese werden vom Autor auch gut dargestellt. Man lernt Paul Schneider kennen und verfolgt, wie UMC mit seiner Hilfe Einfluss auf die Politik nimmt. Ein anderer Strang handelt von dem Wissenschaftler David, seiner Frau Laura und dem kleinen Sohn Ben. Anfangs sind die Stränge getrennt, später gibt es Überschneidungen.

Der Thriller ist im auktorialen Erzählstil verfasst, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat. Die Gedanken und Gefühle von allen Protagonisten fand ich stellenweise verwirrend, weil die Wechsel einfach zu schnell gingen. In einem Satz ging es noch um die Gedanken von Paul, zwei Sätze weiter um die Gedanken eines anderen Protagonisten. Ich musste oft zurückblättern und eine Passage nochmals lesen, um die Gedanken zuordnen zu können, was den Lesefluss enorm störte. Ein anderer Kritikpunkt ist die teils unrealistische Darstellung von Ereignissen und der doch eher einfache Schreibstil mit Wiederholungen und nicht immer passenden Ausdrücken, die mir den Spaß am lesen genommen haben. 3 Sterne.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Potential verschenkt

Isoliert
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"Isoliert" spielt in Schweden, im Jahr 2037. Schweden gehört zum Protektorat der kommunistischen Freundschaftsunion, denn der Eiserne Vorhang ist nie gefallen, sondern wurde nur weiter nach Westen ausgedehnt. ...

"Isoliert" spielt in Schweden, im Jahr 2037. Schweden gehört zum Protektorat der kommunistischen Freundschaftsunion, denn der Eiserne Vorhang ist nie gefallen, sondern wurde nur weiter nach Westen ausgedehnt. In dieser etwas trostlosen Welt lebt Anna. Sie hat eine Tochter, ist alleinerziehend und hat durch ihren Einsatz im Krisengebiet Kysylkum eine gewisse Berühmtheit erlangt. Als ihr das Angebot gemacht wird, bei der Bewerberauswahl für einen hohen Posten in der Partei im RAN-Projekt die stille Beobachterin zu geben, kann sie nicht ablehnen. Zusammen mit sechs weiteren Menschen wird sie auf die kleine Insel Isola gebracht, die von der Außenwelt abgeschnitten ist. In ein Haus, das über geheime Gänge und eine geheime Ebene verfügt. Nur sie und die Ärztin Katja sind eingeweiht. Nachdem Annas Tod inszeniert wurde, beobachtet sie aus ihrem Versteck die anderen, bis etwas passiert, das nicht geplant war. Anna muss entscheiden, wie sie sich weiter verhalten soll....

Ich hatte mich nach dem vielversprechenden Klappentext auf einen spannenden Thriller gefreut, meine Erwartungen wurden aber nur teilweise erfüllt. Die Idee, die Handlung in der Zukunft, in einem kommunistischen Land spielen zu lassen, ist erst mal ungewöhnlich. Auch das Setting auf einer einsamen Insel mit wenigen Protagonisten, die sich selbst überlassen werden, verspricht fesselnd zu werden. Allerdings wird das Leben in der Zukunft in diesem kommunistischen Freundschaftsbündnis viel zu oberflächlich abgehandelt, so dass ich keine genaue Vorstellung hatte, wie es sich in dieser Zeit lebt. Auch über das RAN-Projekt erfährt man keine Details, es wirkt diffus und wird bis zum Ende nicht geklärt.

Der Schreibstil ist in Ordnung, allerdings blieben die Figuren für mich distanziert, ich konnte zu Anna keine Nähe aufbauen. Dazu waren sie zu schemenhaft beschrieben und mir fehlten die Emotionen, die nur ansatzweise vorhanden sind. Am besten hat mir der Teil auf Isola gefallen, der aber letztlich zu kurz abgehandelt wird. Ihn hätte man mehr ausbauen können, mehr Spannung aufbauen.

Insgesamt spielt das Buch für mich in der mittleren Liga, für einen Thriller fehlt mir die psychologische Spannung. Schade, hier wurde viel Potential verschenkt.

Veröffentlicht am 16.10.2017

Potential verschenkt

Sie zu strafen und zu richten
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"Er könnte wesentlich intensiver darüber nachdenken, was wir glauben, als wir anfangs dachten, um es uns so schwer wie möglich zu machen, seinen nächsten Schritt vorherzusagen"


"Sie zu strafen und zu ...

"Er könnte wesentlich intensiver darüber nachdenken, was wir glauben, als wir anfangs dachten, um es uns so schwer wie möglich zu machen, seinen nächsten Schritt vorherzusagen"


"Sie zu strafen und zu richten" ist der vierte Teil der Reihe um DI Sean Corrigan. Der aktuelle Fall ist äußerst brisant: Im Internet läuft ein Live-Video, in dem ein maskierter Mann sein Opfer auf einem Stuhl gefesselt hat, ein Opfer, das aufgrund seiner Verfehlungen nun eine gerechte Strafe erhalten soll. Über die die Zuschauer im Livestream abstimmen können. Das Votum der Zuschauer fällt vernichtend aus, vor laufender Kamera wird der Banker erhängt und stirbt. DI Sean Corrigan ist klar, dass es nicht bei diesem einem Opfer bleiben wird. Die Ermittlungen werden zum Wettlauf mit der Zeit.


Nach dem spannenden Einstieg, in dem die Handlung aus Sicht verschiedener Zuschauer geschildert ist, die live bei der Abstimmung über Leben und Tod entscheiden, hatte ich auf einen wirklich spannenden Thriller gehofft. Leider wurde ich enttäuscht, denn nach dem fesselnden Anfang legt sich die Spannung und die Ermittlungen plätschern lange Zeit vor sich hin. Erst im letzten Drittel kommt wieder Schwung in die Handlung, dann steigt auch endlich die Spannung und ab diesem Zeitpunkt war ich auch wieder gefesselt.


Das wäre für mich noch ok gewesen, wenn ich wenigstens mit den Protagonisten mitfiebern hätte können. Doch weder mit Sean noch mit einer der anderen Personen bin ich warm geworden. Für meinen Geschmack blieben die Figuren zu oberflächlich. Sean wurde mir stellenweise sogar richtig unsympathisch. Er verhält sich zu Kollegen unkollegial, der Gipfel war eine Szene, in der er mit seiner Frau und Freunden im Restaurant ist, und sich unmöglich benimmt. Ich habe die Geduld seiner Frau bewundert.


Ich bin mit diesem Teil in die Reihe eingestiegen, evtl. ist der Eindruck anders, wenn man die Reihe von Anfang an gelesen hat. Trotzdem schade, denn bei vielen anderen Reihen ist es kein Problem, als Quereinsteiger auch noch einen Bezug zu den Protagonisten zu bekommen.


Der Schreibstil enthält teils Bandwurmsätze, teils Sätze deren Sinn sich mir erst nach mehrmaligem lesen erschloss. Was vermutlich an der Übersetzung liegt, für den Lesefluss aber ungemein störend ist.


Fazit: Aus dem Thema hätte man deutlich mehr rausholen können, vor allem mehr Spannung, wie ich es bei einem Thriller erwarte. Schade, hier wurde Potential verschenkt.

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