Drei Tote. Drei Länder. Drei Institute.
Eine Partei, die überall ist.
In seinem neuen Thriller „Der Zirkel“ widmet sich der Autor Leon Sachs brisanten Themen. Nicht nur geht es um die vielfältigen, modernen ...
Drei Tote. Drei Länder. Drei Institute.
Eine Partei, die überall ist.
In seinem neuen Thriller „Der Zirkel“ widmet sich der Autor Leon Sachs brisanten Themen. Nicht nur geht es um die vielfältigen, modernen Möglichkeiten, die Politik, allen voran die Wahlen, sowie andere Instanzen in Machtpositionen, wie bspw. Militär, Staatswesen, Verfassungsschutz, zu manipulieren, sondern auch um rechtsradikales Gedankengut. Diese Ideologie wird zumindest hier als wirksames Beispiel verwendet, um zu verdeutlichen, wie sich eine „Überzeugung“ hinterrücks und systematisch ausdehnen kann. In Anbetracht der momentanen Weltsituation hätte wohl kaum eine Thematik aktueller sein, bitterer schmecken und auffälliger polarisieren können.
Im Gesamten empfand ich die Storyline interessant und nachvollziehbar aufgebaut, auch wenn der Beginn durch mehrere Perspektiven verwirrend schien. Die Handlungsorte variieren, was dem Geschehen zusätzlich Abwechslung bringt, besonders toll fand ich, dass wir auch Orte in Thüringen besuchen.
Nur Stück für Stück kommen die Verbindungen der Figuren, ob tot oder lebendig, ans Licht. Mittendrin Johanna Böhm, eine schlagfertige, taffe Frau, die am Beginn ihrer Polizeiausbildung steht, und Rasmus Falk, ein ehemaliger Geheimdienstler sowie IT-Experte. Während Johanna sich endgültig von den Fesseln ihrer Familie lösen will, will Rasmus vor allem Rache.
Beide verbindet Verlust und Trauma, ausgelöst durch den Mann, der ihnen vom Wahlplakat entgegen strahlt.
Anfänglich distanziert, entwickelt sich aus dem ungleichen, ein starkes und dynamisches Team. Nur zusammen können sie ein radikales Netzwerk enttarnen, das skrupellos zuschlägt, und überall verwurzelt ist.
Der spannende Plott wurde aus einer Mischung von interessanten Gedankengängen, Action und ausgedehnten, nebensächlichen Längen gefüllt. Misstrauen begleitete jede Begegnung, jede neue Bekanntschaft, jede Erkenntnis. Leon Sachs animiert die Leser gekonnt bei der Sache zu bleiben, zu kombinieren und auch über das Buch hinaus zum Nachdenken. Wendungen und neue Spuren halten das Geschehen am Laufen, Gänsehaut wird durch die Partei „Gerechtes Deutschland“ und deren gnadenlose, brutalen Handlanger gesichert. Emotionen bieten verschiedene Schicksale und dramatische Szenen.
Kritisch betrachte ich die Fülle an detaillierten Ausführungen von Nichtigkeiten und Schauplätzen. Oft verlor sich der Fokus zwischen seitenlangen Beschreibungen. Davon abgesehen – sehr empfehlenswert.
"Gawain: Lichtfalke" von Jessica Bernett erschien am 17. April im Sternensand Verlag.
"Gawain, der Lichtfalke von Lothian, hat genau zwei Regeln, wenn es darum geht, eine Geliebte zu finden: keine Jungfrauen ...
"Gawain: Lichtfalke" von Jessica Bernett erschien am 17. April im Sternensand Verlag.
"Gawain, der Lichtfalke von Lothian, hat genau zwei Regeln, wenn es darum geht, eine Geliebte zu finden: keine Jungfrauen & keine Ehefrauen. Der Held der Tafelrunde wird auf eine harte Probe gestellt, als er auf der Insel Erínn die wunderschöne Gemahlin des Clanführers trifft … Seine Liebschaften rücken allerdings in den Hintergrund, nachdem ihn eine traurige Nachricht erreicht hat, die ihn zurück in den Norden Britanniens ruft. Eine Reise, die Gawain für immer verändert, denn sein Weg führt ihn durch einen Wald, der nicht nur gefährlich, sondern auch verzaubert ist."
"Gawain: Lichtfalke" war mein erstes Buch von Jessica Bernett, & das ich bisher noch nichts von der jungen Autorin gelesen habe ärgert mich!
Ich wusste ehrlich gesagt nicht genau, welche Welt mich in dem historischen Fantasyroman aus dem Sternensand Verlag erwartet. Umso überraschter war ich, als ich mich doch tatsächlich an der Seite eines Ritters der Tafelrunde einfand.
Während der ersten Kapitel musste ich mich erstmal einfinden, in meinen Augen beginnt die Geschichte etwas schleppend, regelrecht unspektakulär, in dem man Gawain kennenlernt. Doch je weiter ich las, umso schneller flogen die 236 Seiten dahin. Was anfangs wie eine neutral geschilderte Verhandlungsmission mit einem humorvollen, unglaublich sympathischen Protagonisten aussieht, entwickelt sich zu einer lebhaften, unerwarteten & fesselnden Story. Jessicas Art, das Geschehen zu schildern, ist klar, flüssig & mit den jeweiligen Ereignissen & Situationen absolut stimmig. Bildhaft tauchten Orte & Landschaften auf, ich spürte den Nebel im Zauberwald, hörte, wie sich die Wurzeln an die Oberfläche drückten. Auch die Charaktere & Wesen, denen man begegnet, waren vorstellbar gezeichnet. Raffiniert wird Gawains trockene, lockere Art selbst in brenzligen Situationen eingebracht, sodass ich mehr als einmal Lachen musste, & dennoch ging sein Verstand, sein Ehr - & Pflichtgefühl ebenso wenig unter, wie seine kämpferischen Züge. Ich habe mich in diesen charmanten "Dummling" definitiv verliebt.
Verwirrt wurde ich durch all die, zum Teil ähnlichen, Namen & Beziehungskonstellationen. Dennoch gingen die Hauptakteure sowie der vordergründige Verlauf nie unter. Es machte mir wirklich großen Spaß, den lockeren Ritter & sein treues Pferd "Wurzel" zu begleiten; es wurde nicht langweilig, Prioritäten & Ziele änderten sich, die Ortschaften & Charaktere variierten – "Gawain" steht nie still, ist interessant & vielfältig. Der Verlauf führt stetig in neues & anderes, wirkt aber nicht überladen. Jessica machte mich neugierig, überfiel mich regelrecht
mit überraschenden Wendungen & Ereignissen. Ich wurde in eine zum Teil rasante & aufregende Fantasygeschichte um eine der berühmtesten Sagen überhaupt gezogen, in der sich Magie & Wunder, mit Spannung & viel Gefühl vereinen - ja, auch der berüchtigte Lichtfalke kommt nicht um eine Liebe herum.
Dass das Thema der Selbstbestimmung & Freiheit von Frauen einfließt, & die Botschaft mitschwingt, dass das Äußere keinen Einfluss darauf nimmt, wie wohl man sich mit / bei einem Menschen fühlt, machen die fünf Sterne, trotz anfänglicher Längen, voll.
Mein Fazit: Ich will mehr. Ich muss die Trilogie "Elayne" unbedingt lesen!
„Blazing Hearts – Das Schicksal der Drachen“ ist die neue Romantasy von B. E. Pfeiffer, in der wir dem Höhepunkt einer jahrhundertealten Fehde beiwohnen dürfen.
Perfide Intrigen, erzwungene Bündnisse und ...
„Blazing Hearts – Das Schicksal der Drachen“ ist die neue Romantasy von B. E. Pfeiffer, in der wir dem Höhepunkt einer jahrhundertealten Fehde beiwohnen dürfen.
Perfide Intrigen, erzwungene Bündnisse und eine Prinzessin – hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Herz.
Als Alaric – König der Drachenformwandler – beschließt, das verfeindete Volk der Fae um Unterstützung im Kampf gegen die Gorgonen zu ersuchen, ist dem Weißen Drachen bewusst, dass er Solaris – Herrscherin des Sonnenhofes – etwas anbieten muss, das schwerer wiegt als magische Edelsteine. Etwas, das ihn und sein Volk verwundbar werden lässt … Gemeinsam mit seinem General und engstem Vertrauten macht er der hochnäsigen Königin ein Angebot.
Lyneria – jüngste der drei Fae-Prinzessinnen – kann weder die Enttäuschung noch die Bestürzung über den Beschluss ihrer Mutter verbergen. Doch wie jeder weiß: Die Mondgeborene-Tochter ist ersetzbar. Und so muss die kühne Kriegerin – als Braut und Spionin – ihrer warmen, blühenden Heimat den Rücken kehren, ihre Schwestern und Vorbehalte hinter sich lassen und gemeinsam mit Kethan und Alaric in den kalten Schattenkontinent reisen.
Die erste Lüge der Drachenwandler wird schnell enthüllt – und statt Respekt und einem Leben, wie es einer Königin gebührt, fristet Lyneria einsame Tage in der Fremde. Bis ein unerwarteter Angriff dafür sorgt, dass ihre Träume wahr werden – und nicht nur ihre …
Während Bürde und Verantwortung Alarics Eismauern daran hindern, zu schmelzen, bringen Lyns Aufrichtigkeit, ihre Sanftmut und ihre Stärke Kethans Vorurteile rasch ins Wanken...
Pfeiffer lässt uns das Geschehen aus drei Perspektiven verfolgen – so lernen wir die Königin und ihren Gemahl sowie dessen Vertrauten, ihre Hoffnungen und versteckten Intentionen kennen, gehen Geheimnissen auf den Grund, sind Teil von ihrer Überraschung, von langsam bröckelnder Distanz, von Unruhen im Reich und dem Zwiespalt, der alle drei zerreißt. Denn Lyneria bringt in den komplett unterschiedlichen Drachen – trotz jedweder Versuche, sie auszusperren – etwas zum Klingen, verändert mehr als nur deren Meinung über das Fae-Volk. Dass über all den zarten Entwicklungen, dem Zueinander- und sich selbst finden eine unberechenbare Bedrohung zischt, die stetig tiefer in das Zentrum der Wandler vordringt, zu nah ist und Opfer fordert, Angst schürt, hält das gesamte Schattenreich in Aufregung – und Vorsicht. Aber manchmal ist alle Vorsicht, jede Vorkehrungsmaßnahme nicht genug, wenn der Feind aus unerwarteter Richtung kommt.
Prinzipiell bleibt nur zu sagen, dass die Autorin erneut eine schlüssige Geschichte konzipiert hat, in der Twists und Romantik, explizite Szenen und viel Gefühl nicht zu kurz kommen. Im temporeichen Verlauf finden sich ausreichend integrierte Nebenfiguren und Details über die verfeindeten Gattungen samt der geschaffenen Welt. Vor allem die Gegebenheiten der Drachen – in deren Mitte sich die LeserInnen hauptsächlich befinden – wurden griffig ausgearbeitet. Die Tropes „Love-Triangle“ und „Why-Choose“ fügen sich wunderbar in die Dynamik der Protagonisten, die mit Liebe und Sorgfalt gezeichnet wurden. Auch charakterlich findet eine deutliche Entwicklung statt, was in Kombination mit nicht vorhersehbaren Ereignissen, einem gewissen royalem Flair und der Vorahnung von Verrat an die Handlung fesselt.
Wer nach einer Spicy-Fantasy, einer seichten Lovestory und nach einer kämpferischen Frau sucht; wer sich nur zu gerne in die Arme zweier Männer fallen lassen will, der sollte die magische Drachen-Romantasy „Blazing Hearts“ sofort in den Warenkorb werfen.
In „Ehemänner und Liebhaber“ verbindet Beatriz Williams reale Ereignisse, ausgiebige Recherche und relevante Themen mit Fiktion, Dramatik und purer Liebe. Es entstand ein Roman, der gleichermaßen fesselt ...
In „Ehemänner und Liebhaber“ verbindet Beatriz Williams reale Ereignisse, ausgiebige Recherche und relevante Themen mit Fiktion, Dramatik und purer Liebe. Es entstand ein Roman, der gleichermaßen fesselt wie berührt, der Mitgefühl weckt und zum Mitfiebern verführt.
Zwei starke, beeindruckende Frauen, die auf unterschiedliche Art mit dem Schicksal ringen, getrennt durch Kontinente und Zeiten, nehmen uns mit in intimste Empfindungen und echtes Leid –
Kairo, ~ 1950: Nach traumatischen Erfahrungen, tiefschürfenden Verlusten und dem Elend des Kriegs blieb Hannah Ainsworth nichts anderes übrig, als zu flüchten. Gelandet in einer Ehe, die Sicherheit und Wohlstand versprach, treibt sie das Sehnen nach dem, was sie verloren hat, nach Leidenschaft und dem gewissen Mehr in die Arme eines anderen …
Neuengland, ~ 2022: Für Mallory Dunne ist jeder Tag mit ihrem Sohn ein Geschenk. Denn vor drei Jahren hing Sams Leben am seidenen Faden. Auch jetzt vergeht kein Tag ohne Sorgen – und doch weigert sich Mallory, ihre einstige, heute berühmte Sommerliebe zu kontaktieren. Indes macht sich Paige auf die Suche nach Alternativen und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Schwestern in ein irisches, von Grausamkeit und Tragik behaftetes Waisenhaus führt …
Bereits mit den konträren Settings sorgt Williams für Interesse, ungute Vorahnungen und flirrende Spannung. Während im Ägypten der Nachkriegszeit, in dem Hass und politische Intrigen, Angst und Vorsicht schwelen, die Atmosphäre bedrohlich, nie wahrhaft ausgelassen ist, Hannahs Entscheidungen und Intentionen im Vordergrund stehen – oft die Luft anhalten, schwer schlucken lassen –, umspielt der fiktive, malerische Küstenort Winthrop Island eine Ballade aus ungesagten Worten und verlorener Liebe. Aus Nostalgie und „Was wäre, wenns“. Reue und Wehmut vermischen sich mit Humor und bittersüßer Hoffnung.
Die Frage, was die Linien von Hannah und Mallory trennte, ist stets präsent. Selbst als ein Teil ihrer Verbindung längst gelüftet ist, nimmt der Drang, tiefer in das Schweigen ein-, zu den Details und (Hinter)Gründen durchdringen zu wollen, nicht ab. Stilistisch finden wir einen angenehmen, klaren Ton, der Verzweiflung, Erschöpfung und Schwere mit einer gewissen Distanz unterstreicht – diese übertüncht jedoch zu keiner Zeit die guten, die warmen Gefühle. Die Storyline wurde nachvollziehbar ausgearbeitet, die Settings wunderschön und detailliert und die Hauptcharaktere mit Eigenheiten und ihren Fehlern.
Beatriz hüllt die Vergangenheit in Sepiatöne, lässt sie als stimmig eingeflochtenen Nebenstrang mitfließen – jedoch nicht weniger real, nicht weniger wahr. Dass die Autorin Aufmerksamkeit für marginale Minderheiten und deren Verfolgung, für Frauen, denen das Kostbarste entrissen wurde, generiert, gibt dem hier aufgegriffenen Geschehen der 1950er Jahre zusätzlich etliche Gänsehautmomente. Die Gegenwart wurde lebendiger, freier gestaltet. Es war leichter, sich mit Mallorys Situation und den hier verwobenen Themen – DNA-Tests, Organspende, Trauma, den Vorzügen und Tücken des öffentlichen Lebens – zu identifizieren. Doch beide Zeiten, die Fülle der unterschiedlichen, schrecklichen Ereignisse, das Potpourri an Empfindungen, Verlusten und Veränderungen gingen mir nah.
Mallory, allem Anschein nach eine alleinerziehende Mutter, die alles unter Kontrolle hat und mit den Schlägen des Lebens umzugehen weiß, wackelt und wankt im Inneren, kämpft mit Selbstvorwürfen, Sehnsucht und Erinnerungen. Hat es seit dem Sommer 14 Jahre zuvor nie wieder zugelassen, sich zu verlieben. Als Monk Adams nun aus dem Wasser steigt, bleibt ihre geordnete Welt kurz stehen. Bevor ihr Geheimnis den Musiker erschlägt …
Es war unterhaltsam und rührend, dem sachten Aufeinanderzugehen von Mallory und Adams beizuwohnen – von unbeholfenen Aussagen und An- sowie Entschuldigungen, von kurzen Blicken und dem leisen Wieder- und Neuerkennen. Wenn die Anfang Dreißigerin auch versucht, die Beherrschte zu mimen, lässt vor allem Monks Art, mit seiner neuen Realität umzugehen – mühelos und aufopferungsvoll – die Schmetterlinge fliegen. Dass die gegenwärtigen Entwicklungen von Einblicken in die Anfänge ihres ‚Gemeinsams' durchbrochen werden, gibt den LeserInnen die Möglichkeit, ein genaues Bild der beiden zu bekommen, ihren Gefühlen füreinander nachzuspüren – und zu verstehen, warum Mallory ihre erste Liebe und den Küstenort verlassen, ihre Zukunftspläne und -träume losgelassen hat …
Abgesehen von den im Fokus stehenden Couples und deren Geschichten treffen wir auf weitere Konflikte und Figuren, die die – im Mittelteil auf der Stelle tretende – Handlung bereichern und für Abwechslung sorgen. Bspw. Paige, die unterstützend ist, fürsorglich und hilfsbereit – jedoch von mir manchmal als bevormundend wahrgenommen wurde.
Lucien, der bereit ist, sein Herz zu öffnen, trotz der Gewissheit, dass es brechen wird.
Oder Sam. Die sacht entstehende Dynamik zwischen ihm und dem Rockstar bildet eine ganz eigene, aufmerksamkeitsheischende Komponente.
Es gab so viele erkenntnisreiche, schmerzhafte Augenblicke wie es Wahrheiten und Witz gab, Charme und reine Emotionen. Unterschiedliche Nuancen von Liebe und Mut, schwere Entscheidungen, deren Konsequenzen nachhallen – ertragen werden müssen.
Je weiter der Verlauf voranschreitet, umso dichter wird die Storyline, umso deutlicher treten einzelne Verbindungen und Zusammenhänge hervor, umso öfter überraschen Enthüllungen.
Du suchst nach einem Mix aus cozy Feelings, hartem Tobak und ergreifenden Momenten? Nach einer spannenden Familiengeschichte, realistischen Themen und Geheimnissen, die die Kraft haben, alles zu verändern?
Dann ist „Ehemänner und Liebhaber“ vielleicht genau dein Buch!
Ihr liebt Ali Hazelwood, habt aber alle ihre Bücher schon durchgelesen?
Ihr steht auf Frauen, die in den MINT-Gebieten aktiv sind, auf nerdige Metaphern und amüsant integrierte Fachbegriffe? Auf unbeholfene ...
Ihr liebt Ali Hazelwood, habt aber alle ihre Bücher schon durchgelesen?
Ihr steht auf Frauen, die in den MINT-Gebieten aktiv sind, auf nerdige Metaphern und amüsant integrierte Fachbegriffe? Auf unbeholfene Flirtversuche und Charaktere, die mit tiefliegenden Wunden kämpfen? Auf trockenen Humor, süße Romantik und einen MMC der Kategorie Green-Flag?
Dann schnappt euch unbedingt den „𝐇𝐨𝐭-𝐇𝐞𝐧𝐫𝐲-𝐄𝐟𝐟𝐞𝐤𝐭“ von Lucy Chalice …
Sieben Jahre ist es her, seit sich die Wege von Dr. Clara Clancy und Dr. Henry Fraser trennten – und ihre besondere Freundschaft auf Eis gelegt wurde. Gerade jetzt, als eine wichtige Präsentation von Clara gehörig in die Hose – oder auf die Bluse – geht, taucht der Frauenschwarm, der sich seiner Anziehung noch immer nicht bewusst zu sein scheint, vor ihr auf. Und das auch noch als zukünftiger Geschäftspartner.
Man könnte meinen, dass sowohl die stille Zeit, ihre unterschiedlich eingeschlagenen Wege als auch das Älterwerden zwischen ihnen stehen, doch es braucht nicht lange, bis Fraser & Clancy wieder das scherzende Dreamteam von früher sind und sie zurück in ihre lockere, von Insider-Witzen und nostalgischen Erinnerungen geprägte Freundschaft finden. Während Claras Herz schneller schlägt und sich unwillkommene Gedanken, die es erneut zu verdrängen gilt, in ihr breitmachen, ist Henry der Ruhepol, der, der sie noch immer ansieht, als wäre sie seine persönliche Sonne.
Als die beiden auch noch zu „Versteck-mich“-Komplizen werden, nachdem sowohl der CEO von FraserTech als auch die begnadete Wissenschaftlerin mit unerwünschten Avancen konfrontiert werden, lädt sich die Stimmung zwischen ihnen – die vor unausgesprochenen Worten und vor zum Schweigen gebrachtem Verlangen prickelt – kontinuierlich auf. Doch Claras Selbstzweifel erlauben es ihr nicht, an Mehr zu glauben …
Lucy Chalice schrieb eine herzerwärmende RomCom, die mehr als einmal zum Seufzen, Schwärmen und laut Lachen verleitet. Hin und wieder weckt jedoch vor allem die Protagonistin den Drang, selbige schütteln zu wollen, denn Clara ist gefangen – in Gefühlen der Unzulänglichkeit, in „Nicht gut, niemals liebenswert genug“, der trügerischen Gewissheit, am Ende verlassen zu werden. Wir lernen eine Frau kennen, die sich und ihr Wesen degradiert, people pleasert, um keine Angriffsfläche zu bieten, und Sarkasmus und Witz wie eine Rüstung trägt, damit ihre Ängste verborgen bleiben und niemand zu ihr durchdringt. Lediglich bei Jo und Simmy lässt sie (fast) alles raus. Dabei ist Henry der Mensch, bei dem die 32-jährige Geborgenheit empfindet, Schmetterlinge, Bauchkribbeln …
Und ehrlich? Selbst ich habe mich bei ihm wohlgefühlt, habe bei seiner aufmerksamen, rücksichts- und durch und durch liebevollen Art geschmachtet. Denn Henry Fraser ist ein echter Superman!
Der Verlauf ist äußerst unterhaltsam, wenn auch stellenweise ein bisschen schleppend. Dafür bekommen wir einen guten Eindruck von der Protagonistin und ihrem „Kumpel“, von ihren Situationen und der einzigartigen Dynamik. Chalice verzichtet weder auf skurrile noch auf rührende oder spannende Momente, spricht unterschwellig die Missstände von Frauen in der Forschung und deutlicher jene an, die ihnen – auch Männern – im (Berufs)Alltag begegnen.
Stilistisch findet sich ein angenehmer, großteils leichter und humorvoller Ton, der weder den Ernst, die seelischen, inneren Verletzungen noch Claras Ängste oder Henrys aufrichtige Liebe, sein Interesse schmälert.
Insgesamt bescherte mir „Der Hot-Henry-Effekt“ tolle Wohlfühl-Lesestunden und bekommt somit eine Empfehlung.