Profilbild von die_gluecksfee

die_gluecksfee

aktives Lesejury-Mitglied
offline

die_gluecksfee ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit die_gluecksfee über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2025

Hoher Unterhaltungsfaktor mit leichter Gesellschaftskrititk

Hustle
0

Der Klappentext hat mir sofort zugesagt. Eine kritische Auseinandersetzung mit den moralischen Vorstellungen, da bin ich sofort dabei! Umso gespannter war ich auf das Buch. Es geht um Leonie, die nach ...

Der Klappentext hat mir sofort zugesagt. Eine kritische Auseinandersetzung mit den moralischen Vorstellungen, da bin ich sofort dabei! Umso gespannter war ich auf das Buch. Es geht um Leonie, die nach München zieht und Schwierigkeiten hat, ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Sie trifft auf eine Frauengruppe, die auf jeweils dubiose Weise viel Geld verdient. Genau das, was Leonie gerade braucht. Schnell entsteht die Idee, für kleinere Racheaktionen Geld zu verlangen.

Durch die kurzen Kapitel fliegt man förmlich durch das Buch. Die Handlung schreitet recht schnell voran. An manchen Stellen wirkt es fast wie eine Aneinanderreihung von Episoden. Aufgrund der spannenden Thematik hätte ich mir eine grosse Eskalation gewünscht, was aber leider ausgeblieben ist. Dies hat mich nach der Lektüre etwas unzufrieden zurückgelassen. Auch das Ende war nicht zufriedenstellend. Die Geschichte wurde abrupt beendet, dabei sind zu viele Fragen offen geblieben. Nichtsdestotrotz bietet die Geschichte einen hohen Unterhaltungsfaktor. Jedoch fehlt eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Schwerpunkt der moralischen Frage.

Der Schreibstil hat mir wiederum sehr gut gefallen. Mit einem lockeren und sarkastischen Ton bringt sie die scharfe Kritik an den hohen Mietpreisen in Grossstädten gekonnt rüber. Ich konnte nicht zu allen Charakteren eine Bindung aufbauen. Es fehlte mir an manchen Stellen (auch hier) etwas Tiefe. Was ich grundsätzlich toll fand, ist, dass die weiblichen Figuren in der Geschichte stark und unabhängig gezeichnet wurden.

Kurzum, eine super Lektüre für Leser, die unterhalten werden wollen und sich nicht allzu viel Tiefe wünschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2025

Nettes Gedankenexperiment für Zwischendurch

Gesellschaftsspiel
0

Ein Milliardär plant, die Demokratie zu transformieren - und das ausgerechnet in Weimar. Alle Bürger können in einer App ihre Vorschläge für eine neue Gesellschaftsordnung einreichen und abstimmen. Als ...

Ein Milliardär plant, die Demokratie zu transformieren - und das ausgerechnet in Weimar. Alle Bürger können in einer App ihre Vorschläge für eine neue Gesellschaftsordnung einreichen und abstimmen. Als Kontrast zum diesem politischen Schwerpunkt lernt der Leser Dagmar, Annika und Isabelle kennen, die miteinander verwandt sind und einen Verlust eines nahestehenden Familienmitglieds erleben.



Die Handlung klang anfangs vielversprechend und einzigartig. Es gibt zwischen den Kapiteln kurze Einschübe, die als Text oder Chatverlauf konstruiert sind. Dies bietet interessante Einblicke in die revolutionäre Idee der neuen App. Der Tod des Familienmitglieds geht da etwas unter und wird bei den Protagonistinnen nicht als Priorität angesehen. Die App nimmt die ganze Gedankenwelt der Charaktere ein. Ab der Mitte schwächelt die Handlung etwas. Ich habe mir einfach mehr von der Umsetzung erwartet. Die App fördert den gesellschaftlichen Diskurs, sie schafft eine Möglichkeit für Austausch zwischen Bürgern. Jedoch passiert auch nicht viel mehr als das.

Mit den Figuren konnte ich auch nicht warm werden, es wird immer eine gewisse Distanz gehalten. Ich habe lange die zwei Schwestern nicht auseinanderhalten können. Auf mich wirkten die drei Figuren sehr ähnlich.

Kurz: Die Gesellschaftskritik ist bei mir nicht so deutlich rübergekommen, wie ich erhofft hatte. Wer sich tiefer mit politischer Kritik auseinandersetzen will, dem empfehle ich eher: Das Geschenk von Gaea Schoeters.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 25.09.2025

Verfehltes Potenzial

Der Krabbenfischer
0

Thomas ist Krabbenfischer, der jeden Tag pflichtbewusst ans Meer geht, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. In ihm schwirrt aber die Leidenschaft zur Musik. Eine Begegnung mit einem Regisseur wirbelt ...

Thomas ist Krabbenfischer, der jeden Tag pflichtbewusst ans Meer geht, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. In ihm schwirrt aber die Leidenschaft zur Musik. Eine Begegnung mit einem Regisseur wirbelt sein Leben etwas durcheinander.

An dem Buch hat mir die Sprache am meisten gefallen. Wood schreibt so wunderschön atmosphärisch und poetisch, dass man das Gefühl hat, selbst im Nebel zu stehen. Der Schreibstil passt also perfekt zum Setting des Krabbenfischers. Mit einer ruhigen Ausdrucksweise lädt Wood den Leser zum Entschleunigen ein.

Während mich die Sprache überzeugt hat, blieb die Handlung zurück. Die Geschichte hatte keinen bedeutenden Spannungsbogen. Anfangs war ich voll in der Geschichte drin, aber leider passierte dann insgesamt nicht viel. Die Charaktere konnten mich leider auch nicht abholen. Ich fand sie teilweise distanziert und konnte mich nicht gut in sie hineinversetzen.

Ein weiterer Kritikpunkt stellt die Struktur des Buches dar. Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt, eine weitere Segmentierung in Form von Kapiteln ist nicht vorhanden. Dies hat es mir auch etwas erschwert, dranzubleiben bzw. eine Lesepause an einer geeigneten Stelle der Handlung zu finden.

Am Ende konnte ich für mich persönlich nicht viel aus der Geschichte ziehen. Leider also ein Flop. Schade, habe mir mehr erhofft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2025

Enttäuschende Entwicklung

Der Schlaf der Anderen
0

Sina und Janis sind wortwörtlich so verschieden wie Tag und Nacht. Sie führen beide gegensätzliche Lebensstile, kämpfen aber beide mit Schlafproblemen. In einem Schlaflabor treffen sie aufeinander. Diese ...

Sina und Janis sind wortwörtlich so verschieden wie Tag und Nacht. Sie führen beide gegensätzliche Lebensstile, kämpfen aber beide mit Schlafproblemen. In einem Schlaflabor treffen sie aufeinander. Diese Bekanntschaft stellt für beide einen Neubeginn dar, was der Kern der Handlung darstellt.

Die ersten Kapitel fand ich sehr spannend, ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht. Der Anfang der Geschichte ist der Autorin somit gelungen - damit wurde der Leser erfolgreich abgeholt. Durch die meist kurzen Kapitel liest sich das Buch schnell, trotzdem lässt die Spannung in der zweiten Hälfte nach. Vom Klappentext her habe ich mir eine handlungsgetriebene Geschichte erhofft, was sich nicht bewahrheitet hat. Im Nachhinein habe ich das Gefühl, dass in der Mitte des Buches nicht wirklich viel passiert ist.
Die Geschichte entwickelt sich oft in ganz ausgefallene Richtungen, welche immer unrealistischer erscheinen und zu konstruiert wirken. Gegen Ende habe ich den Zugang zur Geschichte verloren. Auch die letzten Kapitel sowie das Ende haben mich unzufrieden zurückgelassen. Das vielverheissende Thema „Schlaf“ wurde meiner Meinung nach nicht gut umgesetzt.

Die zwei Protagonistinnen wurden in ihren Problemen realistisch gezeichnet. Sie brechen aus ihren Komfortzonen aus und entwickeln sich im Laufe der Story weiter und hinterfragen ihre Lebensweise. Jedoch hätte ich mir trotzdem mehr Tiefe gewünscht, besonders wenn es um so viele Umbrüche geht wie in dieser Geschichte. Beide Figuren verhalten sich oft impulsiv, ohne dass der Leser erfährt, wie es zu dieser Handlung kam. Ich konnte mich daher nicht vollständig in sie hineinversetzen.

Der Schreibstil hat mir wiederum gefallen. Noort schreibt äusserst atmosphärisch, sodass man das Gefühl hat, die nächtliche Brise zu spüren.

Abschliessend lässt sich festhalten, dass dieser Roman mich nicht überzeugen konnte und ich ihn deshalb nur eingeschränkt weiterempfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2025

Eine Autofiktion, die mich nicht überzeugen konnte

Sputnik
0

Der dritte Roman der autofiktionalen Familiengeschichte Berkels dreht sich um Christian selbst. Ein grosser Teil der Geschichte widmet sich seinen Kindheits- und Jugendjahren. Wir erfahren, wie er aufwächst, ...

Der dritte Roman der autofiktionalen Familiengeschichte Berkels dreht sich um Christian selbst. Ein grosser Teil der Geschichte widmet sich seinen Kindheits- und Jugendjahren. Wir erfahren, wie er aufwächst, wie er die Liebe zum Schauspielen und zur Theaterwelt entdeckt. Wir begleiten ihn auf seiner Schulzeit in Paris und bekommen seine ersten Erfahrungen in der Liebe, aber auch in Bezug auf Suchtmittel mit. Ich habe die Geschichte insgesamt als eine Reise zur Selbstfindung empfunden. Wir tauchen tief in seine Gedankenwelt ein, welche insbesondere in jungen Jahren interessant zu lesen sind, da der Roman aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur Sputnik geschrieben ist. Die für die Kindheit charakteristische Neugier und Unwissenheit hat Berkel sehr gut eingefangen. Einzelne Szenen haben mich schmunzelnd zurückgelassen. Berkel greift ironisch auf, dass bestimmte Aussagen der Eltern einen noch Jahre später beschäftigen können (und die sich an der ein oder anderen Stelle als Lüge herausstellen).

Die Figuren waren für mich nicht greifbar, ich konnte keine tiefere Verbindung mit ihnen aufbauen. Nach der Lektüre hat bei mir auch keiner einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Es fehlte eine sichtbare Charakterentwicklung, was mir persönlich in Büchern wichtig ist.
Sein Schreibstil ist lebendig und auf einem literarisch hohen Niveau. Hervorheben will ich an dieser Stelle seine Beschreibung als heranwachsender Fötus im Mutterleib sowie die Geburt aus der Sicht eines Babys - diese Sichtweise hat mir neue Perspektiven eröffnet. An anderen Stellen ziehen sich seine Gedanken oder Beschreibungen unnötig in die Länge, weshalb die Handlung oft nur langsam voranschreitet. Leider konnte ich deshalb ab der zweiten Hälfte die Lektüre nicht geniessen und musste mich vermehrt durch den Text kämpfen. Auch das Schauspiel-Setting, was an sich eine spannende Branche ist, konnte mich nicht wirklich packen. Auch hier werden Proben oder Gespräche langgezogen.
Gegen Ende wird vertieft die Nachkriegszeit und der Holocaust behandelt. Mit der Umsetzung dieser Thematik bin ich jedoch nicht warm geworden und konnte keine neuen Erkenntnisse für mich ziehen.

Abschliessend konnte ich nicht viel aus dieser Geschichte für mich mitnehmen. Zudem bleibt für mich offen, wer er denn nun genau ist (bezugnehmend auf den Buchumschlag, dass es im Buch um Folgendes geht: „die Frage, wer wir wirklich sind“).
Wer sich echten emotionalen Tiefgang wünscht, dem kann ich das Buch leider nicht empfehlen. Vielleicht kann jemand, der sich für Christian Berkel interessiert, mehr mit dem Roman anfangen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere