DIe gleichberechtigten Frauen des Bauhauses?
„Außerdem galt als oberste Maxime: »Keine Unterschiede zwischen dem schönen und starken Geschlecht. Absolute Gleichberechtigung, aber auch absolute gleiche Pflichten in der Arbeit aller Handwerker.« Das ...
„Außerdem galt als oberste Maxime: »Keine Unterschiede zwischen dem schönen und starken Geschlecht. Absolute Gleichberechtigung, aber auch absolute gleiche Pflichten in der Arbeit aller Handwerker.« Das war revolutionär, waren doch Frauen immer noch mit der Lupe zu suchen an den Universitäten, wo sie erst ab dem Jahr 1895 zugelassen wurden, und auch das nur mit Einschränkungen.“
So der Beginn der Kunstschule und Bewegung Bauhaus. Ich erinnere mich an eine Fernsehserie mit Anna-Maria Mühe, in der sie die Bauhaus Studentin Dörte Helm spielt. Diese Serie zeigt, dass Frauen am Bauhaus eine freiere Rolle hatten, in ihrer Kunst und ihrem Streben ernst genommen wurden. Allerdings mit Abstrichen.
Wie sehr auch im Bauhaus die Männer wieder die Hauptrollen an sich rissen, macht dieses Buch von Unda Hörner deutlich. Die meisten weiblichen Künstlerinnen haben wir leider heute wieder vergessen und es bedarf einer Erinnerung an sie, wie Hörner sie mit ihrem kurzweiligen Buch schafft.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Frauen am Bauhaus eher ausgenutzt als unterstützt wurden. Ihr kreatives Schaffen, ihre Ideen und Entwürfe, ihre Assistenz und Arbeit - all das hat am Bauhaus genauso wie andernorts den Männern eine mühelose Grundlage zur Selbstentfaltung und -beweihräucherung geschaffen. Ideenraub eingeschlossen.
Angefangen bei Isa Gropius, die der Kunstschule aufopferungsvoll assistierte - eine Rolle wie sie noch heute viele Frauen als Haus- und Ehefrauen oder Mütter wie selbstverständlich inne haben, über die baldige Einordnung der weiblichen Studentinnen in vermeintlich „weibliche“ Arbeitsbereiche (Textil) bis hin zum Diebstahl der Arbeit einiger Künstlerinnen, indem sie mit dem Namen eines männlichen Kollegen etikettiert wurden. All diese für das Patriarcht so typischen Unterdrückungsmechanismen haben auch am Bauhaus dafür gesorgt, dass uns Namen wie Lucia Moholy-Nagy, Gunta Stölzl und Anni Albers heute bewusst in Erinnerung gerufen werden müssen.
Unda Hörner macht das auf die ihr übliche Art: Unterhaltend und interessant. Eine empfehlenswerte, kurzweilige Lektüre.