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Veröffentlicht am 15.03.2018

Vergessene Geschichte

Das schweigende Klassenzimmer
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1956, in Ungarn wurde gerade der Aufstand von den Sowjets niedergeschlagen. Eine Abiturklasse der DDR beschließt spontan eine Schweigeminute einzulegen. Damit beginnt eine Geschichte die so wahr wie manchmal ...

1956, in Ungarn wurde gerade der Aufstand von den Sowjets niedergeschlagen. Eine Abiturklasse der DDR beschließt spontan eine Schweigeminute einzulegen. Damit beginnt eine Geschichte die so wahr wie manchmal auch traurig ist. Aus dieser Schweigeminute entsteht am Ende der Verdacht, dass das kapitalistische Ausland hier versucht hat die Jugend ideologisch zu vergiften und die DDR gezielt zu schwächen.

Dietrich Garstka erzählt seine Geschichte, die gleichzeitig auch die Geschichte seiner Klassenkameraden ist. Da die Klasse keinen Rädelsführer benennen will und kann, wird sie geschlossen vom Abitur ausgeschlossen. Daraufhin flüchtet der Großteil der Klasse in den Westen.


Diese Geschichte ist wahr, sie ist Dietrich Garstka und seinen Klassenkameraden so passiert. Das schlägt sich auch im Schreibstil nieder. Immer wieder werden diverse staatliche Protokolle zitiert was den Lesefluss gerade am Anfang ziemlich behindert. Trotzdem ist es spannend mitzuerleben, wie die Jugendlichen immer wieder drangsaliert, bedroht und ihre Familien beleidigt werden, bis es zum Ausschluss aus der Schule kommt. Die Flucht in den Westen ist durch die noch offenen Grenzen gerade im nahegelegenen Berlin noch relativ einfach möglich. erstaunt hat mich, dass die zurückgebliebenen Familien zwar Anfangs bedrängt wurden die Kinder zurück zu holen, aber ansonsten nicht viel gegen sie unternommen wurde. Das hat sich wohl erst nach dem Mauerbau deutlich verschärft.


Irritiert hat mich die Erzählperspektive. Es handelt sich zwar um einen Ich-Erzähler, der über sich selbst aber in der dritten Person berichtet. So kam es mir manchmal so vor als wäre der Erzähler ein unbenannter Mitschüler. Am Anfang habe ich es nicht wirklich durchblickt und habe mich mehrmals gefragt, ob es wohl mehr als einen Dietrich in der Klasse gegeben hat. Durch diese schwebende Perspektive kann Garstka auch über die Ereignisse berichten, die er selbst nicht erlebt hat, weil er schon im Westen war. Trotzdem hätte ich mir hier eine andere Lösung gewünscht, ich fand das recht verwirrend.


Obwohl ich mehr einen Roman statt einem Erlebnisbericht erwartet hatte, fand ich das Buch durchaus interessant, zeigt es doch, wie der unsicher Staatsapparat der DDR schon bei kleinsten Unregelmäßigkeiten war. Und wie dann mit Kanonen auf Spatzen geschossen wurde.

Für Geschichtsinteressierte sicher ein interessantes Buch.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Nett für zwischendurch

Zweimal heißt für immer
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Josies Vater hat einen schweren Schlaganfall und wird deshalb ins Krankenhaus eingeliefert. Das ist der Grund, warum Josie nach 10 Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehrt.
Dieser den Rücken gekehrt hatte ...

Josies Vater hat einen schweren Schlaganfall und wird deshalb ins Krankenhaus eingeliefert. Das ist der Grund, warum Josie nach 10 Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehrt.
Dieser den Rücken gekehrt hatte sie, als nach einer schwierigen Kindheit und einem Schicksalsschlag auch die Zukunft plötzlich nicht mehr so aussah, wie Josie sie sich das vorgestellt hatte.
Zu dieser Zukunft gehörte auch Ethan, der nun den Freizeitpark ihres Vaters alleine leiten muss. Josie hat nun die Gelegenheit herauszufinden, ob es nicht doch noch eine Zukunft fürsie in ihrer Heimat gibt.
Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten hinein zu kommen, da die Hintergründe nur langsam in Rückblenden aufgedeckt werden. Deshalb war das Verhalten der Protagonisten teilweise nur schwer nachzuvollziehen.
Das hat sich aber im Laufe des Buches wieder gegeben und dann hatte ich viel Spaß daran. Weitere Bücher der Autorin würde ich durchaus auch lesen wollen. Da es wohl der Auftakt einer Serie ist, werden wir dann hoffentlich auch alte Bekannte wieder treffen.
Alles in allem ist es ein schönes und unterhaltsames Buch. Herzlichen Dank an NetGalley und den Verlag, dass ich es lesen durfte.

Veröffentlicht am 31.12.2023

hat mich nicht erreicht

»Scharfsinnig wie ein Adler und mutig wie ein Löwe«
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Andrea Brill trägt in diesem Buch die Lebensgeschichten von 10 außergewöhnlichen Frauen zusammen. Angelika Kauffmann, Clara Schuhmann, George Sand, Lou Andreas-Salomé, Else von Jaffé-Richthofen, Golda ...

Andrea Brill trägt in diesem Buch die Lebensgeschichten von 10 außergewöhnlichen Frauen zusammen. Angelika Kauffmann, Clara Schuhmann, George Sand, Lou Andreas-Salomé, Else von Jaffé-Richthofen, Golda Meir, Coco Chanel, Anna Mahler, Genia Averbuch und Zaha Hadid sind alles Frauen, deren Biografien nicht den gewöhnlichen Weg zeichnet. Was diese Frauen eint ist, Dass sie ihren eigenen Weg gegangen sind, egal was die Gesellschaft von ihnen erwartete.

Ich muss sagen, ich hatte so meine Probleme mit dem Buch. Einerseits wollte ich gerne etwas über diese Frauen erfahren, um mich dann auch vielleicht im Nachhinein noch weiter und intensiver mit ihnen zu beschäftigen. Andererseits hat es die Autorin leider nicht geschafft mir diese Frauen auch nahe zu bringen. Die Lebensläufe, die erzählt werden sind für mich nicht lebendig geworden.

Daher war das Buch eher nichts für mich, auch wenn es sicher interessante Fakten über ungewöhnliche Frauen birgt.

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Veröffentlicht am 27.07.2023

Familiengeheimnis

Die Töchter der Kornmühle
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Rena und Viktoria haben sich schon lange zerstritten,. Während Rena die Mühle der Familie erhalten hat, ist Viktoria in die Welt hinaus gezogen. Als nun die Mutter schwer erkrankt, ruft sie die Schwestern ...

Rena und Viktoria haben sich schon lange zerstritten,. Während Rena die Mühle der Familie erhalten hat, ist Viktoria in die Welt hinaus gezogen. Als nun die Mutter schwer erkrankt, ruft sie die Schwestern zusammen um ihnen ein großes Familiengeheimnis anzuvertrauen, dass wie ein Schatten die Jahre über der Familie hing.

Regine Kölpin schildert hier wieder eine norddeutsche Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen erzählt ist. Einmal verfolgen wir die Enthüllungen Hilkas in der Gegenwart und die Probleme mit der Mühle, die Rena und ihre Tochter Charlotte schwer belasten.

In der Vergangenheit begleiten wir Hilka und ihren Mann Tjade durch den zweiten Weltkrieg und die allererste Nachkriegszeit.

Ich fand das Setting sehr schön und auch die Beschreibungen der Landschaft und der Geschehnisse haben bei mir das Kopfkino laufen lassen. Allerdings muss ich sagen, dass ich weder mit Hilka noch mit Rena oder Viktoria warm geworden bin. Hilka ist extrem stur und eigensinnig, alle müssen nach ihrer Pfeife tanzen. Rena und Viktoria benehmen sich immer wieder wie zankende Teenager und gerade Rena neigt zu ziemlichen Selbstmitleid und wirkt dabei oftmals wie ein weinerliches Kleinkind. In Anbetracht dessen dass sie als auch ihre Schwester die siebzig bereits hinter sich gelassen haben, fand ich das sehr unpassend und anstrengend.

Von daher lege ich das Buch jetzt mit gemischten Gefühlen weg. Die Familiengeschichte fand ich spannend und gut aufgebaut, die Charaktere zwischendrin ganz furchtbar nervig. Von daher von meiner Seite ein eher gemischtes Fazit.

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Veröffentlicht am 17.06.2023

nicht so meins

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
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Selma Lagerlöf ist vielen wohl ein Begriff als die Autorin von Nils Holgerson. Sie war aber auch die erste Frau, die den Literaturnobelpreis gewonnen hat und sie führte ein eher ungewöhnliches Leben für ...

Selma Lagerlöf ist vielen wohl ein Begriff als die Autorin von Nils Holgerson. Sie war aber auch die erste Frau, die den Literaturnobelpreis gewonnen hat und sie führte ein eher ungewöhnliches Leben für ihre Zeit.

Leider hat mich das Buch überhaupt nicht erreicht. Ich fand das Thema und die Person Selma Lagerlöf durchaus spannend, aber auch nach über 30 % konnte ich weder zu ihr, noch zu ihren Freundinnen, einen Draht aufbauen. Die zitierten Originalbriefe und Textstellen aus ihren Werken haben mich dann meist noch zusätzlich aus dem Lesefluss geworfen, so dass es mir am Ende einfach zu schwer fiel mich weiter durchzubeißen.

Für mich war das also eher nichts, aber das Buch ist auf jeden Fall gut recherchiert und bringt das Leben einer wirklich ungewöhnlichen Frau nahe, die ein Leben gelebt hat, dass für ihre Zeit sehr ungewöhnlich war.

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