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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2018

Allgäukrimi mit viel hintergründigem Humor

Spritztour
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Kommissar Eike Hansen und Rechtsmedizinerin Resi Meyer wollen einen Ausflug auf den Tegelberg machen – und prompt haben sie wieder einen Mord zum Aufklären: Während der Fahrt nach oben stirbt ein Mann ...

Kommissar Eike Hansen und Rechtsmedizinerin Resi Meyer wollen einen Ausflug auf den Tegelberg machen – und prompt haben sie wieder einen Mord zum Aufklären: Während der Fahrt nach oben stirbt ein Mann in der Kabine. Schnell ist klar, dass es sich um Mord handelt. Wer aber hat dem Mann eine Spritze mit Gift verpasst, warum soll sich die Kemptener Kripo raushalten, warum schaltet sich stattdessen das BKA ein? Mit einem Trick versuchen die Kemptener Kollegen, doch noch am Ball zu bleiben. Was steckt nur hinter diesem Mord?

Dies ist bereits der sechste Allgäukrimi um den „reigschmeckten“ Kommissar Hansen und seiner Verlobten Resi, in dem sie mit viel Lokalkolorit einen kniffligen Fall zu lösen haben. Mit viel hintergründigem Humor lässt Autor Jürgen Seibold seine Protagonisten agieren, wirft Rätsel auf, schickt den Leser auf falsche Fährten – und alles mit einem Augenzwinkern, das mir immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht oder gar einen lauten Lacher entlockt hat. Und auch wenn da jemand den perfekten Mord inszenieren wollte, sollte er sich doch sehr in Acht nehmen vor Kommissar Hansen! Neben dem eigentlichen Fall schillert das Leben des Kommissars mit dem eifersüchtigen Kater Ignaz, einer verschnupften Verlobten und einer neugierigen Vermieterin sowie dem Rätsel um seinen Vater und überhaupt so mancherlei besonders originellen Figuren. Dem Autor gelingt dabei das Kunststück, seine Protagonisten sowohl auf die Schippe und gleichzeitig total ernst zu nehmen. Das zu lesen ist einfach spannend und erheiternd und rundum gelungen.

Für mich war es die erste Begegnung mit dieser Krimireihe, sie hat mich nun endgültig neugierig gemacht auf die vorherigen Bände - und klar bin ich schon auf die Fortsetzung neugierig. Meine Empfehlung: Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 20.02.2018

Unheimliche Vorkommnisse im düsteren Herrenhaus

Die Spiegel von Kettlewood Hall
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Iris wächst auf in äußerst ärmlichen Umständen in Leeds Ende des 19. Jahrhunderts. Sie muss hart arbeiten, trotz ihrer erst 14 Jahre, umso mehr, als ihre Mutter vor kurzem gestorben ist. Iris‘ einziges ...

Iris wächst auf in äußerst ärmlichen Umständen in Leeds Ende des 19. Jahrhunderts. Sie muss hart arbeiten, trotz ihrer erst 14 Jahre, umso mehr, als ihre Mutter vor kurzem gestorben ist. Iris‘ einziges Erbe ist eine Schachfigur und der Namen des Herrenhauses, aus dem diese Spielfigur stammt. Mit Hilfe ihres Lehrers findet Iris heraus, wo Kettlewood Hall liegt, und reist dorthin, weil sie ihren Vater dort vermutet. Im Herrenhaus wird sie empfangen wie ein verlorenes Familienmitglied, die Schachfigur darf an den Platz zurück, der ihr seit 14 Jahren zusteht. Doch als Iris in dieses Schachspiel einsteigt, ahnt sie noch nicht, was sie damit in Gang gesetzt hat – und schon bald ist sie in einem Spiel um Tod und Leben…

Die Geschichte beginnt wie ein historischer Roman, der Ende des 19. Jahrhunderts spielt, das mühevolle Leben der Arbeiterkinder ist sehr realistisch dargestellt. Die Autorin Maja Ilisch versteht es, den Leser in die damalige Zeit hinein zu versetzen, ihre Recherchen zu den damaligen Gegebenheiten sind äußerst akribisch. Nach und nach kommen dann aber die mystischen Faktoren ins Spiel, erst nur allmählich, dann aber mit Riesenschritten, und schon ist der Leser genauso wie Iris am Rätseln, was in Kettlewood Hall vorgeht. Wer ist ihr freundlich gesonnen, von wem kann sie Hilfe erwarten? Iris wächst an den Aufgaben, die das Haus und die Familie für sie bereithält. Die Auflösung ist, nach einigen überraschenden Wendungen, äußerst überraschend, ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet. Die Verbindung von historischen Gegebenheiten, mystischen Elementen und einer äußerst spannenden Geschichte finde ich äußerst gelungen. Das Buch selbst wollte ich gar nicht aus der Hand legen, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Von mir gibt es begeisterte fünf von fünf Sternen sowie eine unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.02.2018

Rasant und fesselnd

Schlüssel 17
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Tom Babylon vom LKA Berlin wird zu einem Fall gerufen, der ihn bald mehr beschäftigt, als er zugibt: Die Dompfarrerin Brigitte Riss wird ermordet aufgefunden, aufgehängt in der Kuppel des Doms, bei ihr ...

Tom Babylon vom LKA Berlin wird zu einem Fall gerufen, der ihn bald mehr beschäftigt, als er zugibt: Die Dompfarrerin Brigitte Riss wird ermordet aufgefunden, aufgehängt in der Kuppel des Doms, bei ihr ein Schlüssel mit der Zahl 17. Tom kennt Brigitte Riebe, deren Tochter war Teil seiner Clique aus seiner Jugendzeit, und ein Schlüssel mit der Zahl 17 spielte auch eine Rolle, als seine Schwester Viola verschwand. Tom ist immer noch auf der Suche nach Viola, und deshalb kniet er sich in diesen Fall, zusammen mit der Psychologin Sita Johanns, wobei er sich oftmals nicht an das vorgeschriebene Vorgehen hält, sondern immer wieder mal am Rand der Legalität tätig wird.

Marc Raabe hat sich inzwischen mit seinen Thrillern einen Namen gemacht. Mit dem Ermittlerpaar Babylon und Johanns hat er zwei ausgefallene, aber auch geniale Ermittler geschaffen, die sich gegenseitig bestens ergänzen, auch wenn sie das selbst anfangs nicht so sehen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind sie, mit ihrer jeweiligen Vergangenheit und ihrem Umgang damit. Lange lässt der Autor den Leser (und seine Ermittler) im Unklaren über die Bedeutung des Schlüssels, nur um dann eine umso gewaltigere Erklärung abzuliefern, die in einem furiosen Show-Down gipfelt. Der Spannung tut das während der gesamten Geschichte keinen Abbruch, im Gegenteil, die Seiten blättern sich fast von selbst weiter, so rastlos wie seine Protagonisten treibt auch der Leser durch die Erzählung hindurch. Doch nicht alle Handlungsfäden werden aufgelöst, es bleibt Stoff genug für eine Fortsetzung der Reihe, die sicherlich genauso rastlos und fesselnd daherkommen wird.

Nachdem Marc Raabe es bereits mit seinem ersten Thriller geschafft hat, mir äußerst spannende Lesestunden zu bereiten, bin ich ein Fan seiner Bücher geblieben und wurde dabei kein einziges Mal enttäuscht. Ganz klar vergebe ich auch hier eindeutige 5 Sterne sowie eine Leseempfehlung an alle, die an einem rasanten, aber auch blutigen Thriller mit einer klug aufgebauten Auflösung und überraschenden Wendungen interessiert sind.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Den Platz in der Welt finden

Eine Insel zwischen Himmel und Meer
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Crow hat ihr junges Leben auf einer Insel verbracht, an die sie als neugeborener Säugling angespült wurde. Osh, der einzige Bewohner der Insel, hat sie bei sich aufgenommen, immer wieder unterstützt von ...

Crow hat ihr junges Leben auf einer Insel verbracht, an die sie als neugeborener Säugling angespült wurde. Osh, der einzige Bewohner der Insel, hat sie bei sich aufgenommen, immer wieder unterstützt von Miss Maggie von der Nachbarinsel. Crow möchte ihre Herkunft kennen, möchte wissen, wer sie als hilflosen Säugling liebevoll in ein anderes Leben geschickt hat. Osh und Miss Maggie unterstützen sie dabei, doch ihre Suche führt sie zu einem gefährlichen Abenteuer.

Crow begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln, ein Thema, das uns Menschen beschäftigt, vor allem, wenn diese Wurzeln unbekannt sind. Sehr schön dargestellt ist Crows eher ungestüme Ungeduld, mehr über sich zu erfahren, während andererseits Osh alle Brücken zu seiner Vergangenheit abgebrochen hat. Und beide finden dabei ihren Platz in der Welt. Während das Geheimnis um Crows Eltern doch recht schnell gelöst wurde, bildet die Suche nach (und der anschließende Umgang mit) dem Schatz, dem Erbe der Mutter, einen weiteren Schwerpunkt, der Gelegenheiten gibt für viele Abenteuer. Erst dann ist Crow fester Bestandteil der Inselgesellschaft.

Wunderschön gestaltet ist das Coverbild: Mit den beiden Inseln und dem Boot sowie der stilisierten Feder stimmt es auf den Inhalt des Buches ein. Genauso stimmungsvoll ist die Geschichte erzählt, eine Mischung aus märchenhaften Anteilen und sehr authentisch wirkenden realistischen Charakteren. Sehr gut zeigt sich Crows Geborgenheit in ihrer völlig unüblichen Pflegefamilie von Anfang an, verbunden mit ihrer Entwicklung hin zu dem Erwachsenen, der sie mal werden wird.
Berührend erzählt, vielschichtig angelegt, kommt mir die Geschichte selbst vor wie ein kleiner Schatz. Die Sprache ist der jugendlichen Crow angemessen, doch kommt sie gleichzeitig so poetisch daher, dass es eine Freude ist, sich auf diese Erzählung einzulassen. Gerne empfehle ich diese Geschichte weiter, nicht nur an Jugendliche, sondern auch an Erwachsene.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Spannende Mischung aus Fiktion und Fakten

Zona Rossa
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Nach dem Erdbeben in den Abruzzen 2009 ist die Stadt L’Aquila zerstört, die Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Die Versprechungen der Politik sind groß, doch bei den Bewohnern der Stadt herrscht ...

Nach dem Erdbeben in den Abruzzen 2009 ist die Stadt L’Aquila zerstört, die Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Die Versprechungen der Politik sind groß, doch bei den Bewohnern der Stadt herrscht Ungewissheit über die Zukunft vor. Der Wiederaufbau liegt noch in weitester Ferne, an eine Rückkehr ist nicht zu denken. Provisorische Wohnungen sollen erbaut werden, in die die Menschen einziehen können.

Unter diesen Umständen kämpft Viola um das Leben ihres elfjährigen Sohnes, der nach dem Erdbeben im Koma liegt, und trauert gleichzeitig um den Rest ihrer Familie, ihren Ehemann und ihre Tochter. Da erfährt sie, dass ihr Mann einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur war. Viola beginnt nachzuforschen, was das sein könnte, und kommt zusammen mit einigen ihrer Bekannten zu der Erkenntnis, dass einige Firmen beim Bau der Häuser minderwertige Baumaterialien verwendet haben und sich dabei eine goldene Nase verdient haben, unterstützt von der Mafia. Bei ihren Recherchen geraten Viola und einige ihrer Freunde in Lebensgefahr…

Die Autorin Sara More beschreibt mit „Zona Rossa – Gefahr für L’Aquila“ eine Geschichte, die sowohl mit erfundenen Protagonisten arbeitet, aber auch viele der zusammengetragenen Fakten einarbeitet. Die Fakten sind kursiv in die Erzählung eingebettet – und ehrlich, wenn diese nicht dabei wären, hätte ich die Geschichte für völlig überzogen gehalten. Doch diese Geschichte baut auf den tatsächlichen Vorkommnissen auf – es ist kaum zu fassen, was alles schief gelaufen ist. Diese Mischung aus Fakten und Fiktion ist jedoch äußerst spannend und macht für mich den besonderen Reiz des Buches auf. Das Ende des Buches ist recht offen gehalten, so dass man auf eine Fortsetzung der Geschichte hoffen darf.

Mit diesem Buch ist es der Autorin gelungen, mein Interesse für die Geschehnisse in L’Aquila erneut zu wecken und zu verfolgen, wie es dort weitergeht. Die Unterlegung der fiktiven Geschichte mit Fakten geht unter die Haut, manchmal musste ich einfach nur noch den Kopf schütteln. Möge das Buch auch weitere Leser betroffen und neugierig machen! Deshalb spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe alle nur möglichen Sterne.