Ungewöhnliches Para-Märchen, über eine unsterbliche Liebe
Eine Liebe ohne WinterVorher:
Evie Snow ist eine Künstlerin auch reichen, behüteten Hause. Ihr Werdegang wurde von ihrer strengen, kaltherzigen Mutter bereits vorgegeben. So soll Evie eines Tages den Sohn einer Freundin ihrer ...
Vorher:
Evie Snow ist eine Künstlerin auch reichen, behüteten Hause. Ihr Werdegang wurde von ihrer strengen, kaltherzigen Mutter bereits vorgegeben. So soll Evie eines Tages den Sohn einer Freundin ihrer Mutter, Jim, heiraten und fortan nur für ihren Mann und zukünftige Kinder da sein. Evie gelingt es allerdings ihrer Mutter eine Gnadenfrist abzuringen. In dieser will sie ihre Chance nutzen, einem Job nachgehen und eine eigene Wohnung beziehen. Evies Mutter stimmt zu, allerdings nur unter der Bedingung, dass Evie innerhalb kürzester Zeit einen Job in der Tasche hat, was der jungen Frau auch gelingt.
Eines Tages begegnet Evie dem Straßenmusiker Vincent, von dem sie gleich fasziniert ist. Beide haben kurze Zeit später ein Date miteinander und sie verlieben sich schließlich. Evie will Vincent unbedingt unterstützen, da sie ihn musisch für sehr begabt hält. Doch als ein Freund von Vincent eines Tages ebenfalls Unterstützung von dem Paar benötigt, kommt es anschließend zu einem Fiasko. Evie verliert daraufhin ihren Job und auch ihre Mutter bekommt Wind von der Sache. Schneller als ihr lieb ist, soll sie zurückkehren in den Schoß der Familie und Jim heiraten. Doch Evie liebt doch Vincent!
Nachher:
Evie ist im hohen Alter verstorben und findet sich plötzlich in einer Art Zwischenstation zwischen Himmel und Hölle wieder. Da es scheinbar noch einige ungelöste Geheimnisse gibt, muss Evie zunächst einige Aufgaben erfüllen, die magischer nicht sein könnten, bis sie in ihren persönlichen Himmel gelangt. Das bedeutet aber zuvor auch ein Wiedersehen mit dem freundlichen Nachbarn, der bereits viele Jahre vor ihr gehen musste und der ihr nun eine Art Wegweiser ist im Vorjenseits, das aussieht, wie das Haus, in dem Evie eine kurze Zeit zur Miete wohnte und in dem sie und Vincent so glücklich waren. Wird es Evie gelingen, alle Aufgaben zu lösen?
„Eine Liebe ohne Winter“, von Carrie Hope Fletcher, sprach mich vor allem an, wegen des wunderschön gestalteten Buchcovers, das ein echter Blickfang ist. Auch der Klappentext ließ auf eine für mich eine interessante Geschichte hoffen, allerdings ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich es hier mit einem Para- Märchen zu tun bekommen würde.
Normalerweise bin ich solchen Geschichten nicht so wirklich gegenüber aufgeschlossen; Ausnahme Reinkarnationsromane, doch habe ich versucht, dennoch neutral bei meiner Bewertung zu sein, selbst wenn der Roman meinen persönlichen Lesernerv nicht zu treffen vermochte.
Die Autorin hat einen eingängigen Schreibstil und an sich, war ihre Romanidee auch erfrischend anders geraten, doch es war die Umsetzung, die mir leider nicht gefallen hat.
Ich fand es zum Beispiel irritierend, dass sich die Romanheldin, während sie noch jung ist und auf Erden weilt, benimmt, wie eine Frau unserer Zeit, was auch für Vincent gilt. Was aber eigentlich nicht sein kann, wenn man bedenkt, dass Evie mit über achtzig Jahren verstorben ist. Auch die Umgangssprache, vermittelt eher den Anschein, als würde sich ein Paar aus unserer Zeitepoche miteinander unterhalten. Ebenfalls seltsam fand ich es, dass Evie einerseits von ihrer Mutter praktisch im Hause gefangen gehalten wurde, keinerlei Freiheiten genießen durfte, doch dann lässt sich die Mutter tatsächlich darauf ein, Evie eine Auszeit zu geben, in der sie einem Job nachgehen und eine eigene Wohnung beziehen darf?
Überhaupt passte das Verhalten von Evies Mutter nicht so wirklich zu einer Frau der damaligen Generation. Sicher, Frauen hatten da noch mit gewissen Einschränkungen zu kämpfen, doch nicht in dem Maße, wie Evie! Diese Punkte hätte die Autorin meiner Meinung nach etwas besser durchdenken sollen.
Die Dialoge zwischen Evie und Vincent mochte ich dagegen sehr; doch witzigerweise war es eigentlich Jim, Evies Verlobter, der alles für die Frau tut, die er liebt und den ich letztendlich mehr in mein Leserherz schließen konnte, als Vincent oder Evie. Sicher, das Heldenpaar ist sympathisch gestrickt, doch den gewissen Tiefgang hatte, wenn ich ehrlich bin, eher Jim.
Evies Vorjenseits fand ich interessant beschrieben und ich glaube ganz fest, dass Leser, die einen Hang zu märchenhaften Para-Storys haben, hier absolut auf ihre Kosten kommen werden. Mir jedoch war es einfach zuviel „Übersinnliches“. Dennoch, Evies Nachbar ist ein toller Charakter, der den übersinnlichen Romanpassagen, seine ganz besondere Fußnote verleiht. Über das Ende möchte ich nicht viel verraten. Die einen werden es lieben, die anderen werden sich verwundert die Augen reiben. Mehr dazu möchte ich nicht verraten, sonst müsste ich spoilern. Nur so viel. Ich hätte mir gewünscht, dass Jim auch einen Anteil daran gehabt hätte.