Spritzig, aber dann ...
Most Wanted BillionaireZwei Irrtümer in einem Buch: 1. Hinter einem austauschbaren, beliebigen Titel kann sich eine tolle Geschichte verbergen. 2. Eine tolle Geschichte ist nur so lange gut, bis die Figuren zusammen kommen. ...
Zwei Irrtümer in einem Buch: 1. Hinter einem austauschbaren, beliebigen Titel kann sich eine tolle Geschichte verbergen. 2. Eine tolle Geschichte ist nur so lange gut, bis die Figuren zusammen kommen. Danach fährt die Story unaufhaltsam auf den Klischeegraben zu.
Inhalt
Unsere weibliche Hauptfigur ist super qualifiziert, arbeitet aber unterfordert bei einem Chemie-Unternehmen. Der Clou: Sollte sie es schaffen, einen Monat zu überstehen, gibt es zusätzlich zum Gehalt einen Bonus! Und unsere Prota kann das Geld gebrauchen, weil ihr ein Mann das Leben und vor allem die Finanzen ruiniert hat. Aber alles läuft schief, bis ihr der Firmen-Chef einen Weckdienst sucht - und ihm die Prota versehentlich die Meinung sagt. Mann, welcher die Nase voll hat von untergebenen Schoßhündinnen, findet das toll und so entspinnt sich ein Wechselspiel, das erst bei der Auflösung an Dynamik verliert.
Was hat mir gut gefallen?
Die Dramaturgie: Die Autorin schafft es die Figur auf mehreren Ebenen spielen zu lassen - im Job ist sie die selbtbewusste Frau, die auf Anweisung ihrer Chefin die Unterwürfige spielen muss. Am Telefon muss sie wiederum sehr taff sein, was ihr nicht leicht fällt. Ein zusätzlicher Konflikt entspinntlich, als auch die Chefin eigene Interessen offenbahrt.
Ich fand die Stellen sehr dynamisch, witzig, spannend. Ich hatte großen Spaß.
Das Kräftegleichgewicht: Im Buch ist es oft der Mann, der die Beziehung will, die Frau lehnt aber ab. Das erzeugte viel Spannung.
Was hat mir nicht gut gefallen
Glaubwürdigkeit: Ich habe beiden Figuren ihre zentralen Motive nicht abgekauft. Das Problem der weiblichen Figur ist, dass sie Männern nicht mehr traut und eine Beziehung ablehnt, weil ihr Ex-Freund gemein war. Sie wirkt manchmal trotzig, was gut war. Aber ich sehe bei ihre keine Reaktionen, die ich mit Angst vor Beziehungen verbinde - das Gefühl, dass man nicht mehr denken, nicht mehr atmen kann. Dass plötzlich alle Gefühle tot sind und man nur noch aus der Situation flüchten will. Dass man simple Vorschläge sehr deutlich und nachdrücklich ablehnt, weil sie zuviel bedeuten könnten. Die Figur macht oft eines: sie redet. Sie redet viel und tötet das Thema.
Auch das zweite zentrale Thema, das Hobby der Figur, dient eigentich nur als Rahmen - wir erfahren sehr, sehr wenig darüber.
Bei der männlichen Hauptfigur fand ich es schade, dass zuwenig Chemie vorkommt. Es ist eine Sache der Abwägung, denn man will die Leser nicht langweilen, aber ... besonders am Ende wirkte er oft liebestoll. Das war sehr schade, weil ich sie anfangs mochte. Das Motiv der Figur war interessant und die Erklärungen nett, aber es war nicht intensiv genug.
Die Nebenfiguren: Abgesehen von der Chefin gibt es nur zwei interessante Nebenfiguren - die aber kaum erwähnt werden. Eine ist sogar so austauschbar, dass ich ihren Namen vergessen habe.
Zeitraffung: Ab der zweiten Hälfte rafft der Roman an vielen kleine Stellen, die ich nicht erwartet habe. Das wirkte oft nicht stimmig.
Fazit
Stark ist der Roman an den Stellen, an denen sich die Figurn reiben. Danach fehlten die Ideen und das Gefühl.